Gottesdienst verlangt nach Priestern; der hehre Gnadenstrom, der da seit Christi Opfertod einem gewaltigen Gießbach gleich vom Himmel strömt, er fordert Mittler an die Menschenseelen.
"Brüder, so erachte uns nun jedermann als Diener Christi und Ausspender seiner göttlichen Mysterien." So sieht St. Paulus ja auch höchste Priestertätigkeit.
Niemand aber darf diesen Christusdienst und dieses Mittleramt übernehmen, der nicht berufen ist gleich Aaron, dem ersten Hohenpriester des Alten Bundes. Und dieser Gottesruf ergeht an den Menschen im hocherhabenen Augenblick der Priesterweihe.
Nur der Bischof darf in der Kirche die Priesterweihe spenden. Weil nur er in der Diözese die Geistesfülle in sich trägt. Aus dieser Geistesfülle heraus aber andere zu Geistlichen zu machen, das ist der Priesterweihe tiefer Sinn.
Sieben Vorstufen hat der junge Gottesdiener zu ersteigen, ehe sich ihm die allerheiligste Pforte des Priestertums erschließt:
1. Er opfert sein Haupthaar; hört auf ein weltfreier Mann zu sein; wird Höriger der Kirche im Empfang der Tonsur; empfängt das geistliche Kleid, den blütenweißen Chorrock; bekundet damit seine Dienstbereitschaft für Christus und die Kirche, Christi makellose Braut.
2. Nun ruft ihn die heilige Kirche zum göttlichen Dienst. In der Ostiariatsweihe macht sie ihn zum Türhüter, vertraut seiner Sorge das Heiligtum an; seine Pforte soll er bewachen gegen Friedlose und Ungläubige; seine Glocken soll er läuten, zu rufen die Gläubigen und alle, die für Christi Glauben guten Willens sind.
3. In der zweiten vorbereitenden Weihe zum Priestertum beruft die Kirche den Kleriker zum Lektor. Ihre heiligen Bücher vertraut sie ihm an. Der Lektor soll Hüter der heiligen Schriften sein, sie schützen vor Verunehrung; den Lektoren der Urkirche gleich lieber Kerker und Martertod ertragen als auch nur eines von ihnen auszuliefern an die Feinde des Glaubens. Vor allem aber soll er Vorleser sein, der vom erhöhten Lesepult des Ambo aus der versammelten Gemeinde die Worte heiliger Lesung kündet.
4. Ganz tief - vielen modernen Menschen schier unverständlich - ist die Weihe zum Exorzisten. Glauben wir an Gott und seinen Heiligen Geist, so steht vor uns als furchtbare Realität aber auch Satan mit seinem Reich unheiliger Geister. Gar schrecklich lastet dieses Reiches Macht auf der gefallenen Menschheit. Hat doch nicht nur der Heilige Geist, sondern auch des Teufels unreiner Geist Macht, in einem Menschenherzen Wohnung zu nehmen. Wie oft redet davon die Heilige Schrift und die Liturgie der heiligen Kirche.
So begreifen wir, weshalb die Kirche in einem eigenen hierarchischen Amt dieser unheimlichen Macht der Unterwelt entgegenzutreten sucht. Satan soll der Exorzist bannen. So kündet es der Bischof, wenn er ihm die Weihe zum Exorzisten spendet:
"Da ihr jetzt zum Amt des Exorzisten geweiht werdet, teure Söhne, so müßt ihr kennen, was ihr übernehmt. Der Exorist muß nämlich den Teufel vertreiben und dem Volke sagen, daß der, welcher nicht an dem Opfer der Gemeinschaft teilnimmt, seinen Platz räume. Auch hat er beim heiligen Dienste Wasser auszugießen. Ihr empfangt also die Gewalt, den Besessenen die Hand aufzulegen. Durch die Auflegung eurer Hände werden mit der Gnade des Heiligen Geistes und durch die Worte der Beschwörung die unreinen Geister von den besessenen Körpern vertrieben. Wie ihr von den Körpern anderer die Teufel vertreibt, so gebt euch auch Mühe, von euren Seelen und Leibern alle Unreinheit und Bosheit abzuwerfen, damit ihr denen nicht unterliegt, die ihr durch euren Dienst von anderen verjagt.
5. Eine ganz besondere Bedeutung hat im Gottesdienst der heiligen Kirche das Licht. Leuchten muß es bei der eucharistischen Opferfeier; brennen soll es beim Tabernakel als ewige Lampe. Täufling, Erstkommunikant, Weihekandidat, Sterbende, sie alle tragen in ihrer Hand ein brennendes Licht. Feuer segnet die Kirche in der heraufdämmernden Osterfreude des Karsamstages, entzündet daran die geheimnisumstrahlte Lichtsäule der Osterkerze, die Sinnbild Christi, des Siegers über Tod und Hölle ist.
Dürfen wir uns da wundern, wenn die Kirche den Kleriker auf der vierten Weihestufe zum Akoluthen oder Lichtträger beruft?
"Nimm hin den Leuchter mit der Kerze und wisse, daß du Diener der Kirche wirst, um die Lichter der Kirche zu entzünden im Namen des Herrn", so spricht der Bischof bei dieser Weihe, und er betet, Gott möge aber auch sein Herz und seinen Geist entzünden, damit er Gottes Gnade liebe und erleuchtet durch den Blick des göttlichen Glanzes dem Allmächtigen treu in seiner Kirche dienen möge.
6. Weiter schreitet die heilige Rangordnung. Es folgt die Weihe des Subdiakonates. Sie ist die erste der sogenannten höheren Weihen. Vollzogen sich die oben erwähnten niederen Weihen nur in einfachem Ritus, Ermahnung, Übergabe der Symbole und Weihegebet, so geht den Weihen, die jetzt folgen, die große Anrufung aller Heiligen voraus und trägt ihr ganzer Spendungsritus das Gepräge eines hochfeierlichen Gottesdienstes.
Feiner als die Ansprache des Bischofs kann nichts die Bedeutung der Subdiakonatsweihe deuten. Sie möge daher ganz hier folgen:
"Liebe Söhne! Ihr sollt das Amt des Subdiakons erhalten. Achtet ja darauf, welcher Dienst euch übertragen wird. Der Subdiakon hat für das Wasser zum Altardienst zu sorgen, dem Diakon zur Hand zu gehen, die Altartücher und die Korporalien zu waschen, Kelch und Patene, wenn er sie zum heiligen Opfer braucht, ihm zu reichen. Die Opfergaben, die auf den Altar kommen, heißen Schaubrote. Von den Opfergaben soll nur so viel auf den Altar kommen, als für das Volk ausreicht, damit nichts im Heiligtum zurückbleibe und verdirbt. Die Tücher auf der Altarplatte müssen in einem eigenen Gefäß gewaschen werden und wieder in einem anderen die Korporalien. In dem Wasser aber, in dem die Korporalien gewaschen worden sind, darf kein anderes Linnen gewaschen werden. Das Waschwasser selbst muß in die Taufkapelle abgegossen werden. Gebt euch aber Mühe, daß ihr diese Dienste, von denen wir gesprochen und die jeder sehen kann, sauber und sorgsam erfüllt. Was sie aber keinem sichtbar bedeuten, das macht sichtbar durch das Beispiel.
Denn der Altar der heiligen Kirche ist nichts anderes als Christus. Zeuge dessen ist Johannes, der in seiner Geheimnen Offenbarung berichtet, er habe einen goldenen Altar gesehen, der vor dem Throne stand, auf dem und durch den die Opfergaben der Gläubigen Gott, dem Vater, göttlich geweiht wurden. Die Tücher und die Korporalien dieses Altares sind die Glieder Christi, ich meine die Gläubigen Gottes, mit denen der Herr wie mit Gewändern sich umgibt. Der Psalmist spricht es aus:
'Der Herr ist König. Schmuck hat er angelegt.'
Auch der heilige Johannes sah in der Geheimen Offenbarung den Menschensohn gegürtet mit goldenem Gürtel, das will besagen: mit der Schar der Heiligen. Wenn deshalb die Gläubigen, wie es bei der menschlichen Gebrechlichkeit nicht ausbleibt, irgendwie befleckt werden, dann müßt ihr das Wasser himmlischer Lehre reichen, damit sie, dadurch gereinigt, wieder zum Schmuck des Altares werden und den Kult des göttlichen Opfers wieder aufnehmen. Seid darum Männer, die dem göttlichen Opfer und der Kirche Gottes, d. h. dem Leibe Christi, würdig dienen, gegründet im wahren und katholischen Glauben. Denn, wie der Apostel sagt, alles, was nicht aus dem Glauben ist, ist Sünde, Spaltung und außerhalb der Einheit der Kirche. Wenn ihr darum bis jetzt lässig zur Kirche waret, so seid von heute ab beharrlich. Wenn bisher schläfrig, von heute ab wach. Wenn bisher trunksüchtig, von heute ab nüchtern. Wenn bisher von leichtfertigem Lebenswandel, von heute ab keusch. Das möge euch in Gnaden verleihen, der lebt und als König herrscht, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeiten. Amen."
Hierauf reicht der Bischof dem neuen Subdiakon Kelch und Patene sowie die Meßkännchen mit Wein und Wasser. Dann bekleidet er ihn mit Manipel und Tunika, wobei er spricht: "Nimm hin den Manipel. Er zeige an die Früchte guter Werke." "Mit der Tunika der Anmut und dem Gewand der Freude bekleide dich der Herr." Zum Schlusse reicht er ihm das Epistelbuch und damit die Vollmacht, beim feierlichen Hochamt die Epistel zu singen.
7. Durch apostolische Tradition geheiligt ist die letzte Vorstufe zum Priestertum, das Diakonat. Gehilfen der Apostel sollten die Diakone sein in zeitlichen Anliegen der Gemeinde. Bald aber sind sie nicht nur mehr Diener des Tisches. Helfer der Priester werden sie bei Zurüstung und Ausspendung des eucharistischen Mahles. Groß war ihre Aufgabe in der Urkirche: da rüsten sie den Opfertisch, sammeln die Opfergaben der Gläubigen, richten Opferkelch und Opferbrot, teilen dann den Kelch mit dem reinen Blut des Gottessohnes an die Gläubigen aus. Diakone spenden die Gaben an die Armen der Gemeinde, hüten die heiligen Gefäße, führen Gemeindechronik und Martyrerakten, unterstützen den Bischof beim Unterricht der Katechumenen, vollziehen die vorbereitenden Zeremonien bei Spendung der heiligen Taufe und künden beim eucharistischen Gottesdienst vom hohen Ambo aus die Frohbotschaft des Evangeliums Jesu Christi.
Dieser Bedeutung des Diakons entspricht auch die Feier seiner Weihehandlung. Im Namen der Kirche fordert der Erzdiakon vom Bischof die Erhebung des bisherigen Subdiakons zur Würde des Diakonates. Das Weihegebet ist eine feierliche Präfation. Durch Handauflegung ruft der Bischof den Heiligen Geist auf den Diakon herab, überreicht ihm dann Stola und Dalmatika und zum Schluß das Evangelienbuch.
All dieser Weihen Krone und Vollendung ist die heilige Priesterweihe, die mit zum Herrlichsten gehört, was die Pracht des katholischen Gottesdienstes aufzubieten vermag.
Vom Führertum des Priesters spricht der Bischof zuerst in seiner Ermahnung und von seiner wesenhaftesten Aufgabe:
"Der Priester muß opfern, segnen, vorstehen, predigen und taufen." Ummittelbar hierauf folgt die eigentliche Weihe. Schlicht und einfach, aber gerade darum auch so gewaltig und monumental, wie die Würde und Macht, die sie verleiht. Ohne vorausgehendes Gebet, ohne Gesang und Orgelspiel, unter feierlich geheimnisvollem Schweigen legt der Bischof dem bisherigen Diakon die Hände auf und läßt sie eine Weile auf seinem Haupte ruhen. Überfließen soll so sein Geist und seine priesterliche Amtsgewalt auf den, der nun fortan sein geistiger Sohn und Träger seines Geistes sein soll. Nach dem Bischof legen alle anwesenden Priester ihrem neuen Mitbruder die Hände auf. In einer gedankentiefen Präfation bittet nun der Bischof Gott den Allmächtigen, er möge über den neuen Priester ausgießen "den Segen des Heiligen Geistes und die Kraft priesterlicher Gnade".
Was in der Weihe und der Präfation geheimnisvoll verborgen geschah, die Erhebung eines Menschen zu aktiver Teilnahme an dem priesterlichen Mittleramt Christi, das wird nun symbolisch erläutert in der folgenden Zeremonie der Überreichung der Priesterstola und des Meßgewandes an den Neugeweihten.
Opfern soll der Priester "unbefleckt, in der Kraft des Heiligen Geistes". Deshalb salbt nun der Bischof des Neupriesters Hände mit heiligem Öl und betet dabei:
"Weihe und heilige, Herr, gnädig diese Hände durch diese Salbung und deinen Segen. Alles, was sie segnen, sei gsegnet; was sie weihen, sei geweiht und geheiligt im Namen unseres Herrn Jesu Christi."
In diese gesalbten und geweihten Hände legt nun der Bischof den Opferkelch mit Opferwein und Opferbrot mit den Worten "Empfange die Gewalt, Gott das Opfer darzubringen und die Messe zu feiern für Lebende wie für Verstorbene im Namen des Herrn."
Nun feiert der neugeweiht Priester zum erstenmal mit seinem Bischof das heilige Opfer. Alle Gebete, auch die Wandlungsworte werden dabei von Bischof und Neupriestern laut gesprochen, so daß es sich um eine wirkliche Konzelebration handelt. Am Ende der gemeinsamen Opferfeier legt der Neupriester sein Glaubensbekenntnis ab und empfängt hierauf durch eine abermalige Handauflegung die Gewalt der Sündennachlassung.
Die Feier endet mit dem Treugelöbnis des jungen Priesters an seinen Bischof und dem feierlichen Segen des Hohenpriesters an seinen neuen priesterlichen Mitarbeiter.
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