Da hat also im Oktober 1988 der rührige Kapuziner Pater Berchmans Egloff, St. Gallen (Schweiz), ein Broschürchen herausgegeben, in welchem er "die schönsten Aussagen" aus "den umfangreichen Tagebüchern, die der kürzlich verstorbene Kardinal, Hans Urs von Balthasar, über Erlebnisse und Offenbarungen der Mystikerin Adrienne von Speyr veröffentlicht hat", als "Kostbarkeiten, die für die Vielen zu einem tröstlichen und erfreulichen Erlebnis werden sollen" kurz zusammengestellt hat. Es trägt den Titel "Der offene Himmel".
Natürlich spielt auch hier der "Heilige Geist" eine eminente Rolle, wie bekanntlich auch beim Konzil und bei allen Entwicklungen der Kirche seither. P. Egloff schreibt: "Durch die Jahrhunderte der Kirchengeschichte hat der Heilige Geist immer neue Auserwählte in die ursprünglichen Offenbarungsinhalte und -erlebnisse eingetaucht, um durch sie den christlichen Glauben zu verlebendigen und zu vertiefen. Eine solche Auserwählte ist Adrienne von Speyr (1902-1967). Sie schreibt in den zahlreichen Büchern, die ihr Beichtvater, der bekannte Theologe Hans Urs von Balthasar, eingeleitet und herausgegeben hat (Johannes-Verlag, Bücherdienst, Allmeindstr. 15, CH-8840 Einsiedeln), sehr oft von ihren Erlebnissen im himmlischen Bereich."
Wir haben es also mit einer Privilegierten zu tun, die wie ein hl. Stephanus den Himmel offen sah, aber natürlich nicht nur für einen Augenblick, sondern während Jahren, ja sogar "im Himmel war und mit Himmlischem in Beziehung kam"; denn "in Wirklichkeit gibt es keine Wand zwischen Diesseits und Jenseits, nicht einmal ein Vorhang. Der Himmel ist offen, ja wir leben schon drin." P. Egloff räumt zwar ein, daß Adrienne "nichts Neues über den Himmel ausgesagt hätte, wie alle echten Mystiker, denen göttliche Offenbarungen zuteil werden", aber wir werden gleich sehen, daß sie eben doch sehr viel Dinge aussagt, die mit der Offenbarung nicht übereinstimmen. Laut dem vonspeyr- und vonbalthasar-begeisterten Verfasser des Traktätchens fällt aber doch neues Licht auf die Offenbarung. "Die Offenbarungsworte werden leuchtender, und unsere Vorstellung des Himmels wird plastischer". Wir werden aber gleich sehen, daß in Wirklichkeit das Gegenteil davon der Fall ist. Die Offenbarung wird verfälscht, verdunkelt, und unsere Vorstellung des Himmels wird verdiesseitigt!
Ich betrachte es deshalb als meine Aufgabe, hiermit den Nachweis zu erbringen, daß Adrienne von Speyr mitnichten eine echte Mystikerin war.
P. Egloff hingegen schreibt im Brustton der Überzeugung: "Wenn auch nicht offiziell heilig gesprochen oder als Kirchenlehrerin erklärt, so ist doch beachtenswert und vielleicht einzigartig, daß höchste kirchliche Autoritäten in Theologie und Hierarchie so kurze Zeit nach ihrem Tod ihrer Botschaft das Zeugnis der Echtheit ausgestellt haben. Papst Johannes Paul II. selbst hat 1985 in Rom ein internationales Symposium über ihre Theologie und Spiritualität angeordnet, an dem Kardinäle, Geistliche vieler Orden und Laien Vorträge und Diskussionen gehalten haben. Der Papst selbst hat am Schluß ihr Leben und Werk gewürdigt."
Gewissermaßen gilt also diese Ärztin aus Basel bereits als Heilige und obendrein noch als Kirchenlehrerin, jedenfalls für diese konziliaren Schwarmgeister. Daß auch Papst Johannes-Paul II. zu den Verehrern Adriennes gehört, ist logisch, nachdem er ihren Beichtvater und Seelenführer Hans Urs von Balthasar zum Kardinal ernannt hat. Und es leuchtet auch ein, warum dem so ist: Adriennes Spiritualität ist nichts anderes als die neupfingstliche Spiritualität der offiziellen Kirche."
Zu ihren Lebzeiten mußte sie sich zurückhalten, aber jetzt, nach ihrem Tod, wirkt sie durch ihre Schriften, die in alle großen Weltsprachen übersetzt sind."
"Fast jede Seite der Tagebücher leuchtet im Widerschein des Himmels."
"Mit dem heiligen Ignatius (von Loyola, dem Gründer des Jesuiten-Ordens) zum Beispiel hatte sie eine besonders enge, herzliche Beziehung. Er belehrt sie, er warnt sie, tröstet sie, er führt sie; er offenbart ihr verborgene und zukünftige Dinge: "Bei den Antworten ist der heilige Ignatius immer von einer unglaublichen Güte. Er geht auf alles ein, bringt alles ins rechte Lot, und immer ist es auch lustig mit ihm; er bringt alles mit feinem Humor, oft mit einem Witz vor, so daß Adrienne laut lachen muß, "wenn sie ihn sieht und nachher beschreibt." "Der heilige Ignatius konnte neben ihr auf der Straße gehen und sich mit ihr unterhalten, und es bestand kein Widerspruch zwischen ihm und der übrigen umgebenden Welt. Alles war vollkommen natürlich. Er konnte im Zimmer sitzen, etwas diktieren, und es wäre erstaunlich erschienen, wenn jemand, der hereintrat, ihn nicht gesehen hätte."
Schon aus diesen wenigen Zeilen über die "Mystik" dieser Adrienne von Speyr ist für jeden einigermaßen geschulten, gebildeten, belesenen und gleichzeitig seiner Sinne mächtigen katholischen Christen klar, daß es da nicht mit rechten Dingen zugeht. Im "Exerzitienbuch des hl. Ignatius von Loyola", 2. Band, Herder 1926, können wir lesen: "Wir dürfen den Himmel nicht in Vergleich bringen mit irdischen Dingen", d.h. wir dürfen ihn nicht so darstellen, als ob das Irdische gewissermaßen nur einer Verklärung bedürfe, um Himmel zu werden, eben: als lebten wir schon hier im Himmel, "auch wenn unsere Sinne die überirdische Wirklichkeit, der gegenüber unsere wahrnehmbare Welt nur ein Schatten ist, nicht erfassen".
Pater Berchmans gesteht: "Beim Lesen der Tagebücher muß ich stets von neuen staunen, wie "menschlich" die Himmlischen sind. In Lourdes und Fatima erschien die Muttergottes wohl in liebenswürdiger Mütterlichkeit, aber doch in unnahbarer Erhabenheit und in himmlischem Glanz. Adrienne hingegen erfährt die Heiligen, sogar die Himmelskönigin, in menschlicher Nähe, im gewöhnlichen Alltag." Er stellt also selber fest, daß da ein beträchtlicher Unterschied besteht, aber es liegt ihm ferne, daraus zu schließen, daß diese Diskrepanz ein Indiz für die Unechtheit Adriennes sein könnte.
"Nicht nur Wunder und Zeichen begleiteten Adriennes Weg durch ihr irdisches Dasein: Es waren die Himmelsbewohner selbst, die Muttergottes, Engel, Heilige, die ihr auf unseren Straßen, in unseren Räumen begegneten."
"Besonders in Einsiedeln erlebte sie immer wieder neu den offenen Himmel. Als sie im Januar 1944 mit ihrem Beichtvater (H.U. v. Balthasar) aus der Kirche in den Schnee hinaustrat, sagte sie: "Seien Sie sich bewußt, daß wir nicht allein sind; alle sind da." Sie schaute sich lange auf dem Platz um, um sich alles anzusehen und einzuprägen. Und sie war guter Dinge. Nachher erzählte sie, Ignatius sei neben uns gegangen. - Wieder einmal nach einem Besuch in Einsiedeln spricht sie vom Himmel: Sie habe das Gefühl, absolut dazu zu gehören und doch nicht darin zu sein. Sie hätte nur einen Schritt zu tun brauchen, um wirklich darin einzutreten. Aber dieser Schritt käme nicht in Frage, vorläufig. Hingegen hatte sie die Einsicht, daß nur eine ganz kleine Drehung des Gesichtswinkels nötig wäre, um den Himmel schon in der irdischen Existenz zu sehen. Wer auf Erden in der Gnade lebt, lebt eigentlich im Himmel, weiß es bloß nicht, könnte es aber wissen. Es ist ein dünner Schleier."
"Es war ein beständiges, seltsames Ineinander von Himmel und Erde. Man konnte den Platz gleichsam unter zwei verschiedenen Rücksichten betrachten, einmal als Erde mit wenig Menschen und tiefem Schnee, dann als Himmel mit der großen Menge Engel und Heiligen zwischen den irdischen Menschen. "In der Nacht dann", erzählt sie, "war Maria da, lange Zeit. Sie war ganz nah und menschlich, und es gab ein Gespräch wie gleich zu gleich über Zukunftspläne." Am Schluß gab ihr Maria einen Kuß und verschwand. - Nicht nur in Einsiedeln hatte sie solche Erscheinungen, sondern wo immer sie sich aufhielt. Und diese Erscheinungen, sagte sie, seien keine Visionen, sondern schlichte Realität. - Sie hatte Tage überschwenglicher Seligkeit, an denen sie mit Maria ständigen Umgang hatte, die sie teils sichtbar, teils unsichtbar überall begleitete. Während der Arbeit, in der Sprechstunde ist sie da. Einst telefoniert der Beichtvater (H.U. v. Balthasar), während die Mutter (die Gottesmutter!) bei Adrienne ist. Diese übergibt ihr einen Gruß (von Hans Urs). Mit einer unvergleichlichen Gebärde habe die Mutter den Gruß entgegengenommen, daß Adrienne voller Enzücken ausrief: "Sie hätten das sehen sollen!"
Maria versprach ihr einst, sie werde jedesmal, wenn sie mit einem Ave rufe, ihr erscheinen. Auch die Heiligen waren wirklich da: die Kommentare, die sie zu Büchern der Heiligen Schrift verfaßte, haben ihr die betreffenden heiligen Schriftsteller selber diktiert. Der heilige Paulus schien es einst eilig gehabt zu haben, mit seinem Diktat zu beginnen. Adrienne sah ihn öfters. Einmal saß er im Auto, während sie ins Klaraspital fuhr. Sie ging mit ihm in die Kapelle. Er erklärte ihr, "daß sie den Brief auswählen könne, den er kommentieren soll".
Geht schon aus diesen Zitaten genügsam hervor, daß es sich bei dieser "Begnadeten", deren "Offenbarungen" Pater Egloff "eine Öffnung des Himmels" nennt, um eine Exaltierte handelt, so ist doch noch das Folgende von besonderem Gewicht für eine Erhärtung unserer Behauptung der absoluten Unechtheit ihrer ganzen Mystik.
Pater Berchmans Egloff fragt sich an einer Stelle seines Heftchens: "Aber werden auch wir selber uns im Himmel so menschlich ausdrücken können? Schon vor der Auferstehung? - Ohne Körper? - Nur Seele! Was kann man sich dabei vorstellen?
Und aus den "Offenbarungen" Adriennes schöpfend, gibt er folgende Anwort: "Wir werden "ganze Menschen" sein: "Vor einigen Nächten", so berichtet ihr Beichtvater, "sei Adrienne wirklich von ihrem Leib getrennt gewesen. Wirklich im Himmel. Sie wußte, was Himmel heißt. Ich fragte sie, ob sie ohne Körper gewesen sei? - Nein, nicht ohne Körper. Natürlich hätten sie auch im Himmel ihren Körper, aber einen ganz vom Geist her geformten und gehaltenen Körper. Ob dies der endgültige Körper sei, oder ob sie sich denken könne, daß man auf den Auferstehungsleib warten müsse? Nein, sagt sie ganz erstaunt, natürlich der endgültige Körper. Ob sie Maria in einem anders gearteten himmlischen Leib erblickt habe als die anderen? Nein, natürlich nicht. Ignatius und die anderen hätten ebenso ihren endgültigen Leib wie die Muttergottes und Christus. Dann sei wohl, sagte ich, was man so das Jüngste Gericht zu nennen pflege, für sie schon vorbei, da sie ja in der Seligkeit sind? Sie ist ganz erstaunt und denkt nach: "Was kann denn für die Seligen noch für ein Gericht kommen? Das ist ja ganz unmöglich. Man lebt dort in einem anderen Zeitalter."
Aufgrund dieser (wenigen) Aussagen Adriennes kann man leicht nachweisen, daß sie eine Häretikerin ist, wahrscheinlich (mildernd für sie) nur materiell, nicht formell. Ihr Beichtvater und Seelenführer Hans Urs von Balthasar als Theologe (und designierter Kardinal) hingegen muß strenger beurteilt werden. Wir haben ja bereits gesehen, welche Art von Theologie die seinige war. Man lese das hervorragende, höchst informative Werk von Magister Johannes Rothkranz: "Die Kardinalfehler des Hans Urs von Baltharsar" (erhältlich bei unserem Verlag!).
Daß am Ende der Zeiten ein allgemeines Weltgericht stattfinden wird, ist die wiederholte und ausdrückliche Lehre des Heilandes (Matth. 25,31-45; vgl. 16,27; 13,41); die Lehre der Apostel (Apg. 10,42; 17,31; Röm. 2,5 6; 2 Kor. 5,10; 2 Tim. 4,1; Jud. 14 usw.), der alten Propheten (Is. 13,9; 66,15 usw.; Dan. 7,9 usw.; Joel 2,1; Soph. 1,14 usw.; Mal. 1,1 usw.) und die allgemeine Überzeugung der Kirche in ihren Glaubensbekenntnissen. "Resurrectio mortuorum spes Christianorum - Die Auferstehung der Toten die Hoffnung der Christen" (Tertullian).
Die Gründe sind diese: Der Mensch muß auch in sozialer Beziehung als Glied der Familie, Gemeinde, des Staates und des Menschengeschlechts gerichtet, belohnt und bestraft werden. Deshalb wird auch das Urteil durch Gründe aus der gesellschaftlichen Erziehung bestätigt (Matth. 25,35- 45). Ebenso muß Gott gerechtfertigt werden in der Führung und Leitung der Völker und aller Menschen. Christus endlich muß einmal glorreich erscheinen als Haupt, König, Gesetzgeber und Richter der ganzen Menschheit. Und das geschieht in der passendsten Weise im letzten, allgemeinen Gericht. Es ist da alles groß und universal angelegt.Wir können 3 Teile im Gericht unterscheiden: die Vorbereitung, die Gerichtsverhandlung und das Urteil.
Die erste Vorbereitung sind die schrecklichen Vorboten des Gerichts: Krieg, Erdbeben, schreckliche Erschütterungen und Störungen im Laufe der Natur, Furcht und Entsetzen der Erdbewohner. "Die Sonne wird sich verfinstern, der Mond wird seinen Schein nicht mehr geben, die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden" (Matth. 24,29).
Die zweite Vorbereitung ist die Auferstehung der Toten. Auf den Posaunenstoß beginnt die Erde zu kreißen, und die Gräber öffnen sich. Die Verklärten gehen hervor leicht, schön wie Blumen, Sterne und Sonnen und werden von den Engeln in herrlicher Prozession zum Orte des Gerichts geleitet. Die Verdammten müssen auch heraus. Scheu und träge wie Ungeziefer und Unken, die sich vor dem Lichte scheuen, erscheinen sie mit ihren entstellten, ekelhaften Leibern voll Scham und Schande und werden ebenfalls zum Orte des Gerichts getrieben (Matth. 13,49 50). "Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, es kommt die Stunde, ja sie ist jetzt schon da, in der die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden. ... Wundert euch nicht darüber, denn es kommt die Stunde, da alle, die in den Gräbern ruhen, seine Stimme hören werden. Die Gutes getan haben, erstehen dann zum Leben; die Böses verübt haben, erstehen zum Gericht" (Joh. 5,25 28 29).
"Dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen. Alle Völker auf Erden werden wehklagen und werden den Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommen sehen" (Matth. 25,30). "Und dann wird man den Menschensohn kommen sehen auf einer Wolke mit großer Macht und Herrlichkeit" (Luk. 21,27)."
Die dritte Vorbereitung ist die Ankunft des Heilandes. Nach der Schrift wird er mit großer Macht und Herrlichkeit, von wunderbaren Lichterscheinungen begleitet, sich zeigen, mit einem unabsehbaren Geleite von Engeln, Heerscharen, in Hoheit, Glanz und Majestät als König und Gottessohn. Er kann in gewaltiger Machtentfaltung erscheinen, wenn er will; und jetzt will er es, um sich zu offenbaren als Haupt der Menschheit und Herrn des Himmels und der Erde, als Sohn Gottes in der Majestät des Vaters und um sich Ersatz und Genugtuung zu verschaffen für die Demut und Niedrigkeit seiner ersten Ankunft.
Die Wirkung seiner Ankunft wird schon ein Himmel sein für die Seligen. Sie werden staunen, bewundern, in Lob und Preis ausbrechen, ihm mit Alleluja durch die Luft entgegenfahren. Im Gegenteil aber wird sein Erscheinen verheerend und schrecklich sein für die Verdammten! Wie ein Sturm in das Herbstlaub und wie ein Feuer in dürres Gras und Röhricht fällt, so wird das Erscheinen Christi unter sie fahren. Weh, das hat noch gefehlt! Dieser Jesus, an den sie nicht geglaubt, den sie verachtet und den sie gehaßt und verspottet, ist jetzt öffentlich vor aller Welt als Richter über ihnen. "Ihr Hügel, fallet über uns; Berge, bedecket uns" (Luk. 23,30).
Die Gerichtsverhandlung wird nicht lange Zeit in Anspruch nehmen. Durch ein Wunder der Allmacht und Weisheit Gottes werden auch hier in einem Augenblick die Gewissen aller geoffenbart werden und aufleuchten vor den Augen des ganzen Menschengeschlechts wie ein unermeßliches Lichtbild. Es ist das Bild der ganzen Kirchen- und Weltgeschichte, gewoben aus den Wegen und Taten der einzelnen, der Familien, der Gemeinden, der Staaten und aller Völker vom Anbeginn bis auf die letzte Stunde. Alles wird klar dastehen: die geheimen Absichten, Pläne und Umtriebe der Verdammten in ihrer Erbärmlichkeit, Eitelkeit, Sinnlichkeit, schmutzigen Eigenliebe, Verlogenheit, Gewalt und Nutzlosigkeit. Sie werden beim Anblick erröten, erblassen, zusammenbrechen in Scham und Schande und ausrufen: "Also haben wir uns geirrt!" (Weish. 5,6) Dagegen werden stehen die Grundsätze, Absichten, Taten, Tugenden und Leiden und Verfolgungen der Heiligen, die hier nicht zu Ehren kamen, totgeschwiegen, verkannt und verleumdet wurden. Jetzt kommen sie ans Licht, werden gerechtfertigt und feiern einen herrlichen Triumph im Lichte des Kreuzes und der Wahrhaftigkeit und Heiligkeit Gottes. Da wird besonders all denen ihr Recht und ihre Anerkennung, die hier unten von den Menschen um des Namens Jesu willen gehaßt und verfolgt wurden, fast wie ein gehetztes Wild von Land zu Land gejagt und verwiesen wurden. Es wird hier erscheinen das Gute und Böse, das jeder einzelne Mensch und jedes einzelne Volk nicht bloß für sich, zum eigenen Nutzen und Schaden, sondern auch in seiner Auswirkung und Ausstrahlung auf andere, auf alle, auf einzelne und auf die ganze Menschheit vollbracht. Aus diesem Ineinanderwirken baut sich dann das große Lichtbild der civitas Dei et diaboli auf, gewirkt aus Finsternis und Licht, aus den Wegen der einzelnen und der Völker und ihrer gegenseitigen Verschlingung, aus dem mannigfaltigen bunten Einschlag der Gnade und der teuflischen Bosheit, aus den Gedanken und Plänen der Menschen und aus den Ratschlüssen der Vorsehung, die einer Sonne gleich mit ihren Strahlen das Geheimnis des Riesenbildes durchleuchtet, verklärt und auslegt im Lichte der Weisheit, der Allmacht und Güte Gottes - wirklich ein wundervolles und großartiges Schauspiel!
Das Urteil kann jeder schon in seinem Tun lesen, und es wird auch jedem durch eine geistige Einwirkung der richterlichen Gewalt Jesu verkündet und zum Bewußtsein und zur Kenntnis gebracht werden. Das allgemeine Urteil aber wird wohl sinnlich wahrnehmbar durch den Heiland allen verkündet. Er wird sich erheben und, ein ganzer Himmel von Schönheit, Güte und Zärtlichkeit, zuerst den Gerechten mild, gütig, belohnend sich zuwendend, sprechen: "Kommet zu mir", in meine Nähe, in meine Arme, an mein Herz - "ihr Gebenedeiten meines Vaters", kommet als meine treuen Diener und meine Brüder, die der Vater mir gegeben; ich erkenne euch als solche an. "Nehmet teil an dem Reiche, das der Vater mir und euch bereitet von Ewigkeit, nehmet es als Erbteil und Vermächtnis der Vorliebe und Auserwählung des Vaters und als Lohn eurer eigenen Werke. Ihr habt mich dürsten sehen und habt mich getränkt." Vor Freude und Staunen überwältigt ob der Größe und Herrlichkeit des Lohnes und des Glückes, werden die Seligen ausrufen und fragen, wie sie dies verdient, da sie nie das Glück gehabt, ihn persönlich zu speisen und zu tränken. Er wird antworten, daß er alles, was sie seinen Brüdern getan, ansehe als ihm selbst erwiesen. - Aber wie Blitz und Ungewitter und wie eine hochrotflammende Lohe wird er sich wenden zu den Verdammten: "Fort von mir", euerem Herrn, Bruder, Gott, euerem letzten Ziel und Ende! "Ihr Verfluchten"; nur Fluch erhaltet ihr von mir, Fluch für euern Verstand, Fluch für euern Willen, Fluch für Leib und Seele durch das Feuer und durch die ewigen Qualen der Hölle. "Fort ins ewige Feuer" (Matth. 25,41).Und das Urteil wird sofort vollzogen. Die Erde wird sich auftun und alle Verdammten mit den Teufeln verschlingen. Der Abgrund wird versiegelt für alle Ewigkeit (Offb. 20,3). Oben aber hebt nun der Triumph, das ewige Alleluja und Tedeum und das nimmerendende Reich der Seligen an. (Aus: "Das Exerzitienbuch des hl. Ignatius von Loyola". Erklärt und in Betrachtungen vorgelegt von Moritz Meschler S.J., Freiburg i.Br. 1926)
Adrienne von Speyr ist eine Häretikerin, habe ich gesagt. Und ich bleibe dabei. Und ich will es auch durch ein Weiteres beweisen: Im "Römischen Katechismus", der auf Befehl der Päpste Pius V. und Klemens XIII. nach dem Beschluß des Konzils von Trient für alle Pfarrer herausgegeben wurde und den ich selber 1970 (in dem von mir gegründeten Petrus-Verlag, Kirchen/ Sieg) neu herausgegeben habe, lesen wir Seite 94 folgendes:
7. Die menschliche Seele wird beim Jüngsten Gericht ganz denselben Leib wieder empfangen. - Da es aber sehr wichtig ist, fest überzeugt zu sein, daß gerade dieser und ganz der nämliche Leib, welcher jedem eigentümlich angehört, wenn er auch zerstört und in den Staub zurückgekehrt ist, doch zum Leben erweckt werden soll, wird der Pfarrer die genaue Erklärung auch hiervon unternehmen. Dies ist auch des Apostels Meinung, wenn er sagt (1 Kor. 15,53): "Dieses Verwesliche muß Unverweslichkeit anziehen", indem er durch diesen Ausspruch offenbar den eigenen Leib bezeichnet. Auch Job hat hierüber aufs deutlichste vorhergesagt (Job 19,26 seq.): "Und in meinem Fleische", sagt er, "werde ich Gott schauen, ich selbst werde ihn sehen, und meine Augen werden ihn anschauen und kein anderer." Dasselbe wird erschlossen aus dem Begriff der Auferstehung selbst, denn Auferstehung ist, nach dem Urteile des Damaszenus (de fide orthodox. 4,27), die Zurückberufung in den Stand, aus dem man gefallen war. Endlich, wenn wir betrachten, weshalb nach der vor kurzem gegebenen Darlegung die Auferstehung stattfinden soll: so wird nichts sein, was irgend jemandem hierin Zweifel bereiten könnte.
8. Zu welchem Zwecke die Auferstehung der Leiber von Gott angeordnet ist. - Wir haben aber gelehrt (2. Kor. 5,10), daß die Leiber deshalb auferweckt werden müssen, "damit ein jeder das dem Leibe Gebührende empfange, je nachdem er Gutes oder Böses getan." Folglich muß der Mensch mit eben dem Leibe, mit dem er entweder Gott oder dem Teufel gedient hat, auferstehen, um mit demselben Leibe die Kronen und Belohnungen des Triumphes zu erlangen oder die Strafen und kläglichsten Peinen zu ertragen.
9. Die Leiber werden die in diesem sterblichen Leben zugezogene Verunstaltung nicht wieder annehmen. - Aber nicht nur der Leib wird auferstehen, sondern was nur immer zu seiner wahren Natur und zur Zierde und zum Schmucke des Menschen gehört, muß wieder zurückgestellt werden. Hierüber lesen wir ein herrliches Zeugnis beim heiligen Augustinus: "Nichts von einem Fehler", sagt er (de civit. Dei 22, 19-21. Enchir. 89. seq.), "wird an den Leibern sein; wenn etwa einige von Fett überladen und dick waren, so werden sie nicht die ganze Körpermasse wieder annehmen; sondern, was jenes Ebenmaß überschreitet, wird für überflüssig erachtet werden; und umgekehrt, was immer Krankheit oder Alter im Leibe verzehrt hat, wird durch Christus aus göttlicher Macht wieder ergänzt werden, so z.B. wer etwa wegen Magerkeit zu schmächtig war; denn Christus wird uns nicht nur den Leib wiederherstellen, sondern alles, was durch das Elend dieses Lebens uns genommen worden war." Derselbe anderswo: "Der Mensch wird nicht die Haare wieder bekommen, welche er gehabt, sondern welche ihm zur Zierde gereichten, gemäß dem Ausspruche (Mat. 10,30): "Alle Haare eures Hauptes sind gezählt", die also nach der göttlichen Weisheit wieder hergestellt werden sollen." Vor allem aber, weil die Glieder zur Wahrheit der menschlichen Natur gehören, werden sie sämtlich zugleich zurückgegeben. Die nämlich von der Geburt blind waren oder infolge einer Krankheit das Augenblicht verloren haben, die Lahmen und gänzlich Verstümmelten und sonst an irgend welchen Gliedern Gebrechlichen werden mit unversehrtem und vollkommenem Leibe auferstehen. Denn sonst würde dem Verlangen der Seele, welche zur Vereinigung mit dem Leibe hinneigt, keineswegs Genüge geleistet; während wir zweifellos glauben, daß ihr Verlangen in der Auferstehung erfüllt wird. Zudem ist hinlänglich bekannt, daß die Auferstehung geradeso wie die Schöpfung unter die vornehmsten Werke Gottes gezählt wird. Wie also alles im Anfange der Erschaffung von Gott vollkommen gemacht wurde, so muß man durchaus behaupten, daß es auch bei der Auferstehung der Fall sein wird.
Wenn die Martyrer mit unversehrtem Leibe auferstehen, werden sie daran die Wundmale tragen -Und dies ist nicht bloß von den Martyrern zu bekennen, von welchen der heilige Augustinus also bezeugt: "Sie werden nicht ohne jene Glieder sein"; denn jene Verstümmelung müßte ein Gebrechen des Leibes sein, sonst müßten auch die Enthaupteten ohne Kopf auferstehen: jedoch werden an ihren einzelnen Gliedmassen die Narben des Schwertstreiches sichtbar sein, mehr als alles Gold und Edelgestein glänzend, gleich den Wundmalen Christi.
11. Auch die Leiber der Gottlosen, welche hier verstümmelt gewesen, werden unversehrt erstehen - Dies läßt sich auch mit voller Wahrheit von den Gottlosen sagen, wenn auch mit eigener Schuld ihre Glieder abgeschlagen worden waren. Denn je mehr Glieder sie haben werden, von desto größerer Qual der Schmerzen werden sie gefoltert werden. Daher wird jene Wiederherstellung der Glieder nicht zu ihrer Glückseligkeit, sondern zum Unglück und Elend gereichen, da die Verdienste nicht den Gliedern selbst, sondern der Person, mit dessen Leib sie verbunden sind, zugeschrieben werden. Denn denen, welche Buße getan haben, werden sie zum Lohne, jenen aber, welche dieselbe verschmäht haben, zur Strafe wieder hergestellt. Wenn dies aber von den Pfarrern mit Aufmerksamkeit erwogen wird, so wird ihnen nie der Stoff zu Gegenständen und Gedanken ausgehen, um die Gläubigen zum Tugendeifer zu erwecken und zu entflammen, damit sie, die Mühseligkeiten und Drangsale dieses Lebens betrachtend, jene selige Herrlichkeit der Auferstehung, die den Gerechten und Frommen in Aussicht steht, begierig erwarten.
12. Wie die Leiber der Menschen nach ihrer Auferstehung beschaffen sein werden -
Hernach sollen aber die Gläubigen auch wissen, daß, wenn wir das berücksichtigen, was das Wesen des Leibes ausmacht, zwar gerade jener und der nämliche Leib von den Toten auferweckt werden muß, welcher vorher gestorben war, daß aber sein Zustand ein ganz anderer und verschiedener sein wird. Denn um vom Übrigen abzusehen, so werden sich alle Leiber der Auferstehenden dadurch von sich selbst unterscheiden, daß, während sie zuvor den Gesetzen des Todes unterworfen waren, nach der Auferweckung zum Leben dieselben ohne Unterschied der Guten und der Bösen die Unsterblichkeit erlangen werden. Diese wunderbare Herstellung der Natur hat der glänzende Sieg Christi verdient, den er über den Tod davontrug, wie uns die Zeugnisse der Heiligen Schrift lehren. Denn es steht geschrieben (Is. 25,8): "Er wird den Tod stürzen in Ewigkeit"; und anderswo (Os. 13,14): "Ich werde dein Tod sein, o Tod", was der Apostel so erklärt (1 Kor. 15,26): "Zuletzt wird der feindliche Tod vernichtet werden"; und beim heiligen Johannes lesen wir (Apok. 21,4): "Der Tod wird nicht mehr sein." Es geziemte sich auch gar sehr, daß durch Christi des Herrn Verdienst, wodurch die Herrschaft des Todes zerstört wurde, die Sünde Adams weit überholt wurde. Ebenso war es auch der göttlichen Gerechtigkeit entsprechend, daß die Guten das selige Leben beständig genießen, die Bösen aber, ewige Strafen leidend, "den Tod suchen (Apok. 9,6) und nicht finden, zu sterben wünschen, und der Tod vor ihnen flieht". Und zwar wird diese Unsterblichkeit den Guten und Bösen gemeinsam sein.
13. Mit was für Gaben die Leiber der Seligen nach der Auferstehung geschmückt sein werden - Außerdem werden die wiederbelebten Leiber der Heiligen gewisse glänzende und herrliche Zierden haben, wodurch sie weit edler sein werden, als je zuvor. Die vornehmsten aber sind jene vier, welche man Gaben nennt, und welche in der Lehre des Apostels von den Vätern gefunden worden sind. Die erste davon ist die Leidensunfähigkeit, ein Geschenk nämlich und eine Gabe, welche bewirken wird, daß sie nichts Beschwerliches leiden noch von irgend einem Schmerz oder einer Unbequemlichkeit berührt werden können. Denn weder die Strenge der Kälte, noch die Glut der Flamme, noch der Andrang der Gewässer wird ihnen schaden können. "Gesät wird er", sagt der Apostel (1. Kor. 15,42), "in Verwesung, auferstehen wird er in Unverweslichkeit." Daß aber die Scholastiker es lieber Leidensunfähigkeit als Unverweslichkeit genannt haben, geschah deshalb, damit sie die Eigentümlichkeit des verklärten Leibes dadurch bezeichneten. Denn die Leidensunfähigkeit haben jene nicht mit den Verdammten gemein, deren Leiber, obwohl unverweslich, dennoch Hitze und Kälte empfinden und mannigfaltige Qualen erleiden können. Auf sie folgt die Klarheit, in welcher die Leiber der Heiligen gleich der Sonne glänzen werden; denn so spricht unser Heiland beim heiligen Matthäus (Mat. 13,43): "Die Gerechten werden glänzen wie die Sonne im Reiche ihres Vaters." Und damit keiner daran zweifelt, hat er es durch das Beispiel seiner Verklärung dargetan (Ib. 17,2). Der Apostel nennt diese Eigenschaft bald Herrlichkeit, bald Klarheit: "Er wird", sagt er (Phil. 3,21), "den Leib unserer Niedrigkeit umgestalten, gleichgeformt dem Leibe seiner Klarheit"; und wiederum (1. Kor. 15,43): "Er wird gesät in Unehre, auferstehen wird er in Herrlichkeit." Von dieser Herrlichkeit sah auch das Volk Israel ein Vorbild in der Wüste, als "das Angesicht des Moses" (Ex. 34,29) von der Unterredung und Gegenwart Gottes so leuchtete, daß die Söhne Israels auf dasselbe ihr Auge nicht richten konnten. Es ist aber diese Klarheit ein Glanz, welcher aus der höchsten Glückseligkeit der Seele auf den Leib überströmt, so daß sie gleichsam eine Mitteilung jener Seligkeit ist, welche die Seele genießt, sowie auch die Seele selbst dadurch beseligt wird, daß auf sie ein Teil der göttlichen Glückseligkeit hinübergeleitet wird. Man darf aber nicht glauben, daß mit diesem Geschenke, wie mit dem ersten, alle auf gleiche Weise ausgestattet werden; denn es werden zwar alle Leiber der Heiligen gleich leidensunfähig sein, aber nicht denselben Glanz besitzen; denn, wie der Apostel sagt (1. Kor. 15,41): "Anders ist die Klarheit der Sonne, anders die Klarheit des Mondes, und anders die Klarheit der Sterne; denn ein Stern unterscheidet sich vom andern in der Klarheit: so ist es auch mit der Auferstehung der Toten." Mit dieser Gabe steht jene in Verbindung, welche man Beweglichkeit nennt, wodurch der Leib von der Last, die ihn jetzt drückt, befreit wird und von der Seele ganz leicht überallhin dergestalt bewegt werden kann, daß nichts schneller als diese Bewegung sein kann: wie der heilige Augustinus (Lib. 13,18 et 20 seq.) deutlich in seinem Buche vom Staate Gottes und Hieronymus (Hier. in cap. 40 lib. 12) in der Erklärung des Isaias gelehrt haben. Daher ward vom Apostel gesagt (1 Kor. 15,43), "Es wird gesät in Schwachheit, es steht auf in Kraft." Diesen Gaben ist noch hinzugefügt die sogenannte Feinheit, vermöge deren der Leib der Herrschaft der Seele vollständig unterworfen wird und ihr dienen und jedes Winkes gewärtig sein wird: wie dies aus jenen Worten des Apostel erhellt: "Gesät wird", sagt er (ibid. 15,44), "ein tierischer Leib, auferstehen wird ein geistiger Leib." Dies sind ungefähr die vornehmsten Hauptstücke, welche bei der Erklärung dieses Artikels zu lehren sind.
Adrienne von Speyr ist eine Häretikerin, habe ich gesagt. Und ich bleibe dabei. Auch das 11. Konzil, dasjenige von Toledo (Spanien, 675) hat in seinem großartigen Glaubensbekenntnis folgendes formuliert:
"So bekennen wir: Nach dem Vorbild unseres Hauptes (Jesus Christus) wird die wahre Auferstehung des Fleisches aller Toten kommen. Wir glauben aber nicht, daß wir in einem luftförmigen oder in irgendeinem anderen Leibe, wie manche irren, auferstehen werden, sondern in diesem da, in dem wir leben, bestehen und uns bewegen. Da nun also unser Herr und Erlöser uns zum Vorbild auferstanden war, nahm er durch seine Auffahrt den väterlichen Thron wieder ein, den er seiner Gottheit nach nie verlassen hat: Dort sitzt er zur Rechten des Vaters und wird zum Ende der Zeiten als Richter aller Lebenden und Toten erwartet. Von dort wird er mit den heiligen Engeln und Menschen kommen zum Gericht, um jedem seinen verdienten Lohn zu erstatten, je nachdem er zu Lebzeiten Gutes oder Böses getan hat."
Und die 4. Allgemeine Kirchenversammlung im Lateran (1215) hielt fest: (1. Kapitel: Über den katholischen Glauben)... Er (Jesus Christus) wird kommen am Ende der Welt zum Gericht über Lebende und Tote, einem jeden zu vergelten nach seinen Werken, den Verworfenen wie den Auserwählten. Diese werden alle mit dem eigenen Leib, den sie hier tragen, auferstehen, damit die einen mit dem Teufel die ewige Strafe, und die andern mit Christus die ewige Herrlichkeit empfangen, je nach ihren guten oder schlechten Werken."
Und dann gibt es da den "Lehrentscheid Papst Benedikts XII. über die beseligende Gottesschau und die Letzten Dinge (1336), die sog. Konstitution "Benedictus Deus", in der es heißt:
"Mit apostolischer Vollmacht bestimmen Wir in diesem für immer geltenden Lehrentscheid: Nach allgemeiner Anordnung Gottes waren, sind und werden sein im Himmel, im Himmelreich und im himmlischen Paradies mit Christus, in Gemeinschaft mit den heiligen Engeln: Die Seelen aller Heiligen, die aus dieser Welt vor dem Leiden unseres Herrn Jesus Christus hinweggegangen sind und (die Seelen) der heiligen Apostel, Märtyrer, Bekenner, Jungfrauen und der anderen Gläubigen, die nach Empfang der heiligen Taufe Christi gestorben sind, und in denen beim Tode nichts zu reinigen war, oder nichts zu reinigen sein wird, oder die nach dem Tode gereinigt worden sind, wenn etwas in ihnen damals zu reinigen war oder in Zukunft sein wird, und die Seelen der Kinder, die durch dieselbe Taufe Christi schon wiedergeboren sind oder die jemals getauft werden, wenn sie nach der Taufe vor dem Gebrauch des freien Willens sterben: (diese also) waren, sind und werden sein im Himel sofort nach ihrem Tod oder nach der Reinigung - wie oben gesagt -bei jenen, die einer solchen Reinigung bedurften, und zwar auch vor der Wiedervereinigung mit ihrem Leib und vor dem allgemeinen Gericht, nach der Auffahrt unseres Heilandes Jesus Christus, unseres Herrn, in den Himmel. Und nach dem Leiden und dem Tod unseres Herrn Jesus Christus schauten und schauen sie die göttliche Wesenheit in unmittelbarer Schau und auch von Angesicht zu Angsicht, ohne Vermittlung eines Geschöpfes, das dabei irgendwie Gegenstand der Schau wäre. Ohne Vermittlung zeigt sich ihnen vielmehr die göttliche Wesenheit unverhüllt, klar und offen. (...)
Ferner bestimmen Wir: Wie Gott allgemein angeordnet hat, steigen die Seelen derer, die in einer tatsächlichen schweren Sünde verschieden, sofort in die Hölle hinab, wo sie von höllischen Qualen gepeinigt werden. Aber trotzdem werden am Tage des Gerichtes alle Menschen vor dem Richterstuhl Christi in ihrem Leibe erscheinen, und Rechenschaft geben über ihre eigenen Taten, "damit ein jeder sein Entgelt empfange für das, was er bei Lebzeiten getan hat" (2 Kor 5,10).
Damit sollte nun zur Genüge bewiesen sein, wie antikatholisch die Behauptung dieser "höchstbegnadeten" Adrienne ist, die Seelen, die bereits jetzt im Himmel sind, hätten schon ihren endgültigen Körper, wie Jesus und Maria ("Ignatius und die anderen hätten ebenso ihren endgültigen Leib wie die Muttergottes und Christus") und das Jüngste Gericht und die Auferstehung des Leibes und damit die Wiedervereinigung der Seele mit ihrem Leibe sei schon vorbei!
Und da solcherart bewiesen ist, daß Adrienne von Speyr eine ganz üble Irrlehrerin ist, ist einschlußweise auch bewiesen, daß ihre ganze "Begnadung", alle ihre mystischen Erlebnisse, ihre Schauungen, ihre "übernatürlichen" Aufzeichnungen, die sog. "Diktate" der "Heiligen" durch und durch unecht sind. Da vermag auch die "Autorität" eines Startheologen und "Kardinals" Hans Urs von Balthasar und eines von diesen Schwarmgeistern angesteckten und eingenommenen Papstes (Johannes Paul II.) nichts mehr zu retten. Die Bastion ist damit nicht nur geschliffen, sondern gefallen. Und Pater Berchmans Egloff ist auch im Interesse seiner "Agape"- Bewegung, die (nach seinen eigenen Worten) "das innere Leben unter der Führung der Gottesmutter pflegt" zu empfehlen, "den Rauch der Hölle", der nach Papst Paul VI. "in die Kirche eingedrungen sei" (wie er schreibt), da zu sehen, wo er tatsächlich ist, nämlich gerade in solchen gemeingefährlich irreführenden Pseudooffenbarungen, die zum Teil den wahren katholischen Glauben schlimmer zu verfälschen und zu verderben vermögen als die durchtriebensten Modernisten und Progressisten, die ja für Echtgläubige immerhin leicht erkennbar sind, während solche Propagandaschriften vonseiten eines als konservativ und marianisch geltenden Kapuzinerpaters für solche "charismatischen Häretiker" unvorstellbar viel mehr Unheil stiften.
Paul O. Schenker
Aus: «DAS ZEICHEN MARIENS», 23. Jahrgang, Nr. 2, Juni 1989, Seiten 7221ff.
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