Freitag, Dezember 15, 2006

Wer ist katholisch - Wer nicht? - Zum Zweiten

Christus hat Seine Kirche auf (den Apostel) Petrus als sichtbare, lebendige Person gegründet und nicht auf ein (sein) Bekenntnis: "Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will Ich Meine Kirche gründen (bzw. aufbauen), und Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreiches geben." (Tu es Petrus et super hanc petram aedificabo ecclesiam meam et tibi dabo claves regis coelorum.) (Jo 1,42) Simon Bar Jonas = Simon, Sohn des Jonas, Bruder des Andreas, Fischer aus Bethsaida, wurde von Jesus "Petrus", bzw. "Kephas", d.h. "Stein", "Felsen" genannt, weil er ihn zum Grundstein, zum Fundament der Kirche setzte, weil Er ihn als menschliche Person zu Seinem Stellvertreter berief in der Hirtenaufgabe über Seine Schafe, zum Hohenpriester mit umfassender Binde- und Lösegewalt, mit Voll-Macht: "ALLES, was du auf Erden binden/lösen wirst, wird auch im Himmel gebunden/gelöst sein"! (Mt 16,18f.) "Stärke deine Brüder!" (Lk 22,32) "Weide Meine Lämmer... Meine Schafe!" (Jo 21,15 f.) Und ihm wurde damit der Leitungs- oder Regierungsvorrang (der Primat) über die ganze Kirche Gottes von Christus dem Herrn unmittelbar und direkt verheißen und übertragen. Unter den Zwölfen wurde also Einer erwählt, damit alle ein Haupt haben und so aller Anlaß zur Spaltung behoben sei.
R.H. Benson schrieb in seinen "Bekenntnisse eines Konvertiten": "Der Anspruch Petri bedarf keines Schürfens (in der Heiligen Schrift); wie ein funkelnder Diamant liegt er vor uns, sobald wir uns einmal den Staub antikatholischer Voreingenommenheit aus den Augen gerieben haben... Ich fand im ganzen 29 Stellen in der Heiligen Schrift, später noch einige mehr, aus denen der Vorrang Petri jedenfalls hervorging, und ich entdeckte nicht eine, die dem Auftrag entgegengestanden hätte oder mit ihm unvereinbar gewesen wäre."

Die Peterskirche in ihrem abgebrochenen Zustand

"Als ich die Peterskirche in ihrem abgebrochenen Zustande sah und wie so viele Geistliche auch an dem Werk der Zerstörung arbeiteten, ohne daß es einer vor dem andern öffentlich wollte getan haben, da empfand ich solche Betrübnis darüber, daß ich heftig zu Jesus schrie, Er solle sich erbarmen. Und ich sah meinen himmlischen Bräutigam vor mir, wie einen Jüngling, und Er sprach lange mit mir. Er sagte auch, dieses Wegtragen der Kirche bedeute, daß sie scheinbar ganz sinken werde; daß sie aber auf diesen Trägern (den 12 neuen Aposteln) ruhe und aus ihnen wieder hervorgehen werde; wenn auch nur ein katholischer Christ noch übrig sei, könne die Kirche wieder siegen."

Anna Katharina Emmerich, Pater C.E. Schmöger, C.ss.R., 1870, Band III, Seite 511

PS: Interessant ist, und es paßt sehr gut, gerade heute, am Todestag, bzw. Tag ihres Eingangs in den Himmel (15.12.1904) der hochbegnadeten Mélanie Calvat darauf hinzuweisen, daß auch in den Aufzeichnungen der Seherin von La Salette bezüglich der Regel für Töchter und Söhne des von der Heiligsten Jungfrau für die Zukunft verheißenen neuen "Ordens der Mutter Gottes" die Rede von "neuen Aposteln" ist!

Montag, Dezember 04, 2006

Wer ist katholisch? Wer nicht? - Zum Ersten

KATHOLISCH ist, wer JESUS CHRISTUS als Mensch und GOTT bekennt, Ihn als (einzigen, alleinigen) Retter und Erlöser annimmt und ALLE Seine Gebote und Lehren ohne Einschränkungen (nach Maßgabe seiner Fähigkeiten) hält. Seine Gebote und Lehren sind in der Heiligen Schrift festgehalten oder dort grundgelegt. Aber die Bibel enthält nicht das ganze (explizite) WORT Gottes.
Joh 16,12-15: "Noch VIELES habe Ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht (er)tragen. Wenn aber Jener kommt, DER GEIST DER WAHRHEIT (der Heilige Geist), wird Er EUCH in die GANZE Wahrheit führen. Denn Er wird nicht aus Sich selbst heraus reden, sondern Er wird sagen, was Er hört, und euch verkünden, was kommen wird. Er wird Mich verherrlichen; denn Er wird von dem, was Mein ist, nehmen und es euch verkünden. Alles, was der Vater hat, ist Mein; darum habe Ich gesagt: Er nimmt von dem, was Mein ist und wird es euch verkünden."
Wer also die GANZE Wahrheit, bzw. ALLE Wahrheit aus den Heiligen Schriften ALLEIN erkennen wollte, wäre nicht katholisch. Mt 28, 19-20: "Darum gehet hin und LEHRET alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Und LEHRET sie halten alles, was Ich euch geboten habe. Und siehe, Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt".
Wer nun nicht auf diejenigen hört, die Christus zu Seinen Lehrern und Gesandten gemacht hat, der kann sich nicht katholisch nennen. Der Heilige Geist, also die dritte Person in der Heiligsten Dreifaltigkeit, der also "von dem nimmt, was Christi ist", was nach Seiner Auferstehung und Himmelfahrt Seine Erwählten erst noch "in die GANZE Wahrheit einführt", vollendet folglich das Werk des HERRN im Laufe der Heilszeit(en), in der Zeit nach Christi Wandel auf Erden, in der Zeit, "die kommen wird". Die Kirche Christi wird mithin "bis ans Ende der Welt" "in die GANZE (explizite) Wahrheit geführt". Wer deshalb die vom Heiligen Geist zu Aposteln und Hirten Bestimmten und Eingesetzten ablehnt, kann sich nicht katholisch nennen.

Samstag, November 04, 2006

Gehorsam in der Kirche

Wer an einen lebendigen Gott als Schöpfer und Herrn des Lebens glaubt und mit ihm in Einklang sein will, kann sich nicht gegen seinen Willen stellen und darf seinen Absichten nicht entgegenwirken oder gleichgültig gegenüberstehen.
Es ist das Gott zugeschriebene Wesen, daß er aus sich selbst ist, unabhängig, allmächtig, "totalitär", wie man heute zu sagen beliebt. Wer nicht mit ihm ist, ist gegen ihn.
Von daher leitet die Theologie alles Recht ab und alle Teilhabe daran. Wie die Kirche hierarchisch aufgebaut ist, so scheint es die ganze Schöpfungsordnung zu sein.
Ein solches "System" erfordert als tragendes Prinzip den Gehorsam. Ohne Norm und Gehorsam (sei es auch erzwungenem) ist das Zusammenleben der Menschen nicht denkbar. So ist es erst recht in der Kirche, daher wird von den Gläubigen williger Gehorsam geleistet, der auf Gott als der höchsten Autorität hingeordnet ist. Ungehorsam gegen Gottes Willen und Hinderung seiner Absichten bedeuten Trennung von Gott.
Was ist nun Gottes Wille, welche sind seine Absichten mit uns Menschen? Aus dem Dekalog, aus den Vaterunserbitten und aus dem Liebesgebot läßt sich leicht erkennen: Gott will von uns erkannt und geliebt sein. Mit der Offenbarung seiner Gebote erhielten wir unabänderliche Richtlinien für unsere Beziehungen zu ihm und zu den Mitmenschen.
Aus dem Heilsplan Gottes erkennen wir seine Absichten mit uns Menschen. Das ewige Wort ist Fleisch geworden zu unserem Heil, für die Rettung unserer Seelen. Welch unerhörter Preis für unsere Seligkeit! Ganz klar ergibt sich: Gott setzt alles daran, unsere Seelen zu retten.
Es geht also um die Verherrlichung Gottes und um die Rettung der Seelen. Dies ist der einfachste Nenner, das A und das 0, Gottes Wille und Plan. Alles was dem entgegensteht, muß von Gott wegführen.
Alle großen Dinge sind einfach. Einfach ist es sogar für den Geringsten unter uns, zu erkennen, was die Ehre Gottes mehrt und dem Heil der Seelen dient, oder was diesem abträglich ist. Das Gewissen sagt es uns.
Wir haben gehört, das Gewissen sei die Stimme Gottes und wir würden einst danach gerichtet werden, wie wir unserem Gewissen gefolgt seien. Die Kirche hat das Gewissen allezeit höher gewertet als den Gehorsam, wobei sogar festgehalten wurde: nicht das Austreten aus der Kirche, sondern das Verbleiben in ihr wäre Sünde, sobald jemand im Gewissen zur Überzeugung käme, dies sei nicht die wahre Kirche Christi. Auch die Regel des hl. Franziskus stellt das Gewissen über den Gehorsam.
Verherrlichung Gottes und Rettung der Seelen haben wir als Gottes Wille und Plan erkannt. Kann nun etwas von Gott (oder seiner wahren Kirche) sein, was die Verherrlichung Gottes mindert oder dem Seelenheil abträglich ist? Undenkbar! Solches kann nur vom Menschen mit seiner Fleischeslust und Hoffart oder vom Widersacher kommen.
Wenn wir uns auch nicht in allen theologischen Dingen ein rechtes Urteil zutrauen dürfen und daher Zurückhaltung üben wollen, so können wir uns doch den einfachen Entscheidungen, die jeder Verstand treffen kann und treffen muß, nicht entziehen, wo es für oder gegen Gott und sein Gebot, für oder gegen Gottes Willen und Plan geht. Solche Entscheidungen müssen getroffen werden. Das Abschieben der Qual dieser Entscheidung und womöglich der Verantwortung auf andere, auf zuständige Amtsträger, auf Vorgesetzte und Obere, die Ausrede mit dem Gehorsam, sie retten nicht. "Wenn ein Blinder einen Blinden führt, fallen beide in die Grube." Harte Worte des Evangeliums. Wir werden also zusehen müssen, daß wir nicht "im Gehorsam" einem Blinden folgen und dann mit ihm in die Grube stürzen.
Oder ist etwa die kirchliche Obrigkeit unfehlbar und kann uns keine falschen Wege führen? Darauf scheinen sich nicht wenige zu verlassen und zu glauben, so könnte man sich die heute notwendig gewordene selbstverantwortliche Prüfung und Entscheidung ersparen. Gewiß ist die Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubens- und Sittenfragen zum Dogma erhoben worden und wir wollen daran nicht zweifeln. Alles andere aber ist menschlicher Irrtumsfähigkeit unterworfen. Die Kirchengeschichte belehrt uns darüber in geradezu schauerlicher Weise. Gottes Mühlen mahlen langsam. So auch wenn er seine Kirche korrigiert. Ein Papst wurde nach seinem Tode als Irrlehrer erklärt und exkommuniziert. Ein anderer hielt es mit den Arianern, welche nicht mehr an die Gottheit Christi glaubten. Ein treu gebliebener Bischof, der hl. Athanasius, Kirchenlehrer, wurde verbannt und seine Getreuen wurden aus den Kirchen ausgesperrt. Man denke an den Fall Galilei, an die Hexenverbrennungen und Folterungen usw. Konnten die Prälaten damals irren, warum sollten sie dann nicht auch heute irren können?!
Müssen wir uns nun auch den Irrtümern im Gehorsam fügen? Prof. G. May, Ordinarius für Kirchenrecht, schreibt: "Die Aurorität hat das göttliche und menschliche Recht ... zu beachten. Verletzt sie eines von beiden, so besteht grundsätzlich keine Pflicht, ihr zu gehorchen." Thomas von Aquin: "Mitunter aber sind die Befehle der Vorgesetzten gegen Gott. Darum darf man den Vorgesetzten nicht in allem gehorchen." Der hl. Robert Bellarmin: Wie jemand dem Papst Widerstand leisten darf, wenn er einen leiblich angreift, so auch wenn er die Seelen angreift oder den Staat in Verwirrung bringt, und noch mehr, wenn er die Kirche zu zerstören sucht. Ich sage, man darf ihm Widerstand leisten, indem man seine Befehle nicht vollzieht und indem man ihn an der Durchführung seines Willens hindert." Der hl. Antonius von Florenz: "Wenn jemand dem Gebot des Oberen aus einem gerechten Grund nicht nachkommt, so kann man von ihm nicht behaupten, er lehne sich auf."
Wir können gegen eine irrige Weisung eines Oberen Vorstellungen erheben, müssen ihr aber bei ihrer Aufrechterhaltung Gehorsam leisten, wenn sie nicht gegen göttliches oder menschliches Recht verstößt. Hier können wir wieder jene einfache Unterscheidung anwenden, in der unser Gewissen nicht versagen kann. Ist das, was die Kirchenoberen von uns verlangen oder erwarten, zur größeren Ehre Gottes und zum vermehrten Heil der Seelen oder mindert es diese? Dient es dazu, die Welt zu überwinden wie Jesus sie überwand, oder zielt es auf die Gewinnung der Welt ("Augenlust, Fleischeslust und Hoffart des Lebens") ab? Es ist selbstverständlich, daß wir eine Minderung der Ehre Gottes und eine Vernachlässigung des Seelenheils "im Gehorsam" nicht mitmachen können. Diese Prüfung dürfen wir - besonders heute - nicht unterlassen, und es muß eine genaue und strenge Prüfung sein, gerade so streng und genau wie einstens Gottes Gericht mit uns sein wird. Wir werden erkennen, was wir zu tun und zu lassen haben, und wo der verlangte Gehorsam aufhören muß, weil er sonst zur Untat würde, zur Auflehnung gegen Gott.
Ein kirchliches Amt schützt weder vor Irrtum noch vor menschlichen Schwächen. Auch eine Mehrheit bürgt nicht für den richtigen Weg und die Wahrheit. Ganz England wurde im 16. Jahrhundert geschlossen in Häresie und Schisma geführt. Desgleichen die nordischen Länder in den Protestantismus. Das war ein Werk der Hirten. Heute, da Irrlehren wie ein Pilzgeflecht den Leib der Kirche durchziehen und die Medien jede Manipulation ermöglichen, ist die Gefahr des falschen Weges, den man unbemerkt geführt wird, größer denn je. Modernisten und Liberalisten haben die Macht in die Hand bekommen, und die Kirche ist nicht mehr die, die sie war. Die früheren Todfeinde der Kirche bestätigen uns, daß eine Revolution in der Kirche stattgefunden habe, eine "kopernikanische" (d.i. weltbildverändernde) Revolution.
Bischof Graber in 'Athanasius'

Aus: «DAS ZEICHEN MARIENS», 21./22. Jahrgang, Nr. 10, Februar A.D. 1989, Seiten 7096 und 7107

Mittwoch, November 01, 2006

Die Askese - Der Weg zu Gott

"Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist". (Mt. 5, 48.)
In diesen Worten hat uns der Gottessohn Jesus Christus den Lebensweg gezeigt. Wir kommen von Gott und müssen zu Gott zurückkehren. Unser Leben ist also ein Weg zu Gott. "Du hast uns für dich geschaffen, o Herr, und unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir" (Hl. Aurelius Augustinus, Bischof und Kirchenlehrer, 354 bis 430), Conf. 1, 1). Mit unwiderstehlicher Gewalt zieht es unser Herz zu Gott. Aber wie müssen wir auf unserem Lebenswege wandern, damit dieser ein Weg zu Gott ist und damit wir am Ende der Laufbahn bei Gott, unserem Ziele, ankommen?

Die Aksese

Das Wort Askese kommt vom Griechischen und heißt durch Übung stählen, trainieren. Auf das Religiöse angewendet, ist die Askese die Kampfübung zur Erringung der christlichen Vollkommenheit. Wer die Askese aufrichtig übt, heißt Asket. Die Anleitung zur Askese ist die Asketik. Der Asket will ernsthaft auf dem rechten Wege mit Hilfe geeigneter Mittel die ungeregelten Leidenschaften und Neigungen als Hindernisse der Vollkommenheit durch Selbstbezwingung unterjochen, sich die nötigen Tugenden erwerben und so zur Vollkommenheit und Heiligkeit gelangen. Wer nach Vollkommenheit strebt, führt nicht nur den Kampf gegen die Sünde selbst, sondern auch gegen alles, was zur Sünde führt und die christliche Vollkommenheit hindert. Solche Hindernisse kommen von der eigenen durch die Erbsünde verdorbenen Natur, von der Welt und vom bösen Geist.
Die Asketik lehrt uns, was die Vollkommenheit oder Heiligkeit ist, sie erweckt das Verlangen darnach, führt auf dem Wege zu ihr, nennt die Heilmittel, beleuchtet die Hindernisse, leitet zu den nötigen Tugenden an und verkündet das Ziel und den Lohn.
Die Askese ist die praktische Ausführung der Asketik. Das Ziel der Askese ist Gott. Sie selbst ist der Weg zu Gott. Ihr Beweggrund ist die Liebe zu Gott. Folgerichtig geübt, führt sie zur Heiligkeit, in den Himmel, zu Gott.
Als Stand ist das asketische Leben im Ordensstand verkörpert.
Zu den besten Schriften zur Erlernung der Askese und zur Anregung zu ihr zählen: "Die Heilige Schrift"; "Das Leben Jesu", "Das Leben der Heiligen"; "Die Nachfolge Christi" von Gerhard Groote (1340-1384); "Philothea" vom heiligen Franz von Sales (1567-1622), Bischof und Kirchenlehrer; "Der geistliche Kampf" (vorgeblich) von Lorenz Scupoli (1530-1610); "Die geistlichen Übungen" oder geistlichen Exerzitien vom heiligen Ignatius von Loyola S.J. (1491-1556), und überhaupt die einschlägigen Schriften über Heilige, z.B. "Geschichte einer Seele" der heiligen Theresia vom Kinde Jesu, O.Carm. (1873-1897).
P. August Ackermann OSFS, Salesianum Fribourg, 1956

Donnerstag, September 14, 2006

Prüfet alles (auch das Neue)! - Das Gute (auch des Neuen) behaltet!

Der folgende Artikel ist erschienen im "Zeichen Mariens", 23. Jahrgang, Nr. 11, März 1990. Da gerade jetzt wieder Verhandlungen der Priesterbruderschaft St. Pius X. mit Papst Benedikt XVI. bezüglich einer "Versöhnung mit Rom" im Gange sind, mag es viele interessieren, welches meine Stellungnahme zur ganzen Problematik damals, also vor 16 Jahren, war.
Die katholischen sogenannten "Traditionalisten" oder "Integristen" gehören ganz allgemein zu denjenigen, die dem wahren Glauben am treuesten sind. Sie bekennen sich am mutigsten und selbstlosesten und unverbrüchlichsten zum ganzen, unverkürzten katholischen Glauben aller Zeiten, d.h. zur Tradition, zum Glaubenserbe, zum Depositum Fidei! Sie haben nicht nach (äußerlichen) Reformen gerufen. Vielmehr leiden sie darunter, weil diese Reformen in großem Ausmaß rein kosmetische und sogar entstellende sind. Innere, geistig-seelische Verbesserungen sind dabei ja fast durchwegs ausgeblieben, ja das Gegenteil ist eingetreten: das Niveau ist schrecklich gesunken! Gewiß, man kann nicht sagen, daß solches beabsichtigt war, jedenfalls nicht von der Kirchenleitung. Aber von Anfang an wollte man auch an höchster Stelle die (kompeteten) warnenden Stimmen nicht (mehr) ernst nehmen. Man hatte sich nun einmal in der Überzeugung fixiert, daß das katholische Haus einer Generalüberholung, einer umfassenden Außen-Renovation, einer Modernisierung bedürfe, und man ging ziemlich hastig und radikal ans Werk. Sobald die schon lange wartenden Handwerks- und Abbruchleute das Signal bekamen und wahrnahmen, zögerten sie keinen Augenblick mehr. Wie es mit unzähligen Kirchenbauten aus Stein und Holz ging, so geschah es mit dem geistigen Kathedralbau "Römisch-Katholische Kirche"! Unsachverständig, verächtlich oft, erbarmungslos mitunter wurde da Altes, Ehrwürdiges relegiert, entfernt, niedergerissen, "kurz- und kleingeschlagen" und auf den Schutt geworfen oder verbrannt. Wieviele Tränen der besten Gläubigen sind da geflossen, und wieviele sind in Hälsen würgend, in Herzen - sie (beinahe oder gänzlich) brechend - steckengeblieben!? Und an die Stelle des (gewachsenen) Alten, Ehrwürdigen, Stillen, Armen, Heiligen, kam (künstliches) Neues, Funkelndes, Prangendes, Protzendes.
Die "Traditionalisten" - übrigens eine ganz schlechte Bezeichnung für die Treugläubigen - haben dies nicht gewollt. Kein Heiliger der ganzen Heilsgeschichte hat jemals nach solchen Reformen gerufen. Aber das, was wir in unserer Kirche bis unmittelbar vor dem Konzil hatten, das waren Zeugnisse und Zeugen heiligen Glaubens und heiligmäßiger Gläubiger! Wenn ich an unsere - jetzt vielerorts verunstalteten, wenn nicht zweckentfremdeten oder gar zerstörten - Kapellen und Kirchlein und Kirchen und Dome und Kathedralen unserer Jugendzeit und der Zeit unserer Eltern und Großeltern denke und sie mit den konziliaren und postkonziliaren Gemeindezentren, Mehrzweckgebäuden und Versammlungshallen vergleiche, dann fährt mir ein eisiger Schauer durch Knochen und Mark! Schon allein an diesen Äußerlichkeiten erkennt man den Geist, sowohl den guten derer, die das einstmals verwirklichten, was wir heute -weil malträtiert oder mißbraucht, entfernt oder zerstört - betrauern, wie den schlechten derer, die das Moderne, Minderwertige eigenmächtig an seine Stelle setzten. Zum Glück gibt es auch heute noch die vielen erhaltengebliebenen materiellen Zeugen der Vergangenheit. Nur dank diesen aber sieht an so vielen Orten das, was die "Konzilskirche" heute tut, noch einigermaßen "katholisch" aus! Wäre manchenorts der katholische Raum, das katholische Gebäude, der katholische Rahmen (als Kleid, als Hülle oder Maske) nicht noch von früher her vorhanden, dann könnte kein von den Toten zurückkehrender Vorkonziliarer das Tun seiner heutigen "Glaubensbrüder" auf den ersten Blick als wahrhaft katholisches erkennen. Noch nicht überall, aber wohl an den meisten religiösen Stätten, ist von dem, was einst auf der ganzen Welt als der schönste, herrlichste, sublimste Kult galt, nicht mehr viel übriggeblieben! Und das ist das Werk einer Generation von Kirchenfürsten!
Und wenn ich an unsere ehemalige Organisationen, Vereine, Gesellschaften, Orden, Missionen denke, und sie mit dem Erbärmlichen, dem Ausgemergelten, dem Skelettösen vergleiche, was heute davon noch geblieben oder an ihre Stelle getreten ist, dann durchfährt ein stechender Schmerz mein ohnehin betrübtes und beinahe untröstliches Herz.
Wäre es nun nicht an der Zeit, Rom würde sich darauf besinnen, all die guten noch existierenden bewahrenden Kräfte zu unterstützen, statt sie zu verleugnen, zu verdrängen und sogar in die Abkapselung, in die Ein-Igelung zu treiben (und dann dort zu belassen)? Diejenigen, die (auch im Äußeren, Sinnfälligen) beim Alten, beim Allzeitigen, beim Immergewesenen bleiben wollen, können nicht im Fehler sein. Wenn Rom neue, bisher ungewohnte unvorstellbare Wege geht oder mitgeht, dann hat es (auch vor Gott) kein Recht, daß ihm alle blind oder vertrauensselig folgen. Der Mensch ist kein Herdentier (sollte es aufgrund Gottes Bestimmung und Berufung nicht sein!). Der gläubige Mensch kennt vor allem einen Hirten, und das ist JESUS CHRISTUS, das ist GOTT selbst. Jeder Gläubige hat das Recht, ja die Pflicht, Menschen, selbst religiösen Führern, selbst einem Papst, nicht zu folgen, wenn er (zurecht oder zu unrecht) die ehrliche Überzeugung hat, daß diese von dem abweichen, was JESUS, was GOTT will. Die Herde ist ihnen nicht (zum Besitz) ausgeliefert. Sie ist ihnen (als Verwaltungsgut) anvertraut! Und ihre Herden sind nicht Herden von vernunftlosen Tieren, sondern von vernunftbegabten, mit freiem Willen ausgerüsteten Menschen, von Seelen, von mitdenkenden, mitverantwortlichen, mitentscheidenden ewigen Geist-Wesen! Keine Seele kann sich vor Gott auf einen schlechten Hirten berufen, auf ihn die persönliche Schuld abwälzen, wenn sie verlorengeht oder (vielleicht für längere Zeit) ins Purgatorium muß, auch nicht auf einen (hohen, höchsten) Stellvertreter Christi!
In vielem von dem nun, was unsere Oberhirten (die Bischöfe) unter der Leitung, bzw. Nicht-Leitung des Vatikans, der Konzilspäpste, geändert haben, erblicken Treugläubige (schwere) Gefahren für ihren Glauben. Und deshalb haben sie vor Gott das Recht, sich entsprechend zu schützen. Oberstes Gebot für einen Christen ist ja, alles zu tun, den Glauben nicht zu gefährden, nicht aufs Spiel zu setzen. Und so folgt, daß wenn ein Gläubiger in seiner Pfarrei durch das moderne, modernistische Treiben seiner "Geistlichkeit" einer Neuinterpretation seines Glaubens ausgesetzt wäre, er das Recht und sogar die Pflicht hat, sich dieser Gefahr zu entziehen. Und daraus folgt wiederum, daß er das Recht und die Pflicht hat, sich mit seinen (von ihm als solche erkannten) wahren Glaubensbrüdern zusammenzutun und den Gottesdienst und das Glaubensleben so zu gestalten, wie er es vor Gott als richtig, als am besten erkennt, und nicht so, wie es eine neue Wege diktierende Kirchenführung will!
Wer also etwas Zentrales unserer heiligen Religion markant reformiert, bzw. deformiert, was allzeit gleiche Gestalt und gleichen Gehalt hatte, der hat keinen Anspruch auf Gefolgschaft, auch wenn er mit dem höchsten Führungsamt betraut ist. Die katholische Meßliturgie (das Herzstück unseres Glaubens) nun ist durch den ganzen von uns Heutigen einigermaßen einsehbaren verflossenen Zeitraum bis zum II. Vatikanum (bis auf Nebensächlichkeiten) stets gleich geblieben! Deshalb gibt es keine menschliche Autorität auf der ganzen Welt, die eine Legitimation hätte, die Gläubigen und die Seelsorger, die Laien und den Klerus, von dieser höchstgeheiligten göttlichen Liturgie zwangsweise abzubringen. Paul VI. hat einen kapitalen, katastrophalen Fehler begangen, hat sich objektiv schwer verfehlt, als er den Novus Ordo Missae zwingend vorschrieb. Sowenig wie er z.B. den (unierten!) Orthodoxen je hätte befehlen können, daß sie ihre jahrhundertealte Liturgie modernisieren, an den lateinischen Ritus anpassen oder gar (jetzt) gänzlich zugunsten des postkonziliaren aufgeben, sowenig kann ein Papst den Angehörigen des Lateinischen Ritus den neuen, in fast allem geänderten und modernisierten befehlen! Und Johannes Paul II. als sein Nachfolger, begeht denselben schlimmen, verhängnisvollen Fehler, wenn er weiterhin darauf besteht, daß alle sich diesem liturgischen Diktat zu beugen haben, (abgesehen von ein paar Ausnahmen auf der Grundlage von schäbigen "Indulten")! Solange er die alte, altehrwürdige, aufs höchste kanonisierte ("tridentinische") Opferliturgie nicht völlig freigibt und damit wieder zu der ihr gebührenden Anerkennung und Ehre und möglichen Bevorzugung bringt, besteht der vorhandene Widerstand der sogenannten Traditionalisten, in welcher (angemessenen, christenwürdigen) Form auch immer, auch derjenige der Sedisvakantisten, zurecht. Und GOTT duldet ihn nicht nur, sonern er SEGNET ihn, Er erhält ihn und vermehrt ihn, bis dem Papst, irgendeinem Papst einmal, die Augen aufgehen, was wir alle hoffen und warum wir alle BETEN!

Das war die eine Seite der Problematik. Die andere aber ist das Neue, wie es sich inzwischen konsolidiert und etabliert hat. Wie ist es zu werten? Wie haben wir uns ihm gegenüber zu verhalten? Auch darin herrscht für die meisten keine Klarheit. Ich möchte dieser Seite darum diesmal mehr Gewicht geben. Wie stehe ich persönlich zu den konziliaren und postkonziliaren offiziellen Reformen?
Nun, was meine Wenigkeit betrifft, ich "schlucke", ich akzeptiere sie, insofern sie anhand der traditionellen katholischen Lehre und Praxis theologisch und pastoral (einigermaßen) zu rechtfertigen sind. Es ist nach meiner persönlichen Überzeugung nicht alles Neue schlecht, einfach weil es neu, noch nie dagewesen ist. Und es ist demgemäß auch nicht alles Alte gut oder immer noch gut oder immer noch besser, nur weil es früher gang und gäbe war oder als unübertrefflich galt. Viel Gewesenes bedurfte einer Reform. Viel Zeitbedingtes konnte (mit Vorteil) und viel Anachronistisches mußte (um - auf die Länge - Schaden zu vermeiden) an die neuen Gegebenheiten angepaßt werden. Es war nicht verboten, eine Liturgie zu schaffen und anzubieten, die dem besonders Rechnung trägt, was den heutigen Menschen allgemein (mehrheitlich) besser anspricht. Die Kirchenführung hat fraglos das Recht, ja sogar die Pflicht vor Gott, "die dem Wechsel unterworfenen Einrichtungen den Notwendigkeiten unseres Zeitalters besser anzupassen, zu fördern, was immer zur Einheit aller, die an Christus glauben, beitragen kann, und zu stärken, was immer helfen kann, alle in den Schoß der Kirche zu rufen" und deshalb "sich um Erneuerung und Pflege der Liturgie zu sorgen." (Konstitution über die hl. Liturgie", II. Vatikanum Einleitung) Aber sie hat kein Recht, einen jahrhundertelang von ganzen Völkern und Generationen ununterbrochen bis in unsere Zeit hinein segensreichst praktizierten und noch dazu (in der lateinischen Ritus-Kirche) (sozusagen) exklusiv vorgeschriebenen, natürlich und übernatürlich gewachsenen Ritus durch ein päpstliches Dekret und Bischofskonferenz-Erlasse zu verbieten! Sie mag Priester und Volk dazu einladen, die Liturgie nach (erprobten!) approbierten neuen Formen zu vollziehen. Aber sie kann und darf die geheiligten alten Formen nicht außer Kraft setzen und nicht verbieten und die ihr treu Verbundenen nicht ächten, bzw. ächten lassen! Hätte sie so gehandelt: hätte sie es jedem (Priester wie Laien) freigestellt, am Neuen teilzunehmen und/oder am Alten, je nach seelischem Bedürfnis, dann wäre das nicht geschehen, was jetzt geschehen ist. Die Besten hätten keine Veranlassung gehabt, das Vertrauen in die Vorgesetzten zu verlieren und das Neue zu beargwöhnen und sogar zu verurteilen. Da man das Neue zwangsweise an die Stelle des Alten gesetzt hat, war es vielen allein deswegen schon verdächtig. Einheit aber erwächst nicht aus Einheitlichkeit, aus Uniformität, aus Gleichschaltung. Einheit erwächst aus Geistes-Weite und Geistes-Tiefe, aus (gegenseitiger) Achtung alles Positiven!
Aber ist dies Neue nun nicht doch solcherart, daß man es als etwas Schlechtes, etwas Schädliches, ja den Glauben Zerstörendes betrachten muß? Ist die Messe, die Eucharistiefeier nach dem Novus Ordo Missae nicht intrinsisch (ihrer Wesensnatur nach) schlecht, wenn eventuell auch (mitunter) gültig?
Ich habe in Antworten auf Leserbriefe bereits mehrmals angedeutet, daß ich eine solche Auffassung nicht teile. (Vgl. auch meine Entgegnung auf den Brief von Bernhard Zaby in dieser Ausgabe!) Das vom Konzil, von Paul VI. und auch von Johannes Paul II. offiziell gutgeheißene und promulgierte Neue kann nach meiner persönlichen Überzeugung zurecht als etwas in vielem (leicht bis schwer) Mangelhaftes, aber nicht als etwas in sich Schlechtes, Negatives also Gottwidriges betrachtet werden. Sonst hätten die Konzilspäpste tatsächlich aufgehört, Päpste zu sein, bzw. wären es gar nicht erst geworden. Und somit wäre die Kirche Gottes (in ihrem sichtbaren Teil) seit 25 Jahren "kopflos"! Nein, hier muß man sich nun wirklich hüten, ins (andere) Extrem zu verfallen. Mißtrauen gegenüber dem Neuen, wohlan, das ist begreiflich und aufgrund aller notorischen Mißstände auch vertretbar. Sollen die die neuen Formen pflegen, die nach ihnen gerufen haben, die sich damit unschwer abfinden können oder sich in ihnen gar wohlfühlen. Aber sie allen einfach aufdrängen und aufzwingen, nur um einer so ohnehin nicht möglichen Einheit, bzw. Einheitlichkeit willen, nein, tausendmal nein! Wenn die Bischöfe unter der Leitung Roms dazu nicht imstande sind, den an den Hochformen der Liturgie hangenden besten Gläubigen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, dann haben sie eben ihren Kredit verspielt, sie und es! Das tut mir selber furchtbar leid. Aber ich vermag nichts dagegen. Wenn ich vor mir und vor aller Welt so täte, wie wenn ich ein Herz und eine Seele mit der Hierarchie wäre, es würde nichts fruchten. Ich will kein Heuchler sein! Und unsere Hirten, unsere Oberhirten sollten es auch nicht sein. Unsere Kardinäle, Bischöfe, Priester und führenden Laien zelebrieren aber vornehmlich Einheit mit dem Papst (soweit der Papst ihnen willfährt!). Sie haben keinen Mut, ihr eigenes Denken und Empfinden - wenn es (zugunsten der Traditionsverbundenen) abweicht von dem seinigen - zu verkünden. Sie haben keinen Mut, ihm ins Angesicht zu widerstehen, wenn sie selbst vor ihrem Gewissen, vor GOTT erkennen, daß sie es tun müßten. Sie verschanzen sich lieber hinter der bequemen Ausrede, "der Heilige Vater muß es ja besser wissen". Nein, der Heilige Vater muß es nicht besser wissen. Er hat von Christus nicht das Charisma empfangen, immer alles besser zu wissen. Sondern er hat von ihm die Sondergabe erhalten, mit höchster Autorität zu lehren und zu regieren. Aber natürlich nicht wie ein HERR, wie ein HERRSCHER, wie ein DESPOT (Willkürherrscher), sondern wie ein DIENER! ("Wer unter euch der Erste sein will, der sei euer Knecht." Matth. 20, 26, Markus 10,43, "Wer der Größte unter euch ist, werde vielmehr wie der Geringste, der Vorgesetzte wie der Diener." Lukas 22,26!)
Nun glaube ich, daß sie, daß Johannes XXIII., Paul VI. und auch Johannes-Paul II., das schon auch woll(t)en. Ich erkenne klar, daß sie DIENEN und nicht herrschen wollen. Ich empfinde die Art des Umgangs vor allem auch Johannes Pauls II. mit seinen Untergebenen, mit Klerus und Volk und allen Menschen weltweit, als wohltuend (entkrampft), als erfrischend unkompliziert, absolut nicht als herrscherisch. Aber genau das müßte nun auch übergreifen auf den Teil der Herde Christi, der seit dem Konzil so stiefmütterlich behandelt worden ist. Natürlich ist Erzbischof Lefebvre mit seinen Mitverantwortlichen rein kirchenrechtlich im "Unrecht" dem Heiligen Vater gegenüber. Die Exkommunikation hat er, der Papst, tatsächlich auch nicht (mutwillig) über sie verhängt. Er hat nicht "den Bannfluch gegen sie geschleudert", sondern er hat einfach öffentlich und amtlich festgestellt, daß er, daß sie durch ihre Tat sich selbst die Exkommunikation zugezogen haben. Und ihn ehrt (persönlich), daß er dies (bis zuletzt) einigermaßen zu verhindern trachtete. Aber er (mit seinen nächsten Mitarbeitern) hat nicht genug getan,vor allem offenbar nicht das Richtige zu richtigen Zeit. Aber es ist müßig, moralische Schuld zu verteilen. Ich habe schon wiederholt das Bekenntnis abgelegt, daß ich glaube, daß sie, sowohl Johannes Paul II., wie auch Erzbischof Lefebvre, moralisch absolut integer, ja heiligmäßig sein können, und daß es GOTT dennoch zulassen kann, daß sie einander in der Sache (lange Zeit) nicht näherkommen, ja meinen, einander Widerstand leisten und sogar bekämpfen zu müssen. Sie können auch beide tatsächlich gleichzeitig im Recht sein. Der Menschen Erkennen und Handeln ist Stückwerk! Der Papst hat Erzbischof Lefebvre voraus, daß er die höhere, die höchste Autorität hat. Erzbischof Lefebvre hat dem Papst voraus, daß er nichts anderes will, als das allzeit Gewesene bewahren, d.h. es sich (und den Seinen) nicht durch (verblendete) Amtswillkür entreißen zu lassen!
Nun hat Johannes Paul II. allerdings etwas getan, was seinen (unser aller) Forderungen entgegenkam: Er hat als erster Papst nach Vatikanum II und nach Inkraftsetzung der Liturgiereform die hl. Messe nach vorkonziliarem (tridentinischem) Ritus ein gutes Stück weit wieder erlaubt. Aber eben: wie oben bereits gesagt: dieses Entgegenkommen hat die Zweifel und den Argwohn (noch) nicht auszuräumen vermocht, weil es eindeutig zuwenig weit ging. Niemals kann es genügen, diese altehrwürdige Liturgie nur in einer "Nische", in einem "Verlies", in einer "Katakombe" zu "dulden", mit schäbigen, beschämenden Auflagen und Restriktionen! Niemals kann es akzeptiert werden, diesen Ritus zugestanden zu bekommen, "um ihn auslaufen zu lassen", wie es Kardinal Ratzinger einmal sagt. Das war der Kapitalfehler in seinem Pontifikat bisher, daß er es noch nicht eingesehen hat, daß für einen Großteil der katholischen Christenheit das heilige Meßopfer nach tridentinischem Ritus etwas so Unverzichtbares, etwas so Wesentliches bedeutet, daß sie alle, die vielen Tausenden, es sogar voziehen, ohne ihn, den Stellvertreter Christi, auszukommen, in der (Kirchen-)Verbannung zu leben, als diese Gottesdienstform aufzugeben! Und man glaube nur nicht, daß dies etwa wegen Erzbischof Lefebvre und seiner Priesterbruderschaft so sei. Auch wenn es ihn und sie nicht gäbe, wäre dem so. Hundertausend auf dieser Erde sind und bleiben dem altehrwürdigen Ritus treu verbunden. Da wird kein noch so hohes kirchliches Amt etwas dagegen vermögen, auch eine ganze Reihe von Päpsten nicht, auch ein eventuelles (gleichgeschaltetes) nächstes Konzil nicht! Es ist aber auch himmelschreiend ungerecht, daß Rom in dieser Zeit alles erlaubt und sogar fördert, was es da an Riten und Neuriten und Unriten weltweit gibt, sogar die abartigsten "Inkulturationen", und nur den einen, ausgerechnet den einen und einzigen heiligsten seit dem Konzil so verächtlich, so wegwerfend behandelt! Warum nur, warum!? Haben sie angt, ihr Reformwerk könnte hinweggeblasen werden, so wie um das Jahresende 1989 das mehr als 70jährige Reformwerk (Revolutionswerk) der (marxistischen) Kommunisten wie ein Dominospiel gefallen ist? Seht, so geht es, wenn man die Natur, die Natur der Dinge und der Menschen vergewaltigt! Die Liturgiereform war - so wie sie durchgeführt wurde - in weiten Teilen nichts anderes als eine Vergewaltigung der Gläubigen!
Vielleicht wird uns die Tatsache, daß jetzt der "Eiserne Vorhang" gefallen ist, zu Hilfe kommen. Die Liturgien der Kirchen des Ostens, ihre Einrichtungen und liturgischen Bräuche, ihre Überlieferungen und ihre christliche Lebensordnung sind ja zum Glück weitgehend unangetastet geblieben. "In diesen Werten von ehrwürdigem Alter leuchtet ja eine Überlieferung auf, die über die Kirchenväter bis zu den Aposteln zurückreicht. Sie bildet ein Stück des von Gott geoffenbarten und ungeteilten Erbgutes der Gesamtkirche. Für diese Überlieferung sind die Ostkirchen lebendige Zeugen" (Dekret über die katholischen Ostkirchen, Art. 1)
Und wenn man versuchen sollte, nun auch diese in den konziliaren Reformprozeß einzubinden und damit auch ihre altehrwürdigen Liturgien zu moderniesieren (umzufunktionieren), dann bleiben - zur Verhinderung einer Gleichschaltung - immer noch die Bastionen der nicht-unierten Ostkirchen, der vorchalkedonensischen und der chalkedonensischen Orthodoxie, die "kanonischen orthodoxen" Kirchen (die "autokephalen" und die autonomen" Kirchen) und schließlich die orthodoxen Kirchen, deren Kanonizität nicht überall anerkannt wird.
Aber ich unterstelle dem Papst und seinen Mannen eine solche Absicht nicht. Vielmehr habe ich soviel auf Gott abgestütztes Vertrauen auch in ihn und in sie, auch jetzt noch, auch noch nach allem, was bereits geschehen ist, daß ich nicht aufhöre zu hoffen, daß eine alle Seiten befriedigende Lösung möglich, realisisierbar ist. Dazu wären m.E. zwei Stoßrichtungen der Kirchenführung erforderlich: zum einen müßte der Heilige Vater seine Kommission "Ecclesia Dei" mit traditionsverbundenen Kräften verstärken und nochmalige, diesmal aber weitergehende, intensive Verhandlungen mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. zwecks einer Versöhnung anberaumen. Zum zweiten müßte er gleichzeitig weltweit vor allem die Bischöfe und Priester zu einer Neubesinnung auf die vorkonziliare, auf die allzeitige Liturgie aufrufen, jedenfalls müßte er sie energisch, und das heißt mit persönlichem vollem Engagement, dazu anhalten, jene nicht mehr zu ächten, die zu dieser Liturgie halten. Die minimalste Lösung aber wäre die, daß er der Priesterbruderschat St. Pius X. freizügig einen Status verleihen würde, dem ähnlich, den jetzt die Priesterbruderschaft St. Petrus bereits besitzt, mit dem gewichtigen Unterschied allerdings, daß er dafür Erzbischof Lefebvre und seine Anhänger nicht dazu zwingt, das Konzil und die Konzils- und Postkonzilsreformen tels quels zu anerkennen und damit innerlich mitzuvollziehen und damit sich dafür (vor Gott und den Menschen) mitverantwortlich zu machen. Er müßte ihnen den notwendigen (und möglichen!) Differenzierungsspielraum zugestehen. Solange er mit seinen zuständigen Mitarbeitern in Rom darauf beharrt, daß alle alles, so wie es ist, und so wie sie es interpretieren, und so wie es bisher praktiziert wurde, anerkennen müssen, wird es keine Lösung geben. Je länger dieser trostlose Zustand dann aber dauert, desto schlimmer wird er werden.
Aber ich sehe noch die Möglichkeit, daß - wider allen Anschein - doch alles noch zu einem guten oder wenigstens passablen Ende kommt. Es sind ja letztendlich nicht die Menschen, die das abschließende Sagen und Entscheiden haben. Über ihnen waltet GOTT. Und ER hat uns die wunderbare Verheißung gegeben: "Fürchtet euch nicht"! "Die Pforten der Hölle werden SIE (die Kirche) nicht überwältigen"!
In diesem Sinn wollen wir weiterhin beten und wirken.
Paul O. Schenker, März 1990

Mittwoch, August 30, 2006

Kann man auch ohne Taufe gerettet werden?

Jedes Menschenkind, das ohne eigenen (persönlichen) (schlechten, bösen) Willen und ohne eigene (sündhafte) Schuld nicht zum wahren (vollen) Glauben und (damit) nicht zur materiellen, sakramentalen oder Blut- oder Begierdetaufe gelangt, erhält die Taufe in Jesus Christus und auf Jesus Christus unsichtbarerweise, aber wirksam (ohne eigenes Dazutun), aufgrund der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit und Liebe und Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes und der überreichen Erlöserverdienste Jesu Christi und der Verdienste Seiner Braut der Kirche (der Heiligen). Jeder Mensch (außer Jesus und Maria) wird mit der Erbsünde behaftet geboren, bzw. empfangen. Um dennoch Kind Gottes sein und für ewig selig werden zu können, ist (war) die Erlösung durch Jesus Christus erforderlich. Diese ist erfolgt - für ALLE Menschen. Der Mensch, der einzelne Mensch, muß diese Erlösung bewußt, freiwilig annehmen, d.h. also auch sich taufen lassen, um gerettet zu werden. Aber wenn er das Bewußtsein und den freien Willen (noch) nicht hat, bzw. (noch) nicht betätigen kann, ist selbstverständlich das entsprechende (sonst universal geltende) Gebot Gottes suspendiert oder nicht applikabel. Gott verlangt nie etwas Unmögliches. Alle Gebote Gottes gelten immer nur für "zur Vernunft gekommene" und "freier Willensentscheidung(en) fähige" Wesen. Gott kann solche Menschen nicht "zur Hölle verdammen" oder "nur" schon von der ewigen Glückseligkeit ausschließen und in einen "Limbus" verbannen. Gewiß, es hat kirchliche Verlautbarungen und Theologenmeinungen und auch Kirchenväter- und Kirchenlehrräußerungen in dieser Richtung gegeben. Aber eine unfehlbare dogmatische (klare) Definition des ewigen (Himmelsausschluß-)Schicksals der unschuldig ungetauft Gestorbenen gibt es nicht.

Zitat aus dem Kapitel II. Besondere Sacramentenlehre, 1. Taufe, § 36: "Die Notwendigkeit der Taufe" der "Theologischen Bibliothek", Zweite Serie, von Dr. Nikolaus Gihr, Freiburg i.Br. 1897, S. 265 f. beispielhalber einmal folgende Stelle:
"4. Da das Gesetz (Gottes) den Willen und zwar den bewußten freien Willen des Menschen bindet, kann die Notwendigkeit des Gebotes (necessitas praecepti) nur auf Personen sich erstrecken, welche den ausreichenden Vernunftgebrauch haben. Was zur Erlangung der Seligkeit bloß geboten ist, muß darum nur von jenen geleistet werden, welche dazu imstande sind, so daß hier nur wissentliches und freiwilliges Unterlassen, d.h. sündhaftes Unterlassen oder Ungehorsam den Verlust des Heils zur Folge hat und nach sich zieht. "Deus nullum obligat ad impossibile ex praecepto suo." Das einfach Gebotene hört mithin auf, heilsnotwendig zu sein, sobald die Unmöglichkeit eintritt, es zu erfüllen oder zu beobachten. So kann etwas unter ein strenges Gebot fallen, ohne ein zum Heile notwendiges Mittel zu sein; dagegen ist jedes heilsnotwendige Mittel immer auch streng geboten für alle jene, welche das Gebot erfüllen können. Da nun das Taufsacrament kraft göttlicher Anordnung ein zur Seligkeit notwendiges Mittel ist, muß der Empfang desselben den Erwachsenen auch streng vorgeschrieben sein. ..." "Von dem Gebot und von der Pflicht, sich taufen zu lassen, entbindet weder das bevorstehende Martyrium, noch die durch vollkommene Liebe oder Reue erlangte Gnade und Sündenvergebung, sondern bloß die Unmöglichkeit, das Sacrament zu empfangen...".
Der historisch und spekulativ begabteste, mystisch-innige Theologe der Neuscholastik, Matthias Joseph Scheeben (1835-1888), schreibt zum "Mysterium der Prädestination" u.a.: "... auch über diese (dunklen) Regionen wird... ein beruhigender Dämmerschein verbreitet, wenn wir den lichten Kernpunkt des ganzen Mysteriums im Auge behalten: wenn wir also festhalten, daß Gott mit unaussprechlicher Liebe alle Menschen zur übernatürlichen Verbindung mit sich bestimmt und erwählt hat und daß die Verwerfung und Ausstoßung aus dieser Verbindung erst da anfängt, wo der Mensch die wunderbare Liebe seines Schöpfers verachtet und sich also selbst zum Verderben prädestiniert. In der heilsamen Furcht, durch eigene Schuld diese wunderbare Liebe in einen ebenso schrecklichen Haß umzuwandeln, sollen wir zugleich unsern Blick in die Abgründe der göttlichen Güte versenken, welche der Anfang der "unerforschlichen Wege des Herrn" ist, während seine "unergründlichen Gerichte" nur auf jenen Wegen liegen, welche zu wandeln wir selbst unsern Gott zwingen müssen. Bewundern wir sodann "in den Tiefen der Weisheit und Wissenschaft Gottes" am meisten denjenigen Ratschluß, welchen Gott uns mit der größten Bestimmtheit offenbart hat, jenen Ratschluß, durch welchen Gott alle Menschen in seinem eingeborenen Sohne geliebt und mit himmlischem Segen überschüttet und durch welchen er beschlossen hat, aus den Tiefen der Gottheit heraus auf seinen Sohn als den Eckstein durch die Kraft des Heiligen Geistes alle Menschen zu einem Tempel seiner Herrlichkeit aufzubauen, wofern sie sich nicht als ungefügige Steine darstellen und durch eigene Schuld es verdienen, vom Baumeister verworfen zu werden. ... Denn alle Menschen sind prädestiniert in der Prädestination Christi, indem Christus durch die Annahme seines eigenen Leibes auch das ganze Geschlecht als seinen Leib angenommen hat. Während also Christus es als eine massa damnationis vorfand, ist es in ihm eine massa benedictionis geworden, auf welcher die Liebe Gottes unwandelbarer ruht als auf dem ursprünglichen Menschen...". ("Die Mysterien des Christentums, von Dr. Matthias Scheeben", Herder, 1912)

Es gibt allerdings diesbezüglich insofern den Widerspruch zu offiziell oder eher offiziös Doziertem, als "die Kirche" in den vergangenen Zeiten tatsächlich immer mehr oder weniger (aber eher weniger) (klar) lehrte, daß alle ungetauften Kinder in den "Limbus puerorum" kämen und nicht in den Himmel. Aber dieser "Limbus" der Gottferne ist eine eher unbeholfene Konstruktion einer Theologie, die dieses Problem einfach mehr verdrängte als löste. Jedenfalls kann man aus der Heiligen Schrift und aus den Lehren und dem Verhalten unseres Herrn Jesus einen solchen dritten "Ort" oder "Zustand" der Ewigkeit nicht begründen. Der "Limbus patrum" hat mit dem Opfertod Christi am Kreuz aufgehört zu existieren. Und das "Purgatorium" (das Fegfeuer) wird nur dauern bis zum Jüngsten Gericht. Nachher wird es nur noch Himmel und Hölle geben, und nichts mehr, rein nichts mehr "dazwischen"! Das ist doch die klare Lehre der katholischen Kirche. Vergessen wir nie, daß der christliche, der katholische Glaube der einzige absolut vernünftige und logische ist und daß er deshalb nichts Widersinniges, Törichtes, Gottunwürdiges, geschweige denn Gotteslästerliches enthalten kann. Es gibt schrecklich genug Aberglauben und Wahn auf dieser Welt. Seien wir niemals zu eng in unserer (vermeintlichen) Treue zum Buchstaben, zur Worthülse, zur unwesentlichen und vergänglichen, weil zeitbedingten äußerlichen Überlieferung. Ahmen wir nicht jene verhängnisvolle Inquisitionsmentalität nach, die der Kirche so viel Schaden gebracht hat. Verdächtigen wir nicht gleich alles neu oder anders Ausgesagte und Formulierte der Häresie!

Freitag, Juli 14, 2006

Was ist Klarheit?

Klarheit ist Ungetrübtheit, ist reinstes Licht. Der Lieblingsjünger Jesu, Johannes, schreibt in seinem 1. Brief: "Dies ist die Botschaft, die wir von Ihm vernommen haben und die wir euch verkünden: GOTT ist LICHT, und keine Finsternis ist in Ihm." (I Jo 1,5) Gott ist also Licht, Er ist das Licht, so wie er die Wahrheit und das Leben ist. JESUS ist die Mensch gewordene Wahrheit, und Er ist die Mensch gewordene Klarheit, das zugänglich gewordene Licht, das jeder Mensch sehen kann. (Vergleiche: 1. Timotheus 6,16: "der da wohnt im unzugänglichen Lichte, den kein Mensch gesehen hat, noch sehen kann"...). Am Beginn der Schöpfung sprach GOTT: "Es werde Licht" (Gn 1,3). JESUS kam in die Schöpfung und sprach: "Es werde Licht!" CHRISTUS ist das Licht, ist die Klarheit - für die Welt. ER brachte Licht und Klarheit in dieses Dunkel. Sein Leben, Seine Lehre, Sein Leiden und Sterben ist Licht und Klarheit. "Keine Finsternis ist in Ihm." JESUS ist "des Ewigen Lichtes Ablganz, ein makelloser Spiegel von Gottes Wirksamkeit und Seiner Güte Abbild". (Weish. 7,26) "Meine Wahrheit mache Ich zum Lichte für die Völker." (Is 51,4) "Im Finstern strahlt als Leuchte dem Gerechten der Allerbarmer, mild und gütig." (Ps 111,4) "Alle gute Gabe und alles vollkommene Geschenk kommt von oben, vom Vater der Lichter." (Jak. 1,17)
Gott ist das Ewige Licht der Seinen. Die Verklärten (= die in die Ewige Klarheit Eingegangenen) schauen Sein Angesicht; Sein Name steht auf ihrer Stirne. Nacht gibt es keine mehr; sie brauchen weder Fackellicht noch Sonnenschein; denn Gott, der Herr, ist Selbst ihr Licht." (Offb. 22,4) "Zum Tageslicht dient nicht die Sonne dir (dem Neuen Sion), noch braucht des Mondes Schimmer dir zu leuchten: ein Ewig Licht ist dir der Herr." (Is 60,19) "In Deinem Lichte schauen wir das Licht." (Ps 35,10)
"Mit Freuden sollt ihr dem Vater Dank sagen; denn Er hat uns zur Teilnahme befähigt am Erbe der Heiligen im Licht." (Kol. 1,12) "Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, eine königliche Priesterschaft, ein heiliges Volk... und sollt die Großtaten dessen verkünden, der euch aus der Finsternis in Sein wunderbars Licht berufen hat." (1 Petr 2,9) "Der Herr ist mein Licht, mein Heil, wen soll ich fürchten?" (Ps 26,1) "Ich aber will aufschauen zum Herrn... Und wenn ich auch im Finstern sitze: der Herr wird mir zum Licht." (Mich 7,7) "Sende aus Dein Licht und Deine Wahrheit, daß sie mich leiten zu Deinem heiligen Berg, zu Deinen Wohnungen mich führen." (Ps 42,3) "Auf, werde Licht! Dein Licht will kommen; die Herrlichkeit des Herrn strahlt auf über dir." (Is 60,1-3) "Einst wart ihr Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht im Herrn. Führt euern Wandel als Kinder des Lichtes!" (Eph 5,8) "Wenn wir behaupten, Gemeinschaft mit Ihm zu haben, und wandeln doch in der Finsternis, so lügen wir... Wenn wir aber im Lichte wandeln, wie Er Selbst im Lichte ist, so haben wir Gemeinschat miteinander." (1 Jo 1,6.7) "Ihr alle seid Kinder des Lichtes..." (1 Thess 5,5) "(Seid) Gotteskinder, untadelig, inmitten einer verkehrten und verdrehten Menschheit, unter der ihr scheint wie helleuchtende Sterne inmitten der Welt." (Phil 2,14) "Laßt uns wandlen im Lichte des Herrn!" (Is 2,5)

"Herr, Gott, allmächtiger Vater, Du unvergängliches Licht und Schöpfer alles Lichtes, segne dieses Licht, das von Dir, dem Erleuchter der ganzen Welt, geheiligt und gesegnet ist: dies Licht mache uns hell, und das Feuer Deiner Herrlichkeit umstrahle uns. Wie Du dem Moses beim Auszug aus Ägypten Leuchte warst, so erleuchte unsere Herzen und Sinne, damit wir zum Ewigen Leben und Lichte gelangen." (Missale, Karsamstag, Feuerweihe)
"Komm, o Geist der Heiligkeit, aus des Himmels Herrlichkeit sende Deines Lichtes Strahl."
"Wir bitten Dich, o Herrr, erhelle unsern Geist mit dem Lichte Deiner Klarheit, damit wir sehen können, was zu tun ist, und auszuführen vermögen, was recht ist." (Miss. Quat.-Mittw. i.d. Fastenzeit).
"Gott erleuchtet auch die vernüftigen Geschöpfe mit seinem Lichte, damit sie immer in der Liebe Gottes erhalten werden und niemals sich in das Irdische verlieren." (Hieronymus) "Wie die äußere, sichtbare Sonne diese Körperwelt beleuchtet, so leuchtet Gott, die Sonne der Geister, in unserem Innern; daher ist das natürliche Licht der Vernunft, das unserer Seele innewohnt, eine Erleuchtung von Gott, wodurch es Licht wird in uns, ein Abbild des göttlichen Wesens selbst." (Thomas v. Aquin)

"Ach, zieh mich, Herr, empor zu Dir, so werd' ich rein und klar; läßt Du mich mir, so bleibe ich in Dunkel und Schwere immerdar." (Mechthild von Magdeburg)

Mittwoch, Juni 14, 2006

Wie steht es mit der katholischen Mission?

Die katholische Kirche ist eine Weltkirche. Ein immenses "Sammelbecken" von Menschen unterschiedlichster Eigenschaften, Gaben und Auffassungen. Alle sollten aber eine Gemeinsamkeit haben: den einzigen wahren christlichen Glauben. Den ganzen, unverkürzten, unverfälschten römisch-katholischen, apostolischen Glauben. Heute aber zählen und rechnen sich zu ihr unüberschaubar viele, die weder den vollständigen, noch einen irrtumsfreien Glauben bekennen. Zu ihr gehörig fühlen sich heute Menschen, die Anschauungen vertreten, die vor 50 Jahren dafür mit dem Kirchenbann belegt worden wären, heute aber als hohe Hirten, große Theologen gefeiert, ausgezeichnet werden und als Leitbilder gelten.
Fragt man Jung und alt konkret: was hältst Du, was halten Sie von dieser oder jener (alten, allzeit gültigen) Glaubenswahheit, so bekommt man die überraschendsten Antworten. Die meisten sind nicht einmal mehr fähig, auf die schlichtesten Katechismusfragen eine einigermaßen akzeptable, geschweige denn die richtige, erschöpfende Antwort zu geben. Viele sehen auch schon keinen grundsätzlichen Unterschied mehr zwischen Katholisch und Evangelisch-Protestantisch. Die Oekumene hat für viele, wenn nicht die Mehrheit, die Grenzen schon völlig verwischt. Konfirmation ist gleich Firmung, evangelischer Wortgottesdienst gleich Eucharistie und Abendmahl gleich Kommunion. Evangelischer Pastor ist gleich Priester, anglikanischer Bischof ist gleich katholischer Bischof, Sündenbekenntnis vor "Mitchristen" gleich Beichte. Und je "Gebildeter" der Gefragte ist, desto schlimmer fallen allzuoft die Antworten aus. "Mischehen" sind ebenso nichts Arges mehr wie gemischte oder "neutrale" Schulen .Vielmehr gilt das als Bereicherung, Ergänzung, ja als das eigentlich Richtige. Der katholische Glaube und die katholische Kirche werden schlicht auf der selben Ebene mit den anderen (christlichen) "Konfessionen" gesehen.
Das alles ist an sich schon schlimm genug; denn es gehört zu den wesentlichsten Lehrsätzen unserer Kirche, daß die römisch-katholische, apostolische Kirche die alleinige Kirche Christi und damit die alleinige, einzige Heilsanstalt Gottes auf Erden ist und immer war und allzeit bleiben wird. Sie allein ist heilwirkend, seligmachend. Was sich Gutes, Heilsames in anderen christlichen Konfessionen (und auch in anderen nichtchristlichen "Religionen") findet, macht nicht diese anderen Konfessionen und "Religionen" aus, sondern gehört "eo ipso" der christlichen katholischen Wahrheit, der Kirche Gottes an und zu. Nur das sich vom Katholischen Unterscheidende macht das Lutherische, Zwinglianische, Anglikanische, Neuapostolische, Islamische, Jüdische etc. aus . Und unterscheiden kann man sich vom wahren Katholischen nur durch Negatives, durch das Leugnen von Wahrheiten, durch Antikatholisches und damit Antichristliches, Antigöttliches.
Viel schlimmer und geradezu katastrophal ist es aber, wenn heute Christen, gleich welcher Denomination, in ihrer Oekumene so weit gehen, daß sie sogar in den nichtchristlichen "Religionen" legitime Heilswege sehen, die deren Anhänger dann dementsprechend nicht mehr eigentlich missionieren und bekehren wollen, nicht einmal durch den Dialog, sondern nur oder höchstens noch eine "Einheit in der Vielfalt" herstellen wollen.

Montag, Mai 22, 2006

Bist Du (noch) katholisch?

Anhand des nachstehenden Fragenkataglos können wir unseren Status hinsichtlich des Katholischseins überprüfen:
(Die Zahlen in Klammern sind die Kennziffern des "Enchiridion symbolorum" von Denzinger)

1. Glaubst Du, daß mit göttlichem und katholischem Glauben all das zu glauben ist, was im geschriebenen oder überlieferten Wort Gottes enthalten ist und von der Kirche in feierlichem Entscheid oder durch gewöhnliche und allgemeine Lehrverkündigung als von Gott geoffenbart zu glauben vorgelegt wird? (1792)

2. Glaubst Du, daß immer jener Sinn der heiligen Glaubenswahrheiten beibehalten werden muß, der einmal von der heiligen Mutter der Kirche dargelegt worden ist und daß man nie von diesem Sinn unter dem Schein und Namen einer höheren Erkenntnis und entsprechend dem Fortschritt der Wissenschaft abweichen darf, daß nicht das Glaubensgegenstand ist, was entsprechend der Kultur eines jeden Zeitabschnittes besser und passender scheinen könnte, sondern daß niemals in verschiedener Weise geglaubt, nie anders verstanden, aufgefaßt wird die absolute, unabänderliche Wahrheit, die seit Anfang von den Aposteln gepredigt wurde? (1800, 1818, 2145, 2147)

3. Glaubst Du, daß es nichts Festeres, Standhafteres, Sichereres, Bestimmteres, Heiligeres gibt als der katholische Glaube, als die Dogmen dieses Glaubens und daß es nichts Unsichereres gibt als die menschliche Vernunft, die verschieden nach der Verschiedenheit der Geister und unzähligen Täuschungen und Irrungen unterworfen ist? (1636, 1637, 1638, 1642)

4. Glaubst Du, daß die göttliche Offenbarung vollständig ist (seit dem Tode des letzten Apostels) und daher keinem steten unbegrenzten Fortschritt unterworfen ist, der dem Fortschritt der menschlichen Vernunft entsprechen muß? (1705)

5. Glaubst Du, daß diejenigen, die einmal den Glauben unter dem kirchlichen Lehramt angenommen haben, niemals einen gerechten Grund haben können, diesen Glauben zu wechseln oder in Zweifel zu ziehen? (1794, 1815)

6. Glaubst Du, daß jede Behauptung, die der Wahrheit des erleuchteten Glaubens widerspricht, falsch ist, Irrtum ist, der durch den Schein der Wahrheit trügt? (1797, 1798)

7. Glaubst Du, daß sich die Geheimnisse des Glaubens durch vollständig zutreffende und nicht nur durch sogenannt angenäherte und ständig wandelbare Begriffe ausdrücken lassen? (2310)

8. Hältst Du es für widersinnig und für durchaus nicht notwendig, daß die Theologie die alten Begriffe durch neue ersetzt? (2310)

9. Glaubst Du, daß es nicht erlaubt ist, von dogmatischen Begriffen abzugehen? (2311)

10. Glaubst Du, daß ein und derselbe Gott Urheber des Alten und Neuen Bundes, d.h. des Gesetzes, der Propheten und des Evangeliums ist, daß die Heiligen der beiden Bünde auf Eingebung ein und desselben Heiligen Geistes gesprochen haben, daß die ganzen Bücher mit allen ihren Teilen, wie sie in der katholischen Kirche gelesen werden und in der alten lateinischen Vulgata-Ausgabe enthalten sind, als heilig und kanonisch betrachtet werden müssen und die Offenbarung ohne Irrtum enthalten, daß sie mit allen ihren Teilen unter Eingebung des Heiligen Geistes verfaßt sind, und da der göttlichen Eingebung kein Irrtum unterlaufen kann, nachdem sie ihrem Wesen nach jeden Irrtum ausschließt, es nutzlos ist, sich darauf zu berufen, daß der Heilige Geist Menschen als Werkzeuge zum Schreiben benützt habe: so seien nicht dem eigentlichen Urheber, sondern den inspirierten Verfassern Irrtümer unterlaufen. Denn mit übernatürlicher Kraft hat Er sie so zum Schreiben angeregt und bestimmt, ist ihnen so beim Schreiben zur Seite gestanden, daß sie alles das, aber auch nur das, was er sie hieß, richtig im Geist auffaßten, getreu niederschreiben wollten und auch passend in unfehlbarer Wahrheit ausdrückten. (706, 784, 785, 1787, 1951, 1952)

11. Glaubst Du, daß kein Christgläubiger Ansichten, die als der Glaubenslehre widersprechend erkannt werden - besonders wenn sie von der Kirche verworfen sind -, als echte Ergebnisse der Wissenschaft verteidigen darf; daß er sie vielmehr für Irrtümer halten muß, die durch den Schein der Wahrheit trügen? (1798)

12. Glaubst Du, daß Wunder und Prophezeiungen geschehen können, daß also die überlieferten Wunderberichte und Prophetien, auch die in der Heiligen Schrift enthaltenen, nicht unter die Legenden und Mythen zu verweisen sind und daß die Wunder und Prophezeiungen sicher erkannt werden können und durch sie der göttliche Ursprung der christlichen Religion ganz sicher und rechtmäßig bewiesen werden kann, daß sie ganz sichere und der Fassungskraft aller angemessene Zeichen der göttlichen Offenbarung sind? (1790, 1813, 2145)

13. Hältst Du daran fest, daß niemand gegen die einstimmige Väterlehre die Heilige Schrift erklären darf? (1788, 1944, 1945)

14. Glaubst Du an den geschichtlichen Wortsinn der ersten Kapitel der Genesis, wo es sich um die Tatsachen handelt, die in diesen Kapiteln erzählt werden und die Grundlagen der christlichen Religion berühren: wie u.a. an die Schöpfung aller Dinge durch Gott zu Beginn der Zeit, an die besondere Schöpfung des Menschen, die Bildung der ersten Frau aus dem ersten Menschen, die Einheit des Menschengeschlechts, das ursprüngliche Glück der Stammeltern im Stand der Gerechtigkeit, Unversehrtheit und Unsterblichkeit, das von Gott dem Menschen gegebene Gebot, um seinen Gehorsam zu erproben, die Übertretung des Gebots, zu der der Teufel unter der Gestalt der Schlange riet, den Ausschluß der Stammeltern aus dem ersten Stand der Unschuld, und schließlich an die Verheißung des kommenden Erlösers? (2123)

15. Glaubst Du, daß die Gläubigen nicht die Ansicht halten können, deren Vertreter behaupten, es habe nach Adam auf unserer Erde wirkliche Menschen gegeben, die nicht aus ihm, als dem Stammvater aller, auf dem Wege natürlicher Zeugung ihren Ursprung hätten, oder "Adam" bedeute eine Mehrheit von Stammvätern? (2328)

16. Glaubst Du mit den heiligen Vätern, daß die heilige und immer jungfräuliche und unbefleckte Maria als Gottesgebärerin eigentlich und wahrhaft das göttliche Wort selbst, das vom Vater vor aller Zeit gezeugt, in den letzten Zeiten, ohne Samen, vom Heiligen Geiste empfangen und unversehrt geboren hat, indem unverlezt blieb ihre Jungfrauschaft auch nach der Geburt? (256)

17. Glaubst Du, daß die seligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch einzigartiges Gnadengeschenk und Vorrecht des allmächtigen Gottes, im Hinblick auf die Verdienste Christi Jesu, des Erlösers des Menschengeschlechts, von jedem Fehl der Erbsünde rein bewahrt blieb? (1641)

18. Glaubst Du, daß in der Verkündigung die Zustimmung der Jungfrau an Stelle der gesamten menschlichen Natur erwartet wurde, so daß man in vollem Sinn als wahr behaupten darf: Von jenem großen Gnadenschatz, den der Herr gebracht hat - durch Christus sind uns ja Wahrheit und Gnade geworden (Joh. 1,17) - fließt uns nach Gottes Willen nichts zu außer durch Maria. Wie deshalb zum höchsten Vater niemand hintreten kann außer durch den Sohn, so kann gewissermaßen niemand zu Christus hintreten außer durch die Mutter. (1940a)

19. Glaubst Du, daß die seligste Jungfrau Maria so innig an Christi Leiden Anteil genommen hat, daß sie, wenn es möglich gewesen wäre, viel lieber alle Qualen auf sich genommen hätte, die ihr Sohn trug (Bonaventura), und daß sie durch diese Gemeinschaft in Leid und Wille zwischen ihr und Christus mit Recht verdiente, Wiederherstellerin der verlorenen Welt zu werden und somit Ausspenderin aller Güter, die Jesus uns durch seinen Tod und sein Blut erwarb? (1978a)

20. Glaubst Du, daß die unbefleckte, immer jungfräuliche Gottesmutter Maria nach Vollendung ihres irdischen Lebenslaufes mit Leib und Seele zur himmlischen Herrlichkeit aufgenommen worden ist, daß sie also als herrliche Krone aller ihrer Ehrenvorzüge erhielt, daß sie von der Verwesung im Grab verschont blieb und wie ihr Sohn nach dem Sieg über den Tod mit Leib und Seele in die Herrlichkeit des Himmels aufgenommen wurde, um dort zur Rechten ihres Sohnes, des unsterblichen Königs der Ewigkeit, als Königin zu erstrahlen? (2331, 2333)

21. Glaubst Du, daß der römische Bischof, wenn er in höchster Lehrgewalt (ex cathedra) spricht, das heißt, wenn er seines Amts als Hirt und Lehrer aller Christen waltend in höchster, apostolischer Amtsgewalt endgültig entscheidet, eine Lehre über Glauben oder Sitten sei von der ganzen Kirche festzuhalten, er auf Grund des göttlichen Beistandes, der ihm im heiligen Petrus verheißen ist, jene Unfehlbarkeit besitzt, mit der der göttliche Erlöser seine Kirche bei endgültigen Entscheidungen in Glaubens- und Sittenlehren ausgerüstet haben wollte, und daß deshalb diese endültigen Entscheidungen des römischen Bischofs aus sich und nicht auf Grund der Zustimmung der Kirche unabänderlich sind? (1840)

22. Bekennst Du mit Herz und Mund bis aufs letzte Wort eigentlich und wahrhaft all das, was von den heiligen Vätern und von den allgemeinen (oekumenischen) verehrungswürdigen Kirchenversammlungen der heiligen katholischen Kirche Gottes überliefert und verkündet worden ist und nimmst Du die ganze kirchliche Überlieferung an, die geschriebene wie die ungechriebene? (270, 308)

Siehe dazu auch: Das Credo des Gottesvolkes (von Papst Paul VI.)

Montag, Mai 15, 2006

Jesus kann alles; das Vertrauen wirkt Wunder

"Was uns fehlt, und was uns heute mehr denn je nottut", schreibt Annette di Rocca, "ist Vertrauen. Nur eine Handvoll davon und es stünde besser um uns. Unsere tausend Sorgen würden uns nicht mit solch zermalmender Wucht zu Boden drücken, wenn wir das eine nicht verlernt hätten: VERTRAUEN HABEN! Christus setzte bei allen Seinen Wundertaten den Glauben und das Vertrauen Seiner Umgebung voraus, und wo Er sie nicht fand, wie in Seiner Heimatstadt Nazareth, da wanderte Er weiter."
Wir haben tatsächlich vergessen, daß die heilige Gertrud die Große all die unermeßlichen Gnaden, die sie empfangen hatte, allein ihrem Vertrauen zuschrieb; daß sie auch alle Freunde des göttlichen Herzens Jesu einladet, ein unbegrenztes Vertrauen zu demselben zu hegen, um unbegrenzte Gnaden von Ihm zu erlangen.
Einst bat die Heilige den Herrn um die Rettung einer überaus großen Anzahl gefährdeter Seelen. Sie wagte dabei nicht zu sagen, daß es Seelen im Zustande der Tosünde seien. Da machte ihr der Herr einen sanften Vorwurf, weil sie dadurch ihrem Vertrauen und damit auch Seiner göttlichen Barmherzigkeit Schranken setze. Nun bat St. Gertrud entsprechend der unbegrenzten Barmherzigkeit des göttlichen Herzens Jesu und fragte den Herrn, was sie tun müsse, um diese große Gnade zu erlangen. Der Heiland antwortete ihr: "DAS VERTRAUEN KANN ALLES LEICHT ERLANGEN!" Und Er gewährte der heiligen Gertrud in Seiner Güte all das, worum sie Ihn vertrauensvoll gebeten.
Die heilige Mechtildis, eine Zeitgenossin der heiligen Gertrud, erklärte wiederholt: "Es ist unmöglich, daß der Mensch nicht alles erlange, was er vertrauensvoll geglaubt und gehofft hat." - "Das kommt daher", fügte der Heiland hinzu, da Er ihr diessen Grundsatz einprägte, "weil es Mir so große Freude macht, daß die Menschen große Dinge von Mir erhoffen. ICH WERDE SIE STETS ÜBER IHRE ERWARTUNG ERHÖREN!" (Prevot, Liebe, Freude im Herzen Jesu.)
Wer hat in unserer Zeit wohl tiefer erkannt und besser zum Ausdruck gebrachht, wie überaus wertvoll das unbegrenzte Vertrauen auf die barmherzige Liebe des göttlichen Herzens Jesu ist, als die heilige Theresia vom Kinde Jesu. Sie schreibt:
"Das Vertrauen und zwar das Vertrauen ganz allein ist es, das uns zur Liebe führt. Die Furcht führt uns zur strengen Gerechtigkeit. Von dieser strengen Gerechtigkeit wird der Herr keinen Gebrauch machen gegenüber denen, die Ihn lieben. Er berücksichtigt unsere Schwächen, Er kennt vollkommen die Gebrechlichkeit unserer Natur! Wovor sollte ich Angst haben?"
"Die Erinnerung an meine Fehler verdemütigt mich und bestimmt mich, mich niemals auf meine eigene Kraft zu stützen, die nur Schwäche ist. Mehr noch. Sie weckt in mir das Vertrauen auf Gottes Liebe und Barmherzigkeit. Wie sollten diese Fehler, wenn man sie mit kindlichstem Vertrauen in den verzehrenden Glutofen der Liebe wirft, nicht für immer verzehrt sein?"
"Aus Liebe leben, heißt die Furcht verbannen, vergang'ner Sünden nimmer ängstlich denken auch. Von meiner Schuld floh jede Spur von dannen, im Gottesfeuer schwandsie hin wie Rauch."
"Ich bin weit entfernt, auf dem Wege der Furcht zu wandeln. Ich weiß immer das Mittel zu finden, glücklich zu sein und aus meiner Armseligkeit Nutzen zu ziehen. Der Heiland selbst ermutigt mich auf diesem Wege."
"Ja, schon seit langem dachte ich, daß der Herr zärtlicher ist als eine Mutter, und ich kenne mehr als ein Mutterherz gründlich! Ich weiß, daß eine Mutter immer bereit ist, die kleinen unfreiwilligen Fehler ihres Kindes zu verzeihen."
Ihre Zuversicht aber geht noch weiter. Außer der Verzeihung hofft sie von Gott auch einen Lohn.
"Ich vertraue Jesus aalles an", schrieb sie. "Ich erzähle Ihm meine Untreuen bis ins Einzelne, da ich in meiner kühnen Hingabe denke, so mehr Gewalt über Sein Herz zu elangen. Auf diese Weise werde ich mir die Liebe dessen, Der nicht gekommen ist, die Gerechten zu berufen, sondern die Sünder, um so vollständiger erlangen."
"Es ist wahr, ich bin nicht immer treu. Aber ich werde niemals mutlos, sondern überlasse mich den Armen des Herrn.."
"JESUS KANN ALLES: DAS VERTRAUEN WIRKT WUNDER."
Die kleine heiligeTheresia vom Kinde Jesu wagt folgendes zu behaupten: "Da der liebe Gott so reich und mächtig ist, verlangt Seine Ehre, daß Er uns nicht enttäusche; wenn wir etwas von Ihm erhoffen, was Er uns nicht zu geben vorhatte, so gibt Er es uns ... Aber wir müssen Ihm sagen: Ich weiß wohl, nie werde ich dessen, was ich erhoffte, wert sein. Ich strecke Dir nur meine Hand, vollständiger Erhörung sicher, gleich einer kleinen Bettlerin entgegen."
"WAS JESUS KRÄNKT UND SEIN HERZ VERLETZT, IST DER MANGEL AN VERTRAUEN!" (D. W. Mut)
Mögen JESUS und MARIA uns allen DIESES Vertrauen in reichster Fülle schenken, das ist mein Wunsch für Sie, liebe Leser, und für meine eigene Armseligkeit. (POS)

Sonntag, April 30, 2006

Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments - Vulgata - Allioli

Deckblatt (Frontispice) der Heiligen Schrift des Alten und Neuen Testaments, Aus der Vulgata mit Bezug auf den Grundtext neu übersetzt und mit kurzen Anmerkungen erläutert von Dr. Joseph Franz Allioli. Mit Approbation des apostolischen Stuhles. Mit Holzschnitten nach Zeichnungen der ersten Künstler Deutschlands. Landsut. Vogel'sche Verlagsbuchhandlung. München. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta'schen Buchhandlung.

VORWORT

Vielfältige Anfragen und Aufforderungen haben mich veranlaßt, von meinem Bibelwerke die vorliegende Handausgabe mit verkürzter Erläuterung des Textes zu veranstalten. Wenige Worte werden genügen, diese neue Ausgabe zu rechtfertigen und den geneigten Leser mit ihrer inneren Einrichtung bekannt zu machen.
Die Vorschrift der katholischen Kirche, Bibelübersetzungen in der Volkssprache nicht ohne erläuternde Anmerkungen dem gemischten Publikum zu übergeben, bezieht sich auf jene Stellen der Schrift, welche von minder unterrichteten Lesern leicht mißverstanden und im Widerspruche mit der katholischen Glaubens- und Sittenlehre aufgefaßt werden könnten. Die Kirche, eine sorgsame Mutter, will ihre Kinder, die Gläubigen,vor solcher Gefahr schützen. Es sind aber solcher Stellen nicht so viele, als etwa manche glauben möchten. Jener Bestandtheil der Schrift nämlich, der es unmittelbar mit Lehre und Sitte zu thun hat, eine Stütze unseres Glaubens und sittlichen Wandels, unsere Hoffnung, unser Trost in den Wechselfällen dieses vergänglichen Lebens seyn soll, ist für arglose Gemüther größtentheils klar und deutlich, und bedarf nur weniger Nachhilfe, um vor Mißverständnissen und irrthümlicher Auffassung geschützt zu werden. Die bei weitem meiste Dunkelheit liegt auf jenen Theilen der Schrift, die mit der Erbauung des Lesers, seiner Förderung im Glauben und sittlichen Wandel nur in entfernter Beziehung stehen. Dazu gehört alles, was die Schrift von der Geschichte der alten Völker, ihren Gesetzen und politischen Einrichtungen, ihren Sitten und Gebräuchen, ihren Länderstrichen und Wohnsitzen, ihren Erlebnissen und Schicksalen erwähnt, ja selbst vieles von den darin vorzugsweise aufgeführten Geschichten und Eigenthümlichkeiten des israelitischen Volkes. Diese in die Bibel verwebten Nachrichten über alterthümliche Zustände sind allerdings häufig sehr schwer verständlich und erfordern für solche, welche sich die Schrift nach jeglicher Richtung hin möglichst klar machen wollen, eine mehr oder weniger ausführliche Erläuterung; aber für Leser, welche nur Erbauung bezwecken, und solcher Art sind wohl die meisten, haben sie und ihre Erläuterung nur ein sehr untergeodnetes Interesse, und kann diese darum in Bibeln, die den Zweck der Erbauung verfolgen, füglich weggelassen und sich auf jene Bermerkungen beschränkt werden, die den oben erwähnten Mißverständnissen begegnen sollen. Ist eine solche Beschränkung des erklärenden Bestandtheiles der Volklsbibeln an und für sich zweckgemäß, so hat sie auch noch den Vortheil, daß sie es möglich macht, den Schatz des göttlichen Wortes in einem bequemeren und billigeren Gefäße darzubieten und dadurch zugänglicher zu machen, ohne doch dem Gesammtinhalte desselben, dessen Theile innig mit einander verbunden und unzertrennlich sind, einen eigentlichen Abbruch zu thun.
In Erwägung dieses Verhälnisses mußte es angemessen erscheinen für solche Leser, denen es nicht so fast um Kenntniß des alterthümlichen Schauplatzes der Bibel, als um Erbauung zu thun ist, aus dem größeren Werke einen solchen Auszug gleichsam als Handausgabe zu veranstalten, der sich zur Aufgabe machte, dem Hauptzwecke christlicher Erbauung genügende Rechnung zu tragen, ohne sich doch in das Feld der erbauenden Schrifterklärung zu verlieren.
Um diese Aufgabe zu lösen, war von dem größeren Werke manches beizubehalten, anderes wegzulassen.
Beibehalten mußte werden der päpstlich approbirte vollständige Text der deutschen Uebersetzung, dann jene erläuternden Anmerkungen, welche dogmatischen und moralischen Mißverständnissen vorzubeugen suchen. Diese wurden entweder vollständig oder im Auszuge gegeben, entweder unter dem Texte oder in mehr oder weniger ausführlichen Summarien an der Spitze der Capitel, je nachdem das eine oder andere in den vorkommenden Fällen passender erschien. Ferner da sich die Schrift häufig selbst erklärt, wurden am Ende der Verse die erklärenden Parallelstellen eingeschaltet, theils zur nächsten Erläuterung, theils um dem forschenden Leser ein weiteres Feld der Betrachtung zu öffenen. Endlich wurden die in dem Texte der größeren Ausgabe befindlichen Notenziffern auch in den Text dieser Handausgabe eingesetzt, um den wißbegierigen Leser, der etwa noch weitere Erklärung wünscht, dahin zu verweisen, wo er sie finden könnte.
Dagegen mußte alles wegglassen weren, was gelehrter Bestandtheil der größeren Ausgabe ist, also die Bemerkungen über die Abweichungen der Vulgata von dem hebräischen, chaldäischen und griechischen Texte, dann die archälologischen und historischen Erläuterungen jeder Art, da wo sie nicht zur Hebung obiger Mißverständnisse unumgänglich nothwendig waren.
Damit glaubte ich nicht nur zur Erreichung des Zweckes anzuleiten, den die Schrift selbst (2. Tim. 3, 16. 17.) bei der Lesung der Schrift erreicht wissen will, sondern mich auch innerhalb der von dem apostolischen Stuhle in seiner Druckbewilligung meines größeren Werkes gesetzten Bedingungen zu halten, die sich lediglich auf eine treue Uebersetzung der Vulgata und die Beigabe von Erläuterungen im katholischen Sinne und Geiste beziehen, ohne ein bestimmtes Maß dieser Erläuterungen vorzuschreiben.
In dieser letzteren Beziehung aber war ich verpflichtet, nur einen solchen Auszug meiner Bibel dem katholischen Publikum zu übergeben, der auch eine kirchliche Billigung für sich hätte, und darum erscheinen die einzelnen Hefte dieser Handausgabe unter ausdrücklicher Druckbewilligung meines hochwürdigsten Ordinariates, das mir die Durchsicht und Prüfung derselben gnädigst zugesichert hat.
Möge auch diese Ausgabe meiner Bibel zur Ehre Gottes und zum Heile seiner Seelen gereichen!

Augsburg, am Feste der Geburt des Herrn 1850. - Dr. Joseph Franz Allioli

Siehe auch diese weiteren Deckblätter dieser Bibel-Ausgabe

Samstag, April 29, 2006

Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments


Aus der Vulgata mit Bezug auf den Grundtext neu übersetzt und mit kurzen Anmerkungen erläutert von Dr. Joseph Franz Allioli. Mit Approbationdes apostolischen Stuhles. Mit Holzschnitten nach Zeichnungen der ersten Künstler Deutschlands. Landshut. Vogel'sche Verlagsbuchhandlung. München. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta'schen Buchhandlung.

Freitag, April 14, 2006

Wer ist ein Christ? Wer nicht? - Zum Sechsten

Und nocheinmal anders kann man den Christen vom Nichtchristen unterscheiden:
Gott ist die Liebe. Und all sein Sein und Wirken ist nichts als LIEBE. Und ALLES, was aus Ihm hervorgeht, ist LIEBE. Wer also die(se) Liebe hat und in der (in dieser) Liebe bleibt, der ist aus Gott und bleibt in Gott, ist also Geschöpf und Kind Gottes und damit kern- und wesenhaft CHRIST.
Der hl. Kirchenvater Augustinus hat in der Osterwoche des Jahres 416, also „auf dem Höhepunkt seiner bischöflichen Wirksamkeit und seines geistigen Lebens", in der Kathedrale zu Hippo (Nordafrika) eine Reihe von Predigten über den ersten Johannesbrief gehalten, die zum Schönsten gehören, was wir vom diesem großen lateinischen Kirchenlehrer besitzen. Sie behandeln sein Lieblingsthema, den Zentralgegenstand seiner ganzen Theologie: die Liebe, die Caritas.
Vielleicht die wertvollste dieser Predigten ist die fünfte, der die folgende Auswahl entnommen ist. Ich entlehne sie der Übersetzung von Dr. Fritz Hofmann, der vor Jahrzehnten die Predigten des hl. Augustinus über den ersten Johannesbrief unter dem Titel „Gott ist die Liebe" als Band der Sammlung „Zeugen des Wortes" herausgegeben hat. Da es sich dabei um einen Kommentar des Textes der johanneischen Epistel handelt, schicke ich die in Betracht kommenden Abschnitte nach der Übersetzung von Rösch voraus:

«Wer aus Gott geboren ist, tut keine Sünde. Sein Lebenskeim bleibt in ihm. Er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist. Daran erkennt man die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels: Wer das Rechte nicht tut, ist nicht aus Gott. Ebensowenig, wer seinen Bruder nicht liebt. Das ist ja die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt: Wir sollen einander lieben. Nicht wie Kain, der vom Bösen herkam und seinen Bruder erschlug. Und warum erschlug er ihn? Weil sein Tun böse war, das seines Bruders aber gerecht. Wundert euch nicht, Brüder, wenn die Welt euch haßt. Wir wissen, daß wir aus dem Tode zum Leben gekommen sind, weil wir die Brüder lieben. Wer keine Liebe hat, bleibt im Tode. Jeder, der seinen Bruder haßt, ist ein Mörder. Und ihr wißt, daß kein Mörder das ewige Leben in sich trägt. – Daran haben wir die Liebe Gottes erkannt, daß er sein Leben für uns hingegeben hat. So müssen auch wir das Leben für unsere Brüder hingeben. Wer die Güter der Welt besitzt und seinen Bruder Not leiden sieht, und doch sein Herz vor ihm verschließt: wie kann in dem die Liebe Gottes wohnen? Kinder, laßt uns nicht mit Worten und mit der Zunge lieben, sondern in der Tat und in der Wahrheit!» (1 Jo. 3,9-19)

Dazu nun der Kommentar, die Auslegung des hl. Augustinus:

Dieser (Johannes-) Brief, der allen köstlich ist, deren Herz einen gesunden Geschmack hat, Gottes Brot zu schmecken, und der in der heiligen Kirche Gottes in hohem Ansehen steht, legt besonders die Liebe ans Herz. Von nichts anderem fast spricht er ja als von der Liebe. Wer ein inneres Organ zum Hören hat, wird mit Freude darauf horchen müssen. So wird diese Lesung ihm sein wie Öl ins Feuer. Wenn da etwas ist, das genährt werden kann, dann erhält es Nahrung und wächst und bleibt. Desgleichen soll es für manche so sein wie Feuer auf den Zunder, so daß er, wenn er vorher nicht brannte, durch die Predigt entzündet wird. Denn bei den einen findet Nahrung, was bereits da ist, bei den andern wird entflammt, was noch fehlt, so daß wir alle in einer einzigen Liebe unsere Freude finden. Wo aber die Liebe ist, da ist der Friede; und wo die Demut ist, da ist die Liebe. So wollen wir ihn jetzt hören und auch zu euch über seine Worte reden, was der Herr eingibt, auf daß ihr sie recht versteht.
Die Liebe also empfehlen wir; die Liebe empfiehlt dieser Brief. Nur um das eine fragt der Herr nach der Auferstehung den Petrus: „Liebst du mich?“ Und es war ihm nicht genug, einmal zu fragen; ein zweites und ein drittes Mal stellt er keine andere Frage. Obgleich Petrus die dritte Frage als Kränkung empfand, als wollte er ihm nicht glauben, als wüßte er nicht, was in ihm vorging, fragte er ihn dennoch ein erstes, zweites, drittes Mal. Dreimal verleugnete die Furcht, dreimal bekannte die Liebe. Siehe, Petrus liebt den Herrn. Was wird er ihm geben? Beunruhigt nicht auch ihn jenes Psalmwort: „Was soll ich dem Herrn vergelten für alles, was er mir getan hat?" Der Sänger des Psalmes dachte nämlich daran, wieviel Gott ihm gegeben hatte; und er fragte, wie er es Gott vergelten sollte, und fand keine Antwort. Alles, womit du ihm vergelten willst, hast du ja von ihm empfangen, um es ihm zu geben. Und was fand er zur Vergeltung? Wir sagten es schon, Brüder, was er von ihm empfangen hatte, das fand er als Gegengabe. „Den Kelch des Heiles will ich ergreifen, und den Namen des Herrn will ich anrufen" (Ps.115,12f). Denn wer sonst hatte ihm den Kelch des Heils gegeben als der, dem er vergelten wollte? Den Kelch des Heils ergreifen und den Namen des Herrn anrufen, das heißt aber an der Liebe sich sättigen und sich in einem solchen Maße sättigen, daß du den Bruder nicht nur nicht hassest, sondern bereit bist, für den Bruder zu sterben. Das ist die vollkommene Liebe, daß du bereit bist, für den Bruder zu sterben. Diese Liebe hat der Herr für seine eigene Person getätigt, da er für alle starb und für seine Kreuziger betend die Worte sprach: „Vater, verzeihe ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun" (Luk 23,34). Aber er war nicht der Meister, wenn er allein dies tat, wenn er keine Schüler hatte. Es folgten ihm die Schüler und handelten ebenso. Gesteinigt wurde Stephanus und betete gebeugten Knies: „Herr, rechne es ihnen nicht zur Sünde an!" (Apg. 7,59). Er liebte die, von denen er getötet wurde, weil er ja sogar für sie starb. Höre auch den Apostel Paulus: „Ich selbst will mich hingeben für euere Seelen" (2 Kor. 12,15). Er war ja unter denen, für die Stephanus Fürbitte eingelegt hatte, als er durch ihre Hand starb. Das also ist die vollkommene Liebe. Wenn einer so große Liebe hat, daß er bereit ist, für den Bruder sogar zu sterben, dann ist die Liebe in ihm vollkommen. Ist sie aber, sobald sie entsteht, auch schon ganz vollkommen? Nein! Damit sie vollkommen werde, wird sie geboren; ist sie geboren, wird sie genährt; durch die Nahrung wird sie gekräftigt; wenn sie gestärkt ist, dann wird sie vollendet. Wie aber spricht sie, wenn sie vollkommen geworden ist? „Leben ist für mich Christus und Sterben Gewinn. Ich wünschte aufgelöst zu werden und mit Christus zu sein; denn das ist bei weitem das Bessere. Das Verbleiben aber im Fleisch ist notwendig um euretwillen" (Phil. 1,21,23f). Um derentwillen, für die er bereit war zu sterben, wollte er leben.
(Ist die Deutung des Wortes, daß „jeder der aus Gott geboren ist, keine Sünde tut“, auf die Liebe, bzw. die Sünde gegen die Liebe auch nicht willkürlich, sondern sachlich begründet?) Möge also Johannes uns belehren, welche Sünde er meint, damit nicht etwa nur ich aufs geratewohl erkläre, daß diese Sünde in der Verletzung der Liebe liege, weil er vorher sagte: „Wer seinen Bruder haßt, ist in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiß nicht, wohin er geht, weil die Finsternis seine Augen verblendet hat" (2,11). Vielleicht weist Johannes im Folgenden ausdrücklich auf die Liebe hin. Seht, daß jener zusammengehörige Textabschnitt dieses Ende hat, diesen Ausgang nimmt: «Jeder, der aus Gott geboren ist, sündigt nicht; denn sein Same bleibt in ihm.» Der Same Gottes ist das Wort Gottes, weshalb der Apostel sagt: «Durch das Evangelium habe ich euch gezeugt» (1 Kor. 4,15). «Ja, er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist.» Sage er also und sehen wir, worin er nicht sündigen kann! «Darin sind die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels offenbar: Jeder, der nicht gerecht ist und der seinen Bruder nicht liebt, ist nicht von Gott» (3,9f). Jetzt ist es offenbar, weshalb er sagt: «Wer seinen Bruder nicht liebt.» Die Liebe allein scheidet die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels. Mögen alle mit dem Zeichen des Kreuzes sich bezeichnen; mögen alle antworten Amen; mögen alle Alleluja singen; mögen alle getauft werden, in die Kirche eintreten - der Unterschied zwischen den Kindern Gottes und den Kindern des Teufels liegt einzig in der Liebe. Die die Liebe haben, sind aus Gott geboren; die sie nicht haben, sind nicht aus Gott geboren. Ein großes Zeichen, eine große Unterscheidung! Habe, was immer du willst. Hast du dies eine nicht, nützt es dir nichts; wenn du anderes nicht hast. So habe nur dies, und du hast das Gesetz erfüllt. «Denn wer den Nächsten liebt, der hat das Gesetz erfüllt», sagt der Apostel und: «Die Fülle des Gesetzes ist die Liebe» (Röm.13,8.10). Ich glaube, daß das die Perle ist, die der Kaufmann nach der Schilderung des Evangeliums gesucht hat, jene Perle, die er fand und für die er alles verkaufte, was er hatte, und die er erwarb (vgl. Matth.13,46). Das ist die kostbare Perle, die Liebe, ohne die dir nichts nützt, soviel du auch hast; und die dir genügt, wenn du sie und sonst nichts besitzest. Jetzt siehst du im Glauben, dereinst wirst du in der Schau sehen. Denn wenn wir lieben, wo wir nicht sehen, wie werden wir erst umfangen, wo wir sehen?
Aber wie müssen wir uns darauf üben? Durch die Bruderliebe. Du kannst mir sagen: Ich habe Gott nicht gesehen! Kannst du mir etwa auch sagen: Ich habe den Menschen nicht gesehen? Liebe den Bruder! Denn wenn du den Bruder, den du siehst, liebst, wirst du zugleich auch Gott schauen; denn du wirst die Liebe schauen, und in ihrem Innersten wohnt Gott.
«Wer nicht gerecht ist und wer seinen Bruder nicht liebt, ist nicht aus Gott. Denn das ist die Kunde» – höre, wie er es bekräftigt: «Denn das ist die Kunde, die wir von Anfang an vernommen haben, daß wir einander lieben sollen» (3,10f). Er macht es uns vollkommen klar, daß er mit Bezug darauf sagt: Wer gegen dieses Gebot handelt, der ist in jener verwerflichen Sünde, in die solche nicht fallen, die aus Gott geboren werden.
«Wundert euch nicht, Brüder, wenn euch die Welt haßt» (3,13). Wie oft muß ich es euch noch sagen, was die Welt ist? Die Welt in schlechtem Sinn sind jene, die die Welt lieben; die Welt in gutem Sinn sind Himmel und Erde und was an Werken Gottes darin ist. Darum heißt es: «Und die Welt ist durch ihn gemacht worden» (Joh. 1,10). Ebenso ist die Welt die ganze Erde, wie Johannes sagt: «Der Versöhner ist er nicht nur für unsere Sünden, sondern für die der ganzen Welt» (2,2). „Welt" meint hier alle Gläubigen, die über den Erdkreis hin verstreut sind. Die Welt in schlechtem Sinn aber sind die, welche die Welt lieben. Die die Welt lieben, können den Bruder nicht lieben.
«Wenn uns die Welt haßt, so wissen wir» -was wissen wir?: «Daß wir vom Tode zum Leben übergegangen sind.» Woher wissen wir es? «Weil wir die Brüder lieben.» Niemand frage einen andern Menschen, jeder halte Einkehr in sein Herz! Wenn er dort die Bruderliebe findet, so sei er ohne Sorge; denn er ist vom Tod zum Leben übergegangen. Schon ist er auf der rechten Seite; nicht achte er darauf, daß seine Herrlichkeit jetzt verborgen ist; wenn der Herr kommt, dann wird das Leben in Herrlichkeit erscheinen. Schon jetzt besitzt er das Leben, aber noch wie im Winter. Die Wurzel ist voll Lebenskraft, aber die Zweige sind gleichsam noch dürr; innen ist das Mark, in dem der Saft quillt, innen sind die Blätter der Bäume, innen die Frucht; sie warten nur auf den Sommer. Also «wissen wir, daß wir vom Tode zum Leben übergegangen sind, weil wir die Brüder lieben. Wer nicht liebt, der bleibt im Tode» (3,14). Glaubt nicht, Brüder, daß es nicht darauf ankomme, zu hassen oder nicht zu lieben; hört noch, was folgt: «Jeder, der seinen Bruder haßt, ist ein Menschenmörder.» Wird also einer, der seinen Bruder nicht achtet, auch den Menschenmord in seinem Herzen schon gering achten? Er rührt die Hand nicht, um einen Menschen zu töten, und schon wird er vom Herrn für einen Mörder gehalten; jener lebt, und dieser wird bereits als Mörder verurteilt. «Jeder, der seinen Bruder haßt, ist ein Menschenmörder; und ihr wißt, daß kein Mörder das ewige Leben hat, das in ihm bleibt» (3,15).
«Daran erkennen wir die Liebe», die Vollkommenheit der Liebe meint er, jene vollkommene Liebe, die wir euch ans Herz gelegt haben; «Darum erkennen wir die Liebe, daß jener für uns sein Leben eingesetzt hat; und so müssen auch wir das Leben für unsere Brüder einsetzen» (3,16). Nun sieh den Sinn des «Petrus, liebst du mich? Weide meine Schafe!» Damit ihr wißt, daß er nach seinem Willen seine Schafe so leiten sollte, daß er sein Leben für sie einsetzte, fügte er sogleich hinzu: «Da du ein Jüngling warst, gürtetest du dich selbst und gingest, wohin du wolltest; wenn du aber älter geworden bist, wird ein anderer dich gürten und wird dich bringen, wohin du nicht willst. Das aber sagte er – bemerkt der Evangelist –, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen werde" (Joh. 21,156), um den zu lehren, daß er sein Leben für seine Schafe einsetzen müsse, zu dem er gesagt hatte: «Weide meine Schafe».
Wo aber nimmt die Liebe ihren Anfang, Brüder? Worin sie vollendet wird, das habt ihr gehört. Ihr Ziel und Maß hat der Herr selbst im Evangelium nahegelegt: «Eine größere Liebe hat niemand, sagt er, als daß er sein Leben hingibt für seine Freunde» (Joh. 15,13). Ihre Vollendung also zeigt er im Evangelium. Doch ihr fragt euch: Können wir je diese Liebe haben? Verzweifle nicht vorschnell! Vielleicht ist sie schon geboren, aber nur noch nicht vollendet; nähre sie, damit sie nicht ersticke! Doch du wirst mir sagen: Woher kann ich das wissen, daß sie in mir schon geboren ist? Von der Vollendung der Liebe haben wir gehört; vernehmen wir nun ihren Anfang! Johannes fährt fort mit den Worten: «Wer aber die Güter der Welt hat und seinen Bruder hungern sieht und sein Herz vor ihm verschließt, wie wird die Liebe Gottes in ihm bleiben können?» (3,17) Siehe da, wo die Liebe ihren Anfang nimmt! Wenn du noch nicht bereit bist, für den Bruder zu sterben, so solltest du doch schon bereit sein, dem Bruder von deinen Gütern mitzuteilen. Möge die Liebe dein Herz bewegen, daß du nicht aus Ruhmsucht, sondern aus lauterster Barmherzigkeit handelst, daß du ihn rein in seiner Bedürftigkeit siehst. Denn wenn du dem Bruder nicht einmal von deinem Überfluß geben kannst, kannst du dann für ihn dein Leben einsetzten? An deinem Busen birgst du das Gold, das dir Diebe stehlen können; und wenn es nicht Diebe wegnehmen, wirst du es im Tode lassen müssen, auch wenn es dich bei Lebzeiten nicht verläßt. Was wirst du also tun? Es hungert dein Bruder, er befindet sich in einer Notlage; vielleicht ist er in großer Verlegenheit, von einem Gläubiger bedrängt; er besitzt selbst nichts, du hast etwas: Dein Bruder ist er; zumal seid ihr erkauft um den nämlichen Preis, beide seid ihr durch das Blut Christi erlöst; sieh, daß du dich seiner erbarmst, weil du weltliche Güter hast! Was geht das mich an?, sagst du vielleicht. Soll ich mein Geld hingeben, damit jener vor einer Unannehmlichkeit bewahrt bleibt? Wenn dir dein Herz so antwortet, dann bleibt die Liebe des Vaters nicht in dir. Wenn die Liebe des Vaters nicht in dir bleibt, bist du nicht aus Gott geboren. Wie kannst du dich da rühmen, ein Christ zu sein? Den Namen hast du wohl, die Taten hast du nicht. Wenn du aber mit dem Namen die Tat verbindest, dann mag einer dich einen Heiden schelten, du erweisest dich durch die Tat als Christ! Denn wenn du dich nicht im Werk als Christ erweisest, mögen alle dich einen Christen nennen, was nützt dir der Name, wo dir die Wirklichkeit fehlt? «Wer aber die Güter der Welt hat und seinen Bruder Not leiden sieht und sein Herz vor ihm verschließt, wie kann die Liebe Gottes in einem solchen bleiben?» Und Johannes fährt fort: «Kindlein, nicht nur im Worte und nicht bloß mit der Zunge laßt uns lieben, sondern in der Tat und in der Wahrheit!» (3,18)

Wie verhält es sich mit der Vorherbestimmung, der Prädestination?

Häufig wurde in der christlichen Vergangenheit um den Inhalt des Begriffs der „Prädestination" gerungen, um die Interpretation „der in Gottes freiem und ewigen Ratschluß gefällten Vorentscheidung über das endgültige Heil oder Unheil des Menschen".

Welches ist die Lehre der Kirche dazu?

  1. Gott will, daß alle Menschen selig werden, und die Erlösung Christi gilt für alle Menschen.
  2. Es gibt eine ewige Erwählung und eine ewige Verwerfung.
  3. Weder durch die Prädestination noch durch die Reprobation wird die Freiheit des Menschen ausgeschaltet.
  4. Gott determiniert niemanden zur Sünde.

Gott entscheidet also nicht im voraus über unser ewiges Schicksal, ob Himmel oder Hölle, sondern er kennt im voraus unsere Entscheidung und unser aus dieser erfolgendes „Los“.
Kein Engel und kein Mensch wird von Gott zur ewigen Verwerfung vorherbestimmt. Vielmehr will Gott positiv, und zwar mit all Seiner Liebe und all Seiner Macht, daß jeder Mensch selig wird. Was also Gott anbetrifft, so geschieht nichts von Seiner Seite, was dieses ewige Heil verhindert, alles aber, was es ermöglicht, was es herbeiführen kann. Niemals aber ohne die freie Mitbestimmung des Geschöpfes, soweit diese freie Mitwirkung dem Geschöpf möglich ist.
Wenn also ein Mensch „verworfen" (reprobiert) wird, dann immer nur aufgrund seines eigenen bösen Willens. „Der Sünder wird nicht von Gott zurückgestoßen; er stößt sich selbst zurück." (Ambrosius in Ps 43,25) „Gott ist gerecht; gerecht ist Gott: Er kann manche ohne Verdienst erlösen, denn Er ist gut; Er kann aber niemand ohne Mißverdienste verdammen, denn Er ist gerecht." (Augustinus c. Julian. 3,18,35) „Von sich aus ist Gott die Güte selbst; daß Er zur Gerechtigkeit (der Bestrafung) greifen muß, kommt von uns." (Tert. de res. cam. 14) „Deinen Gott wird dir niemand rauben, wenn du Ihn nicht selbst verrätst." (Augustinus in Ps 144,3) „Darum sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben, aber die Lästerung wider den Geist wird nicht vergeben werden. Wer ein Wort redet wider den Menschensohn, dem wird vergeben werden; wer aber wider den Heiligen Geist redet, dem wird weder in dieser noch in der künftigen Welt vergeben werden." (Matthäus 12,31f.)

Freitag, April 07, 2006

Wer ist ein Christ? Wer nicht? - Zum Fünften

Man kann es auf einen noch kürzeren Nenner bringen:
Christ ist, wer guten Willens ist. Der gute Wille ist das Ausschlaggebende. Wer guten Willen hat, kann (objektiv, materiell) noch so sehr auf Dunkel- und Irrwegen gehen, er strebt unweigerlich Christus, dem Lichte, dem Himmel zu. Wer bösen Willen hat hingegen, kann (physisch) noch so sehr in Christi Nähe weilen, er driftet ab, gleitet weg von Ihm, vom Heil. Darum sangen die Engel, „die große himmlische Heerschar" in ihrem Weihnachts-Gotteslob vor den staunenden Hirten: „Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind!" „Et in terra pax hominibus bonae voluntatis". ALLE Menschen, die guten Willens sind, werden also von den Himmelsboten mit dem Friedensgruß seitens GOTTES beehrt. Das heißt nichts anderes, als daß GOTT diese Menschen als seine „aktuellen" Kinder betrachtet, ob sie nun zum „Auserwählten Volk" gehören oder nicht, ob sie Heiden sind oder Juden, ob sie einem „götzendienerischen Volk" angehören oder nicht, ob sie eine richtige Gottesvorstellung haben oder nicht, ob sie unwissend und voller Vorurteile sind oder nicht, usw. Wichtig und wesentlich ist, daß sie guten Willen haben. Nicht der „Ausgangsort" und „flüchtige Standort" ist also maßgeblich, sondern die (Aus-)Richtung, die jemand hat. Guter Wille ist Aufbruch zu dem, wozu und wofür wir geschaffen sind, ist Aufstieg, ist Streben nach oben, ist Fortschreiten zum Besseren, ist Annäherung an den Bestimmungsort. Böser Wille ist Abstieg zu den Tiefen, ist Drang nach unten, ist Hang und Gang zum Schlechteren, ist Entfernung vom Ziel. „Selig, die Hunger und Durst haben nach der Gerechtigkeit...; selig, die ein reines Herz haben..." Guter Wille ist immer Verlangen nach der Gerechtigkeit, d.h. nach der Ordnung GOTTES. Und diese Ordnung ist Klarheit, ist Reinheit von allem „Unstimmigen".
„Der Mensch sieht aufs Äußere, der Herr aber schaut ins Herz." (I Sm 16,7) „Die Gesinnung gibt den Ausschlag, ob eine Gabe reich ist oder dürftig, sie gibt den Dingen ihren Wert." (Ambrosius) „Auf der Waage der göttlichen Gerechtigkeit werden die Gaben nicht nach ihrer Menge, sondern nach dem Maße der dabei gezeigten Gesinnung gewogen." (Leo d. Gr.) „Was du (tun) willst und nicht (tun) kannst, das rechnet dir Gott als geleistet an." (Augustinus) In diesem Sinne können wir sogar noch weiter gehen und sagen: „Was du sein und tun würdest, wenn du erführest, erkänntest und dann wolltest, das rechnet dir Gott als erreicht und geleistet an." „Gott fragt nach der Wurzel, nicht nach der Blume." (Augustinus) „Gott wägt die Handlung mehr nach der Meinung ab, in der sie geschieht, als nach der Größe des verrichteten Werkes." (Nachfolge Christi) Gott veranschlagt auch die allgemeine, grundsätzliche, dauernde Disponiertheit mehr als die ausdrücklich gefaßte Partikular-Meinung. „Willst du wissen, ob dein Tun, sei es inneres oder äußeres, göttlich ist oder nicht und ob Gott es wirkt in dir: sieh zu, ob Gott das Ziel in deinem Denken ist; wenn ja, so ist dein Wirken gut. (Eckehart) „Alles, was zum Ziel bezogen ist oder der Richtung auf das Ziel entspricht, ist eben dadurch gut. Alles, sage ich, ist gut durch die Ordnung auf Gott als das letzte Ziel." (Derselbe)
Was aber ist konkret „guter Wille"? Guter Wille ist das aufrichtige Wollen (Anstreben) des als (sittlich) gut, als ein (sittlich) Gutes, als das Gute Erkannten. Guter Wille ist die ständige Bereitschaft und Entschlossenheit, das eigene Verhalten und Handeln am eigenen Gewissen auszurichten, mit dem Gewissen in (völlige) Übereinstimmung zu halten und zu bringen. Böser Wille ist logischerweise das Gegenteil davon. Böser Wille ist das mutwillige, vorsätzliche Nicht-Wollen des als moralisch Gesollten Erkannten. „Wenn der Wille das höhere Gut darangibt und sich einem niederen zuwendet, wird er böse; nicht weil der Gegenstand, zu dem er sich wendet, schlecht ist, sondern weil die Hinwendung selbst verkehrt ist." (Augustinus) „Nie ist etwas nützlich, wenn es nicht gleichzeitig sittlich gut ist. Und nicht, weil es nützlich ist, ist etwas sittlich gut, sondern weil es sittlich gut ist, ist es auch nützlich." (Cicero)
„Wenn die Heiden, die das Gesetz nicht haben, aus natürlichem Antrieb die Forderungen des Gesetzes erfüllen, so sind sie, weil sie das Gesetz nicht haben, sich selbst Gesetz. Sie beweisen, daß der Kern des Gesetzes in ihr Herz geschrieben ist. Ihr Gewissen bezeugt es ihnen durch die Gedanken, die sie teils anklagen, teils verteidigen, am Tage, da Gott das verborgene Tun der Menschen nach meinem Evangelium durch Jesus Christus richten wird." (Röm 2,14-16) „Zwei Lehrer sind uns von Anfang an mitgegeben, die beide, auch ohne Worte, die Menschen unterweisen: die geschaffene Welt und das eigene Gewissen." (Chrysostomus) „Wie wir unsere erste Kenntnis der äußern Welt durch die Sinne haben, so beginnt unser Lernen von Gott dem Herrn durch das Gewissen ... Hier sind es die sich immer wiederholenden Erfahrungen des Gewissens, die uns ganz unaufdringlich den Willen eines Überlegenen nahebringen und uns zur immer deutlicheren Überzeugung von dem Dasein eines höchsten Gesetzgebers führen, von dem die einzelnen Mahnungen und Befehle ausgehen." (Newman)
Ein Missionar fragte einen alten Heiden in Indien: „Wenn euch jemand euer Geld stiehlt, begeht der eine Sünde?" „Natürlich!" „Und wenn jemand einen andern umbringt, ist das eine Sünde?" „Gewiß!" So ging der Pater die meisten Gebote durch und sagte dann: „Ihr habt alle die Gebote Gottes gewußt, wer hat euch denn die gelehrt?" „Gott." „Gott hat aber doch noch nie zu euch gesprochen." Da wies der Mann auf seine Brust: „Da drin, da drin!" Es war ein verachteter Paria, der nicht lesen und schreiben konnte!
Christ ist also jeder, der natürlich gut ist. Auch wenn er von Christus nichts weiß. Weil das Natur-Gesetz vollends übereinstimmt mit Christi offenbartem Gesetz. Weil er nur dann „natürlich gut" ist, wenn er die Botschaft von Christus sofort annehmen würde, wenn er sie (richtig) erführe. Denn: „Die heilige Mutter Kirche hält fest an der Lehre: Der Mensch kann Gott, den Ursprung und das Endziel aller Dinge, durch das natürliche Licht seiner Vernunft aus den geschaffenen Dingen mit Gewißheit erkennen. «Denn das Unsichtbare an ihm erschaut der denkende Verstand seit Erschaffung der Welt in seinen Werken.» (Röm 1,20) Indes hat es der Weisheit und Güte Gottes gefallen, Sich selbst und die ewigen Ratschlüsse Seines Willens dem Menschengeschlecht auch auf einem andern, dem übernatürlichen Weg zu offenbaren." (I Vaticanum, de fid. cath. 2,12 (D 1785) Aber eben: „Viele, die draußen (außerhalb der heilsnotwendigen Kirche) zu sein scheinen, sind drinnen; viele, die drinnen zu sein scheinen, sind draußen." (Augustinus) „Der vielberufene Satz («Außer der Kirche kein Heil») bedeutet, daß in der gegenwärtigen Heilsordnung alle Erlösungsgnaden nur mit Hinblick auf Christus und Seine wahre Kirche gespendet werden, daß somit alle, die gerettet werden, wenigstens innerlich (voto, d.h. durch ihre Bereitschaft, alles zu tun, was Gott verordnet hat) zur Kirche Christi gehören müssen. Von der äußern Zugehörigkeit zur katholischen Kirche gilt der Satz nur relativ, d.h. für alle diejenigen, die zur Erkenntnis der Wahrheit und Heilsnotwendigkeit dieser Kirche gelangt sind." (Pribilla) (P.O.S.)