Die Taufe, das Sakrament des neuen Lebens in Gott
Abkehr von Satan, Hinkehr zu Gott leitet symbolisch dieses Geheimnis ein. Öffnung der Augen und Ohren für das lebenspendende Glaubenslicht, heilige Salbung zum Gottesstreit gehen voran, und dann naht der große Augenblick, da im heiligen Bad des Taufwassers die Erbschuld der Stammeltern aus der Seele des Täuflings getilgt wird. Im Wasser wird begraben, was sündhaft und irdisch war; aus dem Wasser hervor geht ein neuer Mensch, ein Träger göttlichen Lebens, ein Glied an Christi mystischem Leib, geheiligt durch jenes Gnadengeschenk Gottes, das ihm Anteil an der göttlichen Natur selber verleiht. Nicht mehr Gottes Feind und irdisch begrenzter Mensch ist der Täufling, der da aus dem Wasserquell emporsteigt; nein, neugeboren ist er zur Gotteskindschaft; Glied Christi ist er geworden; königliche Würde umstrahlt sein Haupt; Anteil hat er nun am Reich des Lichtes. Daher jetzt die Königssalbung mit dem hochheiligen Chrisam, das die Kirche sonst nur über die Häupter ihrer Könige und Hohenpriester ausgießt; daher das blütenweiße Festgwand des neuen Lebens; daher die brennende Kerze; daher aber auch der Kirche feierliche Mahnung am Schluß der heiligen Handlung: "Custodi Baptismum Tuum", "Bewahre Deine Taufe".
Eucharistia, Speise des Lebens
Jedes außergöttliche Leben verlangt nach steter Erneurung und Ergänzung von außen her. Gottes Wesen aber ist es, daß er "Ens a se" - "Sein aus Sich" - ist, sein Leben damit nie einer Ergänzung und Erneuerung bedarf. Ganz anders beim Menschen. Göttliches Leben schenkte uns die Taufe. Wahrte aber unser Menschtum; Menschtum jedoch ist Beschränkung, Wachsen sollte daher in uns dieses Leben, sich stets erneuern. Dazu gab uns Christus die heilige Euchariste als Speise des Lebens. "Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brote ißt, wird leben in Ewigkeit."
"Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esset und sein Blut nicht trinket, wedet ihr das Leben nicht in euch haben. Wer mein Fleisch ist und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage" (Joh. 6,51-55).
Speise des Lebens wird Christus für seinen mystischen Leib. Mysterium der Liebe! Die Menschheit lebt in Wahrheit aus Gott.
Kommunion wird uns diese Speise, Gottvereinigung. Mit Christus, in Ihm und durch Ihn, entfaltet sich unsere Gotteskindschaft, erneuert sich unser Leben Tag für Tag, dem Adler gleich.
Nicht mehr der Mensch lebt. Christus lebt in ihm!
"Wo gibt es ein Volk, das so begnadet ist wie wir, da der allmächtige Gott selbst zu uns kam und unsere Speise wurde." (St. Thomas.)
Und das ist zu allen Zeiten der Kirche großes Geheimnis gewesen: je tiefer ihre Glieder in der eucharistischen Christuskommunion lebten, um so leuchtender strahlte dann auch aus dem Leben der Völker Christus selbst hinein ins Dunkel der Welt.
Ging aber der Weg der Gläubigen fern vom eucharistischen Tische, hungerte das Volk, so mußte auch sein Glaubensleben verkümmern. Stagnation, Kälte und sittlicher Niedergang waren immer und immer wieder Folgen dieser seelischen Not und Christusferne.
Verstehen wir, weshalb die betende Kirche gerade in unseren Tagen wiederum so weit die Tabernakel öffent? Verstehen wir, weshalb gerade unsere Zeit, die Neues bauen will, wieder eine eucharitische Prägung tragen muß?
Das Brot der Märtyrer, das einst als tägliches Brot der Urkirche jene Kämpfer schuf, die dann ein Labarum zum Siege führte, es wird und muß auch unserer Zeit die alte Quelle neuer Kraft und neuen Sieges werden.
Die Firmung des Heiligen Geistes: Ruf zur katholischen Aktion
Nichts nützt dem Menschen adelige Geburt, wenn seine Seele nicht durch adeligen Geist veredelt ist. So gilt es auch beim Gottesadel der Gnade, beim Glied der Kirche, beim Glied an Christi mystischem Leib. Nichts nützt aber auch das Gliedsein an Christi Leib, wenn dieses Glied nicht aktiv in Christus mitwirkt an der großen Aufgabe, die der ewige Vater seinem Sohn und allen, die mit ihm in der Gnade geeint sind, gestellt hat.
Einem neugeborenen Kindlein gleicht daher der Neugetaufte; nur schemenhaft weiß er um das Geheimnis, das er in seiner Seele birgt.
Da kommt der bischöfliche Hohepriester. Mit heiligem Chrisam prägt er der Seele des Christen das Siegel Christi auf; durch Handauflegung ruft er Gottes Geist auf ihn hernieder. Kraft des Heiligen Geists nimmt nun von ihm Besitz. Emporgehoben ist der Täufling damit zum Vollalter des Glaubens, zum Mannesalter Christi. Nicht mehr einfach Glied an Christi mystischem Leib ist er jetzt. Christi Geist, der seine Seele mit übernatürlicher Kraft angefüllt, hat diese auch zur Reife geführt; diese Geisteskraft will nun all sein Tun gestalten und ihn zu einem aktiven Streiter für das Gottesreich machen. Deshalb empfängt der volljährig gewordene neue Geistträger nun auch den heiligen Ritterschlag und damit Weihe und Sendung ins Leben hinaus, um mannhaft einzustehen und zu kämpfen für Christus und die Ehre seiner Kirche.
So wird die Geistessalbung dem Christen in Wahrheit zu einer Firmung, d.h. Stärkung, aus deren Kraft heraus er nun befähigt ist, ein aktives Christenleben zu führen im Rahmen der großen Aufgaben unserer katholischen Aktion.
Die Buße - ein Ostermysterium
Ein Ostergeschenk gab Christus seiner Kirche am Tag des neuen Lebens. Das Sakrament der Sündentilgung.
Zu gut wußte der Meister, daß er schwache Menschen zu Trägern göttlicher Gnade berufen habe. Wußte um das zerbrechliche Gefäß, in dem die Menschheit jene Gande birgt. Wußte, wie Satan uns die Gotteskindschaft neidet, uns Schlingen legt und in der Sünde jedweden Seelenadel raubt.
"Empfanget den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden nachlaßt, dem sind sie nachgelassen, doch wem ihr sie behaltet, dem sind sie auch behalten" (Joh. 20, 22).
Durch die Jahrtausende hallt dieses Wort. Klingt machtvoll feierlich bei jeder Priesterweihe. Auferstehung, neues Leben ist sein Inhalt. Erfüllung wird es, so oft ein geistig Toter seine Seelennot dem guten Hirten offenbart, aus Priestermund als frohe Kunde das Wort vernimmt:
"Absolvo te! - Ich spreche dich los von deinen Sünden im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes."
Die heilige Ölung, das Sakrament des Krankentrostes
Gänzlich will das Mysterium der Kirche den Menschen in seinen Bann ziehen. Höchsten Gottesdienst leistet sie daher in ihren Sakramenten. Immer und immer wieder fließt dieser siebenfache Gnadenstrom, durchpulst die Gottesstadt mit immer neuer Gnade, Licht und Leben.
So tritt die Kirche auch ans Krankenbett. Da geht sie aus dem Heiligtum heraus; trägt ihren Gottesdienst hinein in den Palast und in die ärmste Hütte; bringt abermals nichts anderes als Gnade und höchste Lebensfülle.
"Ist jemand krank unter euch? Er rufe die Priester der Kirche. Die sollen über ihn beten und ihn salben mit Öl im Namen des Herrn. Das Gebet des Glaubens wird dem Kranken Heil verleihen; der Herr wird ihn wieder aufrichten; und wenn er in Sünden ist, so werden ihm diese verziehen" (Jak. 5, 14-15).
Was hier der Apostel vor nahezu 2000 Jahren seiner Gemeinde gebot, erleben wir heute noch am Krankenbett eines jeden gläubgien Katholiken. Als Glied Christi hat der Mensch seine Tage verbracht. Ehe er aber nun hinübergeht in die ewige Heimat, salbt ihm der Prieste noch einmal Augen, Ohren, Nase, Mund und Hände und Füße. Was er sah in seinem Leben, was er hörte, was er sprach und was er fühlte, was er erlebte und wohin er immer ging, mannigfaltig war dieses sein Erleben. Oft führte es zu Gott. Oft aber auch mag es der Frohbotschaft und Gotteskindschaft unwürdig gewesen sein, befleckte seine Seele und der Seele gottgeweihte Sinne. Da kommt nun der Priester, bezeichnet die armen Menschenglieder mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes, salbt sie mit der Kirche heiligem Öl. "Durch diese heilige Salbung und sein gütiges Erbarmen verzeihe dir der Herr, was du gefehlt", spricht er bei jeder der heiligen Salbungen und tilgt damit jedes Sündenüberbleibsel; wenn der Kranke nicht mehr beichten kann, sogar die schweren Sünden.
Symbol und Priesterwort haben das Sakrament formiert. Wiederum fließt Erbamen, Gnade, Gottesleben in die scheidende Seele. Rein mag sie nun hinübergehen, licht und edel, zum Lichtgestade der Ewigkeit. Rein ist ihr Leib, rein ihre Sinne, geheiligt vor der großen Fahrt durch das machtvolle Sakrament der Todesweihe, die heilige Ölung.
P. Maurus Münch O.S.B.
(Fortsetzung: Die heilige Priesterweihe, Ruf zum Mittleramt)
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