Montag, April 30, 2007

«Nie wieder Sünde!»

Wie zur Zeit der Propheten, wo diese klagten, daß man die Sünden wie Wasser hineintrinke, so ist es auch heute wieder. Wie die Haare über dem Haupte, so wachsen die Sünden in den Seelen. Jede Sünde ist ein unendliches Übel, weil der unendlich mächtige, heilige und gerechte Gott beleidigt wird. Wer Sünde begeht, kennt Gott nicht, er ist in Finsternis, und wenn er im Sündenzustand stirbt, so geht er ein in die ewige Finsternis, d. h. ist ewig vom Lichte, von Gott getrennt. Mit der Abnahme des Glaubens an Gott nimmt die Sünde zu, und das schreckliche Überhandnehmen der Sünde in der jetzigen Zeit ist der beste Beweis dafür, daß der Glaube an Gott furchtbar abgenommen hat und die Gottlosigkeit so entsetzlich zunimmt.
Aber die Strafe steht vor der Türe, und wenn Gott die Welt nach seiner Gerechtigkeit straft, wehe ihr! «Wehe der Welt um der Ärgernisse willen», sagt Christus selbst. Die Zeit naht heran, wo, wie der Herr voraussagte, «der Heilige Geist die Welt überweisen wird von der Sünde, weil sie nicht an Jesus glaubt, von der Gerechtigkeit und dem Gerichte»; ja die Gerechtigkeit und das Gericht rücken heran, wenn die Welt nicht eiligst und entsprechend Buße tut.
Wenn Gott und seine Gnade das höchste Gut für die Menschheit ist, so ist Satan und die Sünde ihr größtes Übel. Wie man heute Gott und die Religion vom öffentlichen Leben ausschaltet, so spricht man auch nicht mehr von Sünde im politischen, wirtschaftlichen, öffentlichen Leben. Deswegen begehen auch jene, welche Gott und Religion aus dem politischen Leben ausschalten die größte Sünde gegen die Religion, deren Wesen ja die Verbindung der Menschheit mit Gott ist. Wenn es so fortgeht, so wird das ganze öffentliche Leben eine beständige Sünde, eine fortgesetzte Empörung gegen Gott, eine Entthronung der göttlichen Majestät, ein immerwährender Ruf: «Kreuzige ihn; wir wollen nicht, daß dieser über uns herrsche.»
Papst Pius X. ist gewissermaßen der große «Scheinwerfer» auch unserer Zeit, welcher durch seine Erlasse, Motu Proprios und Enzykliken das wahre Licht in diese Finsternis leuchten läßt. Aber leider tut dieses Licht vielen Augen weh, man bedauert das Licht, schließt die Augen vor demselben und «kommt deswegen nicht zum Licht, weil man die Finsternis eben mehr liebt als das Licht.» «Das Licht leuchtet in die Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen.» O rufen wir in unseren Gebeten, auch in unseren Wallfahrten, in Kirchen u. s. w. mit dem Blinden in Jericho: «Jesus, ewiges Licht, erbarme dich unser! Gib, daß wir sehend werden!»
Haben wir aber auch eine große Abscheu vor der Sünde im Privatleben. Ach! Nur keine Sünde! Lieber sterben, als eine schwere Sünde begehen! Das soll der Wahlspruch aller Christen sein, um was wir täglich im Vater Unser bitten: Führe uns nicht in Versuchung, erlöse uns vom Übel (die Sünde ist das einzige Übel in den Augen Gottes), vergib uns unsere Sündenschulden!
Das Traurigste ist, daß man bei der Erziehung den Kindern die Furcht und den Abscheu vor der Sünde nicht vom zartesten Alter an einprägt. Das Wort der Eltern: das und das ist Sünde, sollte hinreichend sein, um die Kinder vom Bösen abzuhalten. In dieser Furcht Gottes, welche der Anfang der Weisheit ist, hat z. B. der hl. Nikolaus von Flüe seine Kinder erzogen. Vom ersten Erwachen der Vernunft an muß den Kindern der Abscheu vor der Sünde eingeflößt und das Gebot Gottes mit lebendigen Buchstaben in ihr Herz eingegraben werden. Ach, wie selten sagt man dem Kinde in Haus und Schule: das ist Sünde; tue es nicht, Gott wird dadurch beleidigt usw. Gott wird eben auch aus der Familie und der Erziehung ausgeschaltet und das Wort «Sünde» ist nur noch ein toter Buchstabe und erschreckt nicht mehr. Und doch ist dieses Wort das schrecklichste, was es geben kann; denn die Strafe der schweren Sünde ist ja die ewige Hölle.
Die Hölle, als Strafe der Sünde, existiert; wer in der Todsünde stirbt, kommt ewig hinein. Und was bereits Todsünde ist, lesen wir im Buche «Die Liebe ruft» — Botschaft des Herzens Jesu an die Welt und ihre Künderin Schwester Josefa Menendez (1890-1923), Kanisiusverlag, 7. Auflage 1966, Seite 544: «Ein andermal schreibt Josefa nach ihrer Rückkehr aus der Hölle: »Ich sah mehrere Seelen (an diesem Tag, nämlich dem 22. März 1923) hinabstürzen, darunter ein fünfzehnjähriges Mädchen, das seinen Eltern fluchte, weil sie es nicht in der Furcht Gottes erzogen und nicht gelehrt hatten, daß es eine Hölle gibt. Das Mädchen sagte, sein Leben, obgleich es so kurz war, sei voll von Sünden gewesen; denn es habe seinen Sinnen, seinen Leidenschaften jegliche Lust gewährt. Es klagte sich vor allem darüber an, schlechte Bücher gelesen zu haben ...«» Bedenke! Wenn die Strafe so groß ist, wie groß muß also deren Ursache, die Sünde, sein! Du willst es nicht recht glauben? Schlage die Bibel auf und lies:
Was sagt der Seher in der geheimen Offenbarung? 1) «Es erhob ein Riesenengel einen Stein, gleich einem gewaltigen Mühlsteine, und warf ihn ins Meer und sprach: Also wird niederfahren Babylon, 2) die große Stadt, und fürder niemals gesehen werden.» Wohin? Ins Verderben 3) — den ewigen Untergang 4) — das Land des Jammers und der Finsternis, wo Schatten des Todes und keine Ordnung, sondern ewiger Schrecken wohnt 5) — die äußerste Finsternis 6) — den Ort der Qualen 7) — die Grube 8) — den Kerker 9) — den Kerker der Finsternis 10) — den Abgrund der Peinen 11) — den rauchenden Brunnen des Abgrundes 12) — die verschlingende Tiefe 13) — den Feuerofen - 14) — den Schwefelstrom 15) — den großen See des Zornes Gottes 16) — die Kelter des Zornes des allmächtigen Gottes 17) — den Feuerpfuhl 18) — den Pfuhl, der von Feuer und Schwefel brennt 19) — den Totensee 20) — die Verwesung 21) — den Brunnen des Todes 22) — das Todesreich 23) — die Räume des Todes 24) — den zweiten Tod 25).Welch schauerliches Land!Was erblicken wir da?Feuer 26) — schreckliches 27) — brennendes 28) — qualmendes 29) — quälendes 30) — eiferndes 31) — rächendes 32) — verzehrendes 33) — verschlingendes 34) — ewiges 35) — Feuer, angefacht vom Zorne Gottes, der brennt bis in die unterste Hölle und die Erde frißt mit dem, was ihr entwächst 36) — glühende Kohlen 37) — Feuer und Schwefel und Sturm 38) — Fäulnis und Würmer 39) — Brand und Gewürm 40) — den Wurm, der nicht stirbt, und das Feuer, das nicht erlischt 41) — den Rauch der Qualen 42) — ewige Schmach und ewige Schande 43) — den Sammelpunkt alles Unglücks 44) — jeglichen Schmerz 45) — Hunger 46) — Durst 47) — Angst 48) — Bestürzung 49) — Beben und Zittern 50) — Heulen und Zähneknirschen 51) — Qual und Leid 52) — Marter und Tod, Wehklagen und Hunger und Feuerbrand 53) — die Weide des Todes 54).

Da werden die Verdammten

mit Ketten gefesselt 55) — mit ewigen Banden 56) — gequält bei Tag und Nacht in alle Ewigkeit 57) — gequält mit Feuer und Schwefel 58) — mit Feuer gefalzen 59) — da brennen sie, daß sie es ewig fühlen 60) — sind eine Speise des Feuers 61) — Rauch und brennendes Feuer 62) — ein Abscheu allem Fleische 63) — ohne Ruhe bei Tag und Nacht 64) — werden aufgerieben 65) — in der Kelter zertreten 66) — zerschmettert 67) — zermalmt 68) — sind wie ein Haufen Werg 69) — wie brennende Spreu 70) — brennendes Unkraut 71) — ihre einzige Nahrung ist Feuer und Holz, angezündet vom Odem des Herrn wie ein Schwefelstrom 72) — ihr Trank der Becher, gefüllt mit dem Weine des Zornes Gottes 73).
Himmel und Erde werden vergehen, diese Worte werden nicht vergehen.
Welch schreckliche Schilderungen! Freilich sind sie größtenteils Bilder! Aber um so schlimmer. «Wenn schon die Bilder so grauenhaft sind», sagt P. Tilman Pesch, 74) «wie entsetzlich wird erst die Wirklichkeit sein!»«O furchtbares Land der Hölle!» ruft da bebend der heilige Bernhard, 75) «Land der Qual und des Elendes! Ich zittere am ganzen Leibe und erschaudere, wenn ich dieses Landes gedenke, und alle meine Gebeine werden zerschlagen!»
Die Hölle existiert also: habe deswegen Abscheu vor der Sünde, fürchte sie über alles und verlasse den breiten Weg der Welt, der ins Verderben führt. Lieber sterben, als eine Todsünde begehen. (Red.)

1) Off b. 18,21. 2) Das Bild des stolzen, wollüstigen Sünders. 3) Phil. 3,19. 4) 2. Thess. 1,19. 5) Job. 10,22. 6) Matth. 8,12. 7) Luk. 16,28. 8) Js. 24,22. 9) Js. 24,22; Offb. 20,7. 10) Weish. 18,4. 11) 2. Petr. 2,4. 12) Offb. 9,1.2. 13) Ps. 68,16. 14) Ps. 20,10. 15) 1s. 30,33. 16) Offb. 14,19. 17) Js. 63,3; Off b. 19,15. 18) Off b.20,14 19) Offb. 21,8. 20) Js. 14,19. 21) Gal.6,8. 22) Ps. 54,24. 23) Ps. 9,15; Job. 38,17. 24) Sprichw. 7,27. 25) Offb. 20,14; 21,8. Gemeint ist der übernatürliche Tod der Seele. 26) An unzähligen Stellen. 27) Hebr. 10,27. 28) 5. Mos. 32,22. 29) Offb. 9,2. 30) Luk. 16,24; Offb. 14,10. 31) Hebr. 10,27. 32) 2. Thess. 1,8. 33) Hebr. 10,27; 12,29. 34) 5. Mos. 32,22; Ps. 20,10; Js. 33,14. 35) Matth. 25,41. 36) 5.Mos. 32,22. 37) Ps. 139,11. 38) Ps. 10,7. 39) Sir. 19.3. 40)

Zuerst veröffentlicht in «DAS ZEICHEN MARIENS», 1. Jahrgang, Nr. 4, August 1967, Seite 54

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