Wie zur Zeit der Propheten, wo diese klagten, daß man die Sünden wie Wasser hineintrinke, so ist es auch heute wieder. Wie die Haare über dem Haupte, so wachsen die Sünden in den Seelen. Jede Sünde ist ein unendliches Übel, weil der unendlich mächtige, heilige und gerechte Gott beleidigt wird. Wer Sünde begeht, kennt Gott nicht, er ist in Finsternis, und wenn er im Sündenzustand stirbt, so geht er ein in die ewige Finsternis, d. h. ist ewig vom Lichte, von Gott getrennt. Mit der Abnahme des Glaubens an Gott nimmt die Sünde zu, und das schreckliche Überhandnehmen der Sünde in der jetzigen Zeit ist der beste Beweis dafür, daß der Glaube an Gott furchtbar abgenommen hat und die Gottlosigkeit so entsetzlich zunimmt.
Aber die Strafe steht vor der Türe, und wenn Gott die Welt nach seiner Gerechtigkeit straft, wehe ihr! «Wehe der Welt um der Ärgernisse willen», sagt Christus selbst. Die Zeit naht heran, wo, wie der Herr voraussagte, «der Heilige Geist die Welt überweisen wird von der Sünde, weil sie nicht an Jesus glaubt, von der Gerechtigkeit und dem Gerichte»; ja die Gerechtigkeit und das Gericht rücken heran, wenn die Welt nicht eiligst und entsprechend Buße tut.
Wenn Gott und seine Gnade das höchste Gut für die Menschheit ist, so ist Satan und die Sünde ihr größtes Übel. Wie man heute Gott und die Religion vom öffentlichen Leben ausschaltet, so spricht man auch nicht mehr von Sünde im politischen, wirtschaftlichen, öffentlichen Leben. Deswegen begehen auch jene, welche Gott und Religion aus dem politischen Leben ausschalten die größte Sünde gegen die Religion, deren Wesen ja die Verbindung der Menschheit mit Gott ist. Wenn es so fortgeht, so wird das ganze öffentliche Leben eine beständige Sünde, eine fortgesetzte Empörung gegen Gott, eine Entthronung der göttlichen Majestät, ein immerwährender Ruf: «Kreuzige ihn; wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche.»
Papst Pius X. ist gewissermaßen der große «Scheinwerfer» auch unserer Zeit, welcher durch seine Erlasse, Motu Proprios und Enzykliken das wahre Licht in diese Finsternis leuchten läßt. Aber leider tut dieses Licht vielen Augen weh, man bedauert das Licht, schließt die Augen vor demselben und «kommt deswegen nicht zum Licht, weil man die Finsternis eben mehr liebt als das Licht.» «Das Licht leuchtet in die Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen.» O rufen wir in unseren Gebeten, auch in unseren Wallfahrten, in Kirchen u. s. w. mit dem Blinden in Jericho: «Jesus, ewiges Licht, erbarme dich unser! Gib, daß wir sehend werden!»
Haben wir aber auch eine große Abscheu vor der Sünde im Privatleben. Ach! Nur keine Sünde! Lieber sterben, als eine schwere Sünde begehen! Das soll der Wahlspruch aller Christen sein, um was wir täglich im Vater Unser bitten: Führe uns nicht in Versuchung, erlöse uns vom Übel (die Sünde ist das einzige Übel in den Augen Gottes), vergib uns unsere Sündenschulden!
Das Traurigste ist, daß man bei der Erziehung den Kindern die Furcht und den Abscheu vor der Sünde nicht vom zartesten Alter an einprägt. Das Wort der Eltern: das und das ist Sünde, sollte hinreichend sein, um die Kinder vom Bösen abzuhalten. In dieser Furcht Gottes, welche der Anfang der Weisheit ist, hat z. B. der hl. Nikolaus von Flüe seine Kinder erzogen. Vom ersten Erwachen der Vernunft an muß den Kindern der Abscheu vor der Sünde eingeflößt und das Gebot Gottes mit lebendigen Buchstaben in ihr Herz eingegraben werden. Ach, wie selten sagt man dem Kinde in Haus und Schule: das ist Sünde; tue es nicht, Gott wird dadurch beleidigt usw. Gott wird eben auch aus der Familie und der Erziehung ausgeschaltet und das Wort «Sünde» ist nur noch ein toter Buchstabe und erschreckt nicht mehr. Und doch ist dieses Wort das schrecklichste, was es geben kann; denn die Strafe der schweren Sünde ist ja die ewige Hölle.
Die Hölle, als Strafe der Sünde, existiert; wer in der Todsünde stirbt, kommt ewig hinein. Und was bereits Todsünde ist, lesen wir im Buche «Die Liebe ruft» — Botschaft des Herzens Jesu an die Welt und ihre Künderin Schwester Josefa Menendez (1890-1923), Kanisiusverlag, 7. Auflage 1966, Seite 544: «Ein andermal schreibt Josefa nach ihrer Rückkehr aus der Hölle: »Ich sah mehrere Seelen (an diesem Tag, nämlich dem 22. März 1923) hinabstürzen, darunter ein fünfzehnjähriges Mädchen, das seinen Eltern fluchte, weil sie es nicht in der Furcht Gottes erzogen und nicht gelehrt hatten, daß es eine Hölle gibt. Das Mädchen sagte, sein Leben, obgleich es so kurz war, sei voll von Sünden gewesen; denn es habe seinen Sinnen, seinen Leidenschaften jegliche Lust gewährt. Es klagte sich vor allem darüber an, schlechte Bücher gelesen zu haben ...«» Bedenke! Wenn die Strafe so groß ist, wie groß muß also deren Ursache, die Sünde, sein! Du willst es nicht recht glauben? Schlage die Bibel auf und lies:
Was sagt der Seher in der geheimen Offenbarung? 1) «Es erhob ein Riesenengel einen Stein, gleich einem gewaltigen Mühlsteine, und warf ihn ins Meer und sprach: Also wird niederfahren Babylon, 2) die große Stadt, und fürder niemals gesehen werden.» Wohin? Ins Verderben 3) — den ewigen Untergang 4) — das Land des Jammers und der Finsternis, wo Schatten des Todes und keine Ordnung, sondern ewiger Schrecken wohnt 5) — die äußerste Finsternis 6) — den Ort der Qualen 7) — die Grube 8) — den Kerker 9) — den Kerker der Finsternis 10) — den Abgrund der Peinen 11) — den rauchenden Brunnen des Abgrundes 12) — die verschlingende Tiefe 13) — den Feuerofen - 14) — den Schwefelstrom 15) — den großen See des Zornes Gottes 16) — die Kelter des Zornes des allmächtigen Gottes 17) — den Feuerpfuhl 18) — den Pfuhl, der von Feuer und Schwefel brennt 19) — den Totensee 20) — die Verwesung 21) — den Brunnen des Todes 22) — das Todesreich 23) — die Räume des Todes 24) — den zweiten Tod 25).Welch schauerliches Land!Was erblicken wir da?Feuer 26) — schreckliches 27) — brennendes 28) — qualmendes 29) — quälendes 30) — eiferndes 31) — rächendes 32) — verzehrendes 33) — verschlingendes 34) — ewiges 35) — Feuer, angefacht vom Zorne Gottes, der brennt bis in die unterste Hölle und die Erde frißt mit dem, was ihr entwächst 36) — glühende Kohlen 37) — Feuer und Schwefel und Sturm 38) — Fäulnis und Würmer 39) — Brand und Gewürm 40) — den Wurm, der nicht stirbt, und das Feuer, das nicht erlischt 41) — den Rauch der Qualen 42) — ewige Schmach und ewige Schande 43) — den Sammelpunkt alles Unglücks 44) — jeglichen Schmerz 45) — Hunger 46) — Durst 47) — Angst 48) — Bestürzung 49) — Beben und Zittern 50) — Heulen und Zähneknirschen 51) — Qual und Leid 52) — Marter und Tod, Wehklagen und Hunger und Feuerbrand 53) — die Weide des Todes 54).
Da werden die Verdammten
mit Ketten gefesselt 55) — mit ewigen Banden 56) — gequält bei Tag und Nacht in alle Ewigkeit 57) — gequält mit Feuer und Schwefel 58) — mit Feuer gefalzen 59) — da brennen sie, daß sie es ewig fühlen 60) — sind eine Speise des Feuers 61) — Rauch und brennendes Feuer 62) — ein Abscheu allem Fleische 63) — ohne Ruhe bei Tag und Nacht 64) — werden aufgerieben 65) — in der Kelter zertreten 66) — zerschmettert 67) — zermalmt 68) — sind wie ein Haufen Werg 69) — wie brennende Spreu 70) — brennendes Unkraut 71) — ihre einzige Nahrung ist Feuer und Holz, angezündet vom Odem des Herrn wie ein Schwefelstrom 72) — ihr Trank der Becher, gefüllt mit dem Weine des Zornes Gottes 73).
Himmel und Erde werden vergehen, diese Worte werden nicht vergehen.
Welch schreckliche Schilderungen! Freilich sind sie größtenteils Bilder! Aber um so schlimmer. «Wenn schon die Bilder so grauenhaft sind», sagt P. Tilman Pesch, 74) «wie entsetzlich wird erst die Wirklichkeit sein!»«O furchtbares Land der Hölle!» ruft da bebend der heilige Bernhard, 75) «Land der Qual und des Elendes! Ich zittere am ganzen Leibe und erschaudere, wenn ich dieses Landes gedenke, und alle meine Gebeine werden zerschlagen!»
Die Hölle existiert also: habe deswegen Abscheu vor der Sünde, fürchte sie über alles und verlasse den breiten Weg der Welt, der ins Verderben führt. Lieber sterben, als eine Todsünde begehen. (Red.)
1) Off b. 18,21. 2) Das Bild des stolzen, wollüstigen Sünders. 3) Phil. 3,19. 4) 2. Thess. 1,19. 5) Job. 10,22. 6) Matth. 8,12. 7) Luk. 16,28. 8) Js. 24,22. 9) Js. 24,22; Offb. 20,7. 10) Weish. 18,4. 11) 2. Petr. 2,4. 12) Offb. 9,1.2. 13) Ps. 68,16. 14) Ps. 20,10. 15) 1s. 30,33. 16) Offb. 14,19. 17) Js. 63,3; Off b. 19,15. 18) Off b.20,14 19) Offb. 21,8. 20) Js. 14,19. 21) Gal.6,8. 22) Ps. 54,24. 23) Ps. 9,15; Job. 38,17. 24) Sprichw. 7,27. 25) Offb. 20,14; 21,8. Gemeint ist der übernatürliche Tod der Seele. 26) An unzähligen Stellen. 27) Hebr. 10,27. 28) 5. Mos. 32,22. 29) Offb. 9,2. 30) Luk. 16,24; Offb. 14,10. 31) Hebr. 10,27. 32) 2. Thess. 1,8. 33) Hebr. 10,27; 12,29. 34) 5. Mos. 32,22; Ps. 20,10; Js. 33,14. 35) Matth. 25,41. 36) 5.Mos. 32,22. 37) Ps. 139,11. 38) Ps. 10,7. 39) Sir. 19.3. 40)
Zuerst veröffentlicht in «DAS ZEICHEN MARIENS», 1. Jahrgang, Nr. 4, August 1967, Seite 54
Montag, April 30, 2007
Die von Papst Pius X. vorgeschriebene Eidesformel gegen den Modernismus - Der Antimodernisteneid
Am 1. September 1910 wurde vom hl. Papst Pius X. in seinem Motu proprio «Sacrorum antistitum» für den gesamten Klerus, der in der Seelsorge oder im Lehrfach tätig war, die Ablegung eines Eides gefordert, in dem die Verwerfung aller wesentlichen modernistischen Irrtümer über Offenbarung und Überlieferung enthalten ist. Eben wegen seiner knappen Zusammenfassung der modernistischen Irrlehre ist er neben seiner disziplinären Bedeutung auch als Äußerung des kirchlichen Lehramtes wichtig. (Vgl. Neuner-Roos «Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung» 64-74); (Denzinger 2145-2147).
Ich umfasse fest und nehme an alles und jedes einzelne, was vom irrtumslosen Lehramt der Kirche bestimmt, aufgestellt und erklärt ist, besonders die Hauptstücke ihrer Lehre, die unmittelbar den Irrtümern der Gegenwart entgegen sind.
Erstens: Ich bekenne, daß Gott, der Ursprung und das Ende aller Dinge, mit dem natürlichen Licht der Vernunft durch das, was geschaffen ist, d. h. durch die sichtbaren Werke der Schöpfung, als Ursache mittels der Wirkung, mit Sicherheit erkannt und auch bewiesen werden kann.
Zweitens: Ich anerkenne die äußeren Beweismittel der Offenbarung, d. h. die Werke Gottes, in erster Linie die Wunder und Prophezeiungen, als ganz sichere Zeichen des göttlichen Ursprungs der christlichen Religion. Ich halte fest, daß sie dem Geist aller Zeiten und Menschen, auch der Gegenwart, auf das beste angepaßt sind.
Drittens: Fest glaube ich, daß die Kirche, die Hüterin und Lehrerin des geoffenbarten Wortes, durch den wahren und geschichtlichen Christus selbst, während seines Lebens unter uns, unmittelbar und direkt eingesetzt, und daß sie auf Petrus, den Fürsten der apostolischen Hierarchie, und auf seine steten Nachfolger gebaut wurde.
Viertens: Ohne Rückhalt nehme ich die Glaubenslehre an, die von den Aposteln durch die rechtgläubigen Väter stets in demselben Sinn und in derselben Bedeutung bis auf uns gekommen ist. Deshalb verwerfe ich ganz und gar die irrgläubige Erfindung einer Entwicklung der Glaubenssätze, die von einem Sinn zu einem andern übergingen, der abweiche von dem Sinn, den die Kirche einst gemeint habe. Ebenso verwerfe ich jeden Irrtum, der das göttliche, der Braut Christi übergebene Vermächtnis, das von ihr treu bewahrt werden soll, durch eine Erfindung philosophischen Denkens oder durch eine Schöpfung des menschlichen Bewußtseins ersetzen will, das durch menschliches Bemühen langsam ausgebildet wurde und sich in Zukunft in unbegrenztem Fortschritt vollenden soll.
Fünftens: Als ganz sicher halte ich fest und bekenne aufrichtig, daß der Glaube nicht ein blindes religiöses Gefühl ist, das aus dem Dunkel des Unterbewußtseins im Drang des Herzens und aus der Neigung des sittlich geformten Willens entspringt, sondern daß er eine wahre Zustimmung des Verstandes zu der von außen durch Hören empfangenen Wahrheit ist, durch die wir auf die Autorität Gottes des Allwahrhaftigen hin für wahr halten, was uns vom persönlichen Gott, unserm Schöpfer und Herrn, gesagt, bezeugt und geoffenbart worden ist.
In schuldiger Ehrfurcht unterwerfe ich mich und mit ganzem Herzen schließe ich mich an allen Verurteilungen, Erklärungen, Vorschriften, wie sie im Rundschreiben «Pascendi» und im Entscheid «Lamentabili» enthalten sind, besonders, insoweit sie sich auf die sogenannte Dogmengeschichte beziehen. Auch verwerfe ich den Irrtum derer, die behaupten, der von der Kirche vorgelegte Glaube könne der Geschichte widerstreiten und die katholischen Glaubenssätze könnten in dem Sinn, in dem sie jetzt verstanden werden, mit den Ursprüngen der christlichen Religion, wie sie wirklich waren, nicht in Einklang gebracht werden.
Ich verurteile und verwerfe auch die Auffassung derer, die sagen, ein gebildeter Christ führe ein Doppeldasein, das Dasein des Gläubigen und das Dasein des Geschichtsforschers, als ob es dem Geschichtsforscher erlaubt wäre, festzustellen, was der Glaubenswahrheit des Gläubigen widerspricht, oder Voraussetzungen aufzustellen, aus denen sich ergibt, daß die Glaubenssätzefalsch oder zweifelhaft sind, wenn man sie nur nicht direkt leugnet.
Ich verwerfe ebenso eine Weise, die Heilige Schrift zu beurteilen und zu erklären, die die Überlieferung der Kirche, die Entsprechung zum Glauben («analogia fidei») und die Normen des Apostolischen Stuhls außer acht läßt, die sich den Erfindungen der Rationalisten anschließt und die Textkritik ebenso unerlaubt wie unvorsichtig als einzige oberste Regel anerkennt.
Auch die Auffassung derer verwerfe ich, die daran festhalten, ein Lehrer der theologischen Geschichtswissenschaften oder ein Schriftsteller auf diesem Gebiet müsse zuerst jede vorgefaßte Meinung vom übernatürlichen Ursprung der katholischen Überlieferung oder von einer Verheißung der göttlichen Hilfe zur steten Bewahrung einer jeden geoffenbarten Wahrheit ablehnen. Die Schriften der einzelnen Väter müßten nach rein wissenschaftlichen Grundsätzen erklärt werden unter Ausschluß jeder kirchlichen Autorität und mit derselben Freiheit des Urteils, mit der man jedes außerkirchliche Denkmal der Geschichte erforscht. Endlich bekenne ich ganz allgemein: Ich habe nichts zu schaffen mit dem Irrtum, der die Modernisten glauben läßt, die heilige Überlieferung enthalte nichts Göttliches, oder, was noch viel schlimmer ist, der sie zu einer pantheistischen Deutung der Überlieferung führt, so daß nichts mehr übrigbleibt als die nackte, einfache Tatsache, die in einer Linie steht mit den gewöhnlichen Geschehnissen der Geschichte, die Tatsache nämlich, daß Menschen durch ihre eigenen Bemühungen, durch ihre Sorgfalt und Einsicht die von Christus und seinen Aposteln begonnene Schule in den nachfolgenden Zeitabschnitten fortsetzten. So halte ich denn fest und bis zum letzten Hauch meines Lebens werde ich festhalten den Glauben der Väter an die sichere Gnadengabe der Wahrheit, die in der Nachfolge des bischöflichen Amtes seit den Aposteln ist, war und immer sein wird, so daß nicht das Glaubensgegenstand ist, was entsprechend der Kultur eines jeden Zeitabschnittes besser und passender scheinen könnte, sondern daß niemals in verschiedener Weise geglaubt, nie anders verstanden wird die absolute, unabänderliche Wahrheit, die seit Anfang von den Aposteln gepredigt wurde. Ich gelobe, daß ich das alles getreu, unversehrt und rein beobachten und unverletzt bewahren, daß ich in der Lehre oder in jeder Art von Wort und Schrift nie davon abweichen werde. So gelobe ich, so schwöre ich, so helfe mir Gott und dieses heilige Evangelium Gottes.
Vorausgehend veröffentlicht in «DAS ZEICHEN MARIENS», 1. Jahrgang, Nr. 4, August 1967, Seite 53
Ich umfasse fest und nehme an alles und jedes einzelne, was vom irrtumslosen Lehramt der Kirche bestimmt, aufgestellt und erklärt ist, besonders die Hauptstücke ihrer Lehre, die unmittelbar den Irrtümern der Gegenwart entgegen sind.
Erstens: Ich bekenne, daß Gott, der Ursprung und das Ende aller Dinge, mit dem natürlichen Licht der Vernunft durch das, was geschaffen ist, d. h. durch die sichtbaren Werke der Schöpfung, als Ursache mittels der Wirkung, mit Sicherheit erkannt und auch bewiesen werden kann.
Zweitens: Ich anerkenne die äußeren Beweismittel der Offenbarung, d. h. die Werke Gottes, in erster Linie die Wunder und Prophezeiungen, als ganz sichere Zeichen des göttlichen Ursprungs der christlichen Religion. Ich halte fest, daß sie dem Geist aller Zeiten und Menschen, auch der Gegenwart, auf das beste angepaßt sind.
Drittens: Fest glaube ich, daß die Kirche, die Hüterin und Lehrerin des geoffenbarten Wortes, durch den wahren und geschichtlichen Christus selbst, während seines Lebens unter uns, unmittelbar und direkt eingesetzt, und daß sie auf Petrus, den Fürsten der apostolischen Hierarchie, und auf seine steten Nachfolger gebaut wurde.
Viertens: Ohne Rückhalt nehme ich die Glaubenslehre an, die von den Aposteln durch die rechtgläubigen Väter stets in demselben Sinn und in derselben Bedeutung bis auf uns gekommen ist. Deshalb verwerfe ich ganz und gar die irrgläubige Erfindung einer Entwicklung der Glaubenssätze, die von einem Sinn zu einem andern übergingen, der abweiche von dem Sinn, den die Kirche einst gemeint habe. Ebenso verwerfe ich jeden Irrtum, der das göttliche, der Braut Christi übergebene Vermächtnis, das von ihr treu bewahrt werden soll, durch eine Erfindung philosophischen Denkens oder durch eine Schöpfung des menschlichen Bewußtseins ersetzen will, das durch menschliches Bemühen langsam ausgebildet wurde und sich in Zukunft in unbegrenztem Fortschritt vollenden soll.
Fünftens: Als ganz sicher halte ich fest und bekenne aufrichtig, daß der Glaube nicht ein blindes religiöses Gefühl ist, das aus dem Dunkel des Unterbewußtseins im Drang des Herzens und aus der Neigung des sittlich geformten Willens entspringt, sondern daß er eine wahre Zustimmung des Verstandes zu der von außen durch Hören empfangenen Wahrheit ist, durch die wir auf die Autorität Gottes des Allwahrhaftigen hin für wahr halten, was uns vom persönlichen Gott, unserm Schöpfer und Herrn, gesagt, bezeugt und geoffenbart worden ist.
In schuldiger Ehrfurcht unterwerfe ich mich und mit ganzem Herzen schließe ich mich an allen Verurteilungen, Erklärungen, Vorschriften, wie sie im Rundschreiben «Pascendi» und im Entscheid «Lamentabili» enthalten sind, besonders, insoweit sie sich auf die sogenannte Dogmengeschichte beziehen. Auch verwerfe ich den Irrtum derer, die behaupten, der von der Kirche vorgelegte Glaube könne der Geschichte widerstreiten und die katholischen Glaubenssätze könnten in dem Sinn, in dem sie jetzt verstanden werden, mit den Ursprüngen der christlichen Religion, wie sie wirklich waren, nicht in Einklang gebracht werden.
Ich verurteile und verwerfe auch die Auffassung derer, die sagen, ein gebildeter Christ führe ein Doppeldasein, das Dasein des Gläubigen und das Dasein des Geschichtsforschers, als ob es dem Geschichtsforscher erlaubt wäre, festzustellen, was der Glaubenswahrheit des Gläubigen widerspricht, oder Voraussetzungen aufzustellen, aus denen sich ergibt, daß die Glaubenssätzefalsch oder zweifelhaft sind, wenn man sie nur nicht direkt leugnet.
Ich verwerfe ebenso eine Weise, die Heilige Schrift zu beurteilen und zu erklären, die die Überlieferung der Kirche, die Entsprechung zum Glauben («analogia fidei») und die Normen des Apostolischen Stuhls außer acht läßt, die sich den Erfindungen der Rationalisten anschließt und die Textkritik ebenso unerlaubt wie unvorsichtig als einzige oberste Regel anerkennt.
Auch die Auffassung derer verwerfe ich, die daran festhalten, ein Lehrer der theologischen Geschichtswissenschaften oder ein Schriftsteller auf diesem Gebiet müsse zuerst jede vorgefaßte Meinung vom übernatürlichen Ursprung der katholischen Überlieferung oder von einer Verheißung der göttlichen Hilfe zur steten Bewahrung einer jeden geoffenbarten Wahrheit ablehnen. Die Schriften der einzelnen Väter müßten nach rein wissenschaftlichen Grundsätzen erklärt werden unter Ausschluß jeder kirchlichen Autorität und mit derselben Freiheit des Urteils, mit der man jedes außerkirchliche Denkmal der Geschichte erforscht. Endlich bekenne ich ganz allgemein: Ich habe nichts zu schaffen mit dem Irrtum, der die Modernisten glauben läßt, die heilige Überlieferung enthalte nichts Göttliches, oder, was noch viel schlimmer ist, der sie zu einer pantheistischen Deutung der Überlieferung führt, so daß nichts mehr übrigbleibt als die nackte, einfache Tatsache, die in einer Linie steht mit den gewöhnlichen Geschehnissen der Geschichte, die Tatsache nämlich, daß Menschen durch ihre eigenen Bemühungen, durch ihre Sorgfalt und Einsicht die von Christus und seinen Aposteln begonnene Schule in den nachfolgenden Zeitabschnitten fortsetzten. So halte ich denn fest und bis zum letzten Hauch meines Lebens werde ich festhalten den Glauben der Väter an die sichere Gnadengabe der Wahrheit, die in der Nachfolge des bischöflichen Amtes seit den Aposteln ist, war und immer sein wird, so daß nicht das Glaubensgegenstand ist, was entsprechend der Kultur eines jeden Zeitabschnittes besser und passender scheinen könnte, sondern daß niemals in verschiedener Weise geglaubt, nie anders verstanden wird die absolute, unabänderliche Wahrheit, die seit Anfang von den Aposteln gepredigt wurde. Ich gelobe, daß ich das alles getreu, unversehrt und rein beobachten und unverletzt bewahren, daß ich in der Lehre oder in jeder Art von Wort und Schrift nie davon abweichen werde. So gelobe ich, so schwöre ich, so helfe mir Gott und dieses heilige Evangelium Gottes.
Vorausgehend veröffentlicht in «DAS ZEICHEN MARIENS», 1. Jahrgang, Nr. 4, August 1967, Seite 53
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Sacrorum antistitum
Donnerstag, April 19, 2007
Der alte Glaube und die neue Zeit
von HH Prof. Albert Drexel (+)
Im Folgenden möchte ich das Thema "Sorgen eines Altgläubigen" in der Gesamtsicht der innerkatholischen Krisis und in grundsätzlicher Stellungnahme zu der tödlichen Säkularisierungstendenz des Neomodernismus-Progressismus behandeln. Ich halte dies um so mehr für notwendig, da immer wieder von der einen und von der anderen Seite von einer "Spaltung" gesprochen wird. Ich will damit aber nicht sagen, daß diese Spaltung ein leeres Gerede oder etwa nur eine Äußerung von Übertreibungen sei.
Der alte Glaube ist nichts anderes als der Inbegriff und Zusammenhalt der in der römisch-katholischen Kirche geltenden und zum Glauben verpflichtenden Wahrheiten. Diese Wahrheiten sind allgemein hinreichend bekannt. Als Wahrheit bzw. Wahrheiten sind die Glaubenssätze (Dogmen) unwandelbar, weil Wahrheit niemals wandelbar ist und sein kann. Das Gesamte der katholischen Wahrheiten, Glaubenssätze oder Dogmen genannt, wird in dem Wort "Glaubenssubstanz" zusammengefaßt. So ist der Satz "Christus ist wahrhaft Gott" ebenso wahr wie der Satz "Maria, die Mutter Jesu, ist unmittelbar nach ihrem irdisch-physischen Tod ganzmenschlich in die ewige Verherrlichung eingegangen, d.h. in den Himmel aufgenommen worden. "Die neue Zeit" ist ein Ausdruck, mit dem Mensch und Welt im Zustande ihrer ganzen technischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung und Existenz bezeichnet wird, unabhängig von der Frage und dem Urteil, ob und inwieweit darin Wert oder Unwert, Positives und Negatives begriffen werden. So wird niemand leugnen wollen, daß die moderne Technik auch ihre Schattenseiten hat, wie sowohl die Wohlstandsgesellschaft als auch die Umweltverschmutzung es deutlich machen.Von der Religion, von dem Christentum, vom Glauben aus gesehen, wird mit dem Ausdruck "die neue Zeit" jene Entwicklung in materieller und geistiger Hinsicht verstanden, wie sie die Wahrheit allgemein und Religion, Kirche und Glaube im besonderen in ihren Sog einfließen läßt.
So ist z.B. von dem katholischen Theologen Feiner in dem von 17 katholischen und 18 protestantisch-reformierten Theologen verfaßten "Neuen Glaubensbuch" die Wahrheit selbst als wandelbar bezeichnet und also abgewertet worden. Eine Aussage, die sich selbst aufhebt, da alsdann eben diese Behauptung wandelbar und also unwahr ist.
Die römisch-katholische Kirche wird zu keinem Zeitpunkt und an keinem Ort und unter keinen wie immer gearteten Umständen auch nur einen Satz ihrer Glaubenssubstanz zurücknehmen oder preisgeben. Wer immer für sich persönlich sich von einem ihrer Glaubenssätze, Glaubenswahrheiten distanziert, also auch nur einen dieser Glaubenssätze leugnet oder verwirft, stellt sich eben damit außerhalb der Kirche, ob gestern, heute oder morgen.
Davon wird klar, daß, wer auch nur einen Satz der katholischen Glaubenssubstanz ablehnt, verwirft, leugnet, sich von der Kirche abspaltet. Wenn nun, wie es geschehen ist und laufend geschieht, gewisse Theologen und ihnen hörige Journalisten oder auch Priester Teile der katholischen Glaubenssubstanz ablehnen oder leugnen, begeben sie sich außerhalb der katholischen Kirche oder spalten sich von ihr ab. Widersinnig aber wäre und ist es, zu behaupten, die an der katholischen Lehre festhaltenden Gläubigen würden sich abspalten und also sich einer Spaltung schuldig machen. Nicht sie sind die sich vom Glauben Abspaltenden, sondern die Neuerer, und ihre Abspaltung vollzieht sich vor unseren Augen. Sie ist längst Tatsache geworden.
Nun gibt es aber in der Kirche Roms Dinge, die nicht Dogma sind und darum einem Wandel unterworfen sein können. Dazu gehört vor allem die heilige Liturgie, insbesondere das, was sich auf die Feier der heiligen Liturgie bezieht. Bekanntlich ist im Anschlusse an das II. Vatikanische Konzil von der liturgischen Kommission und mit Billigung durch Papst Paul VI. der Novus Ordo für die Meßfeier erstellt und eingeführt worden. Diesbezüglich darf das Folgende nicht übersehen werden.
Zunächst hat das Bild der Einheit in der Kirche durch die Abschaffung der geschichtlichen Kirchensprache, des Lateinischen, an Wirksamkeit verloren. Hier haben die orientalischen orthodoxen Kirchen ein anderes Beispiel gegeben. Sie halten an ihrer "heiligen" Sprache fest, was auch bei der Begegnung Papst Pauls VI. mit dem Patriarchen Athenagoras dadurch zum Ausdruck gebracht wurde, daß letzterer dem Papste gegenüber eindringlich zu erkennen gegeben hat, wie sehr die Preisgabe der Kirchensprache sich als Verlust auswirken werde.
Dann aber ein Zweites: die heilige Eucharistie ist ein Geheimnis, das Mysterium fidei, wie Papst Paul VI. es klar und stark herausgestellt hat. Wenn in der jüdischen Religion der Name für Gott aus Ehrfurcht nicht öffentlich gebraucht bzw. genannt wurde; wenn in der Liturgie des Papstes Pius V., also in dem Ordo Missae des Tridentinums, der Kanon, der eigentliche Teil des Mysteriums, still gebetet wurde, geschah das in der Uberzeugung, daß dadurch das Heilige, das göttliche Geheimnis nicht der Sprache des Alltags preisgegeben, sondern in Ehrfurcht vom Opferpriester an Stelle des Opferpriesters Jesus Christus gehütet und bewahrt werde. Es geschieht keinesfalls zur Erbauung der Gläubigen, wenn heute gemäß dem Novus Ordo gerade der Kanon in der Volkssprache laut gebetet wird. Endlich ein Drittes. Die Abschaffung und also Zerstörung der auf dem ganzen katholischen Erdkreis festgehaltenen und gehüteten klaren und würdigen Einheit der Meßliturgie hat den Weg für Willkür, Experimente und eine Profanierung des Heiligsten freigemacht. Das Hofheimer Meßfestival bleibt kein Einzelfall. Ich habe selber vor ein paar Jahren in einer Sendung des Schweizer Fernsehens eine Gruppenmesse gesehen, bei der in fröhlicher Runde Erwachsene, zum Teil hemdsärmelig und "zechend", die Eucharistie feierten, für jeden noch irgend gläubigen Menschen ein Skandal, eine würdelose Provokation.
Vor wenigen Tagen ist mir der Bericht von einer skandalös-blasphemischen Liturgiefeier in die Hand gekommen. Hier der wörtliche Bericht: "Ein nachhaltiges Echo fand" in Wiesbaden — "der Stadtjugendgottesdienst am vergangenen Samstag in der Pfarrkirche St. Kilian (Samstag vor Fastnacht). Pfarrer Kauk begrüßte zum Festgottesdienst mit dem alten Weinspruch als Motto:
'Trink diesen Wein und sei so gut wie er!' In einem Gespräch suchten Jugendpfarrer Ernst Michael Braun, Susanne und Jörg Kerksieck und Rita Schinke die Bedeutung des Weines deutlich zu machen. Weinwitze und ein Ausschnitt aus der Predigt eines Weihbischofs Anfang des 18. Jahrhunderts über die Gefahren des Weines folgten. Jugendpfarrer Braun schloß mit den Worten: 'Wir wünschen Ihnen heute und in den nächsten Tagen viele gute Freunde und ein paar rassige Flaschen Wein. Ob sie dann Prosit oder Amen sagen, beides kann wie eine fruchtige Blume im Pokal eines frohen Herzens sein.' Frohe Lieder folgten, die von Kaplan W. Geis an der Orgel begleitet wurden. Mittelpunkt der Feier war das frohe Gedächtnismahl Jesu Christi. 'Auch Jesus hat offensichtlich den Wein geliebt, denn er hat auf der Hochzeit zu Kana Wasser in Wein verwandelt und nicht umgekehrt, was sich so manche Wasserapostel wünschen!'"
Wenn ich auch jetzt von diesen und ähnlichen Beispielen einer liturgischen Entgleisung, ja Verwilderung absehe, bleibt es eine Bedenken erweckende Tatsache, daß die Vergewöhnlichung, die Angleichung des Heiligsten an das Profane, Gemein-Alltägliche und Irdisch-Unheilige der Ehrfurcht im Herzen der Gläubigen Abbruch tut. Mit Recht schreibt Prof. Hoeres in seinem abschließenden Artikel zur ganzen Frage: "Heute erleben wir, wohin eine Glaubensverkündigung kommt, die sich diesem Massenzeitalter fast um jeden Preis in Ausdrucksform, Geschmack und Sprechweise anpassen will. Da heißt es in einer Kirchenzeitung — sinnigerweise zum Christkönigsfest — wir sollten doch den Königstitel Christi, für den im Zeitalter der Demokratie niemand mehr Verständnis habe, fallen lassen und Christus nur mehr als unseren Bruder bezeichnen. Selbst Gebetsformeln wie: 'Wir flehen Deine heilige Majestät an' sind durch das lapidare: 'Wir bitten Dich' ersetzt worden. Gottesdienste, in denen man sich dem Allerheiligsten mit plumper, hemdsärmeliger Vertraulichkeit nähert, sind Legion geworden...
All diese Versuche, die Zeitgenossen mit den Ausdrucksformen und der Sprache der Zeit zu erreichen, übersehen ganz einfach, daß die Menschen heute gerade deshalb nach der Frohbotschaft suchen und prinzipiell von ihr erreicht werden können, weil sie an der Unseligkeit und Sinnlosigkeit des Lebens in der totalen Produktionsgesellschaft, der Gleichmacherei und benalen Glanzlosigkeit, dem Leben ohne Fest und Feier, insgeheim leiden."
So sehr ich das alles in tiefem Ernst und aus innerster katholischer Überzeugung verstehe und vertrete, so sehr möchte ich betonen: Wo immer ein katholischer Priester die heilige Eucharistie nach dem von Papst Paul VI. gebilligten Novus Ordo im ganzen Glauben und in wahrer Ehrfurcht feiert — Beispiele dafür habe ich in Österreich, in der Schweiz und in Deutschland erlebt —, ist das Meßopfer gültig und würdig. Das darf und muß das Volk wissen, da sonst wirklich guten Priestern bitteres Unrecht geschähe. Extreme sind immer irgendwie schädlich und widersprechen so oder so der Gerechtigkeit (subjektiv) und der Wahrheit (objektiv).
Etwas ganz anderes ist es um die aus Gewissensgründen gelebte Treue zur tridentinischen Liturgie des hl. Papstes Pius V. Das meint auch Prof. Hoeres, wenn er a.a.O. mit Bezugnahme auf die richtig verstandene kirchliche Autorität bemerkt: "Autorität könnte die Kirche werden, wenn sie der Zeit einmütig und kompromißlos den Spiegel vorhalten und gebieterisch für Gott das ihm Zustehende einfordern würde: also auch Opfer, Verzicht, Entsagung. Das würde der Jugend imponieren: der Andrang zum tridentinischen Priesterseminar in Ecône beweist es ebenso wie die Tatsache, daß trotz des bestürzenden Rückgangs der Priester- und Ordensberufe die ganz 'strengen' Orden noch den meisten Zulauf haben."
Darum ist es ein ganz übles Schauspiel, wenn vor dem gläubigen Volk gegen das Werk "Priesterbruderschaft Pius X." und das damit verbundene Priesterseminar Ecône eine häßliche Kampagne geführt wird. Aus diesem Priesterseminar gehen Priester hervor, die nicht nur total von dem Glauben der Kirche erfüllt sind, sondern in ihrer Einstellung zum Heiligsten der Kirche, zur heiligen Eucharistie und ihrer zentralen Opferfeier von beispielhafter Ehrfurcht und innerer Wärme geleitet werden.
Es wäre eine gefährliche Machenschaft, wollten progressistische Avantgardisten diese Bewegung einer innerkatholischen Spaltung beschuldigen. Im tiefsten Grunde und letzten Endes verdiente gerade diese Dank und Anerkennung, steht sie doch in allem dafür ein, daß das römisch-katholische Erbe nicht untergehe, sondern der Nachwelt erhalten bleibe. Hier das Wort "Spaltung" als Vorwurf zu gebrauchen, wäre nicht nur ein Hohn auf die so gerühmte Mitmenschlichkeit, sondern ganz üble Hetze.
In diesem Zusammenhang soll noch ein Wort zur Art und Praxis der Kommunionspendung gesagt werden. Persönlich halte ich es für ein Unglück, daß die Übung der Handkommunion eingeführt worden ist. Es ist denn auch Tatsache, daß dabei Papst Paul VI. von manchen Bischöfen gedrängt worden ist und er es gegen seinen Willen um des Friedens willen erlaubt oder vielmehr die Erlaubnis hiefür dem Gewissen und der Verfügung der einzelnen Bischöfe anheimgegeben hat. Dies hat mir der Schweizer Kardinal Benno Gut in persönlichem Gespräch gelegentlich einer Profeßfeier im Mutterhaus der Heilig-Kreuz-Schwestern von Cham (Schweiz) erklärt.
Was die Praxis der Handkommunion selber betrifft, so ist zu ihrer Beurteilung ein Zweifaches zu beachten: erstens, daß durch lange Jahrhunderte die "Hostie", das konsekrierte, in den Leib Christi gewandelte Brot, dem Kommunizierenden in die Hand gereicht wurde; zweitens, daß in späteren Jahrhunderten die Kirche zur Praxis der Mundkommunion übergegangen ist, und zwar aus dem einen Grund, die sich bei der Handkommunion mehrenden Sakrilegien zu stoppen. Allgemein sollte durch die Mundkommunion angedeutet werden, daß die eucharistische Speise — im Gegensatz zur irdischen Speise — vom Himmel kommt ("Brot der Engel").
Dem nun muß hier eine dritte Tatsache angefügt werden: Seitdem die Praxis der Handkommunion von der kirchlichen Autorität freigegeben worden ist, haben sich die Sakrilegien in beunruhigendem Maße vermehrt. Darum ist es verständlich, wenn in manchen Ländern (wie z.B. in Italien, in Polen, in den USA wie noch in anderen Teilen des katholischen Erdkreises) die Handkommunion untersagt ist (bzw. noch lange untersagt blieb). Falsch aber wäre es, zu behaupten, daß nicht auch die Handkommunion individuell in wirklicher Ehrfurcht empfangen werden kann. Hier bestimmte Menschen oder Gläubige, die den eucharistischen Heiland in die Hand empfangen, allgemein zu bezichtigen, wäre unchristlich und ein Unrecht. Ebenso ungerecht, ja häßlich ist es, wenn Gläubige, seien sie erwachsen oder Kinder, die aus Gewissensgründen und aus Ehrfurcht nur die Mundkommunion empfangen, darob verachtet, oder gar beschimpft oder (wie es immer häufiger, ja sogar von Priestern geschieht) in abstoßender Weise behandelt werden. Ich kenne Fälle, in denen der Priester einem Erstkommunionkind ob seines Verlangens der Mundkommunion in verabscheuungswürdiger Weise begegnet ist. Ich sage auch ganz offen: gerade am Weißen Sonntag sollten die Erstkommunionkinder angeleitet werden, den Heiland in den Mund zu empfangen. Wer heute Zeuge davon wird, wie gerade Schulkinder in ganz katholischen Gegenden von und zu dem Tische des Herrn gehen bzw. kommen, der mag in seinem Innersten erschüttert werden. Mich hat einmal vor zwei Jahren ein vornehmer und gebildeter Herr, Reformierter, auf der Straße gefragt – er hatte in der Kirche dem Gottesdienste beigewohnt: "Glauben Sie wirklich, Hochwürden, daß in den kommunizierenden Schulkindern irgendein Bewußtsein von Ehrfurcht wirksam war?" Jedenfalls hat das Ganze der Kommunionspendung in der Kirche, von der er Zeuge geworden war, in ihm einen denkbar schlechten Eindruck hinterlassen.
Wohl auch aus solchen Rücksichten und Bedenken hat Papst Paul VI. an höchsten Festtagen des Kirchenjahres niemals den eucharistischen Heiland in die Hand gereicht. Bedauerlich ist, daß durch die Neueinführung bzw. Erlaubnis der Handkommunion bis tief in die Familien hinein Uneinigkeit entstanden ist und laufend entsteht.Ganz und gar unchristlich aber ist es, jene Katholiken und Gläubigen, die aus Gewissensgründen an dem Empfange der Mundkommunion festhalten, abschätzend zu behandeln oder gar sie der "Spaltung" im Gottesvolke zu beschuldigen. Auch da könnte oder müßte man in diesem Falle fragen: "Wer hat die Spaltung verursacht, die der Tradition Treugebliebenen oder die Neuerer?"
Und vergessen wir nicht: Das heiligste Sakrament des Altars und mit ihm der Empfang des eucharistischen Gottes ist das "Mahl der Liebe".
Hier noch ein Wort über die Verkündigung des Evangeliums. Prof. Hoeres stellt mit Recht fest: "Vor einem teils ungläubig entsetzten, teils gleichgültig bis befremdeten, teils hämisch amüsierten Publikum wird das, was früher als heilig und unverbrüchlich galt, in Frage gestellt, neu und anders interpretiert, als antiquiert abgelehnt und überlegen kritisiert."
Die Verkündigung des Wortes Gottes – das soll die Predigt in der Kirche sein – ist weitgehend auf Abwege gekommen. Man kann heute fast überall in Predigten Dinge zu hören bekommen, die nicht oder doch nicht in dem Maße und in der Weise, wie es geschieht, zum Worte Gottes gehören: abgesehen davon, daß Prediger vielfach über die katholische Vergangenheit herfallen und den Zuhörern die Ohren und das Herz vollreden von Neuerungen und Wandlungen und Fortschritt, wird die Predigt, die Sonntagspredigt von Pfarrern, Vikaren und Kaplänen benutzt zu soziologischen, wenn nicht sozialistischen Ausgrasungen oder wieder zu sensationellen Exkursen über Naturwissenschaft, wobei dann der Schöpfergott und die Erschaffung des Menschen und seiner unsterblichen Seele in einer nachgeredeten Pseudowissenschaft untergehen. Zudem wird der Mensch, nicht mehr der Herrgott, in den Mittelpunkt des "Gespräches" gerückt.
Dazu kommt ein anderes: Die für Optimismus typisch anfällig gewesene Literatin Friderike Görres – siehe ihre Sympathie für den von ihr philosophisch nicht verstandenen Modephilosophen Teilhard de Chardin! – hat einmal den Ausspruch getan: der Heilige Geist werde "seinen eigenen Pfingstausbruch, die große Verheißung des Konzils, nicht im Stiche lassen". Inzwischen erleben wir die Auslöschung des Geistes Gottes in der Kirche. Ein diesseitiger Zukunftsoptimismus wird in Wort und Schrift, in Predigten und Kirchenblättern dem Volke vorgegaukelt, indessen dieses Volk für die Prüfungen des Lebens und das Übermaß an physischem und seelischem Elend und einer moralischen Zerrüttung Halt und Trost brauchte. "Gott hat die Schrecken zweier Weltkriege zugelassen, ja das 'unendliche Leid der Weltgeschichte', von dem Hegel, die Linken und Liberalen viel mitfühlender sprechen als unsere progressiven Theologen, die – statt Tröster zu sein – diese Welt umarmen und utopische Hoffnungen wecken" (Hoeres a.a.O.). Das Evangelium wie überhaupt die Heilige Schrift führt in dem Großteil der Predigt von heute ein Betteldasein, – was freilich verständlich wird, wenn man weiß, daß die Texte der Bibel von neomodernistischen und progressiven Theologen in eingebildetem Selbstdünkel ausgehöhlt, abgewertet, umgedeutet, wenn nicht überhaupt als Mythos und Mär "entpuppt" worden sind. Daß sich diese selbstherrlichen Theologen und Professoren nicht vor dem gläubigen und Bekenntnisprotestantismus schämen!
Wir haben in der katholischen Kirche die Heiligen. Wie lebensnahe und in die Seele greifend redet(e) ein P. Dr. H. Suso Braun, ein Sohn des heiligen Franziskus, von diesen Großen der Kirche; wie tiefschürfend und psychologisch wie geschichtlich ausschöpfend hat der reformierte Historiker und Professor Walter Nigg in seinen Büchern über die Heiligen der katholischen Kirche geschrieben! Für den nachkonziliaren Progressismus sollen die Heiligen einen falschen Weg gegangen sein ... Ich frage: Wer spaltet in der Kirche? Für den Geist, für das Gebet, für
die Opfer der Heiligen haben die "Neuerer" in der Kirche keinen Sinn mehr, – sie waren ihnen zu demütig. Im irdischen Luxus oder Gemüsegarten des progressistischen Stolzes hat Demut keinen Platz mehr.
Was aber noch ungleich schlimmer ist: der Neomodernismus und Progressismus will die Mysterien des Glaubens "aufklären", was bei ihrem Bankrott an Ehrfurcht ja auch verständlich ist. Treffend schreibt wiederum Hoeres darüber: "Haben nicht die großen Theologen aller Zeiten gelehrt, daß die Glaubenswahrheiten unfaßbare, unergründliche Geheimnisse bleiben? Niemals zuvor in der Kirchengeschichte – selbst nicht in der ersten Aufklärung des achtzehnten Jahrhunderts – hat man sich so beflissen bemüht, diesen Geheimnischarakter zu eliminieren und so die Geheimnisse durch Interpretation und Verdünnung unserem armseligen Verständnis plausibel zu machen. Niemals hat sich das auch so rasch und katastrophal als völliger Fehlschlag herausgestellt. Es geht doch nicht um neue Formulierungen, sondern darum, daß aus der 'Jungfrau' Maria die 'junge Frau' wird, aus der 'ewigen Seligkeit' ein zwischen Himmel und Erde schwer zu lokalisierendes 'Glück', aus der Auferstehung die Tatsache, daß Jesus – wie auch immer – weiterlebt und seine Sache weitergeht, aus der Kirche als dem mystischen Leib Christi, eine religiöse Vereinigung im Namen Christi, aus dem Weiterleben der getrennten Seele nach dem Tode etwas, das einfach ignoriert wird, aus dem unauslöschlichen Siegel, das der Weihekandidat in der Priesterweihe empfängt, die simple Tatsache, daß er neu in die Pflicht genommen oder auf eine ganz neue Weise engagiert wird." Das Resultat: Abbruch, Zerstörung, Auflösung des Glaubens, ohne den die Gotteshäuser buchstäblich zu Komödienstadeln werden.
Demnach haben sich im Neomodernismus-Progressismus die Formen, der Geist und die Sprache gewandelt: "Man will dem berühmten 'einfachen Gläubigen' entgegenkommen, indem man mit Gott, dem Allmächtigen, im Gottesdienst in der gleichen banalen und entstellten Alltagssprache verkehrt, deren sich auch Boulevardzeitungen und die Produktionswelt bedienen und irritiert sie durch diesen Widerspruch nur noch tiefer. Man will neue Formen der Verehrung und Frömmigkeit schaffen und liquidiert dazu die naheliegenden, die sich als natürliche Formen der demütigen Gebärde und des inständigen Gebetes in Jahrhunderten herausgebildet haben. Was die Neutöner damit 'erwecken', ist allenfalls achselzuckende Verwunderung und die kurzlebige Begeisterung einer 'gewissen' Jugend für alle neuen Experimente, die aber nach allen Erfahrungen der letzten Jahre keineswegs geeignet ist, neue Ganzhingabe für Christus zu begründen. Zusammenfassend ist zu fragen: Ist es nicht ein tragisches Mißverständnis, wenn man alles Erhabene, Feierliche, Getragene, alle Ahnung der Majestät und Größe Gottes, aus der Lehrverkündigung, der Liturgie und dem Leben der Kirche verbannen will, weil unsere Zeit nur noch die graue Banalität kennt? Dabei sehen wir ganz ab von der Verpflichtung der Kirche, nicht nur das Kreuz und die Knechtsgestalt des Erlösers, sondern auch Gottes Majestät, die Königsherrschaft Christi und seinen Triumph zu verkünden und in ihrem gottesdienstlichen Leben darzustellen" (Walter Hoeres).
Der große Papst Pius XII. hat von der modernen Krichenverfolgung gesagt, daß sie schrecklicher sei als die zu Zeiten Diokletians. Und Ortega y Gasset gibt für die "neue Zeit" die Diagnose, daß die Massen sich nicht länger den Eliten des Geistes und der Kultur unterordnen, sondern selber nun den Massengeschmack zur Norm erheben für das, was gut, gerecht und vernünftig sein soll. Daß heute in der Kirche auch von unten regiert wird, beweist der Verlauf mancher der sogenannten Synoden. Menschliche Anmaßung gegen göttliches Recht.
Walter Hoeres zeichnet die Essenz der neuen Zeit mit den folgenden Worten: "Wir müssen endlich wieder den Mut finden, offen zu sagen, daß unsere so hochgepriesene 'moderne Zeit' das Produkt eines jahrhundertelangen, sich immer noch konsequent fortsetzenden Abfalls von Gott und seiner Kirche ist. Unsere Epoche ist das Ergebnis der Aufklärung, die sich entschlossen abwandte von der Offenbarung. Sie ist das Ergebnis der französischen Revolution, die eine Hure auf den Altar von Notre Dame setzte und damit außerordentlich treffend ihr Selbstverständnis bekundete." Diese Hure war Symbol der Göttin Vernunft.
Die größte Irrlehre des nachkonziliaren Progressismus ist, daß an Gottes Stelle der Mensch gesetzt wurde und – an die Stelle der Offenbarung Gottes die autonom gewordene Vernunft. Johan Christoph Hampe, Priester und Progressist, hat es deutlich gesagt: Den transzendenten Gott können wir abschreiben, und "daß die Erde" durch die Vernunft ihrer Menschen "ihr Leben weiterbringe und menschlicher werde, ist der neuen Frömmigkeit christliches Engagement im Ganzen und Großen wie im Einzelnen und Kleinsten".
Ich schließe mit dem "Confiteor" des großen englischen Konvertiten und Kardinals John Henry Newman, dessen Demut so groß war wie seine Wissenschaft: "Herr, Du hast eine ganze Ewigkeit in unaussprechlicher Seligkeit gelebt, weil Du schon allein der Vollkommene bist, nur Du. Zu einer Zeit begannen die geschaffenen Geister da zu sein; Du schufest sie, daß sie bei Dir seien und nach ihrem Maße an Deiner Seligkeit teil hätten. Doch ihrer Bestimmung entgegen, erhoben sie sich. Zuerst war es ein Teil der Engel, dann die Menschheit. Sie erhoben sich wider Dich und dienten andern statt Dir. Wozu sonst hast Du uns geschaffen, als um uns glücklich zu machen? Konntest Du glücklicher werden, indem Du uns schufest? Und worin sonst könnten wir glücklich sein, als im Gehorsam zu Dir? Jedoch, wir wollten nicht glücklich sein
auf den Wegen, die Du uns zugedacht, sondern wir wollten unser Glück auf unseren eigenen Wegen finden, und so verließen wir Dich. Mein Gott, wie vergelten wir Dir – wie vergelte ich Dir –, wenn wir sündigen! Welch entsetzlicher Undank!" (in "Betrachtungen über die christliche Lehre", IV, 37).
Selber habe ich am Schlusse von "Bekenntnis" niedergeschrieben: "Man redet heute, in der 'neuen Zeit', viel von Anpassung, von Koexistenz, von einer neuen Mitmenschlichkeit. Darunter versteht man nicht nur das von der Liebe geprägte Verhältnis von Mensch zu Mensch – es ist urchristlich, sondern es geht dabei zugleich um eine Nivellierung weltanschaulicher Gegensätze, um die Relativierung der Wahrheit, um die Koexistenz im Sinne von 'Gleich zu Gleich'. Der Diabolos, der 'Durcheinanderwerfer', ist am Werk, ja er feiert wahre Triumphe. Brüderlichkeit droht zu einer Verbrüderung der Ideen, Mitmenschlichkeit zu einem Allheil-Humanismus zu werden. Ist das nicht Verrat an der Botschaft Christi? Christus hat gesagt: 'Wer nicht für mich ist, ist gegen mich.' Man erkennt den Atheismus als Weltanschauung an und erhofft – Heil davon, mit den Atheisten 'ins Gespräch zu kommen'. Wäre der Glaube eine Sache der bloßen Vernunft, möchte ich halbwegs Optimist sein; nun aber ist der Glaube auch Gnade, darum ist mir das Gebet einer schlichten Seele oder eines Kindes die stärkere Hoffnung."
Im Folgenden möchte ich das Thema "Sorgen eines Altgläubigen" in der Gesamtsicht der innerkatholischen Krisis und in grundsätzlicher Stellungnahme zu der tödlichen Säkularisierungstendenz des Neomodernismus-Progressismus behandeln. Ich halte dies um so mehr für notwendig, da immer wieder von der einen und von der anderen Seite von einer "Spaltung" gesprochen wird. Ich will damit aber nicht sagen, daß diese Spaltung ein leeres Gerede oder etwa nur eine Äußerung von Übertreibungen sei.
Der alte Glaube ist nichts anderes als der Inbegriff und Zusammenhalt der in der römisch-katholischen Kirche geltenden und zum Glauben verpflichtenden Wahrheiten. Diese Wahrheiten sind allgemein hinreichend bekannt. Als Wahrheit bzw. Wahrheiten sind die Glaubenssätze (Dogmen) unwandelbar, weil Wahrheit niemals wandelbar ist und sein kann. Das Gesamte der katholischen Wahrheiten, Glaubenssätze oder Dogmen genannt, wird in dem Wort "Glaubenssubstanz" zusammengefaßt. So ist der Satz "Christus ist wahrhaft Gott" ebenso wahr wie der Satz "Maria, die Mutter Jesu, ist unmittelbar nach ihrem irdisch-physischen Tod ganzmenschlich in die ewige Verherrlichung eingegangen, d.h. in den Himmel aufgenommen worden. "Die neue Zeit" ist ein Ausdruck, mit dem Mensch und Welt im Zustande ihrer ganzen technischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung und Existenz bezeichnet wird, unabhängig von der Frage und dem Urteil, ob und inwieweit darin Wert oder Unwert, Positives und Negatives begriffen werden. So wird niemand leugnen wollen, daß die moderne Technik auch ihre Schattenseiten hat, wie sowohl die Wohlstandsgesellschaft als auch die Umweltverschmutzung es deutlich machen.Von der Religion, von dem Christentum, vom Glauben aus gesehen, wird mit dem Ausdruck "die neue Zeit" jene Entwicklung in materieller und geistiger Hinsicht verstanden, wie sie die Wahrheit allgemein und Religion, Kirche und Glaube im besonderen in ihren Sog einfließen läßt.
So ist z.B. von dem katholischen Theologen Feiner in dem von 17 katholischen und 18 protestantisch-reformierten Theologen verfaßten "Neuen Glaubensbuch" die Wahrheit selbst als wandelbar bezeichnet und also abgewertet worden. Eine Aussage, die sich selbst aufhebt, da alsdann eben diese Behauptung wandelbar und also unwahr ist.
Die römisch-katholische Kirche wird zu keinem Zeitpunkt und an keinem Ort und unter keinen wie immer gearteten Umständen auch nur einen Satz ihrer Glaubenssubstanz zurücknehmen oder preisgeben. Wer immer für sich persönlich sich von einem ihrer Glaubenssätze, Glaubenswahrheiten distanziert, also auch nur einen dieser Glaubenssätze leugnet oder verwirft, stellt sich eben damit außerhalb der Kirche, ob gestern, heute oder morgen.
Davon wird klar, daß, wer auch nur einen Satz der katholischen Glaubenssubstanz ablehnt, verwirft, leugnet, sich von der Kirche abspaltet. Wenn nun, wie es geschehen ist und laufend geschieht, gewisse Theologen und ihnen hörige Journalisten oder auch Priester Teile der katholischen Glaubenssubstanz ablehnen oder leugnen, begeben sie sich außerhalb der katholischen Kirche oder spalten sich von ihr ab. Widersinnig aber wäre und ist es, zu behaupten, die an der katholischen Lehre festhaltenden Gläubigen würden sich abspalten und also sich einer Spaltung schuldig machen. Nicht sie sind die sich vom Glauben Abspaltenden, sondern die Neuerer, und ihre Abspaltung vollzieht sich vor unseren Augen. Sie ist längst Tatsache geworden.
Nun gibt es aber in der Kirche Roms Dinge, die nicht Dogma sind und darum einem Wandel unterworfen sein können. Dazu gehört vor allem die heilige Liturgie, insbesondere das, was sich auf die Feier der heiligen Liturgie bezieht. Bekanntlich ist im Anschlusse an das II. Vatikanische Konzil von der liturgischen Kommission und mit Billigung durch Papst Paul VI. der Novus Ordo für die Meßfeier erstellt und eingeführt worden. Diesbezüglich darf das Folgende nicht übersehen werden.
Zunächst hat das Bild der Einheit in der Kirche durch die Abschaffung der geschichtlichen Kirchensprache, des Lateinischen, an Wirksamkeit verloren. Hier haben die orientalischen orthodoxen Kirchen ein anderes Beispiel gegeben. Sie halten an ihrer "heiligen" Sprache fest, was auch bei der Begegnung Papst Pauls VI. mit dem Patriarchen Athenagoras dadurch zum Ausdruck gebracht wurde, daß letzterer dem Papste gegenüber eindringlich zu erkennen gegeben hat, wie sehr die Preisgabe der Kirchensprache sich als Verlust auswirken werde.
Dann aber ein Zweites: die heilige Eucharistie ist ein Geheimnis, das Mysterium fidei, wie Papst Paul VI. es klar und stark herausgestellt hat. Wenn in der jüdischen Religion der Name für Gott aus Ehrfurcht nicht öffentlich gebraucht bzw. genannt wurde; wenn in der Liturgie des Papstes Pius V., also in dem Ordo Missae des Tridentinums, der Kanon, der eigentliche Teil des Mysteriums, still gebetet wurde, geschah das in der Uberzeugung, daß dadurch das Heilige, das göttliche Geheimnis nicht der Sprache des Alltags preisgegeben, sondern in Ehrfurcht vom Opferpriester an Stelle des Opferpriesters Jesus Christus gehütet und bewahrt werde. Es geschieht keinesfalls zur Erbauung der Gläubigen, wenn heute gemäß dem Novus Ordo gerade der Kanon in der Volkssprache laut gebetet wird. Endlich ein Drittes. Die Abschaffung und also Zerstörung der auf dem ganzen katholischen Erdkreis festgehaltenen und gehüteten klaren und würdigen Einheit der Meßliturgie hat den Weg für Willkür, Experimente und eine Profanierung des Heiligsten freigemacht. Das Hofheimer Meßfestival bleibt kein Einzelfall. Ich habe selber vor ein paar Jahren in einer Sendung des Schweizer Fernsehens eine Gruppenmesse gesehen, bei der in fröhlicher Runde Erwachsene, zum Teil hemdsärmelig und "zechend", die Eucharistie feierten, für jeden noch irgend gläubigen Menschen ein Skandal, eine würdelose Provokation.
Vor wenigen Tagen ist mir der Bericht von einer skandalös-blasphemischen Liturgiefeier in die Hand gekommen. Hier der wörtliche Bericht: "Ein nachhaltiges Echo fand" in Wiesbaden — "der Stadtjugendgottesdienst am vergangenen Samstag in der Pfarrkirche St. Kilian (Samstag vor Fastnacht). Pfarrer Kauk begrüßte zum Festgottesdienst mit dem alten Weinspruch als Motto:
'Trink diesen Wein und sei so gut wie er!' In einem Gespräch suchten Jugendpfarrer Ernst Michael Braun, Susanne und Jörg Kerksieck und Rita Schinke die Bedeutung des Weines deutlich zu machen. Weinwitze und ein Ausschnitt aus der Predigt eines Weihbischofs Anfang des 18. Jahrhunderts über die Gefahren des Weines folgten. Jugendpfarrer Braun schloß mit den Worten: 'Wir wünschen Ihnen heute und in den nächsten Tagen viele gute Freunde und ein paar rassige Flaschen Wein. Ob sie dann Prosit oder Amen sagen, beides kann wie eine fruchtige Blume im Pokal eines frohen Herzens sein.' Frohe Lieder folgten, die von Kaplan W. Geis an der Orgel begleitet wurden. Mittelpunkt der Feier war das frohe Gedächtnismahl Jesu Christi. 'Auch Jesus hat offensichtlich den Wein geliebt, denn er hat auf der Hochzeit zu Kana Wasser in Wein verwandelt und nicht umgekehrt, was sich so manche Wasserapostel wünschen!'"
Wenn ich auch jetzt von diesen und ähnlichen Beispielen einer liturgischen Entgleisung, ja Verwilderung absehe, bleibt es eine Bedenken erweckende Tatsache, daß die Vergewöhnlichung, die Angleichung des Heiligsten an das Profane, Gemein-Alltägliche und Irdisch-Unheilige der Ehrfurcht im Herzen der Gläubigen Abbruch tut. Mit Recht schreibt Prof. Hoeres in seinem abschließenden Artikel zur ganzen Frage: "Heute erleben wir, wohin eine Glaubensverkündigung kommt, die sich diesem Massenzeitalter fast um jeden Preis in Ausdrucksform, Geschmack und Sprechweise anpassen will. Da heißt es in einer Kirchenzeitung — sinnigerweise zum Christkönigsfest — wir sollten doch den Königstitel Christi, für den im Zeitalter der Demokratie niemand mehr Verständnis habe, fallen lassen und Christus nur mehr als unseren Bruder bezeichnen. Selbst Gebetsformeln wie: 'Wir flehen Deine heilige Majestät an' sind durch das lapidare: 'Wir bitten Dich' ersetzt worden. Gottesdienste, in denen man sich dem Allerheiligsten mit plumper, hemdsärmeliger Vertraulichkeit nähert, sind Legion geworden...
All diese Versuche, die Zeitgenossen mit den Ausdrucksformen und der Sprache der Zeit zu erreichen, übersehen ganz einfach, daß die Menschen heute gerade deshalb nach der Frohbotschaft suchen und prinzipiell von ihr erreicht werden können, weil sie an der Unseligkeit und Sinnlosigkeit des Lebens in der totalen Produktionsgesellschaft, der Gleichmacherei und benalen Glanzlosigkeit, dem Leben ohne Fest und Feier, insgeheim leiden."
So sehr ich das alles in tiefem Ernst und aus innerster katholischer Überzeugung verstehe und vertrete, so sehr möchte ich betonen: Wo immer ein katholischer Priester die heilige Eucharistie nach dem von Papst Paul VI. gebilligten Novus Ordo im ganzen Glauben und in wahrer Ehrfurcht feiert — Beispiele dafür habe ich in Österreich, in der Schweiz und in Deutschland erlebt —, ist das Meßopfer gültig und würdig. Das darf und muß das Volk wissen, da sonst wirklich guten Priestern bitteres Unrecht geschähe. Extreme sind immer irgendwie schädlich und widersprechen so oder so der Gerechtigkeit (subjektiv) und der Wahrheit (objektiv).
Etwas ganz anderes ist es um die aus Gewissensgründen gelebte Treue zur tridentinischen Liturgie des hl. Papstes Pius V. Das meint auch Prof. Hoeres, wenn er a.a.O. mit Bezugnahme auf die richtig verstandene kirchliche Autorität bemerkt: "Autorität könnte die Kirche werden, wenn sie der Zeit einmütig und kompromißlos den Spiegel vorhalten und gebieterisch für Gott das ihm Zustehende einfordern würde: also auch Opfer, Verzicht, Entsagung. Das würde der Jugend imponieren: der Andrang zum tridentinischen Priesterseminar in Ecône beweist es ebenso wie die Tatsache, daß trotz des bestürzenden Rückgangs der Priester- und Ordensberufe die ganz 'strengen' Orden noch den meisten Zulauf haben."
Darum ist es ein ganz übles Schauspiel, wenn vor dem gläubigen Volk gegen das Werk "Priesterbruderschaft Pius X." und das damit verbundene Priesterseminar Ecône eine häßliche Kampagne geführt wird. Aus diesem Priesterseminar gehen Priester hervor, die nicht nur total von dem Glauben der Kirche erfüllt sind, sondern in ihrer Einstellung zum Heiligsten der Kirche, zur heiligen Eucharistie und ihrer zentralen Opferfeier von beispielhafter Ehrfurcht und innerer Wärme geleitet werden.
Es wäre eine gefährliche Machenschaft, wollten progressistische Avantgardisten diese Bewegung einer innerkatholischen Spaltung beschuldigen. Im tiefsten Grunde und letzten Endes verdiente gerade diese Dank und Anerkennung, steht sie doch in allem dafür ein, daß das römisch-katholische Erbe nicht untergehe, sondern der Nachwelt erhalten bleibe. Hier das Wort "Spaltung" als Vorwurf zu gebrauchen, wäre nicht nur ein Hohn auf die so gerühmte Mitmenschlichkeit, sondern ganz üble Hetze.
In diesem Zusammenhang soll noch ein Wort zur Art und Praxis der Kommunionspendung gesagt werden. Persönlich halte ich es für ein Unglück, daß die Übung der Handkommunion eingeführt worden ist. Es ist denn auch Tatsache, daß dabei Papst Paul VI. von manchen Bischöfen gedrängt worden ist und er es gegen seinen Willen um des Friedens willen erlaubt oder vielmehr die Erlaubnis hiefür dem Gewissen und der Verfügung der einzelnen Bischöfe anheimgegeben hat. Dies hat mir der Schweizer Kardinal Benno Gut in persönlichem Gespräch gelegentlich einer Profeßfeier im Mutterhaus der Heilig-Kreuz-Schwestern von Cham (Schweiz) erklärt.
Was die Praxis der Handkommunion selber betrifft, so ist zu ihrer Beurteilung ein Zweifaches zu beachten: erstens, daß durch lange Jahrhunderte die "Hostie", das konsekrierte, in den Leib Christi gewandelte Brot, dem Kommunizierenden in die Hand gereicht wurde; zweitens, daß in späteren Jahrhunderten die Kirche zur Praxis der Mundkommunion übergegangen ist, und zwar aus dem einen Grund, die sich bei der Handkommunion mehrenden Sakrilegien zu stoppen. Allgemein sollte durch die Mundkommunion angedeutet werden, daß die eucharistische Speise — im Gegensatz zur irdischen Speise — vom Himmel kommt ("Brot der Engel").
Dem nun muß hier eine dritte Tatsache angefügt werden: Seitdem die Praxis der Handkommunion von der kirchlichen Autorität freigegeben worden ist, haben sich die Sakrilegien in beunruhigendem Maße vermehrt. Darum ist es verständlich, wenn in manchen Ländern (wie z.B. in Italien, in Polen, in den USA wie noch in anderen Teilen des katholischen Erdkreises) die Handkommunion untersagt ist (bzw. noch lange untersagt blieb). Falsch aber wäre es, zu behaupten, daß nicht auch die Handkommunion individuell in wirklicher Ehrfurcht empfangen werden kann. Hier bestimmte Menschen oder Gläubige, die den eucharistischen Heiland in die Hand empfangen, allgemein zu bezichtigen, wäre unchristlich und ein Unrecht. Ebenso ungerecht, ja häßlich ist es, wenn Gläubige, seien sie erwachsen oder Kinder, die aus Gewissensgründen und aus Ehrfurcht nur die Mundkommunion empfangen, darob verachtet, oder gar beschimpft oder (wie es immer häufiger, ja sogar von Priestern geschieht) in abstoßender Weise behandelt werden. Ich kenne Fälle, in denen der Priester einem Erstkommunionkind ob seines Verlangens der Mundkommunion in verabscheuungswürdiger Weise begegnet ist. Ich sage auch ganz offen: gerade am Weißen Sonntag sollten die Erstkommunionkinder angeleitet werden, den Heiland in den Mund zu empfangen. Wer heute Zeuge davon wird, wie gerade Schulkinder in ganz katholischen Gegenden von und zu dem Tische des Herrn gehen bzw. kommen, der mag in seinem Innersten erschüttert werden. Mich hat einmal vor zwei Jahren ein vornehmer und gebildeter Herr, Reformierter, auf der Straße gefragt – er hatte in der Kirche dem Gottesdienste beigewohnt: "Glauben Sie wirklich, Hochwürden, daß in den kommunizierenden Schulkindern irgendein Bewußtsein von Ehrfurcht wirksam war?" Jedenfalls hat das Ganze der Kommunionspendung in der Kirche, von der er Zeuge geworden war, in ihm einen denkbar schlechten Eindruck hinterlassen.
Wohl auch aus solchen Rücksichten und Bedenken hat Papst Paul VI. an höchsten Festtagen des Kirchenjahres niemals den eucharistischen Heiland in die Hand gereicht. Bedauerlich ist, daß durch die Neueinführung bzw. Erlaubnis der Handkommunion bis tief in die Familien hinein Uneinigkeit entstanden ist und laufend entsteht.Ganz und gar unchristlich aber ist es, jene Katholiken und Gläubigen, die aus Gewissensgründen an dem Empfange der Mundkommunion festhalten, abschätzend zu behandeln oder gar sie der "Spaltung" im Gottesvolke zu beschuldigen. Auch da könnte oder müßte man in diesem Falle fragen: "Wer hat die Spaltung verursacht, die der Tradition Treugebliebenen oder die Neuerer?"
Und vergessen wir nicht: Das heiligste Sakrament des Altars und mit ihm der Empfang des eucharistischen Gottes ist das "Mahl der Liebe".
Hier noch ein Wort über die Verkündigung des Evangeliums. Prof. Hoeres stellt mit Recht fest: "Vor einem teils ungläubig entsetzten, teils gleichgültig bis befremdeten, teils hämisch amüsierten Publikum wird das, was früher als heilig und unverbrüchlich galt, in Frage gestellt, neu und anders interpretiert, als antiquiert abgelehnt und überlegen kritisiert."
Die Verkündigung des Wortes Gottes – das soll die Predigt in der Kirche sein – ist weitgehend auf Abwege gekommen. Man kann heute fast überall in Predigten Dinge zu hören bekommen, die nicht oder doch nicht in dem Maße und in der Weise, wie es geschieht, zum Worte Gottes gehören: abgesehen davon, daß Prediger vielfach über die katholische Vergangenheit herfallen und den Zuhörern die Ohren und das Herz vollreden von Neuerungen und Wandlungen und Fortschritt, wird die Predigt, die Sonntagspredigt von Pfarrern, Vikaren und Kaplänen benutzt zu soziologischen, wenn nicht sozialistischen Ausgrasungen oder wieder zu sensationellen Exkursen über Naturwissenschaft, wobei dann der Schöpfergott und die Erschaffung des Menschen und seiner unsterblichen Seele in einer nachgeredeten Pseudowissenschaft untergehen. Zudem wird der Mensch, nicht mehr der Herrgott, in den Mittelpunkt des "Gespräches" gerückt.
Dazu kommt ein anderes: Die für Optimismus typisch anfällig gewesene Literatin Friderike Görres – siehe ihre Sympathie für den von ihr philosophisch nicht verstandenen Modephilosophen Teilhard de Chardin! – hat einmal den Ausspruch getan: der Heilige Geist werde "seinen eigenen Pfingstausbruch, die große Verheißung des Konzils, nicht im Stiche lassen". Inzwischen erleben wir die Auslöschung des Geistes Gottes in der Kirche. Ein diesseitiger Zukunftsoptimismus wird in Wort und Schrift, in Predigten und Kirchenblättern dem Volke vorgegaukelt, indessen dieses Volk für die Prüfungen des Lebens und das Übermaß an physischem und seelischem Elend und einer moralischen Zerrüttung Halt und Trost brauchte. "Gott hat die Schrecken zweier Weltkriege zugelassen, ja das 'unendliche Leid der Weltgeschichte', von dem Hegel, die Linken und Liberalen viel mitfühlender sprechen als unsere progressiven Theologen, die – statt Tröster zu sein – diese Welt umarmen und utopische Hoffnungen wecken" (Hoeres a.a.O.). Das Evangelium wie überhaupt die Heilige Schrift führt in dem Großteil der Predigt von heute ein Betteldasein, – was freilich verständlich wird, wenn man weiß, daß die Texte der Bibel von neomodernistischen und progressiven Theologen in eingebildetem Selbstdünkel ausgehöhlt, abgewertet, umgedeutet, wenn nicht überhaupt als Mythos und Mär "entpuppt" worden sind. Daß sich diese selbstherrlichen Theologen und Professoren nicht vor dem gläubigen und Bekenntnisprotestantismus schämen!
Wir haben in der katholischen Kirche die Heiligen. Wie lebensnahe und in die Seele greifend redet(e) ein P. Dr. H. Suso Braun, ein Sohn des heiligen Franziskus, von diesen Großen der Kirche; wie tiefschürfend und psychologisch wie geschichtlich ausschöpfend hat der reformierte Historiker und Professor Walter Nigg in seinen Büchern über die Heiligen der katholischen Kirche geschrieben! Für den nachkonziliaren Progressismus sollen die Heiligen einen falschen Weg gegangen sein ... Ich frage: Wer spaltet in der Kirche? Für den Geist, für das Gebet, für
die Opfer der Heiligen haben die "Neuerer" in der Kirche keinen Sinn mehr, – sie waren ihnen zu demütig. Im irdischen Luxus oder Gemüsegarten des progressistischen Stolzes hat Demut keinen Platz mehr.
Was aber noch ungleich schlimmer ist: der Neomodernismus und Progressismus will die Mysterien des Glaubens "aufklären", was bei ihrem Bankrott an Ehrfurcht ja auch verständlich ist. Treffend schreibt wiederum Hoeres darüber: "Haben nicht die großen Theologen aller Zeiten gelehrt, daß die Glaubenswahrheiten unfaßbare, unergründliche Geheimnisse bleiben? Niemals zuvor in der Kirchengeschichte – selbst nicht in der ersten Aufklärung des achtzehnten Jahrhunderts – hat man sich so beflissen bemüht, diesen Geheimnischarakter zu eliminieren und so die Geheimnisse durch Interpretation und Verdünnung unserem armseligen Verständnis plausibel zu machen. Niemals hat sich das auch so rasch und katastrophal als völliger Fehlschlag herausgestellt. Es geht doch nicht um neue Formulierungen, sondern darum, daß aus der 'Jungfrau' Maria die 'junge Frau' wird, aus der 'ewigen Seligkeit' ein zwischen Himmel und Erde schwer zu lokalisierendes 'Glück', aus der Auferstehung die Tatsache, daß Jesus – wie auch immer – weiterlebt und seine Sache weitergeht, aus der Kirche als dem mystischen Leib Christi, eine religiöse Vereinigung im Namen Christi, aus dem Weiterleben der getrennten Seele nach dem Tode etwas, das einfach ignoriert wird, aus dem unauslöschlichen Siegel, das der Weihekandidat in der Priesterweihe empfängt, die simple Tatsache, daß er neu in die Pflicht genommen oder auf eine ganz neue Weise engagiert wird." Das Resultat: Abbruch, Zerstörung, Auflösung des Glaubens, ohne den die Gotteshäuser buchstäblich zu Komödienstadeln werden.
Demnach haben sich im Neomodernismus-Progressismus die Formen, der Geist und die Sprache gewandelt: "Man will dem berühmten 'einfachen Gläubigen' entgegenkommen, indem man mit Gott, dem Allmächtigen, im Gottesdienst in der gleichen banalen und entstellten Alltagssprache verkehrt, deren sich auch Boulevardzeitungen und die Produktionswelt bedienen und irritiert sie durch diesen Widerspruch nur noch tiefer. Man will neue Formen der Verehrung und Frömmigkeit schaffen und liquidiert dazu die naheliegenden, die sich als natürliche Formen der demütigen Gebärde und des inständigen Gebetes in Jahrhunderten herausgebildet haben. Was die Neutöner damit 'erwecken', ist allenfalls achselzuckende Verwunderung und die kurzlebige Begeisterung einer 'gewissen' Jugend für alle neuen Experimente, die aber nach allen Erfahrungen der letzten Jahre keineswegs geeignet ist, neue Ganzhingabe für Christus zu begründen. Zusammenfassend ist zu fragen: Ist es nicht ein tragisches Mißverständnis, wenn man alles Erhabene, Feierliche, Getragene, alle Ahnung der Majestät und Größe Gottes, aus der Lehrverkündigung, der Liturgie und dem Leben der Kirche verbannen will, weil unsere Zeit nur noch die graue Banalität kennt? Dabei sehen wir ganz ab von der Verpflichtung der Kirche, nicht nur das Kreuz und die Knechtsgestalt des Erlösers, sondern auch Gottes Majestät, die Königsherrschaft Christi und seinen Triumph zu verkünden und in ihrem gottesdienstlichen Leben darzustellen" (Walter Hoeres).
Der große Papst Pius XII. hat von der modernen Krichenverfolgung gesagt, daß sie schrecklicher sei als die zu Zeiten Diokletians. Und Ortega y Gasset gibt für die "neue Zeit" die Diagnose, daß die Massen sich nicht länger den Eliten des Geistes und der Kultur unterordnen, sondern selber nun den Massengeschmack zur Norm erheben für das, was gut, gerecht und vernünftig sein soll. Daß heute in der Kirche auch von unten regiert wird, beweist der Verlauf mancher der sogenannten Synoden. Menschliche Anmaßung gegen göttliches Recht.
Walter Hoeres zeichnet die Essenz der neuen Zeit mit den folgenden Worten: "Wir müssen endlich wieder den Mut finden, offen zu sagen, daß unsere so hochgepriesene 'moderne Zeit' das Produkt eines jahrhundertelangen, sich immer noch konsequent fortsetzenden Abfalls von Gott und seiner Kirche ist. Unsere Epoche ist das Ergebnis der Aufklärung, die sich entschlossen abwandte von der Offenbarung. Sie ist das Ergebnis der französischen Revolution, die eine Hure auf den Altar von Notre Dame setzte und damit außerordentlich treffend ihr Selbstverständnis bekundete." Diese Hure war Symbol der Göttin Vernunft.
Die größte Irrlehre des nachkonziliaren Progressismus ist, daß an Gottes Stelle der Mensch gesetzt wurde und – an die Stelle der Offenbarung Gottes die autonom gewordene Vernunft. Johan Christoph Hampe, Priester und Progressist, hat es deutlich gesagt: Den transzendenten Gott können wir abschreiben, und "daß die Erde" durch die Vernunft ihrer Menschen "ihr Leben weiterbringe und menschlicher werde, ist der neuen Frömmigkeit christliches Engagement im Ganzen und Großen wie im Einzelnen und Kleinsten".
Ich schließe mit dem "Confiteor" des großen englischen Konvertiten und Kardinals John Henry Newman, dessen Demut so groß war wie seine Wissenschaft: "Herr, Du hast eine ganze Ewigkeit in unaussprechlicher Seligkeit gelebt, weil Du schon allein der Vollkommene bist, nur Du. Zu einer Zeit begannen die geschaffenen Geister da zu sein; Du schufest sie, daß sie bei Dir seien und nach ihrem Maße an Deiner Seligkeit teil hätten. Doch ihrer Bestimmung entgegen, erhoben sie sich. Zuerst war es ein Teil der Engel, dann die Menschheit. Sie erhoben sich wider Dich und dienten andern statt Dir. Wozu sonst hast Du uns geschaffen, als um uns glücklich zu machen? Konntest Du glücklicher werden, indem Du uns schufest? Und worin sonst könnten wir glücklich sein, als im Gehorsam zu Dir? Jedoch, wir wollten nicht glücklich sein
auf den Wegen, die Du uns zugedacht, sondern wir wollten unser Glück auf unseren eigenen Wegen finden, und so verließen wir Dich. Mein Gott, wie vergelten wir Dir – wie vergelte ich Dir –, wenn wir sündigen! Welch entsetzlicher Undank!" (in "Betrachtungen über die christliche Lehre", IV, 37).
Selber habe ich am Schlusse von "Bekenntnis" niedergeschrieben: "Man redet heute, in der 'neuen Zeit', viel von Anpassung, von Koexistenz, von einer neuen Mitmenschlichkeit. Darunter versteht man nicht nur das von der Liebe geprägte Verhältnis von Mensch zu Mensch – es ist urchristlich, sondern es geht dabei zugleich um eine Nivellierung weltanschaulicher Gegensätze, um die Relativierung der Wahrheit, um die Koexistenz im Sinne von 'Gleich zu Gleich'. Der Diabolos, der 'Durcheinanderwerfer', ist am Werk, ja er feiert wahre Triumphe. Brüderlichkeit droht zu einer Verbrüderung der Ideen, Mitmenschlichkeit zu einem Allheil-Humanismus zu werden. Ist das nicht Verrat an der Botschaft Christi? Christus hat gesagt: 'Wer nicht für mich ist, ist gegen mich.' Man erkennt den Atheismus als Weltanschauung an und erhofft – Heil davon, mit den Atheisten 'ins Gespräch zu kommen'. Wäre der Glaube eine Sache der bloßen Vernunft, möchte ich halbwegs Optimist sein; nun aber ist der Glaube auch Gnade, darum ist mir das Gebet einer schlichten Seele oder eines Kindes die stärkere Hoffnung."
HH Prof. Albert Drexel (+)
Zuerst veröffentlicht in «DAS ZEICHEN MARIENS», 23. Jahrgang, Nr. 2, Juni 1989, Seiten 7205 ff.
Demokratie und Weltherrschaft - Das kommende antichristliche Reich
"Die moderne Demokratie führt zum praktischen Atheismus. Wenn die Gewalt und das Recht im Volk ruht, so folgt, daß Gott in den öffentlichen Angelegenheiten der Nationen nichts zu sagen hat. Die Religion hat keine Rechte auf die Regierung. Die Kirche ist vogelfrei. Die Gebote Gottes gelten höchstens für die Sakristei und das Kämmerlein der privaten Frömmigkeit. Man geht vielleicht nicht soweit, das Dasein Gottes zu leugnen, aber Gott im Himmel ist recht- und machtlos. Er ist Gott ohne Thron und Krone. Er ist eine lächerliche Figur, mit der man machen kann, was man will. Wir haben in der Politik den praktischen Atheismus. Gott ist nichts, die Masse ist allmächtiger, allgegenwärtiger, allwissender Gott!
Die moderne Demokratie mit ihrem Endziel, der Weltrepublik, diesem Ideal der gegenwärtig herrschenden internationalen Freimaurerei, ist ein Werk des Gotteshasses und des Antichristentums. Die immer harmlosen Katholiken ahnen das nicht. Desto schlimmer für sie. Die Prophezeiung von Donoso Cortes in seinem Schreiben an Kardinal Fornari wird in Erfüllung gehen:
Das große antichristliche Reich der letzten Zeiten, das die geheime Offenbarung voraussagt, wird ein kolossales, demagogisches Weltreich sein, regiert von einem Volksmann von satanischer Größe."
Die moderne Demokratie mit ihrem Endziel, der Weltrepublik, diesem Ideal der gegenwärtig herrschenden internationalen Freimaurerei, ist ein Werk des Gotteshasses und des Antichristentums. Die immer harmlosen Katholiken ahnen das nicht. Desto schlimmer für sie. Die Prophezeiung von Donoso Cortes in seinem Schreiben an Kardinal Fornari wird in Erfüllung gehen:
Das große antichristliche Reich der letzten Zeiten, das die geheime Offenbarung voraussagt, wird ein kolossales, demagogisches Weltreich sein, regiert von einem Volksmann von satanischer Größe."
(Prälat) Pfarrer Robert Mäder, "Gedanken eines Reaktionärs", Basel 1921
Siehe auch:
"Der Offene Himmel" oder: die Pseudomystik der Adrienne von Speyr
Ich will mich hiermit aufmachen, eine "Bastion zu schleifen", die andere Bollwerke des "Hauptwalls" der "charismatischen" "Neukirche" (unter)stützt. Wenn wir diesen vorspringenden Teil am Festungsbau des Postkonzils "außer Gefecht gesetzt" haben werden, werden die benachbarten Basteien fast wie von alleine "zusammenbrechen".
Da hat also im Oktober 1988 der rührige Kapuziner Pater Berchmans Egloff, St. Gallen (Schweiz), ein Broschürchen herausgegeben, in welchem er "die schönsten Aussagen" aus "den umfangreichen Tagebüchern, die der kürzlich verstorbene Kardinal, Hans Urs von Balthasar, über Erlebnisse und Offenbarungen der Mystikerin Adrienne von Speyr veröffentlicht hat", als "Kostbarkeiten, die für die Vielen zu einem tröstlichen und erfreulichen Erlebnis werden sollen" kurz zusammengestellt hat. Es trägt den Titel "Der offene Himmel".
Natürlich spielt auch hier der "Heilige Geist" eine eminente Rolle, wie bekanntlich auch beim Konzil und bei allen Entwicklungen der Kirche seither. P. Egloff schreibt: "Durch die Jahrhunderte der Kirchengeschichte hat der Heilige Geist immer neue Auserwählte in die ursprünglichen Offenbarungsinhalte und -erlebnisse eingetaucht, um durch sie den christlichen Glauben zu verlebendigen und zu vertiefen. Eine solche Auserwählte ist Adrienne von Speyr (1902-1967). Sie schreibt in den zahlreichen Büchern, die ihr Beichtvater, der bekannte Theologe Hans Urs von Balthasar, eingeleitet und herausgegeben hat (Johannes-Verlag, Bücherdienst, Allmeindstr. 15, CH-8840 Einsiedeln), sehr oft von ihren Erlebnissen im himmlischen Bereich."
Wir haben es also mit einer Privilegierten zu tun, die wie ein hl. Stephanus den Himmel offen sah, aber natürlich nicht nur für einen Augenblick, sondern während Jahren, ja sogar "im Himmel war und mit Himmlischem in Beziehung kam"; denn "in Wirklichkeit gibt es keine Wand zwischen Diesseits und Jenseits, nicht einmal ein Vorhang. Der Himmel ist offen, ja wir leben schon drin." P. Egloff räumt zwar ein, daß Adrienne "nichts Neues über den Himmel ausgesagt hätte, wie alle echten Mystiker, denen göttliche Offenbarungen zuteil werden", aber wir werden gleich sehen, daß sie eben doch sehr viel Dinge aussagt, die mit der Offenbarung nicht übereinstimmen. Laut dem vonspeyr- und vonbalthasar-begeisterten Verfasser des Traktätchens fällt aber doch neues Licht auf die Offenbarung. "Die Offenbarungsworte werden leuchtender, und unsere Vorstellung des Himmels wird plastischer". Wir werden aber gleich sehen, daß in Wirklichkeit das Gegenteil davon der Fall ist. Die Offenbarung wird verfälscht, verdunkelt, und unsere Vorstellung des Himmels wird verdiesseitigt!
Ich betrachte es deshalb als meine Aufgabe, hiermit den Nachweis zu erbringen, daß Adrienne von Speyr mitnichten eine echte Mystikerin war.
P. Egloff hingegen schreibt im Brustton der Überzeugung: "Wenn auch nicht offiziell heilig gesprochen oder als Kirchenlehrerin erklärt, so ist doch beachtenswert und vielleicht einzigartig, daß höchste kirchliche Autoritäten in Theologie und Hierarchie so kurze Zeit nach ihrem Tod ihrer Botschaft das Zeugnis der Echtheit ausgestellt haben. Papst Johannes Paul II. selbst hat 1985 in Rom ein internationales Symposium über ihre Theologie und Spiritualität angeordnet, an dem Kardinäle, Geistliche vieler Orden und Laien Vorträge und Diskussionen gehalten haben. Der Papst selbst hat am Schluß ihr Leben und Werk gewürdigt."
Gewissermaßen gilt also diese Ärztin aus Basel bereits als Heilige und obendrein noch als Kirchenlehrerin, jedenfalls für diese konziliaren Schwarmgeister. Daß auch Papst Johannes-Paul II. zu den Verehrern Adriennes gehört, ist logisch, nachdem er ihren Beichtvater und Seelenführer Hans Urs von Balthasar zum Kardinal ernannt hat. Und es leuchtet auch ein, warum dem so ist: Adriennes Spiritualität ist nichts anderes als die neupfingstliche Spiritualität der offiziellen Kirche."
Zu ihren Lebzeiten mußte sie sich zurückhalten, aber jetzt, nach ihrem Tod, wirkt sie durch ihre Schriften, die in alle großen Weltsprachen übersetzt sind."
"Fast jede Seite der Tagebücher leuchtet im Widerschein des Himmels."
"Mit dem heiligen Ignatius (von Loyola, dem Gründer des Jesuiten-Ordens) zum Beispiel hatte sie eine besonders enge, herzliche Beziehung. Er belehrt sie, er warnt sie, tröstet sie, er führt sie; er offenbart ihr verborgene und zukünftige Dinge: "Bei den Antworten ist der heilige Ignatius immer von einer unglaublichen Güte. Er geht auf alles ein, bringt alles ins rechte Lot, und immer ist es auch lustig mit ihm; er bringt alles mit feinem Humor, oft mit einem Witz vor, so daß Adrienne laut lachen muß, "wenn sie ihn sieht und nachher beschreibt." "Der heilige Ignatius konnte neben ihr auf der Straße gehen und sich mit ihr unterhalten, und es bestand kein Widerspruch zwischen ihm und der übrigen umgebenden Welt. Alles war vollkommen natürlich. Er konnte im Zimmer sitzen, etwas diktieren, und es wäre erstaunlich erschienen, wenn jemand, der hereintrat, ihn nicht gesehen hätte."
Schon aus diesen wenigen Zeilen über die "Mystik" dieser Adrienne von Speyr ist für jeden einigermaßen geschulten, gebildeten, belesenen und gleichzeitig seiner Sinne mächtigen katholischen Christen klar, daß es da nicht mit rechten Dingen zugeht. Im "Exerzitienbuch des hl. Ignatius von Loyola", 2. Band, Herder 1926, können wir lesen: "Wir dürfen den Himmel nicht in Vergleich bringen mit irdischen Dingen", d.h. wir dürfen ihn nicht so darstellen, als ob das Irdische gewissermaßen nur einer Verklärung bedürfe, um Himmel zu werden, eben: als lebten wir schon hier im Himmel, "auch wenn unsere Sinne die überirdische Wirklichkeit, der gegenüber unsere wahrnehmbare Welt nur ein Schatten ist, nicht erfassen".
Pater Berchmans gesteht: "Beim Lesen der Tagebücher muß ich stets von neuen staunen, wie "menschlich" die Himmlischen sind. In Lourdes und Fatima erschien die Muttergottes wohl in liebenswürdiger Mütterlichkeit, aber doch in unnahbarer Erhabenheit und in himmlischem Glanz. Adrienne hingegen erfährt die Heiligen, sogar die Himmelskönigin, in menschlicher Nähe, im gewöhnlichen Alltag." Er stellt also selber fest, daß da ein beträchtlicher Unterschied besteht, aber es liegt ihm ferne, daraus zu schließen, daß diese Diskrepanz ein Indiz für die Unechtheit Adriennes sein könnte.
"Nicht nur Wunder und Zeichen begleiteten Adriennes Weg durch ihr irdisches Dasein: Es waren die Himmelsbewohner selbst, die Muttergottes, Engel, Heilige, die ihr auf unseren Straßen, in unseren Räumen begegneten."
"Besonders in Einsiedeln erlebte sie immer wieder neu den offenen Himmel. Als sie im Januar 1944 mit ihrem Beichtvater (H.U. v. Balthasar) aus der Kirche in den Schnee hinaustrat, sagte sie: "Seien Sie sich bewußt, daß wir nicht allein sind; alle sind da." Sie schaute sich lange auf dem Platz um, um sich alles anzusehen und einzuprägen. Und sie war guter Dinge. Nachher erzählte sie, Ignatius sei neben uns gegangen. - Wieder einmal nach einem Besuch in Einsiedeln spricht sie vom Himmel: Sie habe das Gefühl, absolut dazu zu gehören und doch nicht darin zu sein. Sie hätte nur einen Schritt zu tun brauchen, um wirklich darin einzutreten. Aber dieser Schritt käme nicht in Frage, vorläufig. Hingegen hatte sie die Einsicht, daß nur eine ganz kleine Drehung des Gesichtswinkels nötig wäre, um den Himmel schon in der irdischen Existenz zu sehen. Wer auf Erden in der Gnade lebt, lebt eigentlich im Himmel, weiß es bloß nicht, könnte es aber wissen. Es ist ein dünner Schleier."
"Es war ein beständiges, seltsames Ineinander von Himmel und Erde. Man konnte den Platz gleichsam unter zwei verschiedenen Rücksichten betrachten, einmal als Erde mit wenig Menschen und tiefem Schnee, dann als Himmel mit der großen Menge Engel und Heiligen zwischen den irdischen Menschen. "In der Nacht dann", erzählt sie, "war Maria da, lange Zeit. Sie war ganz nah und menschlich, und es gab ein Gespräch wie gleich zu gleich über Zukunftspläne." Am Schluß gab ihr Maria einen Kuß und verschwand. - Nicht nur in Einsiedeln hatte sie solche Erscheinungen, sondern wo immer sie sich aufhielt. Und diese Erscheinungen, sagte sie, seien keine Visionen, sondern schlichte Realität. - Sie hatte Tage überschwenglicher Seligkeit, an denen sie mit Maria ständigen Umgang hatte, die sie teils sichtbar, teils unsichtbar überall begleitete. Während der Arbeit, in der Sprechstunde ist sie da. Einst telefoniert der Beichtvater (H.U. v. Balthasar), während die Mutter (die Gottesmutter!) bei Adrienne ist. Diese übergibt ihr einen Gruß (von Hans Urs). Mit einer unvergleichlichen Gebärde habe die Mutter den Gruß entgegengenommen, daß Adrienne voller Enzücken ausrief: "Sie hätten das sehen sollen!"
Maria versprach ihr einst, sie werde jedesmal, wenn sie mit einem Ave rufe, ihr erscheinen. Auch die Heiligen waren wirklich da: die Kommentare, die sie zu Büchern der Heiligen Schrift verfaßte, haben ihr die betreffenden heiligen Schriftsteller selber diktiert. Der heilige Paulus schien es einst eilig gehabt zu haben, mit seinem Diktat zu beginnen. Adrienne sah ihn öfters. Einmal saß er im Auto, während sie ins Klaraspital fuhr. Sie ging mit ihm in die Kapelle. Er erklärte ihr, "daß sie den Brief auswählen könne, den er kommentieren soll".
Geht schon aus diesen Zitaten genügsam hervor, daß es sich bei dieser "Begnadeten", deren "Offenbarungen" Pater Egloff "eine Öffnung des Himmels" nennt, um eine Exaltierte handelt, so ist doch noch das Folgende von besonderem Gewicht für eine Erhärtung unserer Behauptung der absoluten Unechtheit ihrer ganzen Mystik.
Pater Berchmans Egloff fragt sich an einer Stelle seines Heftchens: "Aber werden auch wir selber uns im Himmel so menschlich ausdrücken können? Schon vor der Auferstehung? - Ohne Körper? - Nur Seele! Was kann man sich dabei vorstellen?
Und aus den "Offenbarungen" Adriennes schöpfend, gibt er folgende Anwort: "Wir werden "ganze Menschen" sein: "Vor einigen Nächten", so berichtet ihr Beichtvater, "sei Adrienne wirklich von ihrem Leib getrennt gewesen. Wirklich im Himmel. Sie wußte, was Himmel heißt. Ich fragte sie, ob sie ohne Körper gewesen sei? - Nein, nicht ohne Körper. Natürlich hätten sie auch im Himmel ihren Körper, aber einen ganz vom Geist her geformten und gehaltenen Körper. Ob dies der endgültige Körper sei, oder ob sie sich denken könne, daß man auf den Auferstehungsleib warten müsse? Nein, sagt sie ganz erstaunt, natürlich der endgültige Körper. Ob sie Maria in einem anders gearteten himmlischen Leib erblickt habe als die anderen? Nein, natürlich nicht. Ignatius und die anderen hätten ebenso ihren endgültigen Leib wie die Muttergottes und Christus. Dann sei wohl, sagte ich, was man so das Jüngste Gericht zu nennen pflege, für sie schon vorbei, da sie ja in der Seligkeit sind? Sie ist ganz erstaunt und denkt nach: "Was kann denn für die Seligen noch für ein Gericht kommen? Das ist ja ganz unmöglich. Man lebt dort in einem anderen Zeitalter."
Aufgrund dieser (wenigen) Aussagen Adriennes kann man leicht nachweisen, daß sie eine Häretikerin ist, wahrscheinlich (mildernd für sie) nur materiell, nicht formell. Ihr Beichtvater und Seelenführer Hans Urs von Balthasar als Theologe (und designierter Kardinal) hingegen muß strenger beurteilt werden. Wir haben ja bereits gesehen, welche Art von Theologie die seinige war. Man lese das hervorragende, höchst informative Werk von Magister Johannes Rothkranz: "Die Kardinalfehler des Hans Urs von Baltharsar" (erhältlich bei unserem Verlag!).
Daß am Ende der Zeiten ein allgemeines Weltgericht stattfinden wird, ist die wiederholte und ausdrückliche Lehre des Heilandes (Matth. 25,31-45; vgl. 16,27; 13,41); die Lehre der Apostel (Apg. 10,42; 17,31; Röm. 2,5 6; 2 Kor. 5,10; 2 Tim. 4,1; Jud. 14 usw.), der alten Propheten (Is. 13,9; 66,15 usw.; Dan. 7,9 usw.; Joel 2,1; Soph. 1,14 usw.; Mal. 1,1 usw.) und die allgemeine Überzeugung der Kirche in ihren Glaubensbekenntnissen. "Resurrectio mortuorum spes Christianorum - Die Auferstehung der Toten die Hoffnung der Christen" (Tertullian).
Die Gründe sind diese: Der Mensch muß auch in sozialer Beziehung als Glied der Familie, Gemeinde, des Staates und des Menschengeschlechts gerichtet, belohnt und bestraft werden. Deshalb wird auch das Urteil durch Gründe aus der gesellschaftlichen Erziehung bestätigt (Matth. 25,35- 45). Ebenso muß Gott gerechtfertigt werden in der Führung und Leitung der Völker und aller Menschen. Christus endlich muß einmal glorreich erscheinen als Haupt, König, Gesetzgeber und Richter der ganzen Menschheit. Und das geschieht in der passendsten Weise im letzten, allgemeinen Gericht. Es ist da alles groß und universal angelegt.Wir können 3 Teile im Gericht unterscheiden: die Vorbereitung, die Gerichtsverhandlung und das Urteil.
Die erste Vorbereitung sind die schrecklichen Vorboten des Gerichts: Krieg, Erdbeben, schreckliche Erschütterungen und Störungen im Laufe der Natur, Furcht und Entsetzen der Erdbewohner. "Die Sonne wird sich verfinstern, der Mond wird seinen Schein nicht mehr geben, die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden" (Matth. 24,29).
Die zweite Vorbereitung ist die Auferstehung der Toten. Auf den Posaunenstoß beginnt die Erde zu kreißen, und die Gräber öffnen sich. Die Verklärten gehen hervor leicht, schön wie Blumen, Sterne und Sonnen und werden von den Engeln in herrlicher Prozession zum Orte des Gerichts geleitet. Die Verdammten müssen auch heraus. Scheu und träge wie Ungeziefer und Unken, die sich vor dem Lichte scheuen, erscheinen sie mit ihren entstellten, ekelhaften Leibern voll Scham und Schande und werden ebenfalls zum Orte des Gerichts getrieben (Matth. 13,49 50). "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, es kommt die Stunde, ja sie ist jetzt schon da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden. ... Wundert euch nicht darüber, denn es kommt die Stunde, da alle, die in den Gräbern ruhen, seine Stimme hören werden. Die Gutes getan haben, erstehen dann zum Leben; die Böses verübt haben, erstehen zum Gericht" (Joh. 5,25 28 29).
"Dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen. Alle Völker auf Erden werden wehklagen und werden den Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommen sehen" (Matth. 25,30). "Und dann wird man den Menschensohn kommen sehen auf einer Wolke mit großer Macht und Herrlichkeit" (Luk. 21,27)."
Die dritte Vorbereitung ist die Ankunft des Heilandes. Nach der Schrift wird er mit großer Macht und Herrlichkeit, von wunderbaren Lichterscheinungen begleitet, sich zeigen, mit einem unabsehbaren Geleite von Engeln, Heerscharen, in Hoheit, Glanz und Majestät als König und Gottessohn. Er kann in gewaltiger Machtentfaltung erscheinen, wenn er will; und jetzt will er es, um sich zu offenbaren als Haupt der Menschheit und Herrn des Himmels und der Erde, als Sohn Gottes in der Majestät des Vaters und um sich Ersatz und Genugtuung zu verschaffen für die Demut und Niedrigkeit seiner ersten Ankunft.
Die Wirkung seiner Ankunft wird schon ein Himmel sein für die Seligen. Sie werden staunen, bewundern, in Lob und Preis ausbrechen, ihm mit Alleluja durch die Luft entgegenfahren. Im Gegenteil aber wird sein Erscheinen verheerend und schrecklich sein für die Verdammten! Wie ein Sturm in das Herbstlaub und wie ein Feuer in dürres Gras und Röhricht fällt, so wird das Erscheinen Christi unter sie fahren. Weh, das hat noch gefehlt! Dieser Jesus, an den sie nicht geglaubt, den sie verachtet und den sie gehaßt und verspottet, ist jetzt öffentlich vor aller Welt als Richter über ihnen. "Ihr Hügel, fallet über uns; Berge, bedecket uns" (Luk. 23,30).
Die Gerichtsverhandlung wird nicht lange Zeit in Anspruch nehmen. Durch ein Wunder der Allmacht und Weisheit Gottes werden auch hier in einem Augenblick die Gewissen aller geoffenbart werden und aufleuchten vor den Augen des ganzen Menschengeschlechts wie ein unermeßliches Lichtbild. Es ist das Bild der ganzen Kirchen- und Weltgeschichte, gewoben aus den Wegen und Taten der einzelnen, der Familien, der Gemeinden, der Staaten und aller Völker vom Anbeginn bis auf die letzte Stunde. Alles wird klar dastehen: die geheimen Absichten, Pläne und Umtriebe der Verdammten in ihrer Erbärmlichkeit, Eitelkeit, Sinnlichkeit, schmutzigen Eigenliebe, Verlogenheit, Gewalt und Nutzlosigkeit. Sie werden beim Anblick erröten, erblassen, zusammenbrechen in Scham und Schande und ausrufen: "Also haben wir uns geirrt!" (Weish. 5,6) Dagegen werden stehen die Grundsätze, Absichten, Taten, Tugenden und Leiden und Verfolgungen der Heiligen, die hier nicht zu Ehren kamen, totgeschwiegen, verkannt und verleumdet wurden. Jetzt kommen sie ans Licht, werden gerechtfertigt und feiern einen herrlichen Triumph im Lichte des Kreuzes und der Wahrhaftigkeit und Heiligkeit Gottes. Da wird besonders all denen ihr Recht und ihre Anerkennung, die hier unten von den Menschen um des Namens Jesu willen gehaßt und verfolgt wurden, fast wie ein gehetztes Wild von Land zu Land gejagt und verwiesen wurden. Es wird hier erscheinen das Gute und Böse, das jeder einzelne Mensch und jedes einzelne Volk nicht bloß für sich, zum eigenen Nutzen und Schaden, sondern auch in seiner Auswirkung und Ausstrahlung auf andere, auf alle, auf einzelne und auf die ganze Menschheit vollbracht. Aus diesem Ineinanderwirken baut sich dann das große Lichtbild der civitas Dei et diaboli auf, gewirkt aus Finsternis und Licht, aus den Wegen der einzelnen und der Völker und ihrer gegenseitigen Verschlingung, aus dem mannigfaltigen bunten Einschlag der Gnade und der teuflischen Bosheit, aus den Gedanken und Plänen der Menschen und aus den Ratschlüssen der Vorsehung, die einer Sonne gleich mit ihren Strahlen das Geheimnis des Riesenbildes durchleuchtet, verklärt und auslegt im Lichte der Weisheit, der Allmacht und Güte Gottes - wirklich ein wundervolles und großartiges Schauspiel!
Das Urteil kann jeder schon in seinem Tun lesen, und es wird auch jedem durch eine geistige Einwirkung der richterlichen Gewalt Jesu verkündet und zum Bewußtsein und zur Kenntnis gebracht werden. Das allgemeine Urteil aber wird wohl sinnlich wahrnehmbar durch den Heiland allen verkündet. Er wird sich erheben und, ein ganzer Himmel von Schönheit, Güte und Zärtlichkeit, zuerst den Gerechten mild, gütig, belohnend sich zuwendend, sprechen: "Kommet zu mir", in meine Nähe, in meine Arme, an mein Herz - "ihr Gebenedeiten meines Vaters", kommet als meine treuen Diener und meine Brüder, die der Vater mir gegeben; ich erkenne euch als solche an. "Nehmet teil an dem Reiche, das der Vater mir und euch bereitet von Ewigkeit, nehmet es als Erbteil und Vermächtnis der Vorliebe und Auserwählung des Vaters und als Lohn eurer eigenen Werke. Ihr habt mich dürsten sehen und habt mich getränkt." Vor Freude und Staunen überwältigt ob der Größe und Herrlichkeit des Lohnes und des Glückes, werden die Seligen ausrufen und fragen, wie sie dies verdient, da sie nie das Glück gehabt, ihn persönlich zu speisen und zu tränken. Er wird antworten, daß er alles, was sie seinen Brüdern getan, ansehe als ihm selbst erwiesen. - Aber wie Blitz und Ungewitter und wie eine hochrotflammende Lohe wird er sich wenden zu den Verdammten: "Fort von mir", euerem Herrn, Bruder, Gott, euerem letzten Ziel und Ende! "Ihr Verfluchten"; nur Fluch erhaltet ihr von mir, Fluch für euern Verstand, Fluch für euern Willen, Fluch für Leib und Seele durch das Feuer und durch die ewigen Qualen der Hölle. "Fort ins ewige Feuer" (Matth. 25,41).Und das Urteil wird sofort vollzogen. Die Erde wird sich auftun und alle Verdammten mit den Teufeln verschlingen. Der Abgrund wird versiegelt für alle Ewigkeit (Offb. 20,3). Oben aber hebt nun der Triumph, das ewige Alleluja und Tedeum und das nimmerendende Reich der Seligen an. (Aus: "Das Exerzitienbuch des hl. Ignatius von Loyola". Erklärt und in Betrachtungen vorgelegt von Moritz Meschler S.J., Freiburg i.Br. 1926)
Adrienne von Speyr ist eine Häretikerin, habe ich gesagt. Und ich bleibe dabei. Und ich will es auch durch ein Weiteres beweisen: Im "Römischen Katechismus", der auf Befehl der Päpste Pius V. und Klemens XIII. nach dem Beschluß des Konzils von Trient für alle Pfarrer herausgegeben wurde und den ich selber 1970 (in dem von mir gegründeten Petrus-Verlag, Kirchen/ Sieg) neu herausgegeben habe, lesen wir Seite 94 folgendes:
7. Die menschliche Seele wird beim Jüngsten Gericht ganz denselben Leib wieder empfangen. - Da es aber sehr wichtig ist, fest überzeugt zu sein, daß gerade dieser und ganz der nämliche Leib, welcher jedem eigentümlich angehört, wenn er auch zerstört und in den Staub zurückgekehrt ist, doch zum Leben erweckt werden soll, wird der Pfarrer die genaue Erklärung auch hiervon unternehmen. Dies ist auch des Apostels Meinung, wenn er sagt (1 Kor. 15,53): "Dieses Verwesliche muß Unverweslichkeit anziehen", indem er durch diesen Ausspruch offenbar den eigenen Leib bezeichnet. Auch Job hat hierüber aufs deutlichste vorhergesagt (Job 19,26 seq.): "Und in meinem Fleische", sagt er, "werde ich Gott schauen, ich selbst werde ihn sehen, und meine Augen werden ihn anschauen und kein anderer." Dasselbe wird erschlossen aus dem Begriff der Auferstehung selbst, denn Auferstehung ist, nach dem Urteile des Damaszenus (de fide orthodox. 4,27), die Zurückberufung in den Stand, aus dem man gefallen war. Endlich, wenn wir betrachten, weshalb nach der vor kurzem gegebenen Darlegung die Auferstehung stattfinden soll: so wird nichts sein, was irgend jemandem hierin Zweifel bereiten könnte.
8. Zu welchem Zwecke die Auferstehung der Leiber von Gott angeordnet ist. - Wir haben aber gelehrt (2. Kor. 5,10), daß die Leiber deshalb auferweckt werden müssen, "damit ein jeder das dem Leibe Gebührende empfange, je nachdem er Gutes oder Böses getan." Folglich muß der Mensch mit eben dem Leibe, mit dem er entweder Gott oder dem Teufel gedient hat, auferstehen, um mit demselben Leibe die Kronen und Belohnungen des Triumphes zu erlangen oder die Strafen und kläglichsten Peinen zu ertragen.
9. Die Leiber werden die in diesem sterblichen Leben zugezogene Verunstaltung nicht wieder annehmen. - Aber nicht nur der Leib wird auferstehen, sondern was nur immer zu seiner wahren Natur und zur Zierde und zum Schmucke des Menschen gehört, muß wieder zurückgestellt werden. Hierüber lesen wir ein herrliches Zeugnis beim heiligen Augustinus: "Nichts von einem Fehler", sagt er (de civit. Dei 22, 19-21. Enchir. 89. seq.), "wird an den Leibern sein; wenn etwa einige von Fett überladen und dick waren, so werden sie nicht die ganze Körpermasse wieder annehmen; sondern, was jenes Ebenmaß überschreitet, wird für überflüssig erachtet werden; und umgekehrt, was immer Krankheit oder Alter im Leibe verzehrt hat, wird durch Christus aus göttlicher Macht wieder ergänzt werden, so z.B. wer etwa wegen Magerkeit zu schmächtig war; denn Christus wird uns nicht nur den Leib wiederherstellen, sondern alles, was durch das Elend dieses Lebens uns genommen worden war." Derselbe anderswo: "Der Mensch wird nicht die Haare wieder bekommen, welche er gehabt, sondern welche ihm zur Zierde gereichten, gemäß dem Ausspruche (Mat. 10,30): "Alle Haare eures Hauptes sind gezählt", die also nach der göttlichen Weisheit wieder hergestellt werden sollen." Vor allem aber, weil die Glieder zur Wahrheit der menschlichen Natur gehören, werden sie sämtlich zugleich zurückgegeben. Die nämlich von der Geburt blind waren oder infolge einer Krankheit das Augenblicht verloren haben, die Lahmen und gänzlich Verstümmelten und sonst an irgend welchen Gliedern Gebrechlichen werden mit unversehrtem und vollkommenem Leibe auferstehen. Denn sonst würde dem Verlangen der Seele, welche zur Vereinigung mit dem Leibe hinneigt, keineswegs Genüge geleistet; während wir zweifellos glauben, daß ihr Verlangen in der Auferstehung erfüllt wird. Zudem ist hinlänglich bekannt, daß die Auferstehung geradeso wie die Schöpfung unter die vornehmsten Werke Gottes gezählt wird. Wie also alles im Anfange der Erschaffung von Gott vollkommen gemacht wurde, so muß man durchaus behaupten, daß es auch bei der Auferstehung der Fall sein wird.
Wenn die Martyrer mit unversehrtem Leibe auferstehen, werden sie daran die Wundmale tragen -Und dies ist nicht bloß von den Martyrern zu bekennen, von welchen der heilige Augustinus also bezeugt: "Sie werden nicht ohne jene Glieder sein"; denn jene Verstümmelung müßte ein Gebrechen des Leibes sein, sonst müßten auch die Enthaupteten ohne Kopf auferstehen: jedoch werden an ihren einzelnen Gliedmassen die Narben des Schwertstreiches sichtbar sein, mehr als alles Gold und Edelgestein glänzend, gleich den Wundmalen Christi.
11. Auch die Leiber der Gottlosen, welche hier verstümmelt gewesen, werden unversehrt erstehen - Dies läßt sich auch mit voller Wahrheit von den Gottlosen sagen, wenn auch mit eigener Schuld ihre Glieder abgeschlagen worden waren. Denn je mehr Glieder sie haben werden, von desto größerer Qual der Schmerzen werden sie gefoltert werden. Daher wird jene Wiederherstellung der Glieder nicht zu ihrer Glückseligkeit, sondern zum Unglück und Elend gereichen, da die Verdienste nicht den Gliedern selbst, sondern der Person, mit dessen Leib sie verbunden sind, zugeschrieben werden. Denn denen, welche Buße getan haben, werden sie zum Lohne, jenen aber, welche dieselbe verschmäht haben, zur Strafe wieder hergestellt. Wenn dies aber von den Pfarrern mit Aufmerksamkeit erwogen wird, so wird ihnen nie der Stoff zu Gegenständen und Gedanken ausgehen, um die Gläubigen zum Tugendeifer zu erwecken und zu entflammen, damit sie, die Mühseligkeiten und Drangsale dieses Lebens betrachtend, jene selige Herrlichkeit der Auferstehung, die den Gerechten und Frommen in Aussicht steht, begierig erwarten.
12. Wie die Leiber der Menschen nach ihrer Auferstehung beschaffen sein werden -
Hernach sollen aber die Gläubigen auch wissen, daß, wenn wir das berücksichtigen, was das Wesen des Leibes ausmacht, zwar gerade jener und der nämliche Leib von den Toten auferweckt werden muß, welcher vorher gestorben war, daß aber sein Zustand ein ganz anderer und verschiedener sein wird. Denn um vom Übrigen abzusehen, so werden sich alle Leiber der Auferstehenden dadurch von sich selbst unterscheiden, daß, während sie zuvor den Gesetzen des Todes unterworfen waren, nach der Auferweckung zum Leben dieselben ohne Unterschied der Guten und der Bösen die Unsterblichkeit erlangen werden. Diese wunderbare Herstellung der Natur hat der glänzende Sieg Christi verdient, den er über den Tod davontrug, wie uns die Zeugnisse der Heiligen Schrift lehren. Denn es steht geschrieben (Is. 25,8): "Er wird den Tod stürzen in Ewigkeit"; und anderswo (Os. 13,14): "Ich werde dein Tod sein, o Tod", was der Apostel so erklärt (1 Kor. 15,26): "Zuletzt wird der feindliche Tod vernichtet werden"; und beim heiligen Johannes lesen wir (Apok. 21,4): "Der Tod wird nicht mehr sein." Es geziemte sich auch gar sehr, daß durch Christi des Herrn Verdienst, wodurch die Herrschaft des Todes zerstört wurde, die Sünde Adams weit überholt wurde. Ebenso war es auch der göttlichen Gerechtigkeit entsprechend, daß die Guten das selige Leben beständig genießen, die Bösen aber, ewige Strafen leidend, "den Tod suchen (Apok. 9,6) und nicht finden, zu sterben wünschen, und der Tod vor ihnen flieht". Und zwar wird diese Unsterblichkeit den Guten und Bösen gemeinsam sein.
13. Mit was für Gaben die Leiber der Seligen nach der Auferstehung geschmückt sein werden - Außerdem werden die wiederbelebten Leiber der Heiligen gewisse glänzende und herrliche Zierden haben, wodurch sie weit edler sein werden, als je zuvor. Die vornehmsten aber sind jene vier, welche man Gaben nennt, und welche in der Lehre des Apostels von den Vätern gefunden worden sind. Die erste davon ist die Leidensunfähigkeit, ein Geschenk nämlich und eine Gabe, welche bewirken wird, daß sie nichts Beschwerliches leiden noch von irgend einem Schmerz oder einer Unbequemlichkeit berührt werden können. Denn weder die Strenge der Kälte, noch die Glut der Flamme, noch der Andrang der Gewässer wird ihnen schaden können. "Gesät wird er", sagt der Apostel (1. Kor. 15,42), "in Verwesung, auferstehen wird er in Unverweslichkeit." Daß aber die Scholastiker es lieber Leidensunfähigkeit als Unverweslichkeit genannt haben, geschah deshalb, damit sie die Eigentümlichkeit des verklärten Leibes dadurch bezeichneten. Denn die Leidensunfähigkeit haben jene nicht mit den Verdammten gemein, deren Leiber, obwohl unverweslich, dennoch Hitze und Kälte empfinden und mannigfaltige Qualen erleiden können. Auf sie folgt die Klarheit, in welcher die Leiber der Heiligen gleich der Sonne glänzen werden; denn so spricht unser Heiland beim heiligen Matthäus (Mat. 13,43): "Die Gerechten werden glänzen wie die Sonne im Reiche ihres Vaters." Und damit keiner daran zweifelt, hat er es durch das Beispiel seiner Verklärung dargetan (Ib. 17,2). Der Apostel nennt diese Eigenschaft bald Herrlichkeit, bald Klarheit: "Er wird", sagt er (Phil. 3,21), "den Leib unserer Niedrigkeit umgestalten, gleichgeformt dem Leibe seiner Klarheit"; und wiederum (1. Kor. 15,43): "Er wird gesät in Unehre, auferstehen wird er in Herrlichkeit." Von dieser Herrlichkeit sah auch das Volk Israel ein Vorbild in der Wüste, als "das Angesicht des Moses" (Ex. 34,29) von der Unterredung und Gegenwart Gottes so leuchtete, daß die Söhne Israels auf dasselbe ihr Auge nicht richten konnten. Es ist aber diese Klarheit ein Glanz, welcher aus der höchsten Glückseligkeit der Seele auf den Leib überströmt, so daß sie gleichsam eine Mitteilung jener Seligkeit ist, welche die Seele genießt, sowie auch die Seele selbst dadurch beseligt wird, daß auf sie ein Teil der göttlichen Glückseligkeit hinübergeleitet wird. Man darf aber nicht glauben, daß mit diesem Geschenke, wie mit dem ersten, alle auf gleiche Weise ausgestattet werden; denn es werden zwar alle Leiber der Heiligen gleich leidensunfähig sein, aber nicht denselben Glanz besitzen; denn, wie der Apostel sagt (1. Kor. 15,41): "Anders ist die Klarheit der Sonne, anders die Klarheit des Mondes, und anders die Klarheit der Sterne; denn ein Stern unterscheidet sich vom andern in der Klarheit: so ist es auch mit der Auferstehung der Toten." Mit dieser Gabe steht jene in Verbindung, welche man Beweglichkeit nennt, wodurch der Leib von der Last, die ihn jetzt drückt, befreit wird und von der Seele ganz leicht überallhin dergestalt bewegt werden kann, daß nichts schneller als diese Bewegung sein kann: wie der heilige Augustinus (Lib. 13,18 et 20 seq.) deutlich in seinem Buche vom Staate Gottes und Hieronymus (Hier. in cap. 40 lib. 12) in der Erklärung des Isaias gelehrt haben. Daher ward vom Apostel gesagt (1 Kor. 15,43), "Es wird gesät in Schwachheit, es steht auf in Kraft." Diesen Gaben ist noch hinzugefügt die sogenannte Feinheit, vermöge deren der Leib der Herrschaft der Seele vollständig unterworfen wird und ihr dienen und jedes Winkes gewärtig sein wird: wie dies aus jenen Worten des Apostel erhellt: "Gesät wird", sagt er (ibid. 15,44), "ein tierischer Leib, auferstehen wird ein geistiger Leib." Dies sind ungefähr die vornehmsten Hauptstücke, welche bei der Erklärung dieses Artikels zu lehren sind.
Adrienne von Speyr ist eine Häretikerin, habe ich gesagt. Und ich bleibe dabei. Auch das 11. Konzil, dasjenige von Toledo (Spanien, 675) hat in seinem großartigen Glaubensbekenntnis folgendes formuliert:
"So bekennen wir: Nach dem Vorbild unseres Hauptes (Jesus Christus) wird die wahre Auferstehung des Fleisches aller Toten kommen. Wir glauben aber nicht, daß wir in einem luftförmigen oder in irgendeinem anderen Leibe, wie manche irren, auferstehen werden, sondern in diesem da, in dem wir leben, bestehen und uns bewegen. Da nun also unser Herr und Erlöser uns zum Vorbild auferstanden war, nahm er durch seine Auffahrt den väterlichen Thron wieder ein, den er seiner Gottheit nach nie verlassen hat: Dort sitzt er zur Rechten des Vaters und wird zum Ende der Zeiten als Richter aller Lebenden und Toten erwartet. Von dort wird er mit den heiligen Engeln und Menschen kommen zum Gericht, um jedem seinen verdienten Lohn zu erstatten, je nachdem er zu Lebzeiten Gutes oder Böses getan hat."
Und die 4. Allgemeine Kirchenversammlung im Lateran (1215) hielt fest: (1. Kapitel: Über den katholischen Glauben)... Er (Jesus Christus) wird kommen am Ende der Welt zum Gericht über Lebende und Tote, einem jeden zu vergelten nach seinen Werken, den Verworfenen wie den Auserwählten. Diese werden alle mit dem eigenen Leib, den sie hier tragen, auferstehen, damit die einen mit dem Teufel die ewige Strafe, und die andern mit Christus die ewige Herrlichkeit empfangen, je nach ihren guten oder schlechten Werken."
Und dann gibt es da den "Lehrentscheid Papst Benedikts XII. über die beseligende Gottesschau und die Letzten Dinge (1336), die sog. Konstitution "Benedictus Deus", in der es heißt:
"Mit apostolischer Vollmacht bestimmen Wir in diesem für immer geltenden Lehrentscheid: Nach allgemeiner Anordnung Gottes waren, sind und werden sein im Himmel, im Himmelreich und im himmlischen Paradies mit Christus, in Gemeinschaft mit den heiligen Engeln: Die Seelen aller Heiligen, die aus dieser Welt vor dem Leiden unseres Herrn Jesus Christus hinweggegangen sind und (die Seelen) der heiligen Apostel, Märtyrer, Bekenner, Jungfrauen und der anderen Gläubigen, die nach Empfang der heiligen Taufe Christi gestorben sind, und in denen beim Tode nichts zu reinigen war, oder nichts zu reinigen sein wird, oder die nach dem Tode gereinigt worden sind, wenn etwas in ihnen damals zu reinigen war oder in Zukunft sein wird, und die Seelen der Kinder, die durch dieselbe Taufe Christi schon wiedergeboren sind oder die jemals getauft werden, wenn sie nach der Taufe vor dem Gebrauch des freien Willens sterben: (diese also) waren, sind und werden sein im Himel sofort nach ihrem Tod oder nach der Reinigung - wie oben gesagt -bei jenen, die einer solchen Reinigung bedurften, und zwar auch vor der Wiedervereinigung mit ihrem Leib und vor dem allgemeinen Gericht, nach der Auffahrt unseres Heilandes Jesus Christus, unseres Herrn, in den Himmel. Und nach dem Leiden und dem Tod unseres Herrn Jesus Christus schauten und schauen sie die göttliche Wesenheit in unmittelbarer Schau und auch von Angesicht zu Angsicht, ohne Vermittlung eines Geschöpfes, das dabei irgendwie Gegenstand der Schau wäre. Ohne Vermittlung zeigt sich ihnen vielmehr die göttliche Wesenheit unverhüllt, klar und offen. (...)
Ferner bestimmen Wir: Wie Gott allgemein angeordnet hat, steigen die Seelen derer, die in einer tatsächlichen schweren Sünde verschieden, sofort in die Hölle hinab, wo sie von höllischen Qualen gepeinigt werden. Aber trotzdem werden am Tage des Gerichtes alle Menschen vor dem Richterstuhl Christi in ihrem Leibe erscheinen, und Rechenschaft geben über ihre eigenen Taten, "damit ein jeder sein Entgelt empfange für das, was er bei Lebzeiten getan hat" (2 Kor 5,10).
Damit sollte nun zur Genüge bewiesen sein, wie antikatholisch die Behauptung dieser "höchstbegnadeten" Adrienne ist, die Seelen, die bereits jetzt im Himmel sind, hätten schon ihren endgültigen Körper, wie Jesus und Maria ("Ignatius und die anderen hätten ebenso ihren endgültigen Leib wie die Muttergottes und Christus") und das Jüngste Gericht und die Auferstehung des Leibes und damit die Wiedervereinigung der Seele mit ihrem Leibe sei schon vorbei!
Und da solcherart bewiesen ist, daß Adrienne von Speyr eine ganz üble Irrlehrerin ist, ist einschlußweise auch bewiesen, daß ihre ganze "Begnadung", alle ihre mystischen Erlebnisse, ihre Schauungen, ihre "übernatürlichen" Aufzeichnungen, die sog. "Diktate" der "Heiligen" durch und durch unecht sind. Da vermag auch die "Autorität" eines Startheologen und "Kardinals" Hans Urs von Balthasar und eines von diesen Schwarmgeistern angesteckten und eingenommenen Papstes (Johannes Paul II.) nichts mehr zu retten. Die Bastion ist damit nicht nur geschliffen, sondern gefallen. Und Pater Berchmans Egloff ist auch im Interesse seiner "Agape"- Bewegung, die (nach seinen eigenen Worten) "das innere Leben unter der Führung der Gottesmutter pflegt" zu empfehlen, "den Rauch der Hölle", der nach Papst Paul VI. "in die Kirche eingedrungen sei" (wie er schreibt), da zu sehen, wo er tatsächlich ist, nämlich gerade in solchen gemeingefährlich irreführenden Pseudooffenbarungen, die zum Teil den wahren katholischen Glauben schlimmer zu verfälschen und zu verderben vermögen als die durchtriebensten Modernisten und Progressisten, die ja für Echtgläubige immerhin leicht erkennbar sind, während solche Propagandaschriften vonseiten eines als konservativ und marianisch geltenden Kapuzinerpaters für solche "charismatischen Häretiker" unvorstellbar viel mehr Unheil stiften.
Aus: «DAS ZEICHEN MARIENS», 23. Jahrgang, Nr. 2, Juni 1989, Seiten 7221ff.
Da hat also im Oktober 1988 der rührige Kapuziner Pater Berchmans Egloff, St. Gallen (Schweiz), ein Broschürchen herausgegeben, in welchem er "die schönsten Aussagen" aus "den umfangreichen Tagebüchern, die der kürzlich verstorbene Kardinal, Hans Urs von Balthasar, über Erlebnisse und Offenbarungen der Mystikerin Adrienne von Speyr veröffentlicht hat", als "Kostbarkeiten, die für die Vielen zu einem tröstlichen und erfreulichen Erlebnis werden sollen" kurz zusammengestellt hat. Es trägt den Titel "Der offene Himmel".
Natürlich spielt auch hier der "Heilige Geist" eine eminente Rolle, wie bekanntlich auch beim Konzil und bei allen Entwicklungen der Kirche seither. P. Egloff schreibt: "Durch die Jahrhunderte der Kirchengeschichte hat der Heilige Geist immer neue Auserwählte in die ursprünglichen Offenbarungsinhalte und -erlebnisse eingetaucht, um durch sie den christlichen Glauben zu verlebendigen und zu vertiefen. Eine solche Auserwählte ist Adrienne von Speyr (1902-1967). Sie schreibt in den zahlreichen Büchern, die ihr Beichtvater, der bekannte Theologe Hans Urs von Balthasar, eingeleitet und herausgegeben hat (Johannes-Verlag, Bücherdienst, Allmeindstr. 15, CH-8840 Einsiedeln), sehr oft von ihren Erlebnissen im himmlischen Bereich."
Wir haben es also mit einer Privilegierten zu tun, die wie ein hl. Stephanus den Himmel offen sah, aber natürlich nicht nur für einen Augenblick, sondern während Jahren, ja sogar "im Himmel war und mit Himmlischem in Beziehung kam"; denn "in Wirklichkeit gibt es keine Wand zwischen Diesseits und Jenseits, nicht einmal ein Vorhang. Der Himmel ist offen, ja wir leben schon drin." P. Egloff räumt zwar ein, daß Adrienne "nichts Neues über den Himmel ausgesagt hätte, wie alle echten Mystiker, denen göttliche Offenbarungen zuteil werden", aber wir werden gleich sehen, daß sie eben doch sehr viel Dinge aussagt, die mit der Offenbarung nicht übereinstimmen. Laut dem vonspeyr- und vonbalthasar-begeisterten Verfasser des Traktätchens fällt aber doch neues Licht auf die Offenbarung. "Die Offenbarungsworte werden leuchtender, und unsere Vorstellung des Himmels wird plastischer". Wir werden aber gleich sehen, daß in Wirklichkeit das Gegenteil davon der Fall ist. Die Offenbarung wird verfälscht, verdunkelt, und unsere Vorstellung des Himmels wird verdiesseitigt!
Ich betrachte es deshalb als meine Aufgabe, hiermit den Nachweis zu erbringen, daß Adrienne von Speyr mitnichten eine echte Mystikerin war.
P. Egloff hingegen schreibt im Brustton der Überzeugung: "Wenn auch nicht offiziell heilig gesprochen oder als Kirchenlehrerin erklärt, so ist doch beachtenswert und vielleicht einzigartig, daß höchste kirchliche Autoritäten in Theologie und Hierarchie so kurze Zeit nach ihrem Tod ihrer Botschaft das Zeugnis der Echtheit ausgestellt haben. Papst Johannes Paul II. selbst hat 1985 in Rom ein internationales Symposium über ihre Theologie und Spiritualität angeordnet, an dem Kardinäle, Geistliche vieler Orden und Laien Vorträge und Diskussionen gehalten haben. Der Papst selbst hat am Schluß ihr Leben und Werk gewürdigt."
Gewissermaßen gilt also diese Ärztin aus Basel bereits als Heilige und obendrein noch als Kirchenlehrerin, jedenfalls für diese konziliaren Schwarmgeister. Daß auch Papst Johannes-Paul II. zu den Verehrern Adriennes gehört, ist logisch, nachdem er ihren Beichtvater und Seelenführer Hans Urs von Balthasar zum Kardinal ernannt hat. Und es leuchtet auch ein, warum dem so ist: Adriennes Spiritualität ist nichts anderes als die neupfingstliche Spiritualität der offiziellen Kirche."
Zu ihren Lebzeiten mußte sie sich zurückhalten, aber jetzt, nach ihrem Tod, wirkt sie durch ihre Schriften, die in alle großen Weltsprachen übersetzt sind."
"Fast jede Seite der Tagebücher leuchtet im Widerschein des Himmels."
"Mit dem heiligen Ignatius (von Loyola, dem Gründer des Jesuiten-Ordens) zum Beispiel hatte sie eine besonders enge, herzliche Beziehung. Er belehrt sie, er warnt sie, tröstet sie, er führt sie; er offenbart ihr verborgene und zukünftige Dinge: "Bei den Antworten ist der heilige Ignatius immer von einer unglaublichen Güte. Er geht auf alles ein, bringt alles ins rechte Lot, und immer ist es auch lustig mit ihm; er bringt alles mit feinem Humor, oft mit einem Witz vor, so daß Adrienne laut lachen muß, "wenn sie ihn sieht und nachher beschreibt." "Der heilige Ignatius konnte neben ihr auf der Straße gehen und sich mit ihr unterhalten, und es bestand kein Widerspruch zwischen ihm und der übrigen umgebenden Welt. Alles war vollkommen natürlich. Er konnte im Zimmer sitzen, etwas diktieren, und es wäre erstaunlich erschienen, wenn jemand, der hereintrat, ihn nicht gesehen hätte."
Schon aus diesen wenigen Zeilen über die "Mystik" dieser Adrienne von Speyr ist für jeden einigermaßen geschulten, gebildeten, belesenen und gleichzeitig seiner Sinne mächtigen katholischen Christen klar, daß es da nicht mit rechten Dingen zugeht. Im "Exerzitienbuch des hl. Ignatius von Loyola", 2. Band, Herder 1926, können wir lesen: "Wir dürfen den Himmel nicht in Vergleich bringen mit irdischen Dingen", d.h. wir dürfen ihn nicht so darstellen, als ob das Irdische gewissermaßen nur einer Verklärung bedürfe, um Himmel zu werden, eben: als lebten wir schon hier im Himmel, "auch wenn unsere Sinne die überirdische Wirklichkeit, der gegenüber unsere wahrnehmbare Welt nur ein Schatten ist, nicht erfassen".
Pater Berchmans gesteht: "Beim Lesen der Tagebücher muß ich stets von neuen staunen, wie "menschlich" die Himmlischen sind. In Lourdes und Fatima erschien die Muttergottes wohl in liebenswürdiger Mütterlichkeit, aber doch in unnahbarer Erhabenheit und in himmlischem Glanz. Adrienne hingegen erfährt die Heiligen, sogar die Himmelskönigin, in menschlicher Nähe, im gewöhnlichen Alltag." Er stellt also selber fest, daß da ein beträchtlicher Unterschied besteht, aber es liegt ihm ferne, daraus zu schließen, daß diese Diskrepanz ein Indiz für die Unechtheit Adriennes sein könnte.
"Nicht nur Wunder und Zeichen begleiteten Adriennes Weg durch ihr irdisches Dasein: Es waren die Himmelsbewohner selbst, die Muttergottes, Engel, Heilige, die ihr auf unseren Straßen, in unseren Räumen begegneten."
"Besonders in Einsiedeln erlebte sie immer wieder neu den offenen Himmel. Als sie im Januar 1944 mit ihrem Beichtvater (H.U. v. Balthasar) aus der Kirche in den Schnee hinaustrat, sagte sie: "Seien Sie sich bewußt, daß wir nicht allein sind; alle sind da." Sie schaute sich lange auf dem Platz um, um sich alles anzusehen und einzuprägen. Und sie war guter Dinge. Nachher erzählte sie, Ignatius sei neben uns gegangen. - Wieder einmal nach einem Besuch in Einsiedeln spricht sie vom Himmel: Sie habe das Gefühl, absolut dazu zu gehören und doch nicht darin zu sein. Sie hätte nur einen Schritt zu tun brauchen, um wirklich darin einzutreten. Aber dieser Schritt käme nicht in Frage, vorläufig. Hingegen hatte sie die Einsicht, daß nur eine ganz kleine Drehung des Gesichtswinkels nötig wäre, um den Himmel schon in der irdischen Existenz zu sehen. Wer auf Erden in der Gnade lebt, lebt eigentlich im Himmel, weiß es bloß nicht, könnte es aber wissen. Es ist ein dünner Schleier."
"Es war ein beständiges, seltsames Ineinander von Himmel und Erde. Man konnte den Platz gleichsam unter zwei verschiedenen Rücksichten betrachten, einmal als Erde mit wenig Menschen und tiefem Schnee, dann als Himmel mit der großen Menge Engel und Heiligen zwischen den irdischen Menschen. "In der Nacht dann", erzählt sie, "war Maria da, lange Zeit. Sie war ganz nah und menschlich, und es gab ein Gespräch wie gleich zu gleich über Zukunftspläne." Am Schluß gab ihr Maria einen Kuß und verschwand. - Nicht nur in Einsiedeln hatte sie solche Erscheinungen, sondern wo immer sie sich aufhielt. Und diese Erscheinungen, sagte sie, seien keine Visionen, sondern schlichte Realität. - Sie hatte Tage überschwenglicher Seligkeit, an denen sie mit Maria ständigen Umgang hatte, die sie teils sichtbar, teils unsichtbar überall begleitete. Während der Arbeit, in der Sprechstunde ist sie da. Einst telefoniert der Beichtvater (H.U. v. Balthasar), während die Mutter (die Gottesmutter!) bei Adrienne ist. Diese übergibt ihr einen Gruß (von Hans Urs). Mit einer unvergleichlichen Gebärde habe die Mutter den Gruß entgegengenommen, daß Adrienne voller Enzücken ausrief: "Sie hätten das sehen sollen!"
Maria versprach ihr einst, sie werde jedesmal, wenn sie mit einem Ave rufe, ihr erscheinen. Auch die Heiligen waren wirklich da: die Kommentare, die sie zu Büchern der Heiligen Schrift verfaßte, haben ihr die betreffenden heiligen Schriftsteller selber diktiert. Der heilige Paulus schien es einst eilig gehabt zu haben, mit seinem Diktat zu beginnen. Adrienne sah ihn öfters. Einmal saß er im Auto, während sie ins Klaraspital fuhr. Sie ging mit ihm in die Kapelle. Er erklärte ihr, "daß sie den Brief auswählen könne, den er kommentieren soll".
Geht schon aus diesen Zitaten genügsam hervor, daß es sich bei dieser "Begnadeten", deren "Offenbarungen" Pater Egloff "eine Öffnung des Himmels" nennt, um eine Exaltierte handelt, so ist doch noch das Folgende von besonderem Gewicht für eine Erhärtung unserer Behauptung der absoluten Unechtheit ihrer ganzen Mystik.
Pater Berchmans Egloff fragt sich an einer Stelle seines Heftchens: "Aber werden auch wir selber uns im Himmel so menschlich ausdrücken können? Schon vor der Auferstehung? - Ohne Körper? - Nur Seele! Was kann man sich dabei vorstellen?
Und aus den "Offenbarungen" Adriennes schöpfend, gibt er folgende Anwort: "Wir werden "ganze Menschen" sein: "Vor einigen Nächten", so berichtet ihr Beichtvater, "sei Adrienne wirklich von ihrem Leib getrennt gewesen. Wirklich im Himmel. Sie wußte, was Himmel heißt. Ich fragte sie, ob sie ohne Körper gewesen sei? - Nein, nicht ohne Körper. Natürlich hätten sie auch im Himmel ihren Körper, aber einen ganz vom Geist her geformten und gehaltenen Körper. Ob dies der endgültige Körper sei, oder ob sie sich denken könne, daß man auf den Auferstehungsleib warten müsse? Nein, sagt sie ganz erstaunt, natürlich der endgültige Körper. Ob sie Maria in einem anders gearteten himmlischen Leib erblickt habe als die anderen? Nein, natürlich nicht. Ignatius und die anderen hätten ebenso ihren endgültigen Leib wie die Muttergottes und Christus. Dann sei wohl, sagte ich, was man so das Jüngste Gericht zu nennen pflege, für sie schon vorbei, da sie ja in der Seligkeit sind? Sie ist ganz erstaunt und denkt nach: "Was kann denn für die Seligen noch für ein Gericht kommen? Das ist ja ganz unmöglich. Man lebt dort in einem anderen Zeitalter."
Aufgrund dieser (wenigen) Aussagen Adriennes kann man leicht nachweisen, daß sie eine Häretikerin ist, wahrscheinlich (mildernd für sie) nur materiell, nicht formell. Ihr Beichtvater und Seelenführer Hans Urs von Balthasar als Theologe (und designierter Kardinal) hingegen muß strenger beurteilt werden. Wir haben ja bereits gesehen, welche Art von Theologie die seinige war. Man lese das hervorragende, höchst informative Werk von Magister Johannes Rothkranz: "Die Kardinalfehler des Hans Urs von Baltharsar" (erhältlich bei unserem Verlag!).
Daß am Ende der Zeiten ein allgemeines Weltgericht stattfinden wird, ist die wiederholte und ausdrückliche Lehre des Heilandes (Matth. 25,31-45; vgl. 16,27; 13,41); die Lehre der Apostel (Apg. 10,42; 17,31; Röm. 2,5 6; 2 Kor. 5,10; 2 Tim. 4,1; Jud. 14 usw.), der alten Propheten (Is. 13,9; 66,15 usw.; Dan. 7,9 usw.; Joel 2,1; Soph. 1,14 usw.; Mal. 1,1 usw.) und die allgemeine Überzeugung der Kirche in ihren Glaubensbekenntnissen. "Resurrectio mortuorum spes Christianorum - Die Auferstehung der Toten die Hoffnung der Christen" (Tertullian).
Die Gründe sind diese: Der Mensch muß auch in sozialer Beziehung als Glied der Familie, Gemeinde, des Staates und des Menschengeschlechts gerichtet, belohnt und bestraft werden. Deshalb wird auch das Urteil durch Gründe aus der gesellschaftlichen Erziehung bestätigt (Matth. 25,35- 45). Ebenso muß Gott gerechtfertigt werden in der Führung und Leitung der Völker und aller Menschen. Christus endlich muß einmal glorreich erscheinen als Haupt, König, Gesetzgeber und Richter der ganzen Menschheit. Und das geschieht in der passendsten Weise im letzten, allgemeinen Gericht. Es ist da alles groß und universal angelegt.Wir können 3 Teile im Gericht unterscheiden: die Vorbereitung, die Gerichtsverhandlung und das Urteil.
Die erste Vorbereitung sind die schrecklichen Vorboten des Gerichts: Krieg, Erdbeben, schreckliche Erschütterungen und Störungen im Laufe der Natur, Furcht und Entsetzen der Erdbewohner. "Die Sonne wird sich verfinstern, der Mond wird seinen Schein nicht mehr geben, die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden" (Matth. 24,29).
Die zweite Vorbereitung ist die Auferstehung der Toten. Auf den Posaunenstoß beginnt die Erde zu kreißen, und die Gräber öffnen sich. Die Verklärten gehen hervor leicht, schön wie Blumen, Sterne und Sonnen und werden von den Engeln in herrlicher Prozession zum Orte des Gerichts geleitet. Die Verdammten müssen auch heraus. Scheu und träge wie Ungeziefer und Unken, die sich vor dem Lichte scheuen, erscheinen sie mit ihren entstellten, ekelhaften Leibern voll Scham und Schande und werden ebenfalls zum Orte des Gerichts getrieben (Matth. 13,49 50). "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, es kommt die Stunde, ja sie ist jetzt schon da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden. ... Wundert euch nicht darüber, denn es kommt die Stunde, da alle, die in den Gräbern ruhen, seine Stimme hören werden. Die Gutes getan haben, erstehen dann zum Leben; die Böses verübt haben, erstehen zum Gericht" (Joh. 5,25 28 29).
"Dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen. Alle Völker auf Erden werden wehklagen und werden den Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommen sehen" (Matth. 25,30). "Und dann wird man den Menschensohn kommen sehen auf einer Wolke mit großer Macht und Herrlichkeit" (Luk. 21,27)."
Die dritte Vorbereitung ist die Ankunft des Heilandes. Nach der Schrift wird er mit großer Macht und Herrlichkeit, von wunderbaren Lichterscheinungen begleitet, sich zeigen, mit einem unabsehbaren Geleite von Engeln, Heerscharen, in Hoheit, Glanz und Majestät als König und Gottessohn. Er kann in gewaltiger Machtentfaltung erscheinen, wenn er will; und jetzt will er es, um sich zu offenbaren als Haupt der Menschheit und Herrn des Himmels und der Erde, als Sohn Gottes in der Majestät des Vaters und um sich Ersatz und Genugtuung zu verschaffen für die Demut und Niedrigkeit seiner ersten Ankunft.
Die Wirkung seiner Ankunft wird schon ein Himmel sein für die Seligen. Sie werden staunen, bewundern, in Lob und Preis ausbrechen, ihm mit Alleluja durch die Luft entgegenfahren. Im Gegenteil aber wird sein Erscheinen verheerend und schrecklich sein für die Verdammten! Wie ein Sturm in das Herbstlaub und wie ein Feuer in dürres Gras und Röhricht fällt, so wird das Erscheinen Christi unter sie fahren. Weh, das hat noch gefehlt! Dieser Jesus, an den sie nicht geglaubt, den sie verachtet und den sie gehaßt und verspottet, ist jetzt öffentlich vor aller Welt als Richter über ihnen. "Ihr Hügel, fallet über uns; Berge, bedecket uns" (Luk. 23,30).
Die Gerichtsverhandlung wird nicht lange Zeit in Anspruch nehmen. Durch ein Wunder der Allmacht und Weisheit Gottes werden auch hier in einem Augenblick die Gewissen aller geoffenbart werden und aufleuchten vor den Augen des ganzen Menschengeschlechts wie ein unermeßliches Lichtbild. Es ist das Bild der ganzen Kirchen- und Weltgeschichte, gewoben aus den Wegen und Taten der einzelnen, der Familien, der Gemeinden, der Staaten und aller Völker vom Anbeginn bis auf die letzte Stunde. Alles wird klar dastehen: die geheimen Absichten, Pläne und Umtriebe der Verdammten in ihrer Erbärmlichkeit, Eitelkeit, Sinnlichkeit, schmutzigen Eigenliebe, Verlogenheit, Gewalt und Nutzlosigkeit. Sie werden beim Anblick erröten, erblassen, zusammenbrechen in Scham und Schande und ausrufen: "Also haben wir uns geirrt!" (Weish. 5,6) Dagegen werden stehen die Grundsätze, Absichten, Taten, Tugenden und Leiden und Verfolgungen der Heiligen, die hier nicht zu Ehren kamen, totgeschwiegen, verkannt und verleumdet wurden. Jetzt kommen sie ans Licht, werden gerechtfertigt und feiern einen herrlichen Triumph im Lichte des Kreuzes und der Wahrhaftigkeit und Heiligkeit Gottes. Da wird besonders all denen ihr Recht und ihre Anerkennung, die hier unten von den Menschen um des Namens Jesu willen gehaßt und verfolgt wurden, fast wie ein gehetztes Wild von Land zu Land gejagt und verwiesen wurden. Es wird hier erscheinen das Gute und Böse, das jeder einzelne Mensch und jedes einzelne Volk nicht bloß für sich, zum eigenen Nutzen und Schaden, sondern auch in seiner Auswirkung und Ausstrahlung auf andere, auf alle, auf einzelne und auf die ganze Menschheit vollbracht. Aus diesem Ineinanderwirken baut sich dann das große Lichtbild der civitas Dei et diaboli auf, gewirkt aus Finsternis und Licht, aus den Wegen der einzelnen und der Völker und ihrer gegenseitigen Verschlingung, aus dem mannigfaltigen bunten Einschlag der Gnade und der teuflischen Bosheit, aus den Gedanken und Plänen der Menschen und aus den Ratschlüssen der Vorsehung, die einer Sonne gleich mit ihren Strahlen das Geheimnis des Riesenbildes durchleuchtet, verklärt und auslegt im Lichte der Weisheit, der Allmacht und Güte Gottes - wirklich ein wundervolles und großartiges Schauspiel!
Das Urteil kann jeder schon in seinem Tun lesen, und es wird auch jedem durch eine geistige Einwirkung der richterlichen Gewalt Jesu verkündet und zum Bewußtsein und zur Kenntnis gebracht werden. Das allgemeine Urteil aber wird wohl sinnlich wahrnehmbar durch den Heiland allen verkündet. Er wird sich erheben und, ein ganzer Himmel von Schönheit, Güte und Zärtlichkeit, zuerst den Gerechten mild, gütig, belohnend sich zuwendend, sprechen: "Kommet zu mir", in meine Nähe, in meine Arme, an mein Herz - "ihr Gebenedeiten meines Vaters", kommet als meine treuen Diener und meine Brüder, die der Vater mir gegeben; ich erkenne euch als solche an. "Nehmet teil an dem Reiche, das der Vater mir und euch bereitet von Ewigkeit, nehmet es als Erbteil und Vermächtnis der Vorliebe und Auserwählung des Vaters und als Lohn eurer eigenen Werke. Ihr habt mich dürsten sehen und habt mich getränkt." Vor Freude und Staunen überwältigt ob der Größe und Herrlichkeit des Lohnes und des Glückes, werden die Seligen ausrufen und fragen, wie sie dies verdient, da sie nie das Glück gehabt, ihn persönlich zu speisen und zu tränken. Er wird antworten, daß er alles, was sie seinen Brüdern getan, ansehe als ihm selbst erwiesen. - Aber wie Blitz und Ungewitter und wie eine hochrotflammende Lohe wird er sich wenden zu den Verdammten: "Fort von mir", euerem Herrn, Bruder, Gott, euerem letzten Ziel und Ende! "Ihr Verfluchten"; nur Fluch erhaltet ihr von mir, Fluch für euern Verstand, Fluch für euern Willen, Fluch für Leib und Seele durch das Feuer und durch die ewigen Qualen der Hölle. "Fort ins ewige Feuer" (Matth. 25,41).Und das Urteil wird sofort vollzogen. Die Erde wird sich auftun und alle Verdammten mit den Teufeln verschlingen. Der Abgrund wird versiegelt für alle Ewigkeit (Offb. 20,3). Oben aber hebt nun der Triumph, das ewige Alleluja und Tedeum und das nimmerendende Reich der Seligen an. (Aus: "Das Exerzitienbuch des hl. Ignatius von Loyola". Erklärt und in Betrachtungen vorgelegt von Moritz Meschler S.J., Freiburg i.Br. 1926)
Adrienne von Speyr ist eine Häretikerin, habe ich gesagt. Und ich bleibe dabei. Und ich will es auch durch ein Weiteres beweisen: Im "Römischen Katechismus", der auf Befehl der Päpste Pius V. und Klemens XIII. nach dem Beschluß des Konzils von Trient für alle Pfarrer herausgegeben wurde und den ich selber 1970 (in dem von mir gegründeten Petrus-Verlag, Kirchen/ Sieg) neu herausgegeben habe, lesen wir Seite 94 folgendes:
7. Die menschliche Seele wird beim Jüngsten Gericht ganz denselben Leib wieder empfangen. - Da es aber sehr wichtig ist, fest überzeugt zu sein, daß gerade dieser und ganz der nämliche Leib, welcher jedem eigentümlich angehört, wenn er auch zerstört und in den Staub zurückgekehrt ist, doch zum Leben erweckt werden soll, wird der Pfarrer die genaue Erklärung auch hiervon unternehmen. Dies ist auch des Apostels Meinung, wenn er sagt (1 Kor. 15,53): "Dieses Verwesliche muß Unverweslichkeit anziehen", indem er durch diesen Ausspruch offenbar den eigenen Leib bezeichnet. Auch Job hat hierüber aufs deutlichste vorhergesagt (Job 19,26 seq.): "Und in meinem Fleische", sagt er, "werde ich Gott schauen, ich selbst werde ihn sehen, und meine Augen werden ihn anschauen und kein anderer." Dasselbe wird erschlossen aus dem Begriff der Auferstehung selbst, denn Auferstehung ist, nach dem Urteile des Damaszenus (de fide orthodox. 4,27), die Zurückberufung in den Stand, aus dem man gefallen war. Endlich, wenn wir betrachten, weshalb nach der vor kurzem gegebenen Darlegung die Auferstehung stattfinden soll: so wird nichts sein, was irgend jemandem hierin Zweifel bereiten könnte.
8. Zu welchem Zwecke die Auferstehung der Leiber von Gott angeordnet ist. - Wir haben aber gelehrt (2. Kor. 5,10), daß die Leiber deshalb auferweckt werden müssen, "damit ein jeder das dem Leibe Gebührende empfange, je nachdem er Gutes oder Böses getan." Folglich muß der Mensch mit eben dem Leibe, mit dem er entweder Gott oder dem Teufel gedient hat, auferstehen, um mit demselben Leibe die Kronen und Belohnungen des Triumphes zu erlangen oder die Strafen und kläglichsten Peinen zu ertragen.
9. Die Leiber werden die in diesem sterblichen Leben zugezogene Verunstaltung nicht wieder annehmen. - Aber nicht nur der Leib wird auferstehen, sondern was nur immer zu seiner wahren Natur und zur Zierde und zum Schmucke des Menschen gehört, muß wieder zurückgestellt werden. Hierüber lesen wir ein herrliches Zeugnis beim heiligen Augustinus: "Nichts von einem Fehler", sagt er (de civit. Dei 22, 19-21. Enchir. 89. seq.), "wird an den Leibern sein; wenn etwa einige von Fett überladen und dick waren, so werden sie nicht die ganze Körpermasse wieder annehmen; sondern, was jenes Ebenmaß überschreitet, wird für überflüssig erachtet werden; und umgekehrt, was immer Krankheit oder Alter im Leibe verzehrt hat, wird durch Christus aus göttlicher Macht wieder ergänzt werden, so z.B. wer etwa wegen Magerkeit zu schmächtig war; denn Christus wird uns nicht nur den Leib wiederherstellen, sondern alles, was durch das Elend dieses Lebens uns genommen worden war." Derselbe anderswo: "Der Mensch wird nicht die Haare wieder bekommen, welche er gehabt, sondern welche ihm zur Zierde gereichten, gemäß dem Ausspruche (Mat. 10,30): "Alle Haare eures Hauptes sind gezählt", die also nach der göttlichen Weisheit wieder hergestellt werden sollen." Vor allem aber, weil die Glieder zur Wahrheit der menschlichen Natur gehören, werden sie sämtlich zugleich zurückgegeben. Die nämlich von der Geburt blind waren oder infolge einer Krankheit das Augenblicht verloren haben, die Lahmen und gänzlich Verstümmelten und sonst an irgend welchen Gliedern Gebrechlichen werden mit unversehrtem und vollkommenem Leibe auferstehen. Denn sonst würde dem Verlangen der Seele, welche zur Vereinigung mit dem Leibe hinneigt, keineswegs Genüge geleistet; während wir zweifellos glauben, daß ihr Verlangen in der Auferstehung erfüllt wird. Zudem ist hinlänglich bekannt, daß die Auferstehung geradeso wie die Schöpfung unter die vornehmsten Werke Gottes gezählt wird. Wie also alles im Anfange der Erschaffung von Gott vollkommen gemacht wurde, so muß man durchaus behaupten, daß es auch bei der Auferstehung der Fall sein wird.
Wenn die Martyrer mit unversehrtem Leibe auferstehen, werden sie daran die Wundmale tragen -Und dies ist nicht bloß von den Martyrern zu bekennen, von welchen der heilige Augustinus also bezeugt: "Sie werden nicht ohne jene Glieder sein"; denn jene Verstümmelung müßte ein Gebrechen des Leibes sein, sonst müßten auch die Enthaupteten ohne Kopf auferstehen: jedoch werden an ihren einzelnen Gliedmassen die Narben des Schwertstreiches sichtbar sein, mehr als alles Gold und Edelgestein glänzend, gleich den Wundmalen Christi.
11. Auch die Leiber der Gottlosen, welche hier verstümmelt gewesen, werden unversehrt erstehen - Dies läßt sich auch mit voller Wahrheit von den Gottlosen sagen, wenn auch mit eigener Schuld ihre Glieder abgeschlagen worden waren. Denn je mehr Glieder sie haben werden, von desto größerer Qual der Schmerzen werden sie gefoltert werden. Daher wird jene Wiederherstellung der Glieder nicht zu ihrer Glückseligkeit, sondern zum Unglück und Elend gereichen, da die Verdienste nicht den Gliedern selbst, sondern der Person, mit dessen Leib sie verbunden sind, zugeschrieben werden. Denn denen, welche Buße getan haben, werden sie zum Lohne, jenen aber, welche dieselbe verschmäht haben, zur Strafe wieder hergestellt. Wenn dies aber von den Pfarrern mit Aufmerksamkeit erwogen wird, so wird ihnen nie der Stoff zu Gegenständen und Gedanken ausgehen, um die Gläubigen zum Tugendeifer zu erwecken und zu entflammen, damit sie, die Mühseligkeiten und Drangsale dieses Lebens betrachtend, jene selige Herrlichkeit der Auferstehung, die den Gerechten und Frommen in Aussicht steht, begierig erwarten.
12. Wie die Leiber der Menschen nach ihrer Auferstehung beschaffen sein werden -
Hernach sollen aber die Gläubigen auch wissen, daß, wenn wir das berücksichtigen, was das Wesen des Leibes ausmacht, zwar gerade jener und der nämliche Leib von den Toten auferweckt werden muß, welcher vorher gestorben war, daß aber sein Zustand ein ganz anderer und verschiedener sein wird. Denn um vom Übrigen abzusehen, so werden sich alle Leiber der Auferstehenden dadurch von sich selbst unterscheiden, daß, während sie zuvor den Gesetzen des Todes unterworfen waren, nach der Auferweckung zum Leben dieselben ohne Unterschied der Guten und der Bösen die Unsterblichkeit erlangen werden. Diese wunderbare Herstellung der Natur hat der glänzende Sieg Christi verdient, den er über den Tod davontrug, wie uns die Zeugnisse der Heiligen Schrift lehren. Denn es steht geschrieben (Is. 25,8): "Er wird den Tod stürzen in Ewigkeit"; und anderswo (Os. 13,14): "Ich werde dein Tod sein, o Tod", was der Apostel so erklärt (1 Kor. 15,26): "Zuletzt wird der feindliche Tod vernichtet werden"; und beim heiligen Johannes lesen wir (Apok. 21,4): "Der Tod wird nicht mehr sein." Es geziemte sich auch gar sehr, daß durch Christi des Herrn Verdienst, wodurch die Herrschaft des Todes zerstört wurde, die Sünde Adams weit überholt wurde. Ebenso war es auch der göttlichen Gerechtigkeit entsprechend, daß die Guten das selige Leben beständig genießen, die Bösen aber, ewige Strafen leidend, "den Tod suchen (Apok. 9,6) und nicht finden, zu sterben wünschen, und der Tod vor ihnen flieht". Und zwar wird diese Unsterblichkeit den Guten und Bösen gemeinsam sein.
13. Mit was für Gaben die Leiber der Seligen nach der Auferstehung geschmückt sein werden - Außerdem werden die wiederbelebten Leiber der Heiligen gewisse glänzende und herrliche Zierden haben, wodurch sie weit edler sein werden, als je zuvor. Die vornehmsten aber sind jene vier, welche man Gaben nennt, und welche in der Lehre des Apostels von den Vätern gefunden worden sind. Die erste davon ist die Leidensunfähigkeit, ein Geschenk nämlich und eine Gabe, welche bewirken wird, daß sie nichts Beschwerliches leiden noch von irgend einem Schmerz oder einer Unbequemlichkeit berührt werden können. Denn weder die Strenge der Kälte, noch die Glut der Flamme, noch der Andrang der Gewässer wird ihnen schaden können. "Gesät wird er", sagt der Apostel (1. Kor. 15,42), "in Verwesung, auferstehen wird er in Unverweslichkeit." Daß aber die Scholastiker es lieber Leidensunfähigkeit als Unverweslichkeit genannt haben, geschah deshalb, damit sie die Eigentümlichkeit des verklärten Leibes dadurch bezeichneten. Denn die Leidensunfähigkeit haben jene nicht mit den Verdammten gemein, deren Leiber, obwohl unverweslich, dennoch Hitze und Kälte empfinden und mannigfaltige Qualen erleiden können. Auf sie folgt die Klarheit, in welcher die Leiber der Heiligen gleich der Sonne glänzen werden; denn so spricht unser Heiland beim heiligen Matthäus (Mat. 13,43): "Die Gerechten werden glänzen wie die Sonne im Reiche ihres Vaters." Und damit keiner daran zweifelt, hat er es durch das Beispiel seiner Verklärung dargetan (Ib. 17,2). Der Apostel nennt diese Eigenschaft bald Herrlichkeit, bald Klarheit: "Er wird", sagt er (Phil. 3,21), "den Leib unserer Niedrigkeit umgestalten, gleichgeformt dem Leibe seiner Klarheit"; und wiederum (1. Kor. 15,43): "Er wird gesät in Unehre, auferstehen wird er in Herrlichkeit." Von dieser Herrlichkeit sah auch das Volk Israel ein Vorbild in der Wüste, als "das Angesicht des Moses" (Ex. 34,29) von der Unterredung und Gegenwart Gottes so leuchtete, daß die Söhne Israels auf dasselbe ihr Auge nicht richten konnten. Es ist aber diese Klarheit ein Glanz, welcher aus der höchsten Glückseligkeit der Seele auf den Leib überströmt, so daß sie gleichsam eine Mitteilung jener Seligkeit ist, welche die Seele genießt, sowie auch die Seele selbst dadurch beseligt wird, daß auf sie ein Teil der göttlichen Glückseligkeit hinübergeleitet wird. Man darf aber nicht glauben, daß mit diesem Geschenke, wie mit dem ersten, alle auf gleiche Weise ausgestattet werden; denn es werden zwar alle Leiber der Heiligen gleich leidensunfähig sein, aber nicht denselben Glanz besitzen; denn, wie der Apostel sagt (1. Kor. 15,41): "Anders ist die Klarheit der Sonne, anders die Klarheit des Mondes, und anders die Klarheit der Sterne; denn ein Stern unterscheidet sich vom andern in der Klarheit: so ist es auch mit der Auferstehung der Toten." Mit dieser Gabe steht jene in Verbindung, welche man Beweglichkeit nennt, wodurch der Leib von der Last, die ihn jetzt drückt, befreit wird und von der Seele ganz leicht überallhin dergestalt bewegt werden kann, daß nichts schneller als diese Bewegung sein kann: wie der heilige Augustinus (Lib. 13,18 et 20 seq.) deutlich in seinem Buche vom Staate Gottes und Hieronymus (Hier. in cap. 40 lib. 12) in der Erklärung des Isaias gelehrt haben. Daher ward vom Apostel gesagt (1 Kor. 15,43), "Es wird gesät in Schwachheit, es steht auf in Kraft." Diesen Gaben ist noch hinzugefügt die sogenannte Feinheit, vermöge deren der Leib der Herrschaft der Seele vollständig unterworfen wird und ihr dienen und jedes Winkes gewärtig sein wird: wie dies aus jenen Worten des Apostel erhellt: "Gesät wird", sagt er (ibid. 15,44), "ein tierischer Leib, auferstehen wird ein geistiger Leib." Dies sind ungefähr die vornehmsten Hauptstücke, welche bei der Erklärung dieses Artikels zu lehren sind.
Adrienne von Speyr ist eine Häretikerin, habe ich gesagt. Und ich bleibe dabei. Auch das 11. Konzil, dasjenige von Toledo (Spanien, 675) hat in seinem großartigen Glaubensbekenntnis folgendes formuliert:
"So bekennen wir: Nach dem Vorbild unseres Hauptes (Jesus Christus) wird die wahre Auferstehung des Fleisches aller Toten kommen. Wir glauben aber nicht, daß wir in einem luftförmigen oder in irgendeinem anderen Leibe, wie manche irren, auferstehen werden, sondern in diesem da, in dem wir leben, bestehen und uns bewegen. Da nun also unser Herr und Erlöser uns zum Vorbild auferstanden war, nahm er durch seine Auffahrt den väterlichen Thron wieder ein, den er seiner Gottheit nach nie verlassen hat: Dort sitzt er zur Rechten des Vaters und wird zum Ende der Zeiten als Richter aller Lebenden und Toten erwartet. Von dort wird er mit den heiligen Engeln und Menschen kommen zum Gericht, um jedem seinen verdienten Lohn zu erstatten, je nachdem er zu Lebzeiten Gutes oder Böses getan hat."
Und die 4. Allgemeine Kirchenversammlung im Lateran (1215) hielt fest: (1. Kapitel: Über den katholischen Glauben)... Er (Jesus Christus) wird kommen am Ende der Welt zum Gericht über Lebende und Tote, einem jeden zu vergelten nach seinen Werken, den Verworfenen wie den Auserwählten. Diese werden alle mit dem eigenen Leib, den sie hier tragen, auferstehen, damit die einen mit dem Teufel die ewige Strafe, und die andern mit Christus die ewige Herrlichkeit empfangen, je nach ihren guten oder schlechten Werken."
Und dann gibt es da den "Lehrentscheid Papst Benedikts XII. über die beseligende Gottesschau und die Letzten Dinge (1336), die sog. Konstitution "Benedictus Deus", in der es heißt:
"Mit apostolischer Vollmacht bestimmen Wir in diesem für immer geltenden Lehrentscheid: Nach allgemeiner Anordnung Gottes waren, sind und werden sein im Himmel, im Himmelreich und im himmlischen Paradies mit Christus, in Gemeinschaft mit den heiligen Engeln: Die Seelen aller Heiligen, die aus dieser Welt vor dem Leiden unseres Herrn Jesus Christus hinweggegangen sind und (die Seelen) der heiligen Apostel, Märtyrer, Bekenner, Jungfrauen und der anderen Gläubigen, die nach Empfang der heiligen Taufe Christi gestorben sind, und in denen beim Tode nichts zu reinigen war, oder nichts zu reinigen sein wird, oder die nach dem Tode gereinigt worden sind, wenn etwas in ihnen damals zu reinigen war oder in Zukunft sein wird, und die Seelen der Kinder, die durch dieselbe Taufe Christi schon wiedergeboren sind oder die jemals getauft werden, wenn sie nach der Taufe vor dem Gebrauch des freien Willens sterben: (diese also) waren, sind und werden sein im Himel sofort nach ihrem Tod oder nach der Reinigung - wie oben gesagt -bei jenen, die einer solchen Reinigung bedurften, und zwar auch vor der Wiedervereinigung mit ihrem Leib und vor dem allgemeinen Gericht, nach der Auffahrt unseres Heilandes Jesus Christus, unseres Herrn, in den Himmel. Und nach dem Leiden und dem Tod unseres Herrn Jesus Christus schauten und schauen sie die göttliche Wesenheit in unmittelbarer Schau und auch von Angesicht zu Angsicht, ohne Vermittlung eines Geschöpfes, das dabei irgendwie Gegenstand der Schau wäre. Ohne Vermittlung zeigt sich ihnen vielmehr die göttliche Wesenheit unverhüllt, klar und offen. (...)
Ferner bestimmen Wir: Wie Gott allgemein angeordnet hat, steigen die Seelen derer, die in einer tatsächlichen schweren Sünde verschieden, sofort in die Hölle hinab, wo sie von höllischen Qualen gepeinigt werden. Aber trotzdem werden am Tage des Gerichtes alle Menschen vor dem Richterstuhl Christi in ihrem Leibe erscheinen, und Rechenschaft geben über ihre eigenen Taten, "damit ein jeder sein Entgelt empfange für das, was er bei Lebzeiten getan hat" (2 Kor 5,10).
Damit sollte nun zur Genüge bewiesen sein, wie antikatholisch die Behauptung dieser "höchstbegnadeten" Adrienne ist, die Seelen, die bereits jetzt im Himmel sind, hätten schon ihren endgültigen Körper, wie Jesus und Maria ("Ignatius und die anderen hätten ebenso ihren endgültigen Leib wie die Muttergottes und Christus") und das Jüngste Gericht und die Auferstehung des Leibes und damit die Wiedervereinigung der Seele mit ihrem Leibe sei schon vorbei!
Und da solcherart bewiesen ist, daß Adrienne von Speyr eine ganz üble Irrlehrerin ist, ist einschlußweise auch bewiesen, daß ihre ganze "Begnadung", alle ihre mystischen Erlebnisse, ihre Schauungen, ihre "übernatürlichen" Aufzeichnungen, die sog. "Diktate" der "Heiligen" durch und durch unecht sind. Da vermag auch die "Autorität" eines Startheologen und "Kardinals" Hans Urs von Balthasar und eines von diesen Schwarmgeistern angesteckten und eingenommenen Papstes (Johannes Paul II.) nichts mehr zu retten. Die Bastion ist damit nicht nur geschliffen, sondern gefallen. Und Pater Berchmans Egloff ist auch im Interesse seiner "Agape"- Bewegung, die (nach seinen eigenen Worten) "das innere Leben unter der Führung der Gottesmutter pflegt" zu empfehlen, "den Rauch der Hölle", der nach Papst Paul VI. "in die Kirche eingedrungen sei" (wie er schreibt), da zu sehen, wo er tatsächlich ist, nämlich gerade in solchen gemeingefährlich irreführenden Pseudooffenbarungen, die zum Teil den wahren katholischen Glauben schlimmer zu verfälschen und zu verderben vermögen als die durchtriebensten Modernisten und Progressisten, die ja für Echtgläubige immerhin leicht erkennbar sind, während solche Propagandaschriften vonseiten eines als konservativ und marianisch geltenden Kapuzinerpaters für solche "charismatischen Häretiker" unvorstellbar viel mehr Unheil stiften.
Paul O. Schenker
Aus: «DAS ZEICHEN MARIENS», 23. Jahrgang, Nr. 2, Juni 1989, Seiten 7221ff.
Erneuerer aller Irrlehren (Vere antiqui erroris novi reparatores!)
Großherzog Leopold I., Bruder des Kaisers Joseph II., sehnte sich danach, kirchliche Reformen im Geiste des Jansenismus und Gallikanismus in seinen Staaten einzuführen. Sein Reformplan empfiehlt die Verbesserung des Breviers und des Missale; die ganze Heilige Schrift soll in jedem Jahre gelesen werden; die Ausspendung der heiligen Sakramnte soll in der Landessprache geschehen, der Kultus beschränkt werden, Bilder und Reliquien reduziert; alle Pracht aus den Kirchen sollte verschwinden und nur ein Altar sein, wie auch "abergläubische" Andachten und Prozessionen vermindert werden, usw. Predigten sollen moralischer Art sein, alles Mystische und Dogmatische gemieden werden. In seinem Ratgeber, dem Bischof Scipio Ricci von Pistoja, fand er einen eifrigen Helfer. Im Jahre 1786 wurden alle erwünschten Reformen von der in Pistoja gehaltenen Synode angenommen. Im Kern wurde alles gefordert, was sich seit dem sogenannten zweiten Vatikanischen Konzil durchgesetzt hat.
Der Herr und sein Hirte schliefen jedoch nicht; die Synode wurde vom Papst Pius VI. durch die Apostolische Konstitution "Auctorem fidei" verdammt. "Absit, ut vox Petri in illa unquam sede sua conticescat, in qua perpetuo vivens ille ac praesidens praestat quaerentibus fidei veritatem." "Fern sei es, daß die Stimme Petri je still werde auf diesem Stuhle, wo er ununterbrochen lebt und den Vorsitz hat, bereit, denen, die die Wahrheit suchen, diese zu gewähren" – so lesen wir in der Einleitung zu dieser für uns heute so wichtigen Konstitution. "In solchen Dingen", setzt die Einleitung fort, "ist Nachsicht nicht mehr gestattet, da es sozusagen ein Verbrechen ist, in solchen Dingen nachsichtsvoll zu sein, wie es ist, solch gottloses Zeug zu predigen. Solch eine Wunde muß herausgeschnitten werden, die nicht nur ein Glied verletzt, sondern den ganzen Leib der Kirche gefährdet!" "Wir befehlen deshalb allen Christgläubigen beiderlei Geschlechtes, daß sie es ja nicht wagen, eine im Gegensatz zu unserer Konstitution stehende Ansicht zu haben, zu lehren oder zu predigen, so daß, wer auch nur immer das, was gegen unsere Konstitution ist – sei es im ganzen oder einzelnen – lehren, verteidigen, herausgeben oder darüber öffentlich wie auch privat disputieren würde, es sei denn, um die verurteilten Sätze zu bekämpfen, den kirchlichen Zensuren, wie auch ähnlichen vom Gesetze angegebenen Strafen, welche festgesetzt sind gegen solche, die ähnliches begehen, allein schon durch die Tat selbst verfallen, ohne daß es notwendig wäre, dies noch öffentlich zu verlautbaren."
Nachdem der Papst die Veröffentlichung der Synodalakten in jedwelcher Sprache und Ausgabe, an jedem Ort, mögen sie schon gedruckt worden sein oder es noch werden, aufgrund seiner Apostolischen Autorität verboten und verurteilt hatte, verbietet er auch alle anderen Bücher, welche die verworfene Lehre verteidigen, seien sie geschrieben oder bereits gedruckt, wie auch, was Gott verhüte, noch herausgegeben würden, das Lesen dieser Bücher, ihr Abschreiben, Behalten und den Gebrauch, und zwar allen Christgläubigen und jedem einzelnen, unter der Strafe der Exkommunikation, welcher ein jeder durch die Tat selbst verfällt, ohne daß es notwendig wäre, dies noch zu verlautbaren." Daß dies auch für die Teilnehmer am sogenannten zweiten Vatikanum gilt, dürfte einleuchtend sein!
Um diese Sache ernst zu nehmen, schrieb Papst Pius VI. einige Male an den Bischof von Pistoja, Scipio Ricci, und seine Mahnungen müssen auch wir uns zu Herzen nehmen. "Es gibt sicher niemanden, der sich dessen nicht bewußt wäre" – schreibt er an den Bischof in einem Breve –, "daß (durch die verurteilten Sätze, O.K.) dogmatische Urteile verletzt werden, die vom Stuhle Petri erlassen wurden, deren Aufsicht dir anvertraut wurde." ... "Wenn nun bei einer Synode Dekrete des apostolischen Stuhles angeführt wurden, nie geschah dies, um sich herumzustreiten, als wären sie nicht unumstößlich, sondern sie wurden als sicher und unveränderlich betreachtet." (1) Es handelt sich diesbezüglich also NICHT UM FRAGEN DER DISZIPLIN !!!
Nach dem hl. Thomas von Aquin ist es Recht und Pflicht des Apostolischen Stuhles, "endgültig zu entscheiden, in dem, was sich auf den Glauben bezieht, und dafür zu sorgen, daß es von allen mit unerschütterlichem Glauben festgehalten werde." (2) Es ist niemandem gestattet, gegen apostolische Dekrete aufzutreten, so daß wenn jemand etwas anderes behaupten wollte, er sich selbst zunichte macht, nicht aber diese! Eine bereits entschiedene Angelegenheit erneut dem Unverstand einiger Wenigen darzubieten, ist nicht gestattet; dies verfolgen nur einige wenige Pseudobischöfe und Widerspenstige ... Wenn es gestattet wäre, menschlichen Meinungen freie Bahn zu lassen, nie würde es an jenen mangeln, die es wagten, die Wahrheit zu verspotten. Die Streitigkeiten und Auseinandersetzungen würden kein Ende nehmen, wenn es gestattet wäre, das, was von mehreren Päpsten festgsetzt wurde, von neuem zu beurteilen ... Wir, die wir Hüter der väterlichen Beschlüsse sein sollen, dürfen solche Anfeindungen nicht zulassen, nach den Worten des hl. Petrus Damianus: "Bedenke, daß der, der die Schlüssel Petri besitzt, gegen jede neue Lehre sich erheben muß, und die Förderer der Schlechtigkeit mit dem Richterspruch unschädlich machen muß." (3)
In einem weiteren Schreiben betont der Papst, daß es auch ihm nicht gestattet sei, über nach ernster Besprechung ausgesprochene Urteile Rechenschaft abzulegen. Ja, er muß sich aufgrund seines Amtes und seiner Würde solchen Auseinandersetzungen völlig und gewissenhaft widersetzen, sonst würden solche kein Ende nehmen und die Autorität, vor der sich ein jeder beugen muß, geschmälert werden." (4) "Infolgedessen", so bemerkt er in seinem Schreiben an Ferdinand III., "mußte er gegen die Synode von Pistoja einschreiten und so den künftigen Bischöfen von Pistoja und Prato, wie auch allen anderen, denen nichts im Wege stehen würe, mit ebensolcher Autorität, wie der jetzige Bischof es getan, den (unfehlbaren Beschlüssen) entgegengesetzte Regeln herauszugeben, womit eine neue Synode von Pistoja ins Leben gerufen wäre."(5)
In diesem Zusammenhange ist noch ausdrücklich auf das hinterlistige Vorgehen gegen das Dogma der Unbefleckten Empfängnis Mariae, wie verlautbart durch die Bulle "Ineffabilis Deus" vom Jahre 1854, aufmerksam zu machen, wie es aufgrund des Nichtausschließens der Polygenie (= der Mensch ist zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten von verschiedenen tierischen Ahnen entstanden; das Paradies ist ein Mythus. Was wir im Sündenfallbericht lesen, will kein Protokoll über den "Sündenfall" sein. ES IST NICHT WIRKLICH SO GESCHEHEN, WIE ES DARGESTELLT WIRD. (6)), immer wieder mit "kirchlicher" Approbation geschieht. Papst Pius IX. bestätigt in seiner erwähnten Bulle die vom Papst Sixtus IV. verhängten Strafen und fügt noch weitere zu: "Das Verbot zu predigen, der öffentlichen Vorlesung, den Verlust der Berechtigung zum Lehramte und zur Interpretation, den Verlust des aktiven und passiven Wahlrechtes, und zwar per sofort, ohne die Notwendigkeit einer Verlautbarung. Auch wird solch ein Priester für immer unfähig zu predigen, vorzulesen, zu interpretieren und zu belehren, durch die Tat selbst, ohne daß noch eine Verlautbarung diesbezüglich notwendig wäre. (7)
Gott läßt Seiner nicht spotten!
Dr. theol. Otto Katzer (+)
Literatur
1. Anfang und Schluß der Bulle "Auctorem fidel". Mansi, Conciliorem Collectio XXXVIII col. 1 104: "Nemo autem non intelligit apertam hinc inferri violationem dogmaticis judiciis, quae Petri cathedra tulit, eorumque censorem te constituere." "Dum in synodis prolata sunt apostolicae sedis decreta, numquam est actum, ut contenderetur de incertis, sed ut certa atque immutabilia."
2. II. II. q.1 art. 10
3. Monsi, op. cit. col. 1105: "Contra ea, quae apostolicis sunt fundata decretis nihil cuique audere conceditur; ita ut si quis diversum aliquid decernere velit, se potius minuat, quam illa corrumpat, causamque jampridem definitam haud decere per paucorum insipientiam ad conjecturas opinionum, et ad carnalium disputationum bella revocare Nam si humanis persuasionibus semper foret liberum disceptare, numquam deessent qui veritati audeant insultare, nullusque contentionibus ac certaminibus finis, si de his, quae plurimorum pontificum consensione firmata sunt, novum liceret ferre judicium ..."Col. 1106: "Nos qui custodes esse debemus paternarum constitutionum, unde assensum praebere non possumus illarum impugnationibus monito d. Petri Damiani tradentis: "Qui vice Petri claves tenet, ipse potissimum adversus novum dogma consurgat, et introductores pravitatis dignae sententiae jaculatio confodiat."
4. Mansi, op. cit. col. 1108: "Quapropter nobis minime convenit, ut de semel prolatis judiciis, quae nonnisi praevia severiori discussione sunt edita, reddamus rationem; immo pro munere dignitateque nostra a novis concertationibus omnino ac diligenter abstinere debemus; alias nunquam foret disputationem finis, ac minueretur auctoritas, cui sese subiicere quisque constringitur.
5. Mansi, op. cit. col. 1258: "... ut certa atque expressa pateat damnatio quae omnem praecludatviam futuris tam Pistoriensibus et Pratensibus episcopis, quam ceteris omnibus, quibus nihil obstare videri passet, ut eadem pariquae auctoritate, qua hodiernus usus est episcopus, contrarias ipsius epistolae pastorali illi constituant ac edicant, et ita Fiat ut Ricciana rursus synodus in lucem proferatur."
6. Ferdinand Krenzer, Morgen wird man wieder glauben, 18. Auflage 1978, Seite 190.
7. Litterae apostolicae de dogmatica definitione Immaculati Conceptus beatae Mariae Virginis, A.D. 1854 "Ineffabilis Deus".
8. Das Tridentinisch-Vatikanische Glaubensbekenntnis
Der Herr und sein Hirte schliefen jedoch nicht; die Synode wurde vom Papst Pius VI. durch die Apostolische Konstitution "Auctorem fidei" verdammt. "Absit, ut vox Petri in illa unquam sede sua conticescat, in qua perpetuo vivens ille ac praesidens praestat quaerentibus fidei veritatem." "Fern sei es, daß die Stimme Petri je still werde auf diesem Stuhle, wo er ununterbrochen lebt und den Vorsitz hat, bereit, denen, die die Wahrheit suchen, diese zu gewähren" – so lesen wir in der Einleitung zu dieser für uns heute so wichtigen Konstitution. "In solchen Dingen", setzt die Einleitung fort, "ist Nachsicht nicht mehr gestattet, da es sozusagen ein Verbrechen ist, in solchen Dingen nachsichtsvoll zu sein, wie es ist, solch gottloses Zeug zu predigen. Solch eine Wunde muß herausgeschnitten werden, die nicht nur ein Glied verletzt, sondern den ganzen Leib der Kirche gefährdet!" "Wir befehlen deshalb allen Christgläubigen beiderlei Geschlechtes, daß sie es ja nicht wagen, eine im Gegensatz zu unserer Konstitution stehende Ansicht zu haben, zu lehren oder zu predigen, so daß, wer auch nur immer das, was gegen unsere Konstitution ist – sei es im ganzen oder einzelnen – lehren, verteidigen, herausgeben oder darüber öffentlich wie auch privat disputieren würde, es sei denn, um die verurteilten Sätze zu bekämpfen, den kirchlichen Zensuren, wie auch ähnlichen vom Gesetze angegebenen Strafen, welche festgesetzt sind gegen solche, die ähnliches begehen, allein schon durch die Tat selbst verfallen, ohne daß es notwendig wäre, dies noch öffentlich zu verlautbaren."
Nachdem der Papst die Veröffentlichung der Synodalakten in jedwelcher Sprache und Ausgabe, an jedem Ort, mögen sie schon gedruckt worden sein oder es noch werden, aufgrund seiner Apostolischen Autorität verboten und verurteilt hatte, verbietet er auch alle anderen Bücher, welche die verworfene Lehre verteidigen, seien sie geschrieben oder bereits gedruckt, wie auch, was Gott verhüte, noch herausgegeben würden, das Lesen dieser Bücher, ihr Abschreiben, Behalten und den Gebrauch, und zwar allen Christgläubigen und jedem einzelnen, unter der Strafe der Exkommunikation, welcher ein jeder durch die Tat selbst verfällt, ohne daß es notwendig wäre, dies noch zu verlautbaren." Daß dies auch für die Teilnehmer am sogenannten zweiten Vatikanum gilt, dürfte einleuchtend sein!
Um diese Sache ernst zu nehmen, schrieb Papst Pius VI. einige Male an den Bischof von Pistoja, Scipio Ricci, und seine Mahnungen müssen auch wir uns zu Herzen nehmen. "Es gibt sicher niemanden, der sich dessen nicht bewußt wäre" – schreibt er an den Bischof in einem Breve –, "daß (durch die verurteilten Sätze, O.K.) dogmatische Urteile verletzt werden, die vom Stuhle Petri erlassen wurden, deren Aufsicht dir anvertraut wurde." ... "Wenn nun bei einer Synode Dekrete des apostolischen Stuhles angeführt wurden, nie geschah dies, um sich herumzustreiten, als wären sie nicht unumstößlich, sondern sie wurden als sicher und unveränderlich betreachtet." (1) Es handelt sich diesbezüglich also NICHT UM FRAGEN DER DISZIPLIN !!!
Nach dem hl. Thomas von Aquin ist es Recht und Pflicht des Apostolischen Stuhles, "endgültig zu entscheiden, in dem, was sich auf den Glauben bezieht, und dafür zu sorgen, daß es von allen mit unerschütterlichem Glauben festgehalten werde." (2) Es ist niemandem gestattet, gegen apostolische Dekrete aufzutreten, so daß wenn jemand etwas anderes behaupten wollte, er sich selbst zunichte macht, nicht aber diese! Eine bereits entschiedene Angelegenheit erneut dem Unverstand einiger Wenigen darzubieten, ist nicht gestattet; dies verfolgen nur einige wenige Pseudobischöfe und Widerspenstige ... Wenn es gestattet wäre, menschlichen Meinungen freie Bahn zu lassen, nie würde es an jenen mangeln, die es wagten, die Wahrheit zu verspotten. Die Streitigkeiten und Auseinandersetzungen würden kein Ende nehmen, wenn es gestattet wäre, das, was von mehreren Päpsten festgsetzt wurde, von neuem zu beurteilen ... Wir, die wir Hüter der väterlichen Beschlüsse sein sollen, dürfen solche Anfeindungen nicht zulassen, nach den Worten des hl. Petrus Damianus: "Bedenke, daß der, der die Schlüssel Petri besitzt, gegen jede neue Lehre sich erheben muß, und die Förderer der Schlechtigkeit mit dem Richterspruch unschädlich machen muß." (3)
In einem weiteren Schreiben betont der Papst, daß es auch ihm nicht gestattet sei, über nach ernster Besprechung ausgesprochene Urteile Rechenschaft abzulegen. Ja, er muß sich aufgrund seines Amtes und seiner Würde solchen Auseinandersetzungen völlig und gewissenhaft widersetzen, sonst würden solche kein Ende nehmen und die Autorität, vor der sich ein jeder beugen muß, geschmälert werden." (4) "Infolgedessen", so bemerkt er in seinem Schreiben an Ferdinand III., "mußte er gegen die Synode von Pistoja einschreiten und so den künftigen Bischöfen von Pistoja und Prato, wie auch allen anderen, denen nichts im Wege stehen würe, mit ebensolcher Autorität, wie der jetzige Bischof es getan, den (unfehlbaren Beschlüssen) entgegengesetzte Regeln herauszugeben, womit eine neue Synode von Pistoja ins Leben gerufen wäre."(5)
In diesem Zusammenhange ist noch ausdrücklich auf das hinterlistige Vorgehen gegen das Dogma der Unbefleckten Empfängnis Mariae, wie verlautbart durch die Bulle "Ineffabilis Deus" vom Jahre 1854, aufmerksam zu machen, wie es aufgrund des Nichtausschließens der Polygenie (= der Mensch ist zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten von verschiedenen tierischen Ahnen entstanden; das Paradies ist ein Mythus. Was wir im Sündenfallbericht lesen, will kein Protokoll über den "Sündenfall" sein. ES IST NICHT WIRKLICH SO GESCHEHEN, WIE ES DARGESTELLT WIRD. (6)), immer wieder mit "kirchlicher" Approbation geschieht. Papst Pius IX. bestätigt in seiner erwähnten Bulle die vom Papst Sixtus IV. verhängten Strafen und fügt noch weitere zu: "Das Verbot zu predigen, der öffentlichen Vorlesung, den Verlust der Berechtigung zum Lehramte und zur Interpretation, den Verlust des aktiven und passiven Wahlrechtes, und zwar per sofort, ohne die Notwendigkeit einer Verlautbarung. Auch wird solch ein Priester für immer unfähig zu predigen, vorzulesen, zu interpretieren und zu belehren, durch die Tat selbst, ohne daß noch eine Verlautbarung diesbezüglich notwendig wäre. (7)
Gott läßt Seiner nicht spotten!
Dr. theol. Otto Katzer (+)
Literatur
1. Anfang und Schluß der Bulle "Auctorem fidel". Mansi, Conciliorem Collectio XXXVIII col. 1 104: "Nemo autem non intelligit apertam hinc inferri violationem dogmaticis judiciis, quae Petri cathedra tulit, eorumque censorem te constituere." "Dum in synodis prolata sunt apostolicae sedis decreta, numquam est actum, ut contenderetur de incertis, sed ut certa atque immutabilia."
2. II. II. q.1 art. 10
3. Monsi, op. cit. col. 1105: "Contra ea, quae apostolicis sunt fundata decretis nihil cuique audere conceditur; ita ut si quis diversum aliquid decernere velit, se potius minuat, quam illa corrumpat, causamque jampridem definitam haud decere per paucorum insipientiam ad conjecturas opinionum, et ad carnalium disputationum bella revocare Nam si humanis persuasionibus semper foret liberum disceptare, numquam deessent qui veritati audeant insultare, nullusque contentionibus ac certaminibus finis, si de his, quae plurimorum pontificum consensione firmata sunt, novum liceret ferre judicium ..."Col. 1106: "Nos qui custodes esse debemus paternarum constitutionum, unde assensum praebere non possumus illarum impugnationibus monito d. Petri Damiani tradentis: "Qui vice Petri claves tenet, ipse potissimum adversus novum dogma consurgat, et introductores pravitatis dignae sententiae jaculatio confodiat."
4. Mansi, op. cit. col. 1108: "Quapropter nobis minime convenit, ut de semel prolatis judiciis, quae nonnisi praevia severiori discussione sunt edita, reddamus rationem; immo pro munere dignitateque nostra a novis concertationibus omnino ac diligenter abstinere debemus; alias nunquam foret disputationem finis, ac minueretur auctoritas, cui sese subiicere quisque constringitur.
5. Mansi, op. cit. col. 1258: "... ut certa atque expressa pateat damnatio quae omnem praecludatviam futuris tam Pistoriensibus et Pratensibus episcopis, quam ceteris omnibus, quibus nihil obstare videri passet, ut eadem pariquae auctoritate, qua hodiernus usus est episcopus, contrarias ipsius epistolae pastorali illi constituant ac edicant, et ita Fiat ut Ricciana rursus synodus in lucem proferatur."
6. Ferdinand Krenzer, Morgen wird man wieder glauben, 18. Auflage 1978, Seite 190.
7. Litterae apostolicae de dogmatica definitione Immaculati Conceptus beatae Mariae Virginis, A.D. 1854 "Ineffabilis Deus".
8. Das Tridentinisch-Vatikanische Glaubensbekenntnis
Das Tridentinisch-Vatikanische Glaubensbekenntnis
Ich N.N. glaube mit fester Überzeugung und bekenne alles und jedes, was in dem Glaubensbekenntnisse, dessen sich die heilige römische Kirche bedient, enthalten ist, nämlich:
Ich glaube an einen Gott, den allmächtigen Vater, den Schöpfer des Himmels und der Erde, aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge. Und an einen Herrn Jesum Christum, den eingebornen Sohn Gottes, der aus dem Vater geboren ist von Ewigkeit, Gott von Gott, Licht vom Lichte, wahrer Gott vom wahren Gotte; geboren, nicht erschaffen, einer Wesenheit mit dem Vater; durch den alles erschaffen ist. Der wegen uns Menschen und um unseres Heiles willen vom Himmel herabgestiegen ist; der durch den Heiligen Geist aus Maria der Jungfrau Fleisch angenommen hat und Mensch geworden ist; der auch unter Pontius Pilatus für uns gekreuzigt worden ist, gelitten hat und begraben wurde; am dritten Tage aber ist er nach der Schrift wieder auferstanden; er ist aufgefahren in den Himmel, sitzet zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen mit Herrlichkeit, zu richten die Lebendigen und die Toten; und seines Reiches wird kein Ende sein. Ich glaube auch an den Heiligen Geist, den Herrn und Lebendigmacher, der vom Vater und dem Sohne ausgeht, der mit dem Vater und dem Sohne zugleich angebetet und verherrlicht wird, der durch die Propheten geredet hat. Ich glaube an eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. Ich bekenne eine Taufe zur Vergebung der Sünden und erwarte die Auferstehung der Toten und das künftige ewige Leben. Amen.
Die apostolischen und kirchlichen Traditonen (Überlieferungen) samt den übrigen Gebräuchen und Satzungen der Kirche nehme ich an und verharre dabei fest.
Ebenso nehme ich die Heilige Schrift nach dem Sinne an, den die heilige Mutter, die Kirche, angenommen hat und annimmt, der es zusteht, über den wahren Sinn und die wahre Auslegung der Heiligen Schrift zu urteilen. Niemals will ich dieselbe anders als nach dem einstimmigen Sinne der Väter annehmen und auslegen.
Ich bekenne ferner, daß es sieben wahre und eigentliche Sakramente des Neuen Bundes gibt, die von Jesus Christus, unserm Herrn, eingesetzt und zum Heile des menschlichen Geschlechtes notwendig sind, obwohl nicht einem jeden Menschen alle, nämlich die Taufe, die Firmung, das Sakrament des Altars, die Buße, die Letzte Ölung, die Priesterweihe und die Ehe; und daß sie Gnade erteilen, und von diesen die Taufe, die Firmung und die Priesterweihe ohne Gottesraub nicht zweimal empfangen werden können.
Auch die Gebräuche, die bei feierlicher Erteilung aller dieser Sakramente in der katholischen Kirche eingeführt und genehmigt sind, nehme ich an und billige sie.
Alles und jedes, was im heiligen Tridentinischen Kirchenrate über die Erbsünde und die Rechtfertigung entschieden und erklärt worden ist, erkenne ich und nehme ich an.
Ich bekenne auch, daß in der Messe Gott ein wahres, eigentliches und versöhnendes Opfer für die Lebendigen und die Gestorbenen dargebracht wird, und daß in dem heiligsten Sakramente des Altars wahrhaft, wirklich und wesentlich der Leib und das Blut unseres Herrn Jesu Christi mit seiner Seele und Gottheit zugegen ist, und daß die ganze Substanz (Wesenheit) des Brotes in den Leib, und die ganze Substanz des Weines in das Blut verwandelt wird, welche Verwandlung die katholische Kirche Transsubstantiation (das ist Verwandlung einer Wesenheit in die andere) heißt.
Ich bekenne zugleich, daß auch bloß unter einer Gestalt Christus ganz und ungeteilt und das wahre Sakrament empfangen wird.
Ich glaube standhaft, daß es einen Reinigungsort gibt, und daß die Seelen darin durch die Fürbitte der Gläubigen Hilfe erhalten.
Auf gleiche Weise glaube ich, daß die Heiligen, die mit Christus regieren, zu verehren und anzurufen seien, und daß sie bei Gott ihr Gebet für uns darbringen, und daß ihre Reliquien in Ehren zu halten seien.
Ich nehme ganz fest an, daß die Bilder Christi und der allzeit jungfräulichen Gottesgebärerin, wie auch anderer Heiligen beizubehalten sind, und daß wir ihnen die schuldige Ehre und Verehrung erweisen sollen.
Auch bekenne ich, daß die Gewalt, Ablässe zu erteilen von Christus in der Kirche hinterlassen worden, und daß deren Gebrauch dem christlichen Volke sehr heilsam ist.
Die heilige, katholische und apostolische römische Kirche erkenne ich als Mutter und Lehrmeisterin aller Kirchen an, und dem römischen Papste, als dem Nachfolger des heiligen Apostelfürsten Petrus und dem Statthalter Jesu Christi, verspreche und gelobe ich wahren Gehorsam.
Auch alles übrige, was von den heiligen Kirchensatzungen und allgemeinen Kirchenversammlungen und besonders von dem Tridentinischen Kirchenrate, wie auch vom allgemeinen Vatikanischen Konzil, zumal über den Primat und das unfehlbare Lehramt des Papstes, überliefert, entschieden und erklärt worden ist, nehme ich unbezweifelt an und bekenne es; und alles, was entgegen ist, und jede von der Kirche verworfene Lehre, verwerfe auch ich. – Diesen wahren katholischen Glauben, außer dem niemand selig werden kann, den ich gegenwärtig freiwillig bekenne und in Wahrheit habe, will ich ganz und unverletzt bis zum letzten Hauche meines Lebens mit Gottes Hilfe aufs standhafteste behalten und bekennen, und ich werde mich, soviel an mir liegt, bemühen, daß er auch von meinen Untergebenen oder denjenigen, deren Sorge mir in meinem Amte obliegen wird, gehalten, gelehrt und verkündet werde.
(Jetzt legt derjenige, der das Glaubensbekenntnis betet, seine rechte Hand auf ein geöffnetes Evangelienbuch und spricht:)
Das verspreche, gelobe und schwöre ich N.N., so wahr mit Gott helfe und diese heiligen Evangelien Gottes!
Alle katholischen Geistlichen sind zur Ablegung dieses Tridentinisch-Vatikanischen Glaubensbekenntnisses verpflichtet: Zum erstenmal vor ihrer Subdiakonatsweihe und später jedesmal vor Antritt eines höheren Amtes – auch vor der Teilnahme an einem Konzil.
Vorher veröffentlicht in: «DAS ZEICHEN MARIENS», 23. Jahrgang, Nr. 2, Juni 1989, Seite 7220
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