Freitag, Oktober 05, 2007

Gegen die Irrlehre des Monotheletismus

Brief (649) Papst Martins I (649-655) "Gratia vobis et pax" an alle Christgläubigen (= erste päpstliche Enzyklika)

Martinus, Knecht der Knechte Gottes, und durch seine Gnade Bischof der heiligen katholischen und apostolischen Kirche der Stadt Rom, zusammen mit unserer heiligen Versammlung der hochwürdigsten Priester, die ordnungsgemäß hier mit uns zusammengekommen sind zur Bekräftigung der rechtmäßigen Glaubenssätze der katholischen Kirche: An die, welche den gleich kostbaren Glauben unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus erlangt haben wie wir durch das Bad der Wiedergeburt, an allen Orten seiner Herrschaft, die da wandeln in Heiligkeit und Gerechtigkeit, an unsere geistlichen Brüder, die Bischöfe, die Priester, die Diakone, die Äbte der Klöster, die Mönche, die Büßer und an die Gesamtheit der allgemeinen und heiligen katholischen Kirche.
Gnade euch und Friede in reichen Maße, in der Erkenntnis und der Gemeinschaft des Heiligen Geistes, zu einem unvergänglichen und unverwelklichen Erbe, das aufbewahrt worden ist vor er Erschaffung der Welt (vgl 1 Petr 1,4), jetzt aber offenbar geworden ist in uns, die wir an unsern Herrn Jesus Christus glauben, der uns alles geschenkt hat, was sich auf das Leben und die Frömmigkeit bezieht, durch die Predigt des Heiles; darin jederzeit verharrend und unterwiesen in aufrichtiger Eintracht, sollen wir aufgebaut werden auf dem Grund der heiligen Apostel und Propheten, und der Eckstein ist Christus selbst (Eph 2,20); er ist Gott über alles und der Retter unserer Seelen. In ihm hat jeder Bau Halt und wächst durch die Baukunst des Geistes empor zu einem königlichen Priestertum und heiligen Tempel, dass wir in ihm dergestalt fortschreiten von Herrlichkeit zu Herrlichkeit und die Wundertaten dessen verkündigen, der uns aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Lichte berufen hat (1 Petr 2,9), bei dem es keinen Wandel gibt und keinen Schatten der Veränderung (Jak 1,17) wohl aber die Vollendung aller Güter. Von ihm erleuchtet, halten wir fest an dem unwandelbaren Bekenntnis zu ihm (vgl Hebr 10,23), bis wir alle gelangen zur Einheit des Glaubens und zu seiner Erkenntnis, zur Mannesreife, zum Vollmaße seines Alters, dass wir nicht mehr unschlüssige Kinder sind, die sich von jedem Winde der Lehre umhertreiben lassen, durch das Trugspiel der Menschen, durch die Verführungskünste des Irrtums des Teufels (Eph 4,14), der sich immerfort beeilt, sein Werk an den Söhnen des Ungehorsams zu vollbringen (vgl ebd 2,2).
So machen wir euch also bekannt, was ihr ohne Zweifel ebenso bemerkt wie wir, da ihr einen wachsamen und mit Eifer für Gott erfüllten Geist habt, dass während die katholische und apostolische Kirche Gottes in Ruhe und Frieden verharrte, gewisse Leute sich eingeschlichen haben, gleich wie brüllende Löwen und suchend, wen sie verschlingen könnten (1 Petr 5,8), die schon längst für dieses Strafgericht der Gottlosigkeit vorgezeichnet sind (Jud 1,4), nämlich Theodor, vordem Bischof von Pharan, Cyrus von Alexandrien, Sergius von Konstantinopel, oder seine Nachfolger Pyrrhus und Paulus. Diese verdrehen das Werk des großen Gottes und unseres Erlösers in eine ketzerische Neuerung und leugnen den, der sie freigekauft hat, Christus den Herrn, indem sie in ihrer Schrift behaupten, er habe keineswegs nach der Knechtsgestalt, oder wonach er unseretwegen Mensch geworden ist, einen natürlichen Willen oder eine natürliche Tätigkeit, sondern bestehe nach ihrer Meinung ohne Wesenheit oder Natur, und nicht nur ohne Seele, und ohne Vernunft und ohne Gefühl; denn, wie uns die ruhmreichen Kirchenväter gelehrt haben, was immer ohne Willen und Tätigkeit besteht, entbehrt aller eigenen Wesenheit. Deshalb haben sie (die Väter) verkündigt, dass der Gott der Herrlichkeit selber und unser Herr Jesus Christus auf Grund der beiden Naturen, aus denen er besteht, und der dazu gehörigen natürlichen Eigentümlichkeiten in allen Dingen ganz vollkommen ist, nur ohne die Sünde. Wenn er also in allen Stücken vollkommen ist, warum dann nicht auch im Willen und in der Tätigkeit gemäß unserer (Menschen-) Natur? Denn es ist offenkundig: weil das eine natürliche Eigentümlichkeit unseres Wesens ist, besteht (auch) seine wesensgemäße Tätigkeit und sein (menschlicher) Wille; wenn diese Eigenschaft weggenommen wird, geht auch die Natur selbst mit ihr zugrunde, weil die Natur schon gar nicht mehr durch die wesensgemäße natürliche Eigenschaft, die sie bezeichnet, erkannt werden kann. Deshalb haben sie uns überliefert, dass wir in gleicher Zahl wie die mit ihm wesenhaft vereinigten Naturen, auch seine Willen und Tätigkeiten entsprechend vereinigt verstehen müssen, nämlich einen ungeschaffenen und einen erschaffenen, einen göttlichen und einen menschlichen, wie ihre Aussprüche beweisen, die in unsere Akten beim Beweis der wahren Lehre eingefügt sind, und die klarer sind als jeder Sonnenstrahl.
Indem also die genannten Gegner der Wahrheit den richtigen Weg der heiligen Väter, die uns dies gelehrt haben, das heißt, das rechtgläubige Bekenntnis, zurückwiesen und verließen, wandelten sie auf dem Wege von Balaam, dem Sohn des Bosor (vgl 2 Petr 2,16); das heißt, sie sind dem Glauben der Häretiker und ihrem selbstgewählten Irrtum ganz hingegeben und verhärtet im Widerspruch ihres Ungehorsams: "Irrende Sterne und Wolken ohne Wasser, und Bäume im Spätherbst, unfruchtbar, zweimal abgestorben und entwurzelt, wilde Meereswogen, die ihre eigene Schande ausschäumen, denen wegen ihrer Unbußfertigkeit die dunkelste Finsternis auf ewig aufbewahrt ist (Jud 11-13)", die sich aber nach allen Seiten der Makel ihres eigenen Irrglaubens furchtlos rühmen. "Sie haben den wahren Gott mit falschen Götzen vertauscht und diese verehrt (Röm 1,25)", und haben den reinen Lehren der katholischen Kirche die verführerischen Machwerke der Irrlehre vorgezogen, wobei sie sich beeilten, entweder die Einfältigeren zu täuschen oder die zu verfolgen, die im Herrn verblieben. Das haben sie bereits mit mehreren rechtgläubigen Männern getan, die sie leiblich peinigten, weil sie ihre Seele nicht einfangen konnten -, zerschlagen auf dem Felsen des rechten Glaubens jener Männer.

Aus: Summa Ponitificia - Lehren und Weisungen der Päpste durch zwei Jahrtausende, Band I - Eine Dokumentation ausgewählt und herausgegeben von P. Amand Reuter O.M.I., 1978, Verlag Josef Kral, Abensberg, Seiten 156-157.

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