Sonntag, April 30, 2006

Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments - Vulgata - Allioli

Deckblatt (Frontispice) der Heiligen Schrift des Alten und Neuen Testaments, Aus der Vulgata mit Bezug auf den Grundtext neu übersetzt und mit kurzen Anmerkungen erläutert von Dr. Joseph Franz Allioli. Mit Approbation des apostolischen Stuhles. Mit Holzschnitten nach Zeichnungen der ersten Künstler Deutschlands. Landsut. Vogel'sche Verlagsbuchhandlung. München. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta'schen Buchhandlung.

VORWORT

Vielfältige Anfragen und Aufforderungen haben mich veranlaßt, von meinem Bibelwerke die vorliegende Handausgabe mit verkürzter Erläuterung des Textes zu veranstalten. Wenige Worte werden genügen, diese neue Ausgabe zu rechtfertigen und den geneigten Leser mit ihrer inneren Einrichtung bekannt zu machen.
Die Vorschrift der katholischen Kirche, Bibelübersetzungen in der Volkssprache nicht ohne erläuternde Anmerkungen dem gemischten Publikum zu übergeben, bezieht sich auf jene Stellen der Schrift, welche von minder unterrichteten Lesern leicht mißverstanden und im Widerspruche mit der katholischen Glaubens- und Sittenlehre aufgefaßt werden könnten. Die Kirche, eine sorgsame Mutter, will ihre Kinder, die Gläubigen,vor solcher Gefahr schützen. Es sind aber solcher Stellen nicht so viele, als etwa manche glauben möchten. Jener Bestandtheil der Schrift nämlich, der es unmittelbar mit Lehre und Sitte zu thun hat, eine Stütze unseres Glaubens und sittlichen Wandels, unsere Hoffnung, unser Trost in den Wechselfällen dieses vergänglichen Lebens seyn soll, ist für arglose Gemüther größtentheils klar und deutlich, und bedarf nur weniger Nachhilfe, um vor Mißverständnissen und irrthümlicher Auffassung geschützt zu werden. Die bei weitem meiste Dunkelheit liegt auf jenen Theilen der Schrift, die mit der Erbauung des Lesers, seiner Förderung im Glauben und sittlichen Wandel nur in entfernter Beziehung stehen. Dazu gehört alles, was die Schrift von der Geschichte der alten Völker, ihren Gesetzen und politischen Einrichtungen, ihren Sitten und Gebräuchen, ihren Länderstrichen und Wohnsitzen, ihren Erlebnissen und Schicksalen erwähnt, ja selbst vieles von den darin vorzugsweise aufgeführten Geschichten und Eigenthümlichkeiten des israelitischen Volkes. Diese in die Bibel verwebten Nachrichten über alterthümliche Zustände sind allerdings häufig sehr schwer verständlich und erfordern für solche, welche sich die Schrift nach jeglicher Richtung hin möglichst klar machen wollen, eine mehr oder weniger ausführliche Erläuterung; aber für Leser, welche nur Erbauung bezwecken, und solcher Art sind wohl die meisten, haben sie und ihre Erläuterung nur ein sehr untergeodnetes Interesse, und kann diese darum in Bibeln, die den Zweck der Erbauung verfolgen, füglich weggelassen und sich auf jene Bermerkungen beschränkt werden, die den oben erwähnten Mißverständnissen begegnen sollen. Ist eine solche Beschränkung des erklärenden Bestandtheiles der Volklsbibeln an und für sich zweckgemäß, so hat sie auch noch den Vortheil, daß sie es möglich macht, den Schatz des göttlichen Wortes in einem bequemeren und billigeren Gefäße darzubieten und dadurch zugänglicher zu machen, ohne doch dem Gesammtinhalte desselben, dessen Theile innig mit einander verbunden und unzertrennlich sind, einen eigentlichen Abbruch zu thun.
In Erwägung dieses Verhälnisses mußte es angemessen erscheinen für solche Leser, denen es nicht so fast um Kenntniß des alterthümlichen Schauplatzes der Bibel, als um Erbauung zu thun ist, aus dem größeren Werke einen solchen Auszug gleichsam als Handausgabe zu veranstalten, der sich zur Aufgabe machte, dem Hauptzwecke christlicher Erbauung genügende Rechnung zu tragen, ohne sich doch in das Feld der erbauenden Schrifterklärung zu verlieren.
Um diese Aufgabe zu lösen, war von dem größeren Werke manches beizubehalten, anderes wegzulassen.
Beibehalten mußte werden der päpstlich approbirte vollständige Text der deutschen Uebersetzung, dann jene erläuternden Anmerkungen, welche dogmatischen und moralischen Mißverständnissen vorzubeugen suchen. Diese wurden entweder vollständig oder im Auszuge gegeben, entweder unter dem Texte oder in mehr oder weniger ausführlichen Summarien an der Spitze der Capitel, je nachdem das eine oder andere in den vorkommenden Fällen passender erschien. Ferner da sich die Schrift häufig selbst erklärt, wurden am Ende der Verse die erklärenden Parallelstellen eingeschaltet, theils zur nächsten Erläuterung, theils um dem forschenden Leser ein weiteres Feld der Betrachtung zu öffenen. Endlich wurden die in dem Texte der größeren Ausgabe befindlichen Notenziffern auch in den Text dieser Handausgabe eingesetzt, um den wißbegierigen Leser, der etwa noch weitere Erklärung wünscht, dahin zu verweisen, wo er sie finden könnte.
Dagegen mußte alles wegglassen weren, was gelehrter Bestandtheil der größeren Ausgabe ist, also die Bemerkungen über die Abweichungen der Vulgata von dem hebräischen, chaldäischen und griechischen Texte, dann die archälologischen und historischen Erläuterungen jeder Art, da wo sie nicht zur Hebung obiger Mißverständnisse unumgänglich nothwendig waren.
Damit glaubte ich nicht nur zur Erreichung des Zweckes anzuleiten, den die Schrift selbst (2. Tim. 3, 16. 17.) bei der Lesung der Schrift erreicht wissen will, sondern mich auch innerhalb der von dem apostolischen Stuhle in seiner Druckbewilligung meines größeren Werkes gesetzten Bedingungen zu halten, die sich lediglich auf eine treue Uebersetzung der Vulgata und die Beigabe von Erläuterungen im katholischen Sinne und Geiste beziehen, ohne ein bestimmtes Maß dieser Erläuterungen vorzuschreiben.
In dieser letzteren Beziehung aber war ich verpflichtet, nur einen solchen Auszug meiner Bibel dem katholischen Publikum zu übergeben, der auch eine kirchliche Billigung für sich hätte, und darum erscheinen die einzelnen Hefte dieser Handausgabe unter ausdrücklicher Druckbewilligung meines hochwürdigsten Ordinariates, das mir die Durchsicht und Prüfung derselben gnädigst zugesichert hat.
Möge auch diese Ausgabe meiner Bibel zur Ehre Gottes und zum Heile seiner Seelen gereichen!

Augsburg, am Feste der Geburt des Herrn 1850. - Dr. Joseph Franz Allioli

Siehe auch diese weiteren Deckblätter dieser Bibel-Ausgabe

Samstag, April 29, 2006

Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments


Aus der Vulgata mit Bezug auf den Grundtext neu übersetzt und mit kurzen Anmerkungen erläutert von Dr. Joseph Franz Allioli. Mit Approbationdes apostolischen Stuhles. Mit Holzschnitten nach Zeichnungen der ersten Künstler Deutschlands. Landshut. Vogel'sche Verlagsbuchhandlung. München. Literarisch-artistische Anstalt der J. G. Cotta'schen Buchhandlung.

Freitag, April 14, 2006

Wer ist ein Christ? Wer nicht? - Zum Sechsten

Und nocheinmal anders kann man den Christen vom Nichtchristen unterscheiden:
Gott ist die Liebe. Und all sein Sein und Wirken ist nichts als LIEBE. Und ALLES, was aus Ihm hervorgeht, ist LIEBE. Wer also die(se) Liebe hat und in der (in dieser) Liebe bleibt, der ist aus Gott und bleibt in Gott, ist also Geschöpf und Kind Gottes und damit kern- und wesenhaft CHRIST.
Der hl. Kirchenvater Augustinus hat in der Osterwoche des Jahres 416, also „auf dem Höhepunkt seiner bischöflichen Wirksamkeit und seines geistigen Lebens", in der Kathedrale zu Hippo (Nordafrika) eine Reihe von Predigten über den ersten Johannesbrief gehalten, die zum Schönsten gehören, was wir vom diesem großen lateinischen Kirchenlehrer besitzen. Sie behandeln sein Lieblingsthema, den Zentralgegenstand seiner ganzen Theologie: die Liebe, die Caritas.
Vielleicht die wertvollste dieser Predigten ist die fünfte, der die folgende Auswahl entnommen ist. Ich entlehne sie der Übersetzung von Dr. Fritz Hofmann, der vor Jahrzehnten die Predigten des hl. Augustinus über den ersten Johannesbrief unter dem Titel „Gott ist die Liebe" als Band der Sammlung „Zeugen des Wortes" herausgegeben hat. Da es sich dabei um einen Kommentar des Textes der johanneischen Epistel handelt, schicke ich die in Betracht kommenden Abschnitte nach der Übersetzung von Rösch voraus:

«Wer aus Gott geboren ist, tut keine Sünde. Sein Lebenskeim bleibt in ihm. Er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist. Daran erkennt man die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels: Wer das Rechte nicht tut, ist nicht aus Gott. Ebensowenig, wer seinen Bruder nicht liebt. Das ist ja die Botschaft, die ihr von Anfang an gehört habt: Wir sollen einander lieben. Nicht wie Kain, der vom Bösen herkam und seinen Bruder erschlug. Und warum erschlug er ihn? Weil sein Tun böse war, das seines Bruders aber gerecht. Wundert euch nicht, Brüder, wenn die Welt euch haßt. Wir wissen, daß wir aus dem Tode zum Leben gekommen sind, weil wir die Brüder lieben. Wer keine Liebe hat, bleibt im Tode. Jeder, der seinen Bruder haßt, ist ein Mörder. Und ihr wißt, daß kein Mörder das ewige Leben in sich trägt. – Daran haben wir die Liebe Gottes erkannt, daß er sein Leben für uns hingegeben hat. So müssen auch wir das Leben für unsere Brüder hingeben. Wer die Güter der Welt besitzt und seinen Bruder Not leiden sieht, und doch sein Herz vor ihm verschließt: wie kann in dem die Liebe Gottes wohnen? Kinder, laßt uns nicht mit Worten und mit der Zunge lieben, sondern in der Tat und in der Wahrheit!» (1 Jo. 3,9-19)

Dazu nun der Kommentar, die Auslegung des hl. Augustinus:

Dieser (Johannes-) Brief, der allen köstlich ist, deren Herz einen gesunden Geschmack hat, Gottes Brot zu schmecken, und der in der heiligen Kirche Gottes in hohem Ansehen steht, legt besonders die Liebe ans Herz. Von nichts anderem fast spricht er ja als von der Liebe. Wer ein inneres Organ zum Hören hat, wird mit Freude darauf horchen müssen. So wird diese Lesung ihm sein wie Öl ins Feuer. Wenn da etwas ist, das genährt werden kann, dann erhält es Nahrung und wächst und bleibt. Desgleichen soll es für manche so sein wie Feuer auf den Zunder, so daß er, wenn er vorher nicht brannte, durch die Predigt entzündet wird. Denn bei den einen findet Nahrung, was bereits da ist, bei den andern wird entflammt, was noch fehlt, so daß wir alle in einer einzigen Liebe unsere Freude finden. Wo aber die Liebe ist, da ist der Friede; und wo die Demut ist, da ist die Liebe. So wollen wir ihn jetzt hören und auch zu euch über seine Worte reden, was der Herr eingibt, auf daß ihr sie recht versteht.
Die Liebe also empfehlen wir; die Liebe empfiehlt dieser Brief. Nur um das eine fragt der Herr nach der Auferstehung den Petrus: „Liebst du mich?“ Und es war ihm nicht genug, einmal zu fragen; ein zweites und ein drittes Mal stellt er keine andere Frage. Obgleich Petrus die dritte Frage als Kränkung empfand, als wollte er ihm nicht glauben, als wüßte er nicht, was in ihm vorging, fragte er ihn dennoch ein erstes, zweites, drittes Mal. Dreimal verleugnete die Furcht, dreimal bekannte die Liebe. Siehe, Petrus liebt den Herrn. Was wird er ihm geben? Beunruhigt nicht auch ihn jenes Psalmwort: „Was soll ich dem Herrn vergelten für alles, was er mir getan hat?" Der Sänger des Psalmes dachte nämlich daran, wieviel Gott ihm gegeben hatte; und er fragte, wie er es Gott vergelten sollte, und fand keine Antwort. Alles, womit du ihm vergelten willst, hast du ja von ihm empfangen, um es ihm zu geben. Und was fand er zur Vergeltung? Wir sagten es schon, Brüder, was er von ihm empfangen hatte, das fand er als Gegengabe. „Den Kelch des Heiles will ich ergreifen, und den Namen des Herrn will ich anrufen" (Ps.115,12f). Denn wer sonst hatte ihm den Kelch des Heils gegeben als der, dem er vergelten wollte? Den Kelch des Heils ergreifen und den Namen des Herrn anrufen, das heißt aber an der Liebe sich sättigen und sich in einem solchen Maße sättigen, daß du den Bruder nicht nur nicht hassest, sondern bereit bist, für den Bruder zu sterben. Das ist die vollkommene Liebe, daß du bereit bist, für den Bruder zu sterben. Diese Liebe hat der Herr für seine eigene Person getätigt, da er für alle starb und für seine Kreuziger betend die Worte sprach: „Vater, verzeihe ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun" (Luk 23,34). Aber er war nicht der Meister, wenn er allein dies tat, wenn er keine Schüler hatte. Es folgten ihm die Schüler und handelten ebenso. Gesteinigt wurde Stephanus und betete gebeugten Knies: „Herr, rechne es ihnen nicht zur Sünde an!" (Apg. 7,59). Er liebte die, von denen er getötet wurde, weil er ja sogar für sie starb. Höre auch den Apostel Paulus: „Ich selbst will mich hingeben für euere Seelen" (2 Kor. 12,15). Er war ja unter denen, für die Stephanus Fürbitte eingelegt hatte, als er durch ihre Hand starb. Das also ist die vollkommene Liebe. Wenn einer so große Liebe hat, daß er bereit ist, für den Bruder sogar zu sterben, dann ist die Liebe in ihm vollkommen. Ist sie aber, sobald sie entsteht, auch schon ganz vollkommen? Nein! Damit sie vollkommen werde, wird sie geboren; ist sie geboren, wird sie genährt; durch die Nahrung wird sie gekräftigt; wenn sie gestärkt ist, dann wird sie vollendet. Wie aber spricht sie, wenn sie vollkommen geworden ist? „Leben ist für mich Christus und Sterben Gewinn. Ich wünschte aufgelöst zu werden und mit Christus zu sein; denn das ist bei weitem das Bessere. Das Verbleiben aber im Fleisch ist notwendig um euretwillen" (Phil. 1,21,23f). Um derentwillen, für die er bereit war zu sterben, wollte er leben.
(Ist die Deutung des Wortes, daß „jeder der aus Gott geboren ist, keine Sünde tut“, auf die Liebe, bzw. die Sünde gegen die Liebe auch nicht willkürlich, sondern sachlich begründet?) Möge also Johannes uns belehren, welche Sünde er meint, damit nicht etwa nur ich aufs geratewohl erkläre, daß diese Sünde in der Verletzung der Liebe liege, weil er vorher sagte: „Wer seinen Bruder haßt, ist in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiß nicht, wohin er geht, weil die Finsternis seine Augen verblendet hat" (2,11). Vielleicht weist Johannes im Folgenden ausdrücklich auf die Liebe hin. Seht, daß jener zusammengehörige Textabschnitt dieses Ende hat, diesen Ausgang nimmt: «Jeder, der aus Gott geboren ist, sündigt nicht; denn sein Same bleibt in ihm.» Der Same Gottes ist das Wort Gottes, weshalb der Apostel sagt: «Durch das Evangelium habe ich euch gezeugt» (1 Kor. 4,15). «Ja, er kann nicht sündigen, weil er aus Gott geboren ist.» Sage er also und sehen wir, worin er nicht sündigen kann! «Darin sind die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels offenbar: Jeder, der nicht gerecht ist und der seinen Bruder nicht liebt, ist nicht von Gott» (3,9f). Jetzt ist es offenbar, weshalb er sagt: «Wer seinen Bruder nicht liebt.» Die Liebe allein scheidet die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels. Mögen alle mit dem Zeichen des Kreuzes sich bezeichnen; mögen alle antworten Amen; mögen alle Alleluja singen; mögen alle getauft werden, in die Kirche eintreten - der Unterschied zwischen den Kindern Gottes und den Kindern des Teufels liegt einzig in der Liebe. Die die Liebe haben, sind aus Gott geboren; die sie nicht haben, sind nicht aus Gott geboren. Ein großes Zeichen, eine große Unterscheidung! Habe, was immer du willst. Hast du dies eine nicht, nützt es dir nichts; wenn du anderes nicht hast. So habe nur dies, und du hast das Gesetz erfüllt. «Denn wer den Nächsten liebt, der hat das Gesetz erfüllt», sagt der Apostel und: «Die Fülle des Gesetzes ist die Liebe» (Röm.13,8.10). Ich glaube, daß das die Perle ist, die der Kaufmann nach der Schilderung des Evangeliums gesucht hat, jene Perle, die er fand und für die er alles verkaufte, was er hatte, und die er erwarb (vgl. Matth.13,46). Das ist die kostbare Perle, die Liebe, ohne die dir nichts nützt, soviel du auch hast; und die dir genügt, wenn du sie und sonst nichts besitzest. Jetzt siehst du im Glauben, dereinst wirst du in der Schau sehen. Denn wenn wir lieben, wo wir nicht sehen, wie werden wir erst umfangen, wo wir sehen?
Aber wie müssen wir uns darauf üben? Durch die Bruderliebe. Du kannst mir sagen: Ich habe Gott nicht gesehen! Kannst du mir etwa auch sagen: Ich habe den Menschen nicht gesehen? Liebe den Bruder! Denn wenn du den Bruder, den du siehst, liebst, wirst du zugleich auch Gott schauen; denn du wirst die Liebe schauen, und in ihrem Innersten wohnt Gott.
«Wer nicht gerecht ist und wer seinen Bruder nicht liebt, ist nicht aus Gott. Denn das ist die Kunde» – höre, wie er es bekräftigt: «Denn das ist die Kunde, die wir von Anfang an vernommen haben, daß wir einander lieben sollen» (3,10f). Er macht es uns vollkommen klar, daß er mit Bezug darauf sagt: Wer gegen dieses Gebot handelt, der ist in jener verwerflichen Sünde, in die solche nicht fallen, die aus Gott geboren werden.
«Wundert euch nicht, Brüder, wenn euch die Welt haßt» (3,13). Wie oft muß ich es euch noch sagen, was die Welt ist? Die Welt in schlechtem Sinn sind jene, die die Welt lieben; die Welt in gutem Sinn sind Himmel und Erde und was an Werken Gottes darin ist. Darum heißt es: «Und die Welt ist durch ihn gemacht worden» (Joh. 1,10). Ebenso ist die Welt die ganze Erde, wie Johannes sagt: «Der Versöhner ist er nicht nur für unsere Sünden, sondern für die der ganzen Welt» (2,2). „Welt" meint hier alle Gläubigen, die über den Erdkreis hin verstreut sind. Die Welt in schlechtem Sinn aber sind die, welche die Welt lieben. Die die Welt lieben, können den Bruder nicht lieben.
«Wenn uns die Welt haßt, so wissen wir» -was wissen wir?: «Daß wir vom Tode zum Leben übergegangen sind.» Woher wissen wir es? «Weil wir die Brüder lieben.» Niemand frage einen andern Menschen, jeder halte Einkehr in sein Herz! Wenn er dort die Bruderliebe findet, so sei er ohne Sorge; denn er ist vom Tod zum Leben übergegangen. Schon ist er auf der rechten Seite; nicht achte er darauf, daß seine Herrlichkeit jetzt verborgen ist; wenn der Herr kommt, dann wird das Leben in Herrlichkeit erscheinen. Schon jetzt besitzt er das Leben, aber noch wie im Winter. Die Wurzel ist voll Lebenskraft, aber die Zweige sind gleichsam noch dürr; innen ist das Mark, in dem der Saft quillt, innen sind die Blätter der Bäume, innen die Frucht; sie warten nur auf den Sommer. Also «wissen wir, daß wir vom Tode zum Leben übergegangen sind, weil wir die Brüder lieben. Wer nicht liebt, der bleibt im Tode» (3,14). Glaubt nicht, Brüder, daß es nicht darauf ankomme, zu hassen oder nicht zu lieben; hört noch, was folgt: «Jeder, der seinen Bruder haßt, ist ein Menschenmörder.» Wird also einer, der seinen Bruder nicht achtet, auch den Menschenmord in seinem Herzen schon gering achten? Er rührt die Hand nicht, um einen Menschen zu töten, und schon wird er vom Herrn für einen Mörder gehalten; jener lebt, und dieser wird bereits als Mörder verurteilt. «Jeder, der seinen Bruder haßt, ist ein Menschenmörder; und ihr wißt, daß kein Mörder das ewige Leben hat, das in ihm bleibt» (3,15).
«Daran erkennen wir die Liebe», die Vollkommenheit der Liebe meint er, jene vollkommene Liebe, die wir euch ans Herz gelegt haben; «Darum erkennen wir die Liebe, daß jener für uns sein Leben eingesetzt hat; und so müssen auch wir das Leben für unsere Brüder einsetzen» (3,16). Nun sieh den Sinn des «Petrus, liebst du mich? Weide meine Schafe!» Damit ihr wißt, daß er nach seinem Willen seine Schafe so leiten sollte, daß er sein Leben für sie einsetzte, fügte er sogleich hinzu: «Da du ein Jüngling warst, gürtetest du dich selbst und gingest, wohin du wolltest; wenn du aber älter geworden bist, wird ein anderer dich gürten und wird dich bringen, wohin du nicht willst. Das aber sagte er – bemerkt der Evangelist –, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen werde" (Joh. 21,156), um den zu lehren, daß er sein Leben für seine Schafe einsetzen müsse, zu dem er gesagt hatte: «Weide meine Schafe».
Wo aber nimmt die Liebe ihren Anfang, Brüder? Worin sie vollendet wird, das habt ihr gehört. Ihr Ziel und Maß hat der Herr selbst im Evangelium nahegelegt: «Eine größere Liebe hat niemand, sagt er, als daß er sein Leben hingibt für seine Freunde» (Joh. 15,13). Ihre Vollendung also zeigt er im Evangelium. Doch ihr fragt euch: Können wir je diese Liebe haben? Verzweifle nicht vorschnell! Vielleicht ist sie schon geboren, aber nur noch nicht vollendet; nähre sie, damit sie nicht ersticke! Doch du wirst mir sagen: Woher kann ich das wissen, daß sie in mir schon geboren ist? Von der Vollendung der Liebe haben wir gehört; vernehmen wir nun ihren Anfang! Johannes fährt fort mit den Worten: «Wer aber die Güter der Welt hat und seinen Bruder hungern sieht und sein Herz vor ihm verschließt, wie wird die Liebe Gottes in ihm bleiben können?» (3,17) Siehe da, wo die Liebe ihren Anfang nimmt! Wenn du noch nicht bereit bist, für den Bruder zu sterben, so solltest du doch schon bereit sein, dem Bruder von deinen Gütern mitzuteilen. Möge die Liebe dein Herz bewegen, daß du nicht aus Ruhmsucht, sondern aus lauterster Barmherzigkeit handelst, daß du ihn rein in seiner Bedürftigkeit siehst. Denn wenn du dem Bruder nicht einmal von deinem Überfluß geben kannst, kannst du dann für ihn dein Leben einsetzten? An deinem Busen birgst du das Gold, das dir Diebe stehlen können; und wenn es nicht Diebe wegnehmen, wirst du es im Tode lassen müssen, auch wenn es dich bei Lebzeiten nicht verläßt. Was wirst du also tun? Es hungert dein Bruder, er befindet sich in einer Notlage; vielleicht ist er in großer Verlegenheit, von einem Gläubiger bedrängt; er besitzt selbst nichts, du hast etwas: Dein Bruder ist er; zumal seid ihr erkauft um den nämlichen Preis, beide seid ihr durch das Blut Christi erlöst; sieh, daß du dich seiner erbarmst, weil du weltliche Güter hast! Was geht das mich an?, sagst du vielleicht. Soll ich mein Geld hingeben, damit jener vor einer Unannehmlichkeit bewahrt bleibt? Wenn dir dein Herz so antwortet, dann bleibt die Liebe des Vaters nicht in dir. Wenn die Liebe des Vaters nicht in dir bleibt, bist du nicht aus Gott geboren. Wie kannst du dich da rühmen, ein Christ zu sein? Den Namen hast du wohl, die Taten hast du nicht. Wenn du aber mit dem Namen die Tat verbindest, dann mag einer dich einen Heiden schelten, du erweisest dich durch die Tat als Christ! Denn wenn du dich nicht im Werk als Christ erweisest, mögen alle dich einen Christen nennen, was nützt dir der Name, wo dir die Wirklichkeit fehlt? «Wer aber die Güter der Welt hat und seinen Bruder Not leiden sieht und sein Herz vor ihm verschließt, wie kann die Liebe Gottes in einem solchen bleiben?» Und Johannes fährt fort: «Kindlein, nicht nur im Worte und nicht bloß mit der Zunge laßt uns lieben, sondern in der Tat und in der Wahrheit!» (3,18)

Wie verhält es sich mit der Vorherbestimmung, der Prädestination?

Häufig wurde in der christlichen Vergangenheit um den Inhalt des Begriffs der „Prädestination" gerungen, um die Interpretation „der in Gottes freiem und ewigen Ratschluß gefällten Vorentscheidung über das endgültige Heil oder Unheil des Menschen".

Welches ist die Lehre der Kirche dazu?

  1. Gott will, daß alle Menschen selig werden, und die Erlösung Christi gilt für alle Menschen.
  2. Es gibt eine ewige Erwählung und eine ewige Verwerfung.
  3. Weder durch die Prädestination noch durch die Reprobation wird die Freiheit des Menschen ausgeschaltet.
  4. Gott determiniert niemanden zur Sünde.

Gott entscheidet also nicht im voraus über unser ewiges Schicksal, ob Himmel oder Hölle, sondern er kennt im voraus unsere Entscheidung und unser aus dieser erfolgendes „Los“.
Kein Engel und kein Mensch wird von Gott zur ewigen Verwerfung vorherbestimmt. Vielmehr will Gott positiv, und zwar mit all Seiner Liebe und all Seiner Macht, daß jeder Mensch selig wird. Was also Gott anbetrifft, so geschieht nichts von Seiner Seite, was dieses ewige Heil verhindert, alles aber, was es ermöglicht, was es herbeiführen kann. Niemals aber ohne die freie Mitbestimmung des Geschöpfes, soweit diese freie Mitwirkung dem Geschöpf möglich ist.
Wenn also ein Mensch „verworfen" (reprobiert) wird, dann immer nur aufgrund seines eigenen bösen Willens. „Der Sünder wird nicht von Gott zurückgestoßen; er stößt sich selbst zurück." (Ambrosius in Ps 43,25) „Gott ist gerecht; gerecht ist Gott: Er kann manche ohne Verdienst erlösen, denn Er ist gut; Er kann aber niemand ohne Mißverdienste verdammen, denn Er ist gerecht." (Augustinus c. Julian. 3,18,35) „Von sich aus ist Gott die Güte selbst; daß Er zur Gerechtigkeit (der Bestrafung) greifen muß, kommt von uns." (Tert. de res. cam. 14) „Deinen Gott wird dir niemand rauben, wenn du Ihn nicht selbst verrätst." (Augustinus in Ps 144,3) „Darum sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben, aber die Lästerung wider den Geist wird nicht vergeben werden. Wer ein Wort redet wider den Menschensohn, dem wird vergeben werden; wer aber wider den Heiligen Geist redet, dem wird weder in dieser noch in der künftigen Welt vergeben werden." (Matthäus 12,31f.)

Freitag, April 07, 2006

Wer ist ein Christ? Wer nicht? - Zum Fünften

Man kann es auf einen noch kürzeren Nenner bringen:
Christ ist, wer guten Willens ist. Der gute Wille ist das Ausschlaggebende. Wer guten Willen hat, kann (objektiv, materiell) noch so sehr auf Dunkel- und Irrwegen gehen, er strebt unweigerlich Christus, dem Lichte, dem Himmel zu. Wer bösen Willen hat hingegen, kann (physisch) noch so sehr in Christi Nähe weilen, er driftet ab, gleitet weg von Ihm, vom Heil. Darum sangen die Engel, „die große himmlische Heerschar" in ihrem Weihnachts-Gotteslob vor den staunenden Hirten: „Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind!" „Et in terra pax hominibus bonae voluntatis". ALLE Menschen, die guten Willens sind, werden also von den Himmelsboten mit dem Friedensgruß seitens GOTTES beehrt. Das heißt nichts anderes, als daß GOTT diese Menschen als seine „aktuellen" Kinder betrachtet, ob sie nun zum „Auserwählten Volk" gehören oder nicht, ob sie Heiden sind oder Juden, ob sie einem „götzendienerischen Volk" angehören oder nicht, ob sie eine richtige Gottesvorstellung haben oder nicht, ob sie unwissend und voller Vorurteile sind oder nicht, usw. Wichtig und wesentlich ist, daß sie guten Willen haben. Nicht der „Ausgangsort" und „flüchtige Standort" ist also maßgeblich, sondern die (Aus-)Richtung, die jemand hat. Guter Wille ist Aufbruch zu dem, wozu und wofür wir geschaffen sind, ist Aufstieg, ist Streben nach oben, ist Fortschreiten zum Besseren, ist Annäherung an den Bestimmungsort. Böser Wille ist Abstieg zu den Tiefen, ist Drang nach unten, ist Hang und Gang zum Schlechteren, ist Entfernung vom Ziel. „Selig, die Hunger und Durst haben nach der Gerechtigkeit...; selig, die ein reines Herz haben..." Guter Wille ist immer Verlangen nach der Gerechtigkeit, d.h. nach der Ordnung GOTTES. Und diese Ordnung ist Klarheit, ist Reinheit von allem „Unstimmigen".
„Der Mensch sieht aufs Äußere, der Herr aber schaut ins Herz." (I Sm 16,7) „Die Gesinnung gibt den Ausschlag, ob eine Gabe reich ist oder dürftig, sie gibt den Dingen ihren Wert." (Ambrosius) „Auf der Waage der göttlichen Gerechtigkeit werden die Gaben nicht nach ihrer Menge, sondern nach dem Maße der dabei gezeigten Gesinnung gewogen." (Leo d. Gr.) „Was du (tun) willst und nicht (tun) kannst, das rechnet dir Gott als geleistet an." (Augustinus) In diesem Sinne können wir sogar noch weiter gehen und sagen: „Was du sein und tun würdest, wenn du erführest, erkänntest und dann wolltest, das rechnet dir Gott als erreicht und geleistet an." „Gott fragt nach der Wurzel, nicht nach der Blume." (Augustinus) „Gott wägt die Handlung mehr nach der Meinung ab, in der sie geschieht, als nach der Größe des verrichteten Werkes." (Nachfolge Christi) Gott veranschlagt auch die allgemeine, grundsätzliche, dauernde Disponiertheit mehr als die ausdrücklich gefaßte Partikular-Meinung. „Willst du wissen, ob dein Tun, sei es inneres oder äußeres, göttlich ist oder nicht und ob Gott es wirkt in dir: sieh zu, ob Gott das Ziel in deinem Denken ist; wenn ja, so ist dein Wirken gut. (Eckehart) „Alles, was zum Ziel bezogen ist oder der Richtung auf das Ziel entspricht, ist eben dadurch gut. Alles, sage ich, ist gut durch die Ordnung auf Gott als das letzte Ziel." (Derselbe)
Was aber ist konkret „guter Wille"? Guter Wille ist das aufrichtige Wollen (Anstreben) des als (sittlich) gut, als ein (sittlich) Gutes, als das Gute Erkannten. Guter Wille ist die ständige Bereitschaft und Entschlossenheit, das eigene Verhalten und Handeln am eigenen Gewissen auszurichten, mit dem Gewissen in (völlige) Übereinstimmung zu halten und zu bringen. Böser Wille ist logischerweise das Gegenteil davon. Böser Wille ist das mutwillige, vorsätzliche Nicht-Wollen des als moralisch Gesollten Erkannten. „Wenn der Wille das höhere Gut darangibt und sich einem niederen zuwendet, wird er böse; nicht weil der Gegenstand, zu dem er sich wendet, schlecht ist, sondern weil die Hinwendung selbst verkehrt ist." (Augustinus) „Nie ist etwas nützlich, wenn es nicht gleichzeitig sittlich gut ist. Und nicht, weil es nützlich ist, ist etwas sittlich gut, sondern weil es sittlich gut ist, ist es auch nützlich." (Cicero)
„Wenn die Heiden, die das Gesetz nicht haben, aus natürlichem Antrieb die Forderungen des Gesetzes erfüllen, so sind sie, weil sie das Gesetz nicht haben, sich selbst Gesetz. Sie beweisen, daß der Kern des Gesetzes in ihr Herz geschrieben ist. Ihr Gewissen bezeugt es ihnen durch die Gedanken, die sie teils anklagen, teils verteidigen, am Tage, da Gott das verborgene Tun der Menschen nach meinem Evangelium durch Jesus Christus richten wird." (Röm 2,14-16) „Zwei Lehrer sind uns von Anfang an mitgegeben, die beide, auch ohne Worte, die Menschen unterweisen: die geschaffene Welt und das eigene Gewissen." (Chrysostomus) „Wie wir unsere erste Kenntnis der äußern Welt durch die Sinne haben, so beginnt unser Lernen von Gott dem Herrn durch das Gewissen ... Hier sind es die sich immer wiederholenden Erfahrungen des Gewissens, die uns ganz unaufdringlich den Willen eines Überlegenen nahebringen und uns zur immer deutlicheren Überzeugung von dem Dasein eines höchsten Gesetzgebers führen, von dem die einzelnen Mahnungen und Befehle ausgehen." (Newman)
Ein Missionar fragte einen alten Heiden in Indien: „Wenn euch jemand euer Geld stiehlt, begeht der eine Sünde?" „Natürlich!" „Und wenn jemand einen andern umbringt, ist das eine Sünde?" „Gewiß!" So ging der Pater die meisten Gebote durch und sagte dann: „Ihr habt alle die Gebote Gottes gewußt, wer hat euch denn die gelehrt?" „Gott." „Gott hat aber doch noch nie zu euch gesprochen." Da wies der Mann auf seine Brust: „Da drin, da drin!" Es war ein verachteter Paria, der nicht lesen und schreiben konnte!
Christ ist also jeder, der natürlich gut ist. Auch wenn er von Christus nichts weiß. Weil das Natur-Gesetz vollends übereinstimmt mit Christi offenbartem Gesetz. Weil er nur dann „natürlich gut" ist, wenn er die Botschaft von Christus sofort annehmen würde, wenn er sie (richtig) erführe. Denn: „Die heilige Mutter Kirche hält fest an der Lehre: Der Mensch kann Gott, den Ursprung und das Endziel aller Dinge, durch das natürliche Licht seiner Vernunft aus den geschaffenen Dingen mit Gewißheit erkennen. «Denn das Unsichtbare an ihm erschaut der denkende Verstand seit Erschaffung der Welt in seinen Werken.» (Röm 1,20) Indes hat es der Weisheit und Güte Gottes gefallen, Sich selbst und die ewigen Ratschlüsse Seines Willens dem Menschengeschlecht auch auf einem andern, dem übernatürlichen Weg zu offenbaren." (I Vaticanum, de fid. cath. 2,12 (D 1785) Aber eben: „Viele, die draußen (außerhalb der heilsnotwendigen Kirche) zu sein scheinen, sind drinnen; viele, die drinnen zu sein scheinen, sind draußen." (Augustinus) „Der vielberufene Satz («Außer der Kirche kein Heil») bedeutet, daß in der gegenwärtigen Heilsordnung alle Erlösungsgnaden nur mit Hinblick auf Christus und Seine wahre Kirche gespendet werden, daß somit alle, die gerettet werden, wenigstens innerlich (voto, d.h. durch ihre Bereitschaft, alles zu tun, was Gott verordnet hat) zur Kirche Christi gehören müssen. Von der äußern Zugehörigkeit zur katholischen Kirche gilt der Satz nur relativ, d.h. für alle diejenigen, die zur Erkenntnis der Wahrheit und Heilsnotwendigkeit dieser Kirche gelangt sind." (Pribilla) (P.O.S.)

Wer ist ein Christ? Wer nicht? Antwort auf die Einwände

Ich beginne gleich von hinten: die Unschuldigen Kindlein von Bethlehem sind selbstverständlich in einem entfernteren Sinne auch als "Märtyrer für Christus" gestorben. Aber da ihr Martertod nicht ein durch ihren je persönlichen bewußten Glauben und ihr eigenes Glaubenszeugnis herbeigeführter war, kann man von einem Martyrium für Christus im eigentlichen Sinne nicht reden. Ohne ihr Zutun und Verdienst zählten sie einfach zu den vom Abschlachtungsbefehl des Herodes Betroffenen. Vermutlich hat keines von ihnen gewußt, warum es getötet wird. So war ihr Tod denn auch nicht eine eigentliche Bluttaufe. Und obwohl sie weder Christus kannten, noch sich zu ihm bekannten, noch getauft waren, noch die Begierdetaufe haben konnten, noch die Bluttaufe empfangen hatten, sind sie mit Sicherheit im Himmel, in der ewigen Glückseligkeit, beim Dreifaltigen Gott. Und sie sind es durch Christus und in Christus, für Den sie ihr Leben lassen mußten, ohne daß sie es wollten und wußten. Und sie sind es trotz der Erbschuld, weil die durch Christi Inkarnation und Opfertod bewirkte Allerlösung auch alle Erbschuld tilgt, sofern der einzelne Mensch sich dieser Erlösung nicht schuldhaft verschließt. Die gemordeten Knäblein von Bethlehem konnten sich aber dieser Erlösung gar nicht verschließen, und so sind sie unfehlbar gerettet. Und sie haben noch eine besondere Auszeichnung: sie können (posthum) von sich sagen: wir sind für Christus gestorben, d.h. an seiner Statt. Seinetwegen mußten wir unser Leben lassen.
Vor der Erlösung durch Christus bewirkte allein schon die Erbschuld den Ausschluß aus der Anschauung Gottes. Und darum mußte bis zum Augenblick, da Jesus Christus die Erlösung vollbracht hatte, auch jeder Gerechte des Alten Bundes im "Limbus patrum" warten. Nach der Erlösung durch Christus ist die Erbschuld getilgt. Ein für allemal! Sie wird nur dem behalten, der diese Erlösung bewußt nicht annimmt. Und deshalb ist kein Mensch mehr "unrein" durch die Erbsünde, der sich nicht willentlich und wissentlich auflehnt gegen Gott, der zu jedem Menschen spricht in seinem Gewissen. ("Das Gewissen ist nach dem Sündenfall gleichsam als Gottes Stellvertreter zurückgeblieben und bleibt der Mahner, selbst wenn sonst alles Gute erstorben ist." (Hl. Antonius von Padua) ) Dennoch ist die Taufe ordentlicherweise für die Tilgung der Erbsünde erforderlich; denn Christus hat sie als Zuwendungs-Instrument eingesetzt. Wer die Taufe empfangen könnte und sie nicht empfängt, weil er sie innerlich und/oder äußerlich ablehnt, obwohl er weiß, daß Jesus Christus sie verordnet hat, bleibt unter der Wirkung der Erbschuld. Und so ist auch die Kirche als Heilsanstalt ordentlicherweise heilsnotwendig. Denn: "aufgrund des Glaubens ist festzuhalten, daß außerhalb der apostolischen römischen Kirche niemand zum Heil gelangen kann, daß diese die einzige Arche des Heiles ist, daß, wer in diese nicht eingeht, in der Sündflut untergeht. Und doch ist für ebenso sicher zu halten, daß jene, die an Unkenntnis der wahren Religion leiden, wenn diese Unkenntnis unüberwindlich ist, deswegen in keine Schuld vor Gottes Augen verstrickt werden. Nun aber, wer möchte so anmaßend sein, sich zuzutrauen, daß er die Grenzen dieser Unkenntnis ziehen könnte, bei Erwägung der Verschiedenartigkeit der Völker, Länder, Begabungen und so vieler anderer Umstände? Doch wenn wir einmal, von den Banden dieses Leibes befreit, Gott schauen werden, wie Er ist, dann werden wir gewiß einsehen, in welch schöner und enger Verbindung Gottes Erbarmen und Gerechtigkeit einander umschlingen. Solange wir aber auf Erden weilen, beschwert mit der Last unserer Sterblichkeit, die auf den Geist drückt, wollen wir auf Grund der katholischen Lehre innig daran festhalten, daß Ein Gott ist, Ein Glaube, Eine Taufe. Weiter in der Forschung sich vorzuwagen, ist unrecht." (PIUS IX., 1854) „Es ist zwar Uns und euch bekannt daß jene, die an einer unüberwindlichen Unwissenheit bezüglich unserer heiligen Religion leiden und die anderseits das Naturgesetz und dessen von Gott in aller Herzen geschriebene Gebote sorgfältig beobachten sowie mit Gehorsamsbereitschaft für Gott ein anständiges und ordentliches Leben führen, mit Hilfe der göttlichen Erleuchtung und Gnade das ewige Leben erlangen können; denn Gott der den Geist, die Gesinnung, die Gedanken und die ganze Einstellung jedes Menschen vollkommen klar vor Augen hat, durchschaut und kennt, kann bei Seiner höchsten Güte und Milde keineswegs zulassen, daß jemand mit ewigen Peinen bestraft wird, der sich keine freiwillige Schuld zugezogen hat" (PIUS IX., 1854) "Sich mit freiem Willen Schuld zuziehen" macht also allein unrein. Und dieses Unreine kann nicht in den Himmel eingehen. Es ist der böse Wille. Menschen, die nicht zum Vernunftalter gelangen, können keinen bösen Willen entwickeln, können sich keine Schuld zuziehen. Sie werden durch die Erlösung in Christus aus reiner Gnade in die Anschauung Gottes und damit in die ewige Seligkeit in den ewigen Himmel, aufgenommen. Einer besonderen Prüfung bedürfen sie dazu nicht. Ihr zu frühzeitiger Tod ist sozusagen ihre kompensatorische Prüfung. (P.O.S.)

Wer ist ein Christ? Wer nicht? - Einwände eines Lesers zum Vierten Teil

Nach meiner Auffassung sind die Ausführungen über die "Allerlösungslehre" daneben geraten. Es fehlt vor allem der Hinweis auf die Erbsünde (Erbschuld), das ist jener Zustand, in dem die Menschen geboren (gezeugt, empfangen) werden, da gemäß Röm. 5.12 ("Wie durch einen Menschen (Adam) die Sünde in die Welt gekommen ist, und durch die Sünde der Tod, so auch ist auf alle Menschen der Tod übergegangen, deshalb weil alle gesündigt haben.") in Adam alle gesündigt haben. Wenn doch die Erbschuld keine Rolle spielt für die im genannten Artikel erwähnten Seelen, da alle erlöst sind oder werden, fragt man sich in diesem Zusammenhang, ob das Dogma der Unbefleckten Empfängnis überflüssig ist. Warum verlangt aber das Tridentinum für die Tilgung der Ebschuld und zur Erlangung der ewigen Seligkeit die gültige Taufe?
Sicher ist es ja, da es nicht möglich ist, daß alle Menschen auf Christus Jesus getauft sind (Röm. 6.3), also die Erbschuld nicht getilgt ist (zB im Alten Bund) diese darum nicht verworfen werden, weil es keine persönliche Schuld ist. Die „Allerlösungslehre" stützt sich wohl auf Röm. 5.18+19, die wie folgt lauten: „Also folgt: Wie es durch des Einen Sündenfall für alle Menschen zur Verurteilung kam, so kommt es auch durch des Einen Rechttat für alle Menschen zur lebenspendenden Rechtfertigung. Wie nämlich durch den Ungehorsam des einen Menschen die Vielen zu Sündern gemacht wurden, so werden auch durch den Gehorsam des Einen die Vielen zu Gerechten gemacht. (Warum wohl die Vielen und nicht alle?)
Früher wurde gelehrt, daß die Gerechten des Alten Bundes (von Adam bis Joseph) im Limbus patrum (Vorhölle) bis zur Eröffnung des Himmels durch Christus warten mußten, dann gab es noch einen Limbus puerorum, wo jene Kinder in einer Art natürlicher Seligkeit zu denken seien, die ohne Taufe starben und wegen des damit gegebenen Bleibens der Erbsünde nicht zur Anschauung Gottes gelangen können. (Angaben aus Kleines Theologisches Wörterbuch). Da hier keine kirchliche Lehräußerung darüber vorliegt, wird weiter diskutiert.
Ist es nicht so, daß nichts Unreines in den Himmel gelangt? (vgl. Eph. 5.5 und Apokal. 21.27) Auch scheint es mir unmöglich, daß ein Mensch ohne weiteres, also ohne jede Prüfung die ewige Anschauung Gottes erlangt, was ja nicht einmal den Engeln zugestanden wurde. Letztere hatten eine einzige Prüfung zu bestehen, die über ewige Seligkeit oder ewige Verwerfung entschied. Das macht die Teufel so böse, weil sie sehen, wie die Menschen immer und immer wieder sündigen und bei Reue Verzeihung erlangen können, sie selber aber nicht. Könnte es nun nicht so sein, daß die Seelen, deren Geist nicht die dem Menschen zugeordnete Reife erlangen konnte, eine Prüfung auferlegt würde, ähnlich zB der Engel, und dies dann die Entscheidung für oder gegen Gott wäre? Von einem Kirchenlehrer stammt doch die Aussage, daß uns Gott ohne uns zu fragen in die Welt gesetzt hat, aber uns nicht erlöst ohne unseren Willen.
Wahrscheinlich muß das Fest der unschuldigen Kinder (Gedächtnis der ermordeten Knaben von Bethelehem am 28. Dezember) umbenannt werden. Die gemäß Seher ungefähr 700 Knäblein, die auf Befehl von Herodes getötet wurden, um den von den Weisen aus dem Morgenland angesagten König der Juden zu eliminieren, seien nicht aus dem Grund im Himmel, weil sie als Märtyrer für Christus gestorben sind. Gilt etwa die Bluttaufe für Märtyrer nicht mehr? (...)

Montag, April 03, 2006

Die Kirche - ihre Sakramente - die heilige Priesterweihe, Ruf zum Mittleramt

Gottesdienst verlangt nach Priestern; der hehre Gnadenstrom, der da seit Christi Opfertod einem gewaltigen Gießbach gleich vom Himmel strömt, er fordert Mittler an die Menschenseelen.
"Brüder, so erachte uns nun jedermann als Diener Christi und Ausspender seiner göttlichen Mysterien." So sieht St. Paulus ja auch höchste Priestertätigkeit.
Niemand aber darf diesen Christusdienst und dieses Mittleramt übernehmen, der nicht berufen ist gleich Aaron, dem ersten Hohenpriester des Alten Bundes. Und dieser Gottesruf ergeht an den Menschen im hocherhabenen Augenblick der Priesterweihe.
Nur der Bischof darf in der Kirche die Priesterweihe spenden. Weil nur er in der Diözese die Geistesfülle in sich trägt. Aus dieser Geistesfülle heraus aber andere zu Geistlichen zu machen, das ist der Priesterweihe tiefer Sinn.
Sieben Vorstufen hat der junge Gottesdiener zu ersteigen, ehe sich ihm die allerheiligste Pforte des Priestertums erschließt:
1. Er opfert sein Haupthaar; hört auf ein weltfreier Mann zu sein; wird Höriger der Kirche im Empfang der Tonsur; empfängt das geistliche Kleid, den blütenweißen Chorrock; bekundet damit seine Dienstbereitschaft für Christus und die Kirche, Christi makellose Braut.
2. Nun ruft ihn die heilige Kirche zum göttlichen Dienst. In der Ostiariatsweihe macht sie ihn zum Türhüter, vertraut seiner Sorge das Heiligtum an; seine Pforte soll er bewachen gegen Friedlose und Ungläubige; seine Glocken soll er läuten, zu rufen die Gläubigen und alle, die für Christi Glauben guten Willens sind.
3. In der zweiten vorbereitenden Weihe zum Priestertum beruft die Kirche den Kleriker zum Lektor. Ihre heiligen Bücher vertraut sie ihm an. Der Lektor soll Hüter der heiligen Schriften sein, sie schützen vor Verunehrung; den Lektoren der Urkirche gleich lieber Kerker und Martertod ertragen als auch nur eines von ihnen auszuliefern an die Feinde des Glaubens. Vor allem aber soll er Vorleser sein, der vom erhöhten Lesepult des Ambo aus der versammelten Gemeinde die Worte heiliger Lesung kündet.
4. Ganz tief - vielen modernen Menschen schier unverständlich - ist die Weihe zum Exorzisten. Glauben wir an Gott und seinen Heiligen Geist, so steht vor uns als furchtbare Realität aber auch Satan mit seinem Reich unheiliger Geister. Gar schrecklich lastet dieses Reiches Macht auf der gefallenen Menschheit. Hat doch nicht nur der Heilige Geist, sondern auch des Teufels unreiner Geist Macht, in einem Menschenherzen Wohnung zu nehmen. Wie oft redet davon die Heilige Schrift und die Liturgie der heiligen Kirche.
So begreifen wir, weshalb die Kirche in einem eigenen hierarchischen Amt dieser unheimlichen Macht der Unterwelt entgegenzutreten sucht. Satan soll der Exorzist bannen. So kündet es der Bischof, wenn er ihm die Weihe zum Exorzisten spendet:
"Da ihr jetzt zum Amt des Exorzisten geweiht werdet, teure Söhne, so müßt ihr kennen, was ihr übernehmt. Der Exorist muß nämlich den Teufel vertreiben und dem Volke sagen, daß der, welcher nicht an dem Opfer der Gemeinschaft teilnimmt, seinen Platz räume. Auch hat er beim heiligen Dienste Wasser auszugießen. Ihr empfangt also die Gewalt, den Besessenen die Hand aufzulegen. Durch die Auflegung eurer Hände werden mit der Gnade des Heiligen Geistes und durch die Worte der Beschwörung die unreinen Geister von den besessenen Körpern vertrieben. Wie ihr von den Körpern anderer die Teufel vertreibt, so gebt euch auch Mühe, von euren Seelen und Leibern alle Unreinheit und Bosheit abzuwerfen, damit ihr denen nicht unterliegt, die ihr durch euren Dienst von anderen verjagt.
5. Eine ganz besondere Bedeutung hat im Gottesdienst der heiligen Kirche das Licht. Leuchten muß es bei der eucharistischen Opferfeier; brennen soll es beim Tabernakel als ewige Lampe. Täufling, Erstkommunikant, Weihekandidat, Sterbende, sie alle tragen in ihrer Hand ein brennendes Licht. Feuer segnet die Kirche in der heraufdämmernden Osterfreude des Karsamstages, entzündet daran die geheimnisumstrahlte Lichtsäule der Osterkerze, die Sinnbild Christi, des Siegers über Tod und Hölle ist.
Dürfen wir uns da wundern, wenn die Kirche den Kleriker auf der vierten Weihestufe zum Akoluthen oder Lichtträger beruft?
"Nimm hin den Leuchter mit der Kerze und wisse, daß du Diener der Kirche wirst, um die Lichter der Kirche zu entzünden im Namen des Herrn", so spricht der Bischof bei dieser Weihe, und er betet, Gott möge aber auch sein Herz und seinen Geist entzünden, damit er Gottes Gnade liebe und erleuchtet durch den Blick des göttlichen Glanzes dem Allmächtigen treu in seiner Kirche dienen möge.
6. Weiter schreitet die heilige Rangordnung. Es folgt die Weihe des Subdiakonates. Sie ist die erste der sogenannten höheren Weihen. Vollzogen sich die oben erwähnten niederen Weihen nur in einfachem Ritus, Ermahnung, Übergabe der Symbole und Weihegebet, so geht den Weihen, die jetzt folgen, die große Anrufung aller Heiligen voraus und trägt ihr ganzer Spendungsritus das Gepräge eines hochfeierlichen Gottesdienstes.
Feiner als die Ansprache des Bischofs kann nichts die Bedeutung der Subdiakonatsweihe deuten. Sie möge daher ganz hier folgen:
"Liebe Söhne! Ihr sollt das Amt des Subdiakons erhalten. Achtet ja darauf, welcher Dienst euch übertragen wird. Der Subdiakon hat für das Wasser zum Altardienst zu sorgen, dem Diakon zur Hand zu gehen, die Altartücher und die Korporalien zu waschen, Kelch und Patene, wenn er sie zum heiligen Opfer braucht, ihm zu reichen. Die Opfergaben, die auf den Altar kommen, heißen Schaubrote. Von den Opfergaben soll nur so viel auf den Altar kommen, als für das Volk ausreicht, damit nichts im Heiligtum zurückbleibe und verdirbt. Die Tücher auf der Altarplatte müssen in einem eigenen Gefäß gewaschen werden und wieder in einem anderen die Korporalien. In dem Wasser aber, in dem die Korporalien gewaschen worden sind, darf kein anderes Linnen gewaschen werden. Das Waschwasser selbst muß in die Taufkapelle abgegossen werden. Gebt euch aber Mühe, daß ihr diese Dienste, von denen wir gesprochen und die jeder sehen kann, sauber und sorgsam erfüllt. Was sie aber keinem sichtbar bedeuten, das macht sichtbar durch das Beispiel.
Denn der Altar der heiligen Kirche ist nichts anderes als Christus. Zeuge dessen ist Johannes, der in seiner Geheimnen Offenbarung berichtet, er habe einen goldenen Altar gesehen, der vor dem Throne stand, auf dem und durch den die Opfergaben der Gläubigen Gott, dem Vater, göttlich geweiht wurden. Die Tücher und die Korporalien dieses Altares sind die Glieder Christi, ich meine die Gläubigen Gottes, mit denen der Herr wie mit Gewändern sich umgibt. Der Psalmist spricht es aus:
'Der Herr ist König. Schmuck hat er angelegt.'
Auch der heilige Johannes sah in der Geheimen Offenbarung den Menschensohn gegürtet mit goldenem Gürtel, das will besagen: mit der Schar der Heiligen. Wenn deshalb die Gläubigen, wie es bei der menschlichen Gebrechlichkeit nicht ausbleibt, irgendwie befleckt werden, dann müßt ihr das Wasser himmlischer Lehre reichen, damit sie, dadurch gereinigt, wieder zum Schmuck des Altares werden und den Kult des göttlichen Opfers wieder aufnehmen. Seid darum Männer, die dem göttlichen Opfer und der Kirche Gottes, d. h. dem Leibe Christi, würdig dienen, gegründet im wahren und katholischen Glauben. Denn, wie der Apostel sagt, alles, was nicht aus dem Glauben ist, ist Sünde, Spaltung und außerhalb der Einheit der Kirche. Wenn ihr darum bis jetzt lässig zur Kirche waret, so seid von heute ab beharrlich. Wenn bisher schläfrig, von heute ab wach. Wenn bisher trunksüchtig, von heute ab nüchtern. Wenn bisher von leichtfertigem Lebenswandel, von heute ab keusch. Das möge euch in Gnaden verleihen, der lebt und als König herrscht, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeiten. Amen."
Hierauf reicht der Bischof dem neuen Subdiakon Kelch und Patene sowie die Meßkännchen mit Wein und Wasser. Dann bekleidet er ihn mit Manipel und Tunika, wobei er spricht: "Nimm hin den Manipel. Er zeige an die Früchte guter Werke." "Mit der Tunika der Anmut und dem Gewand der Freude bekleide dich der Herr." Zum Schlusse reicht er ihm das Epistelbuch und damit die Vollmacht, beim feierlichen Hochamt die Epistel zu singen.
7. Durch apostolische Tradition geheiligt ist die letzte Vorstufe zum Priestertum, das Diakonat. Gehilfen der Apostel sollten die Diakone sein in zeitlichen Anliegen der Gemeinde. Bald aber sind sie nicht nur mehr Diener des Tisches. Helfer der Priester werden sie bei Zurüstung und Ausspendung des eucharistischen Mahles. Groß war ihre Aufgabe in der Urkirche: da rüsten sie den Opfertisch, sammeln die Opfergaben der Gläubigen, richten Opferkelch und Opferbrot, teilen dann den Kelch mit dem reinen Blut des Gottessohnes an die Gläubigen aus. Diakone spenden die Gaben an die Armen der Gemeinde, hüten die heiligen Gefäße, führen Gemeindechronik und Martyrerakten, unterstützen den Bischof beim Unterricht der Katechumenen, vollziehen die vorbereitenden Zeremonien bei Spendung der heiligen Taufe und künden beim eucharistischen Gottesdienst vom hohen Ambo aus die Frohbotschaft des Evangeliums Jesu Christi.
Dieser Bedeutung des Diakons entspricht auch die Feier seiner Weihehandlung. Im Namen der Kirche fordert der Erzdiakon vom Bischof die Erhebung des bisherigen Subdiakons zur Würde des Diakonates. Das Weihegebet ist eine feierliche Präfation. Durch Handauflegung ruft der Bischof den Heiligen Geist auf den Diakon herab, überreicht ihm dann Stola und Dalmatika und zum Schluß das Evangelienbuch.

All dieser Weihen Krone und Vollendung ist die heilige Priesterweihe, die mit zum Herrlichsten gehört, was die Pracht des katholischen Gottesdienstes aufzubieten vermag.
Vom Führertum des Priesters spricht der Bischof zuerst in seiner Ermahnung und von seiner wesenhaftesten Aufgabe:
"Der Priester muß opfern, segnen, vorstehen, predigen und taufen." Ummittelbar hierauf folgt die eigentliche Weihe. Schlicht und einfach, aber gerade darum auch so gewaltig und monumental, wie die Würde und Macht, die sie verleiht. Ohne vorausgehendes Gebet, ohne Gesang und Orgelspiel, unter feierlich geheimnisvollem Schweigen legt der Bischof dem bisherigen Diakon die Hände auf und läßt sie eine Weile auf seinem Haupte ruhen. Überfließen soll so sein Geist und seine priesterliche Amtsgewalt auf den, der nun fortan sein geistiger Sohn und Träger seines Geistes sein soll. Nach dem Bischof legen alle anwesenden Priester ihrem neuen Mitbruder die Hände auf. In einer gedankentiefen Präfation bittet nun der Bischof Gott den Allmächtigen, er möge über den neuen Priester ausgießen "den Segen des Heiligen Geistes und die Kraft priesterlicher Gnade".
Was in der Weihe und der Präfation geheimnisvoll verborgen geschah, die Erhebung eines Menschen zu aktiver Teilnahme an dem priesterlichen Mittleramt Christi, das wird nun symbolisch erläutert in der folgenden Zeremonie der Überreichung der Priesterstola und des Meßgewandes an den Neugeweihten.
Opfern soll der Priester "unbefleckt, in der Kraft des Heiligen Geistes". Deshalb salbt nun der Bischof des Neupriesters Hände mit heiligem Öl und betet dabei:
"Weihe und heilige, Herr, gnädig diese Hände durch diese Salbung und deinen Segen. Alles, was sie segnen, sei gsegnet; was sie weihen, sei geweiht und geheiligt im Namen unseres Herrn Jesu Christi."
In diese gesalbten und geweihten Hände legt nun der Bischof den Opferkelch mit Opferwein und Opferbrot mit den Worten "Empfange die Gewalt, Gott das Opfer darzubringen und die Messe zu feiern für Lebende wie für Verstorbene im Namen des Herrn."
Nun feiert der neugeweiht Priester zum erstenmal mit seinem Bischof das heilige Opfer. Alle Gebete, auch die Wandlungsworte werden dabei von Bischof und Neupriestern laut gesprochen, so daß es sich um eine wirkliche Konzelebration handelt. Am Ende der gemeinsamen Opferfeier legt der Neupriester sein Glaubensbekenntnis ab und empfängt hierauf durch eine abermalige Handauflegung die Gewalt der Sündennachlassung.
Die Feier endet mit dem Treugelöbnis des jungen Priesters an seinen Bischof und dem feierlichen Segen des Hohenpriesters an seinen neuen priesterlichen Mitarbeiter.

Die Kirche - ihre Sakramente

Sieben große heilige Mysterien, äußere Zeichen, die göttliches Leben in sich tragen und durch Christi Einsetzung und Wollen dieses Leben zu den Menschen weiterleiten, führen uns ein in den erhabenen Gottesdom der betenden Kirche.

Die Taufe, das Sakrament des neuen Lebens in Gott

Abkehr von Satan, Hinkehr zu Gott leitet symbolisch dieses Geheimnis ein. Öffnung der Augen und Ohren für das lebenspendende Glaubenslicht, heilige Salbung zum Gottesstreit gehen voran, und dann naht der große Augenblick, da im heiligen Bad des Taufwassers die Erbschuld der Stammeltern aus der Seele des Täuflings getilgt wird. Im Wasser wird begraben, was sündhaft und irdisch war; aus dem Wasser hervor geht ein neuer Mensch, ein Träger göttlichen Lebens, ein Glied an Christi mystischem Leib, geheiligt durch jenes Gnadengeschenk Gottes, das ihm Anteil an der göttlichen Natur selber verleiht. Nicht mehr Gottes Feind und irdisch begrenzter Mensch ist der Täufling, der da aus dem Wasserquell emporsteigt; nein, neugeboren ist er zur Gotteskindschaft; Glied Christi ist er geworden; königliche Würde umstrahlt sein Haupt; Anteil hat er nun am Reich des Lichtes. Daher jetzt die Königssalbung mit dem hochheiligen Chrisam, das die Kirche sonst nur über die Häupter ihrer Könige und Hohenpriester ausgießt; daher das blütenweiße Festgwand des neuen Lebens; daher die brennende Kerze; daher aber auch der Kirche feierliche Mahnung am Schluß der heiligen Handlung: "Custodi Baptismum Tuum", "Bewahre Deine Taufe".

Eucharistia, Speise des Lebens

Jedes außergöttliche Leben verlangt nach steter Erneurung und Ergänzung von außen her. Gottes Wesen aber ist es, daß er "Ens a se" - "Sein aus Sich" - ist, sein Leben damit nie einer Ergänzung und Erneuerung bedarf. Ganz anders beim Menschen. Göttliches Leben schenkte uns die Taufe. Wahrte aber unser Menschtum; Menschtum jedoch ist Beschränkung, Wachsen sollte daher in uns dieses Leben, sich stets erneuern. Dazu gab uns Christus die heilige Euchariste als Speise des Lebens. "Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brote ißt, wird leben in Ewigkeit."
"Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esset und sein Blut nicht trinket, wedet ihr das Leben nicht in euch haben. Wer mein Fleisch ist und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage" (Joh. 6,51-55).
Speise des Lebens wird Christus für seinen mystischen Leib. Mysterium der Liebe! Die Menschheit lebt in Wahrheit aus Gott.
Kommunion wird uns diese Speise, Gottvereinigung. Mit Christus, in Ihm und durch Ihn, entfaltet sich unsere Gotteskindschaft, erneuert sich unser Leben Tag für Tag, dem Adler gleich.
Nicht mehr der Mensch lebt. Christus lebt in ihm!
"Wo gibt es ein Volk, das so begnadet ist wie wir, da der allmächtige Gott selbst zu uns kam und unsere Speise wurde." (St. Thomas.)

Und das ist zu allen Zeiten der Kirche großes Geheimnis gewesen: je tiefer ihre Glieder in der eucharistischen Christuskommunion lebten, um so leuchtender strahlte dann auch aus dem Leben der Völker Christus selbst hinein ins Dunkel der Welt.
Ging aber der Weg der Gläubigen fern vom eucharistischen Tische, hungerte das Volk, so mußte auch sein Glaubensleben verkümmern. Stagnation, Kälte und sittlicher Niedergang waren immer und immer wieder Folgen dieser seelischen Not und Christusferne.
Verstehen wir, weshalb die betende Kirche gerade in unseren Tagen wiederum so weit die Tabernakel öffent? Verstehen wir, weshalb gerade unsere Zeit, die Neues bauen will, wieder eine eucharitische Prägung tragen muß?
Das Brot der Märtyrer, das einst als tägliches Brot der Urkirche jene Kämpfer schuf, die dann ein Labarum zum Siege führte, es wird und muß auch unserer Zeit die alte Quelle neuer Kraft und neuen Sieges werden.

Die Firmung des Heiligen Geistes: Ruf zur katholischen Aktion

Nichts nützt dem Menschen adelige Geburt, wenn seine Seele nicht durch adeligen Geist veredelt ist. So gilt es auch beim Gottesadel der Gnade, beim Glied der Kirche, beim Glied an Christi mystischem Leib. Nichts nützt aber auch das Gliedsein an Christi Leib, wenn dieses Glied nicht aktiv in Christus mitwirkt an der großen Aufgabe, die der ewige Vater seinem Sohn und allen, die mit ihm in der Gnade geeint sind, gestellt hat.
Einem neugeborenen Kindlein gleicht daher der Neugetaufte; nur schemenhaft weiß er um das Geheimnis, das er in seiner Seele birgt.
Da kommt der bischöfliche Hohepriester. Mit heiligem Chrisam prägt er der Seele des Christen das Siegel Christi auf; durch Handauflegung ruft er Gottes Geist auf ihn hernieder. Kraft des Heiligen Geists nimmt nun von ihm Besitz. Emporgehoben ist der Täufling damit zum Vollalter des Glaubens, zum Mannesalter Christi. Nicht mehr einfach Glied an Christi mystischem Leib ist er jetzt. Christi Geist, der seine Seele mit übernatürlicher Kraft angefüllt, hat diese auch zur Reife geführt; diese Geisteskraft will nun all sein Tun gestalten und ihn zu einem aktiven Streiter für das Gottesreich machen. Deshalb empfängt der volljährig gewordene neue Geistträger nun auch den heiligen Ritterschlag und damit Weihe und Sendung ins Leben hinaus, um mannhaft einzustehen und zu kämpfen für Christus und die Ehre seiner Kirche.
So wird die Geistessalbung dem Christen in Wahrheit zu einer Firmung, d.h. Stärkung, aus deren Kraft heraus er nun befähigt ist, ein aktives Christenleben zu führen im Rahmen der großen Aufgaben unserer katholischen Aktion.

Die Buße - ein Ostermysterium

Ein Ostergeschenk gab Christus seiner Kirche am Tag des neuen Lebens. Das Sakrament der Sündentilgung.
Zu gut wußte der Meister, daß er schwache Menschen zu Trägern göttlicher Gnade berufen habe. Wußte um das zerbrechliche Gefäß, in dem die Menschheit jene Gande birgt. Wußte, wie Satan uns die Gotteskindschaft neidet, uns Schlingen legt und in der Sünde jedweden Seelenadel raubt.
"Empfanget den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden nachlaßt, dem sind sie nachgelassen, doch wem ihr sie behaltet, dem sind sie auch behalten" (Joh. 20, 22).
Durch die Jahrtausende hallt dieses Wort. Klingt machtvoll feierlich bei jeder Priesterweihe. Auferstehung, neues Leben ist sein Inhalt. Erfüllung wird es, so oft ein geistig Toter seine Seelennot dem guten Hirten offenbart, aus Priestermund als frohe Kunde das Wort vernimmt:
"Absolvo te! - Ich spreche dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes."

Die heilige Ölung, das Sakrament des Krankentrostes

Gänzlich will das Mysterium der Kirche den Menschen in seinen Bann ziehen. Höchsten Gottesdienst leistet sie daher in ihren Sakramenten. Immer und immer wieder fließt dieser siebenfache Gnadenstrom, durchpulst die Gottesstadt mit immer neuer Gnade, Licht und Leben.
So tritt die Kirche auch ans Krankenbett. Da geht sie aus dem Heiligtum heraus; trägt ihren Gottesdienst hinein in den Palast und in die ärmste Hütte; bringt abermals nichts anderes als Gnade und höchste Lebensfülle.
"Ist jemand krank unter euch? Er rufe die Priester der Kirche. Die sollen über ihn beten und ihn salben mit Öl im Namen des Herrn. Das Gebet des Glaubens wird dem Kranken Heil verleihen; der Herr wird ihn wieder aufrichten; und wenn er in Sünden ist, so werden ihm diese verziehen" (Jak. 5, 14-15).
Was hier der Apostel vor nahezu 2000 Jahren seiner Gemeinde gebot, erleben wir heute noch am Krankenbett eines jeden gläubgien Katholiken. Als Glied Christi hat der Mensch seine Tage verbracht. Ehe er aber nun hinübergeht in die ewige Heimat, salbt ihm der Prieste noch einmal Augen, Ohren, Nase, Mund und Hände und Füße. Was er sah in seinem Leben, was er hörte, was er sprach und was er fühlte, was er erlebte und wohin er immer ging, mannigfaltig war dieses sein Erleben. Oft führte es zu Gott. Oft aber auch mag es der Frohbotschaft und Gotteskindschaft unwürdig gewesen sein, befleckte seine Seele und der Seele gottgeweihte Sinne. Da kommt nun der Priester, bezeichnet die armen Menschenglieder mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes, salbt sie mit der Kirche heiligem Öl. "Durch diese heilige Salbung und sein gütiges Erbarmen verzeihe dir der Herr, was du gefehlt", spricht er bei jeder der heiligen Salbungen und tilgt damit jedes Sündenüberbleibsel; wenn der Kranke nicht mehr beichten kann, sogar die schweren Sünden.
Symbol und Priesterwort haben das Sakrament formiert. Wiederum fließt Erbamen, Gnade, Gottesleben in die scheidende Seele. Rein mag sie nun hinübergehen, licht und edel, zum Lichtgestade der Ewigkeit. Rein ist ihr Leib, rein ihre Sinne, geheiligt vor der großen Fahrt durch das machtvolle Sakrament der Todesweihe, die heilige Ölung.

P. Maurus Münch O.S.B.

(Fortsetzung: Die heilige Priesterweihe, Ruf zum Mittleramt)

Samstag, April 01, 2006

Die Kirche - ihr Wesen

Im Jahre 1933 ist beim Fr. Bohnenberger-Verlag in Zürich das Werk "CHRISTI REICH AUF ERDEN - Ein Gang durch die katholische Kirche der Gegenwart - Zum Heiligen Jahre 1933" , ein Folio-Band von 562 Seiten, erschienen, und zwar "unter Mitwirkung Hoher Kirchenfürsten und Prälaten, von Ordens- und Weltgeistlichen, Professoren und anderen Gelehrten, herausgegeben von Dr. Karl Heinrich Schäfer, Archivrat und Mitglied des Reichsarchivs, mit 2 Vierfarbenbildern, 24 Kupfertiefdrucktafeln und über 400 Textbildern", wofür "Seine Heiligkeit Papst Pius XI. in besonderer Audienz dem Herausgeber und den Mitarbeitern seinen Segen erteilt" hat.

Aus diesem Werk bringen wir in mehreren Folgen die uns für unsere Zeit wichtig und beteutend erscheinenden Abschnitte. Wir beginnen hier mit dem Beitrag von Pater Maurus Münch O.S.B., St. Matthias in Trier: "Die Kirche, ihr Wesen, ihre Sakramente, ihr Gotteslob".


Es war eine große Stunde an jenem denkwürdigen Morgen des ersten Karfreitages, als sich im Prätorium zu Jerusalem Christus und Pilatus gegenüberstanden.
"Mein Reich ist nicht von dieser Welt" (Joh. 18, 36), Offenbarung des Gottesreiches vor dem Repäsentanten Roms!
Ob Pilatus sich wohl der Größe jener Stunde bewußt war? Nur ein Ahnen dämmerte auf in der Seele des skeptischen Römers. Des Christuswortes Tiefe jedoch blieb vor ihm verborgen.
Das war ja auch etwas ganz Neues: Ein Reich, nicht von dieser Welt!
Unbegreiflich für den Heiden und Römer. Uns aber im Lichte des Glaubens Wahrhheit, Mysterium, voll Gnade und Leben!
Und das ist ja der katholischen Kirche tiefstes Wesen, daß sie Mysterium ist. Mehr als ein bloßes Reich! Mehr denn Macht und Organisation. Etwas Göttliches ist sie; göttliches Leben; geheimnisvolles Sein; "Corpus christi mysticum", Christi geheimnisvoller Leib.
So lehrt uns ja St. Paulus: "Brüder, die Kirche ist Christi Leib, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt" (Eph. 1, 23).
Organische Wesensverbindung ist es also, was Christus und die Kirche eint.
Als göttliches Leben - Christi mystischer Leib - Fortsetzung seines Erdenwallens muß Christi Reich gewertet sein, soll seine Tiefe sich dem Auge unsres Geistes ganz erschließen.
Ja, Mysterium ist die Kirche - göttliches Leben selbst, das erdgebundene Sterbliche durchflutet.
Und das müssen wir uns stets vor Augen halten, wenn wir der Kirche heiliges Tun und Beten recht verstehen wollen.
Weil die Kirche Mysterium ist, stellt auch ihr Gottesdienst mehr dar als bloße Zeichen, Erbauung, Gefühl, Ästethik und subjektives Erleben.
Weil die Kirche Mysterium ist, trägt ihr Gottesdienst in sich göttliche Wirklichkeit, Ewigkeit, Verklärung.
Weil die Kirche Mysterium ist, sind all ihre Gebete und Formen für uns heilige Symbole, d. h. wirklichkeitsgeladene Zeichen, die in sich bergen Gnade und göttliches Leben.

P. Maurus Münch O.S.B.