Freitag, Januar 20, 2006

Das Credo Papst Pauls VI.

Zum Abschluss des 1900-Jahr-Jubiläums des Martyriums der Apostelfürsten Petrus und Paulus und des "Jahres des Glaubens" feierte Papst Paul VI. am Sonntag, dem 30. Juni 1968, auf der Freitreppe des Petersdomes mit 24 Bischöfen aus aller Welt das eucharistische Opfer. Bei dieser Gelegenheit sprach der Papst ein Glaubensbe­kenntnis, "um in einer Weise Antwort zu geben, die dem Wunsch nach Erleuchtung angepasst ist, der von so vielen gläubigen Seelen und von allen Menschen in der Welt empfunden wird, die auf der Suche nach der Wahrheit sind." Dieses Glaubensbekennt­nis ist eine Erweiterung des nizänischen Credos, das der Papst spezifiziert hat, um so die Bedeutung der Glaubenssätze zu präzisieren angesichts der Irrtümer und Unsicher­heiten, die heute in bezug auf den Glauben herrschen.
Der lateinische Wortlaut dieses wichtigen Dokumentes ist veröffentlicht im "Osser­vatore Romano"; Nr. 148 vom 1./2. Juli 1968 und wird nachfolgend in deutscher Originalübertragung aus der SKZ Nr. 28/1968 unseren Lesern unterbreitet.

Wir glauben an den einen Gott, den Vater, Sohn und Heiligen Geist, den Schöpfer der sichtba­ren und der unsichtbaren Dinge - zu jenen gehört die Welt, auf der wir unser Leben verbringen, zu diesen die reinen Geister, die wir auch Engel nennen -, den Schö­pfer auch der geistigen, unsterb­lichen Seele in jedem Menschen.
Wir glauben an diesen einen Gott, der in seinem heiligen Wesen so absolut eins ist wie in seinen übri­gen Vollkommenheiten: in seiner Allmacht, seinem unendlichen Wis­sen, seiner Vorsehung, seinem Wil­len und seiner Liebe. Er ist der, der ist, wie er selber dem Moses geoffenbart hat; er ist die Liebe, wie uns der Apostel Johannes lehrt; so drücken diese zwei Na­men, das Sein und die Liebe, auf unsagbare Weise die göttliche Wahr­heit dessen aus, der sich selber uns offenbarte, der in "unzugängli­chem Lichte wohnt und ohne Na­men, erhaben über alle geschaffe­nen Dinge und jeden Verstand in sich selbst besteht. Der eine Gott kann uns eine wahre, volle Er­kenntnis von sich mitteilen, indem er sich als Vater, Sohn und Heili­gen Geist offenbart, durch dessen Gnade wir zur Teilnahme am ewi­gen Leben berufen werden, hier auf Erden im Dunkel des Glau­bens, nach dem Tode im ewigen Licht. Das gegenseitige Band, das von Ewigkeit her die Drei Perso­nen bildet, von denen jede das eine, gleiche göttliche Sein ist, bildet das innerste selige Leben des überaus heiligen Gottes, das unendlich über alles hinausgeht, was wir als Menschen verstehen können. Deshalb sagen wir der göttlichen Güte Dank dafür, dass so viele Gläubige mit uns vor den Menschen die Einheit Gottes be­zeugen können, auch wenn sie das Geheimnis der Heiligsten Drei­faltigkeit nicht kennen.
Wir glauben also an den Vater, der in Ewigkeit den Sohn zeugt; wir glauben an den Sohn, das Wort Gottes, das ewig gezeugt wird, wir glauben an den Heiligen Geist, die ungeschaffene Person, die vom Vater und vom Sohn als ihre ewi­ge Liebe ausgeht. So besitzt das Leben und die Seligkeit des voll­kommen einen Gottes in den drei göttlichen Personen, die gleich ewig und völlig gleich sind, über­reiche Erfüllung und Vollendung, die höchste Würde und Herrlich­keit dessen, der ist, aber nicht ge­schaffen ward, so dass "die Ein­heit in der Dreiheit und die Drei­heit in der Einheit zu verehren ist".
Wir glauben an unsern Herrn Jesus Christus, den Sohn Gottes. Er ist das ewige Wort, vor aller Zeit aus dem Vater geboren, dem Vater gleichen Wesens, "homoousios to Patri"; durch ihn ist alles geschaf­fen. Er nahm Fleisch an aus Maria der Jungfrau und ist Mensch gewor­den; er ist dem Vater gleich durch seine Gottheit, steht unter dem Vater durch seine Menschheit; er ist vollkommen eins nicht durch eine unmögliche Vermischung der Wesen, sondern durch die Einheit der Person.
Er hat voll Gnade und Wahrheit unter uns gewohnt. Er hat das Reich Gottes verkündet und ge­bildet; er hat uns verliehen, den Vater zu erkennen. Er gab uns das Gebot, einander zu lieben, wie er uns geliebt hat. Er lehrte uns den Weg der evangelischen Selig­keiten; arm im Geiste zu sein, gü­tig zu sein, die Schmerzen gedul­dig zu ertragen, nach Gerechtig­keit zu dürsten, barmherzig, reinen Herzens, friedfertig zu sein, um der Gerechtigkeit willen Verfolgung zu erleiden. Er hat unter Pontius Pi­latus gelitten, als Lamm Gottes die Sünden der Welt auf sich ge­nommen, er ist für uns am Kreuze gestorben, hat durch das Blut der Erlösung uns Rettung gebracht. Nachdem er begraben worden, stand er am dritten Tage aus eige­ner Kraft wieder auf, um uns durch seine Auferstehung zur Ge­meinschaft des göttlichen Lebens, zur Gnade zu führen. Er ist zum Himmel emporgestiegen, und wird von dort wiederkommen, um die Lebenden und die Toten, jeden nach seinem Verdienst zu richten. Wer der Liebe und Güte Gottes entsprochen hat, wird zum ewigen Leben eingehen, wer sie bis zum letzten Augenblick seines Lebens zurückgewiesen, dem nie verge­henden Feuer verfallen. Und seines Reiches wird kein En­de sein. Wir glauben an den Heili­gen Geist, den Herrn und Lebens­spender, der gemeinsam mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der durch die Propheten gesprochen hat. Ihn hat uns Christus nach seiner Auf­erstehung und Himmelfahrt ge­sandt; er erleuchtet, belebt, schützt und leitet die Kirche, reinigt ihre Glieder, wenn sie sich der Gnade nicht widersetzen. Durch sein Wir­ken, das in die tiefste Seele reicht, kann der Mensch kraft der Demut, die er aus Christus schöpft, voll­kommen werden, wie der Vater im Himmel vollkommen ist.
Wir glauben, dass Maria stets die Ehre der Jungfräulichkeit bewahrt und dennoch Mutter des fleischge­wordenen Wortes, unseres Gottes und Erlösers Jesus ward, dass sie im Hinblick auf die Verdienste ih­res Sohnes auf eine besonders ho­he Art erlöst wurde, von jeder Makel der Erbsünde bewahrt blieb und an Gnade alle andern Ge­schöpfe bei weitem überragt. Da sie durch ein enges, unauflös­liches Band mit dem Geheimnis der Menschwerdung und Erlösung verbunden ist, wurde die selige, unbefleckte Jungfrau Maria nach der Vollendung ihres irdischen Le­bens mit Leib und Seele in die himmlische Herrlichkeit aufgenom­men, ihrem von den Toten aufer­standenen Sohne ähnlich gemacht und hat so das Los aller Gerechten zum voraus erlangt. Wir glauben, dass die heilige Gottesmutter als neue Eva und Mutter der Kirche im Himmel fortfährt, an den Glie­dern Christi ihr Mutteramt zu er­füllen, indem sie bemüht ist, das göttliche Leben in den Seelen der erlösten Menschen zu wecken und zu mehren.
Wir glauben, dass in Adam alle ge­sündigt haben und dass die mensch­liche, allen Menschen gemeinsame Natur wegen der von ihm begange­nen ersten Sünde sich in einem Zu­stand befindet, in dem sie die da­raus erfolgenden Nachteile erlei­det. Dieser Zustand ist aber nicht dem gleich, in dem sich die Stamm­eltern befanden, als sie in Heilig­keit und Gerechtigkeit lebten und nichts von Übel und Tod wussten. Die gefallene menschliche Natur wurde des Geschenkes der Gnade beraubt, das sie zuvor schmückte, auch in den Kräften ihrer Natur verwundet und der Macht des Todes unterstellt, der auf alle Menschen übergeht. Auf diese Wei­se wird jeder Mensch in der Sün­de geboren.
Wir folgen daher dem Konzil von Trient und glauben, dass die Erb­sünde mit der menschlichen Na­tur zusammen durch "die Fort­pflanzung, nicht durch eine Nach­ahmung" weitergetragen wird, und "jedem Menschen eigen" ist. Wir glauben, dass unser Herr Jesus Christus uns durch das Opfer des Kreuzes von der Erbsünde und allen persönlichen Sünden, die wir begangen haben, erlöst hat, so dass das Wort des Apostels in Wahrheit besteht: "Wo aber die Sünde gross war, wurde die Gnade noch grös­ser".
Wir bekennen gläubig, dass unser Herr Jesus Christus zur Vergebung der Sünden eine einzige Taufe ein­gesetzt hat und dass die Taufe auch den Kindern gespendet werden soll, die noch durch keine persön­liche Sünde befleckt werden konn­ten, damit auch sie, die bei der Ge­burt die übernatürliche Gnade noch nicht besitzen, "aus dem Wasser und dem Heiligen Geist" zum göttlichen Leben in Jesus Christus wiedergeboren werden.
Wir glauben an die eine, heilige, katholische und apostolische Kir­che, die Jesus Christus auf den Felsen Petrus gebaut hat. Sie ist der mystische Leib Christi, die sicht­bare, mit hierarchischer Ordnung ausgestattete Gesellschaft, die gei­stige Gemeinschaft, die Kirche auf Erden, das Gottesvolk, das hier auf Erden pilgert, die mit himmli­schen Gaben beschenkte Kirche, der Keim und Anfang des Gottes­reiches, das das Werk und die Leiden der Erlösung durch die Zeiten fortsetzt und mit aller Kraft nach der vollkommenen Vollendung strebt, die nach dem Ende der Zeiten in der himmli­schen Herrlichkeit erreicht werden soll. Durch die Sakramente, die aus seiner Fülle strömen, bildet der Herr Jesus seine Kirche. Denn durch diese erreicht sie, dass ihre Glieder am Geheimnis des Sterbens und der Auferstehung Jesu Christi teilhaben; das verleiht ihr die Gna­de des Heiligen Geistes, der ihr das Leben und die Fähigkeit zu wirken verleiht. Sie ist daher heilig, ob­wohl sie auch die Sünder umfasst; denn ihr Leben ist kein anderes als das Leben der Gnade. Wenn ihre Glieder sich aus der Gnade nähren, heiligen sie sich; wenden sie sich von ihr ab, so wird ihre Seele voll Sünde und Schmutz, und das sind die Hindernisse, die nicht zulassen, dass ihre Heiligkeit leuchtend ausstrahlt. Sie aber ist betrübt wegen der Sünden und tut Busse dafür; sie besitzt die Macht, ihre Kinder durch Christi Blut und die Gabe des Heiligen Geistes da­raus zu befreien.
So ist die Kirche die Erbin der göttlichen Verheissungen und Ab­rahams Tochter im Geiste durch jenes Israel, dessen heilige Bücher sie liebevoll betreut, dessen Patri­archen und Propheten sie fromm verehrt. Sie ist auf der Grundlage der Apostel aufgebaut, deren stets lebendiges Wort sie durch die Jahr­hunderte erhält, deren Hirtenmacht sie im Nachfolger Petri und den Bischöfen, welche die Gemein­schaft mit ihm bewahren, getreu weitergibt. Sie geniesst endlich den unablässigen Schutz des Heiligen Geistes und hat daher die Aufgabe, die Wahrheit zu bewahren, zu leh­ren, zu erklären und zu verbreiten, die Gott in den Propheten irgend­wie aufklingen liess und durch den Herrn Jesus der Menschheit voll­kommen offenbarte. Wir glauben all das, was im geschriebenen oder überlieferten Gotteswort enthalten ist und von der Kirche entweder mit feierlichem Entscheid oder durch das gewöhnliche allgemeine Lehramt als von Gott geoffenbart zu glauben vorgestellt wird. Wir glauben an die Unfehlbarkeit des Nachfolgers Petri, wenn er als Hirt und Lehrer aller Christen "ex cathedra" spricht, und an die Un­fehlbarkeit, die auch der Gesamt­heit der Bischöfe zukommt, wenn sie mit ihm das höchste Lehramt ausüben.
Wir glauben, dass die Kirche, die Christus gegründet hat und für die er betet, durch den Glauben und den Kult und das gemeinsame Band der heiligen Hierarchie un­vergänglich eins ist. Wenn es in der Kirche eine sehr reiche Verschie­denheit von liturgischen Riten und berechtigte Unterschiede im theo­logischen und geistigen Erbgut und in besondern Disziplinen gibt, so hindert das ihre Einheit durchaus nicht, sondern legt sie um so ein­drücklicher an den Tag.
Wir anerkennen, dass es auch ausser dem Bau der Kirche Christi viele Elemente der Heiligung und Wahr­heit gibt, die wie der Kirche eige­ne Gaben zur katholischen Ein­heit hindrängen, und glauben, daß die Tätigkeit des Heiligen Geistes in allen Jüngern Christi das Seh­nen nach dieser Einheit wachruft. Daher hoffen wir, dass die Christen, die noch nicht die volle Gemein­schaft der einen Kirche geniessen, dereinst in einer einzigen Herde unter einem einzigen Hirten ver­eint werden.
Wir glauben, dass die Kirche zum Heile notwendig ist. Denn einzig Christus ist der Mittler und der Weg des Heiles, und er wird in seinem Leibe, das heisst, in der Kirche unter uns gegenwärtig. Aber der göttliche Heilsplan umfasst al­le Menschen: Wer daher das Evan­gelium Christi und seine Kirche schuldlos nicht kennt, Gott aber mit aufrichtiger Seele sucht und sich unter dem Einfluss der Gnade bemüht, seinen Willen, wie er ihn durch das Urteil des Gewissens er­kennt, zu erfüllen, gehört auch zu seinem hienieden unsichtbaren Vol­ke, dessen Zahl nur Gott kennt, und kann das ewige Heil erlangen.
Wir glauben, dass die Messe, wel­che der Priester in der Person Christi kraft der im Weihesakra­ment erhaltenen Vollmacht feiert und im Namen Christi und der Mitglieder seines mystischen Lei­bes darbringt, wahrhaft das Opfer des Kalvarienberges ist, das auf unsern Altären auf sakramentale Weise gegenwärtig wird. Wie Brot und Wein vom Herrn gesegnet, beim letzten Abendmahle in sei­nen Leib und sein Blut verwandelt wurden, die kurz danach auf dem Kreuze für uns geopfert werden sollten, so glauben wir, dass die vom Priester konsekrierten Ge­stalten von Brot und Wein in den Leib und das Blut des im Himmel glorreich thronenden Christus ver­wandelt werden. Und wir glauben, dass der Herr unter diesen Ge­stalten, die unsern Sinnen weiter­hin auf gleiche Weise erscheinen wie zuvor, wahrhaft, wirklich und wesentlich zugegen ist. In diesem Sakramente kann daher Christus nicht anders zugegen sein als durch die Umwandlung des ganzen Wesens des Brotes in seinen Leib und durch die Umwandlung des ganzen Wesens des Weines in sein Blut, wobei die Eigenschaften von Brot und Wein, die wir mit unsern Sinnen wahrnehmen, un­versehrt weiter bleiben. Diese ge­heimnisvolle Veränderung wird von der heiligen Kirche treffend als Wesensverwandlung bezeichnet.
Daher muss jede theologische Er­klärung, welche sich um ein tiefe­res Verständnis dieses Geheimnisses bemüht, garantieren, dass Brot und Wein nach der Konsekration in der Wirklichkeit, die unser Geist unter­scheidet, zu bestehen aufgehört haben; andernfalls stimmt sie nicht mit dem katholischen Glauben überein. Infolgedessen ist nach der Wandlung Leib und Blut des Herrn Jesus wahrhaft unter den Gestalten von Brot und Wein zugegen und anzubeten; denn der Herr selber wollte sich so zu unserer Speise machen und uns in der Einheit seines mystischen Leibes vereinen. Die einzige, individuelle Gegen­wart Christi, kraft der er im Lich­te des Himmels wohnt, wird durch das Sakrament nicht vervielfacht, sondern an den verschiedenen Or­ten der Erde, wo das eucharisti­sche Opfer gefeiert wird, gegen­wärtig gesetzt. Das ist das "Ge­heimnis des Glaubens" und des eucharistischen Reichtums, das wir rückhaltlos annehmen müssen. Die­ses selbe Dasein bleibt nach der Feier des Opfers im heiligen Sa­kramente, das im Tabernakel des Altares gewissermassen im Herzen unserer Kirchen aufbewahrt wird, gegenwärtig. Daraus erwächst uns die Pflicht, im heiligen Brote, das unsere Augen sehen, das mensch­gewordene Wort zu ehren und an­zubeten, das sie nicht sehen kön­nen, das aber trotzdem vor uns gegenwärtig ist, ohne doch den Himmel zu verlassen.
Wir bekennen auch, dass das Reich Gottes, das hier auf Erden in der Kirche Christi seinen Anfang hat, nicht von dieser Welt ist, deren Gestalt vergeht. Ebensowenig kann man das Wachstum dieses Reiches mit dem Fortschritt menschlicher Kultur oder Wissenschaft oder Technik gleichsetzen. Sein Ziel besteht vielmehr darin, dass der unerforschliche Reichtum Christi immer besser erkannt wird, dass die Menschen ihre Hoffnung im­mer beharrlicher auf die ewigen Güter setzen, dass sie der Liebe Gottes immer glühender antwor­ten, kurz, dass die Gnade und Heiligkeit sich unter den Men­schen immer weiter verbreiten. Aber diese gleiche Liebe führt die Kirche auch dazu, auf dem Gebiet der äussern Güter ständig den ech­ten Nutzen der Menschen anzu­streben. Wenn sie auch all ihre Kinder immer wieder daran erin­nert, dass sie hier auf Erden keine bleibende Stätte haben, so legt sie ihnen doch nahe, es solle jeder nach den Gegebenheiten und Mög­lichkeiten seines Lebens den Fort­schritt des menschlichen Gemein­wesens fördern, Gerechtigkeit, Frie­den und brüderliche Einheit unter den Menschen voranbringen und den ärmeren und weniger glück­lichen Brüdern passende Hilfe an­gedeihen lassen.
Wenn daher die Kirche, die Braut Christi, die Nöte der Menschen, ihre Freuden und Erwartungen, ihre Schmerzen und Mühen mit grosser Anteilnahme verfolgt, so zeigt sich darin nichts anderes als ihr glühender Eifer, ihnen beizu­stehen, und dies mit der Absicht, die Menschen mit dem Lichte Christi zu erleuchten, und sie alle mit Ihm, der ihr einziger Retter ist, aufs engste zu verbinden. Nie aber darf diese Sorge so gedeutet werden, als ob die Kirche sich den Dingen dieser Welt anbequemte oder die Glut, mit der sie ihren Herrn und sein ewiges Reich er­wartet, zu erkalten begänne.
Wir glauben an das ewige Leben. Wir glauben, dass die Seelen all derer, - die in Christi Gnade ster­ben - sie mögen noch im Feuer des Reinigungsortes geläutert wer­den oder von Jesus sogleich nach der Trennung vom Leibe ins Para­dies aufgenommen werden wie der gute Schächer - nach dem Tode das Volk Gottes bilden; am Tag der Auferstehung, der diese Seelen wieder mit ihren Leibern vereinigt, wird auch der Tod vollständig zer­stört werden.
Wir glauben, dass all jene Seelen, die mit Jesus und Maria im Para­dies vereint sind, die himmlische Kirche bilden. Dort geniessen sie das ewige Glück, sehen Gott, wie er ist und haben in verschiedenem Grad und auf verschiedene Weise mit den heiligen Engeln Anteil an der Ausübung der göttlichen Macht, die dem verherrlichten Christus eigen ist, indem sie für uns eintre­ten und mit brüderlicher Sorge unserer Schwäche beistehen. Wir glauben an die Gemeinschaft aller Christen, das heisst derer, die auf dieser Erde pilgern, die nach dem Tode am Reinigungsorte sind und derer, die das himmlische Glück geniessen, und dass sie alle in der einen Kirche vereint sind. Ebenso glauben wir, dass uns in dieser Gemeinschaft die Liebe des erbarmenden Gottes und seiner Heiligen nahe ist; sie alle haben nach dem Worte Jesu: "Bittet, und ihr werdet empfangen" stets ein bereites Ohr für unsere Bitten. Im Bekenntnis dieses Glaubens und auf diese Hoffnung gestützt, erwarten wir die Auferstehung der Toten und das Leben der künftigen Welt.
Gepriesen sei der dreimal heilige Gott. Amen.

Aus der Vatikanischen Basilika, am 30. Juni 1968.
Paulus PP. VI.

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