Sonntag, Januar 07, 1990

Medjugorje gegen Fatima (Dritter Teil)

EINLEITUNG

Vor ein paar Wochen erschien in der römischen Zeitschrift "si si no no" eine kurze Notiz, worin vor dem jugoslawischen Erscheinungsort Medjugorje gewarnt wurde. Nachdem protestierende Leserzuschriften eingegangen waren, reagierte die Redaktion in der Nummer vom 15. Okt. 1984 mit einem längeren Artikel, aus dem ich folgenden Abschnitt zitieren möchte: Natürlich hätten wir gewünscht, uns den überzeugten Gläubigen anzuschließen, die mit den besten Absichten nach Medjugorje eilen. Aber im Respekt vor der Wahrheit und der Gerechtigkeit und vor allem um der Ehre der Muttergottes und um des Heils der Seelen willen, haben wir uns zum Verweis entschlossen. Damit ist bestens ausgedrückt, warum man die Ereignisse von Medjugorje nicht einfach auf sich beruhen lassen kann. (Albert Frey)

MEDJUGORJE GEGEN FATIMA

Man muß von der Echtheit der Erscheinungen von Medjugorje schon sehr überzeugt sein, um darin die ''Erfüllung oder die Verlängerung von Fatima" zu sehen, wie das Abbé Richard tut. Bei der Gegenüberstellung der zwei Botschaften kommt man zu einem gegenteiligen Schluß: Die Prophezeiungen von Medjugorje stimmen mit denen von Fatima nicht überein, sondern widersprechen ihnen grundsätzlich, wie wir es nachstehend beweisen werden.

Eine klare Übertreibung

Am 13. Juli 1917 hat Unsere Frau in der Cova da Iria ihren drei Vertrauten ein einziges dreiteiliges Geheimnis geoffenbart. In Medjugorje ist die prophetische Botschaft deutlich umfangreicher: Man spricht von "zehn von Unserer Frau den Sehern anvertrauten Geheimnissen"(L., Seite 47). Das ist schon viel! Trotzdem ist zu sagen, daß diese Zahl nicht genau stimmt. Die Jungfrau hat versprochen, jedem der Seher zehn Geheimnisse zu offenbaren! "Drei dieser Geheimnisse sind gemeinsam und allen Sehern bekannt", präzisiert P. Kraljevic. "Die andern kennen nur jene, an welche sie gerichtet wurden. Sie können sie bekannt geben, wenn die Jungfrau es ihnen sagen wird" (S.K., Seite 55). Wenn wir rechnen, gibt das fünfundvierzig Geheimnisse (siehe R.F., Seite 72; Lj., Seite 35). Was zuviel ist, ist zuviel! Diese Anzahl ist dermaßen übertrieben, daß kein Verteidiger von Medjugorje es wagt, die Zahl von 45 Geheimnissen schwarz auf weiß zu nennen!
Mirjana, die allein schon alle zehn Geheimnisse erhalten hat, gab bekannt, daß es sich um die "Menschheit im allgemeinen, um die Welt, um Medjugorje und um Auskünfte über das Zeichen handelt" (R.F., Seite 72). Ivan und andere Seher haben persönliche Geheimnisse empfangen. Mirjana erklärt auf eine sonderbar kindische Art, die so falsch tönt: "Die Jungfrau hat mir meine Geheimnisse auch erklärt. Ich habe sie alle und mit allen Daten aufgeschrieben und zwar in einer Code-Sprache, aus Sicherheitsgründen und um nichts zu vergessen. Ich habe das Recht, zwei oder drei Tage vorher (wenn zum Beispiel ein Geheimnis übermorgen sich verwirklichen sollte) einen Priester auszuwählen und ich kann ihm z.B. sagen: 'Übermorgen wird das oder jenes eintreffen.' Er kann dann mit dieser Information machen, was er will. Er kann sie aufschreiben und sie nachher vorlesen, um zu zeigen, daß es schon bekannt war. Er kann auch den Leuten sagen: 'Hört, was morgen eintreffen wird!' Er kann es selbst entscheiden' (R.F., Seite 71). "Wenn jeder der Seher sein zehntes Geheimnis vernommen haben wird, wird die Jungfrau aufhören ihm zu erscheinen" (R.F., Seite 83). Dann wird es für immer zu Ende sein.

"Dann werde ich nicht mehr erscheinen"

Tatsächlich hat Vicka am 2. Mai 82 bescheinigt, daß "die Jungfrau während einer Erscheinung ausdrücklich gesagt hat: 'Ich habe die Welt zum letztenmal zur Bekehrung aufgerufen; denn nachher werde ich auf der Erde nicht mehr erscheinen" (Lj., Seite 98). Das ist nun etwas, was Medjugorje über alle anderen Erscheinungsorte stellt. Als man Mirjana am 10. Jan. 83 fragte, hat sie bestätigt: "Die Jungfrau hat gesagt, daß es die letzte Erscheinung auf Erden sei ... es ist das letztemal, daß Jesus oder Maria auf die Erde kommt' (R.F.,Seite 80/81). Ebenso hat Pater Vlasic in seinem Brief an Joh.-Paul II. am 3. Dez. 83 ohne Umschweife geschrieben: "Diese Erscheinungen sind die letzten (2) der Jungfrau auf Erden. Das ist der Grund, warum sie so lang und so häufig sind" (L., Seite 159). Wie sonderbar, wie sonderbar. Auf diese Prophezeiung werden wir zurückkommen müssen ...

Warnungen ... Wunder ... Strafgerichte

Was wird sich also ereignen? Welches ist die Zukunft der Kirche und der Welt? Nach Mirjana, "der die Jungfrau die zukünftigen Aspekte bis jetzt mehr enthüllt hat als den anderen Sehern" so schreibt Pater Vlasic an den Papst, "wird es drei Warnungen an die Welt geben. Die Warnungen werden Ereignisse auf Erden sein. Mirjana wird davon die Zeugin sein. Drei Tage vor einer der Verwarnungen wird sie einen Priester ihrer Wahl benachrichtigen ... Nach der ersten Verwarnung werden die anderen nach ziemlich kurzer Zeit auch eintreffen." "Nach den Verwarnungen wird das für die ganze Menschheit sichtbare Zeichen am Erscheinungsort beginnen, sichtbar zu werden." Es wird ein großes Zeichen sein; "für alle zu sehen, handgreiflich und andauernd", präzisiert P. Vlasic übrigens noch. Die Seher sagen, daß "im Zusammenhang mit diesem Zeichen es viele Wunder und viele Heilungen geben wird. Alles was bis jetzt geschah, wird nichts sein im Vergleich, was sich dann ereignen wird'" (Téqui, Seite 18; Lj., Seite 33).
Dann wird die Zeit der Strafgerichte kommen. "Ein Unheil, das die Welt gemäß dem siebten Geheimnis bedrohte, ist auf Grund des Gebets und des Fastens aufgehoben worden" (L., Seite 160). "Das achte war noch schlimmer als die sieben anderen"; dank dem Gebet Mirjanas und ihrer Freunde "ist es der Jungfrau gelungen, dieses Geheimnis zu mildern" (R.F., Seite 73). "Dann kommt das noch schlimmere neunte Geheimnis und das zehnte ist geradezu entsetzlich und kann keinesfalls gemildert werden. Ich kann nicht sagen, was es ist, erklärt Mirjana, denn wenn ich etwas sagen würde, würde ich alles sagen" (R.F., Seite 73). "Das neunte und zehnte Geheimnis ist ernst. Es werden Strafgerichte wegen den Sünden der Welt sein. Die Strafe ist unvermeidbar, weil man nicht auf die Bekehrung der ganzen Welt warten kann" (Lj., Seite 98).
Fügen wir bei, daß nach Mirjana "die von der Jungfrau vorausgesagten Ereignisse ganz nahe sind" (ebd.). Schon im Frühjahr 82 hatte die Jungfrau angekündigt, daß das große Zeichen "bald, sehr bald" (3) kommen werde.
Drei Warnungen und ein großes Zeichen, das ein viel glanzvolleres Wunder sein wird als der Tanz der Sonne am 13. Okt. 1917 in Fatima, weil es dauerhaft und für alle sicht- und fühlbar sein wird. Dann die fürchterlichen Strafgerichte mit dem Zusatz der traurigen Perspektive; "daß wenn die Erscheinungen in Medjugorje zu Ende sein werden, es auf Erden nur noch einige falsche Erscheinungen geben werde" (Lj., Seite 98).
Es ist klar, daß diese Prophezeiungen mit jenen von Fatima nicht übereinstimmen. Warum? In ihrem großen Geheimnis hat die Jungfrau von Fatima folgendes verlangt: "Gott will die Verehrung meines Unbefleckten Herzens in der Welt einführen". Damit das stattfinden kann, will ER, daß der Heilige Vater die Sühneandacht zu dessen Ehre an den ersten Samstagen des Monats einführe und empfehle. ER will auch, daß er Rußland in Gemeinschaft mit allen Bischöfen der kath. Welt diesem Unbefleckten Herzen weihe. Und zwar in einem feierlichen und öffentlichen Weihe- und Sühneakt. Von dieser Bitte weiß Medjugorje nichts.
Das Geheimnis von Fatima enthielt die Drohung, daß wenn man die Bitten Unserer lieben Frau nicht erfülle, das kommunistische Rußland die Geißel sein werde, mit der Gott die Welt und die Kirche bestrafen wird. Die Erscheinung von Medjugorje weiß nichts davon. Sie berichtet nichts von den Irrümern des bolschewistischen Rußlands, nichts von den Kriegen, die deswegen in aller Welt stattfinden werden, nichts von der Verfolgung der Kirche durch den Kommunismus. Nein! Im Okt. 81 hat sie gesagt, "daß das russische Volk es sei, das Gott am meisten verherrlichen wird'. Diese Prophezeiung war von keinem Vorbehalt - auch nicht dem verborgensten - bezüglich des atheistischen Kommunismus begleitet. Im Gegenteil, gleichzeitig hat sie den Atheismus des ... Westens erwähnt: "Der Westen hat es im Prozeß der Zivilisation sehr weit gebracht, aber er führt sich auf, wie wenn er alles aus sich selbst und ohne Gott erschaffen hätte" (S.K., Seite 60). Das sind verwirrende Feststellungen, die auch durch die zwiespältige Haltung der kommunistischen jugoslawischen Regierung den Ereignissen gegenüber, nicht erklärt werden.
Zweifellos prophezeit das letzte Geheimnis von Fatima die schreckliche Krise - in der Hl. Schrift als wirklicher Glaubensabfall angekündigt - die die Kirche seit 1960 erschüttert. Von diesem Glaubensabfall weiß Medjugorje nichts, sondern etabliert sich im Gegenteil ganz in die konziliare und nachkonziliare Bewegung, die den kath. Glauben zerstört, indem sie die Gleichheit aller Religionen predigt.
Endlich sei auch der offensichtlichste Gegensatz erwähnt. Medjugorje weiß nichts von der großen Hoffnung von Fatima. Denn das große und greifbare Wunder, das seit 1917 versprochen wurde, wird die Bekehrung des kommunistischen und schismatischen Rußlands zum kath. Glauben und zur römischen Einheit sein, dem die ganze Welt folgen wird. "Der Heilige Vater wird mir Rußland weihen, das sich bekehren wird". Es kann noch dauern, aber er wird es tun, und das Wunder wird geschehen, und der Triumph der Heiligen Herzen Jesu und Mariä wird Wirklichkeit werden: "Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren". Diese große Hoffnung hat uns Gott am Anfang dieses gottlosen Jahrhunderts als unauslöschbare Quelle des Trostes, der Geduld und des Mutes für diese zweifellos dunkelste Zeit der Kirchengeschichte geben wollen. Dieses große Licht, das unsere Nacht schon erhellt, ist in Medjugorje verloschen. Es verschwindet und erstickt in einem Schwall von leeren Prophezeiungen ohne Sinn.
Kurz gesagt, bezüglich der Bitten des Himmels, der angekündigten Strafgerichte, sowie des versprochenen Wunders ist der Gegensatz zwischen den zwei Botschaften total. Demgegenüber ist festzustellen, daß das Schema von Medjugorje mit demjenigen von Garabandal übereinstimmt: Warnung, großes Wunder, Strafgerichte. In unseren Augen ist das kein Zeichen für die Echtheit. Weit entfernt davon! (siehe z.B. "Memoires d'un curé de campagne espagnol", die Seiten 92/93 und 97-100 über die "simulierten Ekstasen" der Seher. Zusammen mit dem "Tagebuch von Conchita" sind sie für sich allein ausschlaggebend). Zwischen den Prophezeiungen der Mirjana und jenen der Conchita geht die Ähnlichkeit manchmal bis ins letzte Detail hinunter. Das gleiche Schema war schon bei den Erscheinungen der illuminierten Schismatiker von Palmar de Troya festzustellen. Die Ähnlichkeiten mit anderen zweifelhaften zeitgenössischen Erscheinungen, die entweder suspekt sind oder bereits von der zuständigen Hierarchie als falsch erklärt wurden, sind in Medjugorje zahlreich. Wir werden uns damit nicht aufhalten. Klar ist aber, daß alle im Haupteffekt dahingehen, Fatima abzuwerten und in Vergessenheit zu bringen. Fatima, dessen Botschaft nach wie vor aktuell - und für die Kirche und die Welt dringender als je ist.

EINE KARIKATUR DES DRITTEN GEHEIMNISSES

"Außer dieser wichtigen Botschaft, schreibt Pater Vlasic an den Papst, behauptet Mirjana anno 1982 eine Erscheinung gehabt zu haben, die unserer Meinung nach die Geschichte der Kirche beleuchtet. Sie erzählt von einer Erscheinung, wo Satan als Jungfrau verkleidet erschienen ist." Pater Vlasic gibt hier eine Zusammenfassung von der turbulenten Erscheinung des Dämons, von welcher wir schon berichtet haben.

"Dieses Jahrhundert ist unter der Macht des Dämons"

Als Satan wieder verschwand, "wandte sich die Jungfrau wieder der Seherin zu: 'Entschuldige mich (sic) für das, aber du mußt wissen, daß Satan existiert. Eines Tages präsentierte er sich vor dem Thron Gottes, um die Erlaubnis zu erlangen, die Kirche während einer Periode prüfen zu dürfen. Gott erlaubte ihm, sie während eines Jahrhunderts zu prüfen. Dieses Jahrhundert ist unter der Macht des Dämons. Wenn sich aber alle Geheimnisse. die euch anvertraut wurden, erfüllt haben werden, wird seine Macht zerstört werden'" (L., Seite 160; R.F., Seite 66).
Das ist ein eindrücklicher Text. Drückt die Botschaft von Medjugorje hier nicht eine dramatische Wahrheit aus, die schon den klarsehendsten Söhnen der Kirche zutreffend schien? So sagte Pater Maximilian Kolbe: "Die modernen Zeiten sind von Dämonen dominiert und werden es in Zukunft noch mehr sein". Ja, dieses Jahrhundert scheint tatsächlich unter dem Dämon zu stehen. Noch nie wurde die Kirche durch die satanischen Kräfte - die es erreicht haben, bis in ihr Inneres vorzustoßen - so hart geprüft. Im Gefolge von Pater Alonso, dem offiziellen Experten von Fatima, haben wir gute Gründe anzunehmen, daß sich das dritte Geheimnis genau mit dieser Infiltration zur Anstiftung der Apostasie im Innern der Kirche selbst befaßt.
Dazu brauchen wir nur den Bericht der Vision von Mirjana aufmerksam zu lesen. Die Herrschaft Satans ist dort ausdrücklich bestätigt. Aber das dient gleichzeitig zur Ablenkung der Aufmerksamkeit von den zwei größten Übeln, unter denen die Kirche und die Welt leidet und die in Fatima genannt wurden: der Kommunismus und die große Gefahr des Glaubensabfalls."
Schon jetzt beginnt der Dämon seine Macht zu verlieren (!?), soll die Jungfrau erklärt haben, er ist agressiv geworden; er zerstört die Ehen, bringt Spaltungen unter die Priester, erzeugt Besessenheit und Morde" (L., Seite 160). Ist das alles? Es ist alles. Laut dem Gespräch Mirjanas mit Pater Vlasic ist das Ablenkungsamöver noch grobschlächtiger: "Durch was ist der Teufel besonders aktiv in unseren Tagen? Hat dir die Jungfrau gesagt, durch wen und durch was er sich am meisten manifestiert?" fragt er. Die Frage ist von größtem Interesse und die Antwort grotesk: "Vor allem durch jene, die keinen ausgewogenen Charakter haben, durch Personen, die innerlich gespalten und abgelenkt sind (sic)" (R.F., Seite 68).
Das Werk des Teufels? Das ist eben die Spaltung, der Mangel des guten Einverständnisses unter den Leuten: "Man kann es sehen (die Herrschaft des Teufels), weil die Leute sich nicht mehr vertragen, niemand kann mit niemandem mehr leben; die Leute sind mehr oder weniger verloren. Es gibt Scheidungen, Kinder, die verloren gehen". Die Jungfrau von Medjugorje gibt überraschende Präzisierungen: "Es ist wie wenn der Dämon seit etwa zehn Jahren regieren würde (sic). Vorher war es milder, aber jetzt ist es schrecklich ... Die Leute vertragen einander nicht mehr ... Wirklich, jeder hat etwas gegen einen andern, redet Schlechtes über andere." Und vor allem das nach Medjugorje größte Übel: "Die Katholiken trennen sich von den Orthodoxen und den Muselmanen zu sehr ab. Das ist nicht gut ... vor allem in den Dörfern der Mangel an Einheit zwischen den Religionen" (R.F., Seite 67/68). Da sind wir wieder!
Die Jungfrau hat der Mirjana ebenfalls die Aktion des Dämons in einem Nonnenkloster geoffenbart, wo mehrere Schwestern besessen seien. Wir können hier dieses verdrehte Gewirr nicht publizieren (R.F., Seite 66). Die Jungfrau berichtet noch vom Mangel an Glauben: "Sie hat gesagt, berichtet Mirjana, daß der Glaube in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich fast erloschen sei" (R.F., Seite 75).
Und dann agiere der Dämon schlußendlich vor allem durch die falschen Propheten. Jawohl, die Jungfrau von Medjugorje ist sehr streng gegen sie. Pater Tomislav fragt: "Hast du die Fragen über andere Erscheinungen in der Welt gestellt? Die Erscheinungen Unserer lieben Frau an anderen Orten der Welt?" Man erwartet, daß Mirjana die Schwester Luzia von Fatima erwähnen würde. Vor allem deshalb, weil Pater Tomislav sie gerade gefragt hatte, ob die Geheimnisse von Medjugorje "schon anderen Personen vergangener Generationen, anderen Sehern vielleicht, geoffenbart wurden. Mirjana soll es abgelehnt haben zu antworten. Aber trotzdem hackt sie gerade hier ein: "Die Jungfrau hat gesagt, daß es in Deutschland einen Mann gab, der immer sagte: 'Bekehrt euch, solange es noch Zeit ist! Er steigt in Autobusse und Züge ein und versetzt alle in Panik. Sie sagt, daß es in unserer Zeit viele falsche Propheten gebe. Viele Leute lügen und behaupten, SIE selbst oder Jesus gesehen zu haben. Das ist eine schwere Sünde und man muß viel beten für diese Leute da. SIE selbst und ich haben zwei Wochen lang ausschließlich für die falschen Propheten gebetet (sic!). Sie sehen nicht ein, daß es eine schwere Sünde ist, wenn man lügt und behauptet, daß man jemand vom Himmel gesehen habe" (R.F., Seite 81).
Die Jungfrau und Mirjana zwei Wochen lang ausschließlich für die falschen Propheten im Gebet vereint; soll das der überzeugende Beweis dafür sein, daß die Erscheinungen in Medjugorje echt oder die einzig echten seien? Das ist grotesk! Man muß wirklich kein großer Kleriker sein, um hier den Betrug zu wittern. Auch nicht, um zu merken, daß es sich bei diesen konfusen Erörterungen der Herrschaft Satans im 20. Jahrhundert um eine plumpe Falle Satans selbst handelt.

Leo XIII. und Medjugorje

Es bleibt uns trotz allem noch die berühmte Vision von Leo XIII., mit welcher die Berichte von Medjugorje eigenartigerweise übereinstimmen. "Gemäß gewissen kath. Experten, die diese Erscheinungen studiert haben, erklärt Pater Vlasic an Joh.-Paul II., würde die Botschaft von Mirjana die Vision aufklären, die Papst Leo XIII. gehabt hat. Demnach soll Leo XIII. das Gebet zum hl. Erzengel Michael – das die Priester bis zum Konzil immer nach der hl. Messe beteten – eingeführt haben, nachdem er eine apokalyptische Vision über die Zukunft der Kirche gehabt habe. Diese Experten sagen, daß das Jahrhundert der Prüfungen, wie es Leo XIII. sah, bald zu Ende sei. (L., Seite 161). Dieser Text enthält zwei wichtige Bemerkungen.
Erstens wurde ein Bericht dieser berühmten "Ekstase" von Leo XIII. – von der wir die authentischen Quellen nicht kennen – im Dez. 1981 in der Zeitschrift des Augustinerordens in New York publiziert. Danach wurde er überall durch religiöse Publikationen verbreitet und man kann annehmen, daß Mirjana diesen Text kannte, bevor sie von ihrer eigenen "Vision" im Jan. 1983 berichtete.
Zweitens sagt man – und Pater Vlasic erwähnt es in seinem Brief – daß Leo XIII. unmittelbar nach dieser Vision das Gebet zum hl. Erzengel Michael nach der hl. Messe vorgeschrieben habe. Wann hat also diese Ekstase stattgefunden? Wenn man der erwähnten amerikanischen Zeitschrift glauben will, die Pater Faricy zitiert (S. 108), dann war das am 13. Oktober 1884. Dieses Datum ist gut gewählt. Ein 13. Okt. erinnert an Fatima und 1884 ist das Jahr, das sich besonders eignet, um die Neugierde der Leute zu wecken. Leider stimmt es nicht. Leo XIII. hat das Gebet 1886 vorgeschrieben und wenn mehrere Publikationen 1884 angegeben haben, ist es eben falsch. Zudem erwähnt J.A. Jungmann in seinem "Missarum Sollemnia, explication génétique de la messe romaine" eine Studie von Bers, der seit 1934 sich "gegen eine Legende wehrt, die sich um den Ursprung dieser Anrufung des hl. Michael rankt" (t. II I, Seite 396, Aubier 1953). Bis wir weitere Informationen finden, nehmen wir an, daß diese berühmte "Ekstase" Leos XIII. kein seriöses historisches Fundament hat. Zudem konnte diese Szene leicht erfunden werden, indem man das Buch Job als Vorlage genommen hätte.

Der demaskierte Satan

Was die Botschaft Mirjanas betrifft, die sich ihrerseits offensichtlich an der angeblichen Vision Leos XIII. inspiriert, ist sie weit davon entfernt, Licht auf die Geschichte der Kirche zu werfen, sondern sie ist von einem Ende zum andern trügerisch, indem sie die Aktionen Satans dort enthüllt, wo sie nicht sind – mindestens nicht die wichtigsten. So wird die Aufmerksamkeit auf die einzig wichtigen Gefahren, die gegenwärtig die Kirche bedrohen, abgelenkt. Sicher sind sie alle in den zwanzig kurzen Zeilen des dritten Geheimnisses von Fatima genannt. Es wurde von der Unbefleckten Mittlerin 1917 geoffenbart und "SIE hat von Gott allein das Versprechen erhalten, über Satan zu siegen", um es mit den Worten des hl. Maximilian Kolbe zu sagen.
Wie steht es nun mit jener Erscheinung Mirjanas, die dieser "Botschaft" vorausgegangen ist? Sie ist in sich dermaßen unheimlich, daß Laurentin es für richtig befunden hat, eine überprüfte und korrigierte Version davon zu präsentieren. Es ist ein enormes Geständnis: "Mirjana erklärt, daß sie den Teufel vor dem Licht zu Beginn der Erscheinungen habe fliehen sehen." (L., Seite 46). Tatsächlich ist das etwas, was man erwarten würde. Nur ist die Realität ganz anders! Anstelle von diesem "göttlichen Licht" zu fliehen, "ist der als Jungfrau verkleidete Teufel selbst erschienen" (Téqui, Seite 12). Diese Erscheinung sei so niederschmetternd gewesen, daß Mirjana das Bewußtsein verlor, wie sie selbst erzählt (R.F., Seite 69). Das hat sie ja auch ganz am Anfang bei den ersten Erscheinungen der "Jungfrau" auf dem Hügel. Sonderbar, oder nicht? "Der Teufel mit den Zügen Mariens maskiert": Im Verlauf dieser unwahrscheinlichen "Erscheinung" Mirjanas hat sich der Hauptdarsteller der Ereignisse von Medjugorje unklugerweise selbst demaskiert.
Wir könnten hier die Darstellung der Tatsachen abschließen, aber die Lektüre einiger Zeilen des offiziellen Experten der jugosl. Erscheinungen verpflichtet uns, sie zu vervollständigen.

FRAGEN ÜBER FATIMA UND MEDJUGORJE

Tatsächlich, im Moment wo Abbé Laurentin seine Autorität als Historiker, als Theologe und Experte marianischer Erscheinungen ins Spiel bringt, kompromittiert er sich gleichzeitig. Durch beredtes Schweigen (wie in seinem letzten Artikel im "Figaro") oder durch perfide Anspielungen (L., Seite 122), will er uns weismachen, daß sein Verschweigen im Geheimnis von Fatima seinen Grund habe. Indem er die verschiedenen zeitgenössischen Marienerscheinungen in Revue passieren läßt, schreibt er in Bezug auf Fatima: "Die Literatur ist unermeßlich. Aber man wartet immer noch auf das wissenschaftliche Werk, um auf die tausend Fragen zu antworten, die jene Ereignisse aufwerfen ..." ("Les routes de Dieu", Seite 102 0.E.I.L. Nov. 83). Perfider kann man die Botschaft von Fatima nicht diskreditieren. Denn – in seiner gegen Fatima gerichteten Einstellung – lügt unser Experte in dieser Sache ganz unverschämt. Soll er doch seine tausend Fragen über Fatima publizieren! Wir würden dann sehen, daß es sich immer noch um die 1944 von P. Dhanis formulierten Einwände handelt, die von der progressistischen Clique unendlich wiedergekaut werden, obwohl sie schon seit langem widerlegt sind und das erst kürzlich wieder, in unseren zwei Ausgaben "Die ganze Wahrheit über Fatima" (Toute la verité sur Fatima). In Medjugorje allerdings warten noch viele Fragen auf Antwort. Unter hundert legen wir deren zwei unserem Experten zur Prüfung vor.

Zwei Rosenkränze vom Himmel

Ungefähr zwei Monate vor Beginn der Erscheinungen wollten Vicka und ihre Schwestern mit Traktor und Anhänger Kleinholz sammeln gehen. Es war 5 Uhr morgens. Da fanden sie in der Werkzeugkiste zwei Rosenkränze alter Machart, von unterschiedlicher Form und Größe. Das Kreuz des einen war beinahe 10 cm lang und war mit vierzehn Kreuzweg-Stationen versehen. Niemand wußte, wie diese Rosenkränze an diesen Ort gekommen sind. Später, während einer Erscheinung bat Vicka die Jungfrau um eine Erklärung. Diese sagte, daß die Rosenkränze ihr Geschenk seien, um sie zum Gebet einzuladen. Sie befinden sich jetzt im Hause Vickas (Lj., Seite 73). Unser Experte hat sich wohlweislich gehütet, diese Begebenheit zu erwähnen. Wenn sie nicht vor einigen Jahrhunderten (alte Machart) wunderbarerweise in den Werkstätten des Himmels fabriziert wurden, gibt es nur drei Lösungen: 1. Vicka lügt, 2. Jemand dachte schon zwei Monate vorher an die Erscheinungen, 3. Es sei denn, der Teufel selbst ... Wir warten auf die Antwort unseres Experten.

Programmierte Erscheinungen

Hatte Abbé Laurentin schon vor den Erscheinungen Kenntnis davon? Überflüssige Frage? Nein, denn mehrere seiner charismatischen Mitbrüder waren mysteriöserweise unterrichtet: "Ein deutscher Priester, Dr. Heribert Mühlen, Professor für Dogmatik an der theologischen Fakultät Paderborn – er ist der Verantwortliche der charismatischen Bewegung in Deutschland – hielt vor einigen Jahren in Zagreb einen Vortrag. Im Verlauf seiner Ausführungen sagte er den Priestern und den anderen Personen, die seine Zuhörerschaft bildeten: 'Gott bereitet in eurem Land große Dinge vor, und sie werden einen großen Einfluß auf das Schicksal ganz Europas haben" (Lj.. Seite 102).
In Italien hat ein angeblich stigmatisierter Priester vor mehreren Jahren einer Gruppe Pilgern aus der Umgebung Medjugorjes folgendes angekündigt: "Die Heilige Jungfrau wird bald euer Vaterland besuchen" (Lj., Seite 73). Endlich prophezeite im Mai 1981 im Rom Pater Tardif – eine der international hervorragendsten Persönlichkeiten der charismatischen Erneuerungsbewegung – dem Pater Tomislav Vlasic: "Habt keine Angst, ich werde euch meine Mutter schicken" (Lj., Seite 73). Wenn es erlaubt ist, an der göttlichen Herkunft dieser charismatischen Prophezeiung zu zweifeln, stellt sich die Frage nach dem Chef des Orchesters...

Ein unbekannter Priester

Um zu beweisen, daß die Seher von Medjugorje nicht unter dem Einfluß von Klerikern standen, versichert man uns, "daß keiner der Priester der Pfarrei sie kannte". Aber wie denn? Sollten sie nie am Religionsunterricht teilgenommen haben? Haben sie nie gebeichtet? Waren sie nie in einer Messe? Man belügt uns. Die Antworten an Pater Rubcic lassen annehmen, daß vor Juni 1981 sie alle mittelmäßige, oberflächliche und Gelegenheits-Christen waren. Aber nicht ohne Kontakte zu dem oder jenem Priester. Ohne darauf zu achten, bestätigt Pater Ljubic, daß "die Seher in jenem Jahr von einem anderen Priester unterrichtet worden sind" (Seite 28). Warum nennt er ihn nicht beim Namen? Warum verbergen uns Laurentin und die anderen Apologeten von Medjugorje diese Tatsache? Warum täuscht uns Laurentin über die unmittelbare Rolle Pater Vlasics bei den Sehern? (L., Seite 53/54) Eine Untersuchung über diesen Punkt ist unerläßlich, wenn wir den Chef des Orchesters finden wollen.

Theologische Schwierigkeiten

Jetzt wenden wir uns an den Theologen des II. Vatikanums. Wir erwarten seine klaren und präzisen Kommentare über diverse Episoden der Ereignisse von Medjugorje. Unter anderem: Die wegen der Berührung durch Sünder geschwärzte Jungfrau. Das ekstatische verrückte Lachen der Seher. Der Kuß an Joh.-Paul II. Das Beten der Jungfrau des ganzen Paternosters. Tatsächlich schreibt Laurentin: "Die Jungfrau betet nicht Gegrüßt seist du Maria, präzisieren die Seher, aber wir beten mit ihr das Ehre sei und das Credo" (L., Seite 42). Warum kommt unser Experte nicht auf das Paternoster zu sprechen? Hat er Schwierigkeiten, für diese Anomalie eine Erklärung zu finden?

Medjugorje und die Kommunisten

Endlich wenden wir uns an den offiziellen Gesandten des Vatikans in Moskau und unterbreiten ihm einige Rätsel über die Haltung der jugosl. Regierung gegenüber den Erscheinungen.
Von überallher informiert man uns, daß die kommunistischen Autoritäten –wie sich das gehört – den Wallfahrten gegenüber, die sich in Herzegowina entwickeln, feindlich eingestellt seien. Aber was stellen wir fest? Eine lärmvolle Verfolgung gewiß, oft sehr mühselig für die eine oder andere Person – wir denken an die eingesperrten Franziskaner – aber komischerweise von Tag zu Tag wirkungsloser seit bald drei Jahren. Von seiten einer kommunistischen Regierung ist das überraschend.
Die erste sonderbare Feststellung: Es war die kommunistische Polizei, die sich um die "medizinische Untersuchung" der Erscheinungen kümmerte; mit dem Resultat, daß man alle Seher als psychisch für normal erklärte. Sie wurden am 27. Juni durch Dr. Ante Vujevic untersucht, der sie für normal erklärte (S.K., Seite 28). Auch die zweite Untersuchung am 29.6. durch Dr. Dzudza verlief ebenfalls zu ihren Gunsten (S.K., Seite 35). Beidemale war die Polizei sehr zuvorkommend und sorgte dafür, daß sie zeitig am Abend wieder den Erscheinungen beiwohnen konnten. "Seien wir keine Sektierer, schreibt Laurentin, und anerkennen wir, daß die atheistische Regierung bereit war, die Objektivität der Diagnose, die von verschiedenen Experten erstellt wurde, zu akzeptieren" (L., Seite 146/152). Seien wir keine Naivlinge, sondern seien wir ehrlich. Sind aus den Marxisten Chorknaben geworden? Einmal könnten wir es noch hinnehmen. Aber zweimal dasselbe in einem Land, wo ein Kardinal Stepinac sechzehn Jahre lang eingesperrt war; nach einem Prozeß, wo er ganz verstört, wie mit Drogen behandelt aussah!
Es kommt noch besser. Ende Nov. 1982 kam der Neuropsychiater und Parapsychologe Dr. Ludvik Stopar "nach Medjugorje, er wurde vom 'Weltzentrum für Parapsychologie in Londen' dorthin geschickt. Er hypnotisierte die Seher Marija und Jakov um die Glaubwürdigkeit ihrer Berichte zu überprüfen. Er bestätigte nachher, daß die Kinder die Wahrheit sagten. Er verfaßte einen Rapport, dessen Resultat in allen Punkten positiv war" (Lj., Seite 119). "Seine Meinung stimmte mit jenen Medizinern überein, die von der Polizei beauftragt wurden", notiert Laurentin (Seite 152). Unser "theistischer Parapsychologe" kam sogar zweimal ohne Paßschwierigkeiten nach Medjugorje. Im Dez. 82 publizierte er eine Berichterstattung, worin er "die absolute Aufrichtigkeit der Seher bestätigt" und wo er sagt – halten Sie sich fest – "daß eine kanonische Untersuchung wünschbar sei, damit die 'theistische, parapsychologische und transzendente Herkunft' dieser Erscheinungen wirksamer festgehalten werde, die seiner Meinung nach außerhalb 'menschlicher Manipulationen' lägen "(L., Seite 182) Eigenartig, eigenartig! Dieser Diensteifer seitens dieses mysteriösen "Parapsychologischen Zentrums"! Der Gipfel ist, daß man noch eine kanonische Untersuchung verlangt! Welches Interesse könnte dieser "Theist" denn daran haben, daß die kath. Kirche die Erscheinungen von Medjugorje offiziell anerkenne? Wie sonderbar!
Ein anderes Rätsel. Mehrere Franziskaner wurden eingesperrt. Es sei uns erlaubt, über die Ungeschicktheit der jugosl. Polizei uns zu wundern. Es hätte doch genügt, die Seher unter irgend einem Vorwand einzusperren oder noch besser, sie in eine psychiatrische Klinik zu stecken und alles wäre zum Stehen gekommen. Aber die Regierung tat das Gegenteil. Hätte sie sich entschlossen gehabt, die Wallfahrten abzustellen, so wäre ihre Haltung unverständlich.
Wenn auch Pater Zovko verhaftet wurde, konnte Pater Tomislav Vlasic der ihm auf dem Fuß folgte, seit Aug. 81 ungehindert an seinem Platz bleiben; obwohl er fähig war, die Seher zu führen und die Wallfahrten zu leiten. Auch seine charismatischen Mitbrüder (Franziskaner) konnten an Ort bleiben. Den Patres Rupcic und Kraljevic wurde zwar der Reisepaß verweigert; so waren sie gezwungen, in Medjugorje zu bleiben und konnten die zwei ersten Schriften über die Erscheinungenverfassen.
Aber die Verfolgung sei schwer, erklärt Laurentin. "Mehr als einem Pilger wurde die Schrift von Pater Rubcic abgenommen und in der Pfarrei ist sie nicht im Verkauf. Der Mut von Pater Rubcic hat ihn nicht vor Unannehmlichkeiten bewahrt" (L., Seite 77). Pater Ljubic gibt aber ganz unbefangen zu, "daß das Buch legal in einer staatlichen Druckerei gedruckt wurde", in Sambar nahe bei Zagreb. Der Autor der für die Herausgabe verantwortlich zeichnete, mußte 55% der Kosten an Taxen bezahlen. Es kommt auch häufig vor, daß der Postversand nicht immer beim Empfänger ankommt, vor allem, wenn es sich um mehrere Exemplare handelt." Trotzdem gehen die Geschäfte gut, denn "dieses Werk hat schon mehrere Auflagen erfahren" (Lj., Seite 122).
Abbé Laurentin seinerseits erhielt seinen Reisepaß ohne Schwierigkeit, um an Weihnachten nach Medjugorje zu reisen. Die Polizei war sogar überaus zuvorkommend. Zurück in Frankreich veröffentlichte er sein Werk, das mehr als alles andere dazu verhalf, die Wallfahrten in Gang zu bringen: 3000 Expl. wurden innert drei Tagen verkauft, 50'000 in einem Monat. In dieser Zeit publizierte die kath. jugosl. Zeitung mehrere Artikel über seine Arbeit und illustrierte sie auch mit seiner Fotographie. Am 25. März befand sich unser internationale Experte wieder in Medjugorje und "L'Homme Nouveau" wagt laut einer Feststellung von Christian Ravaz schwarz auf weiß zu schreiben: "Diese Erscheinungen sind ein starker Stachel im Fuß der jugoslawischen Regierung" (1. April).
Jedenfalls ist der Zugang zum Erscheinungshügel seit dem 24. Juni 1983 unbehindert (Lj., Seite 128). Die Wallfahrten sind erlaubt, und scharenweise kommen schon die Ausländer.
Kurz, von einer schweren Verfolgung seitens der marxistischen Regierung zu reden, ist eine Lüge. Wenigstens scheinen sich die Kommunisten diesen neuartigen Erscheinungen anzupassen.(4) Eines ist sicher: Hätten sie den Erfolg gewünscht, hätten sie nicht besser handeln können. Man hätte in dem Fall auch diese geschickte Politik einer Halb-Opposition angewendet. Mit lästigen Maßnahmen und mit lärmvoller Verfolgung erreicht man die Glaubwürdigkeit der Ereignisse – weil die Kommunisten dagegen sind, muß es wahr sein – wobei eine allzu vordergründige Toleranz sofort das Mißtrauen hervorgerufen – und zum gleichen Resultat geführt hätte wie ein totales Verbot, mit dem alles verhindert worden wäre. Hingegen trägt die diskrete aber wirkliche Freiheit für die Franziskaner, für die Pilger, für die Fremden und für die Presse zur Entwicklung der Wallfahrten bei und dient gleichzeitg der Propaganda des Regimes: Schlußendlich – werden sich die Hunderttausende von Neugierigen sagen, die an jenem Sommer nach Herzegowina strömten – muß das kommunistische Regime nicht immer ein Gulag sein; es gibt auch einen offenen und toleranten Sozialismus, der ein humanes Gesicht hat. Schon entwickelt Laurentin den Slogan: "Jugoslawien ist nicht Albanien" (Seite 17). Der Kommunismus jugoslawischer – oder bald auch französischer Art, ist nicht mehr so zu fürchten.
Für die kommunistische Propaganda ist es so nur gewinnbringend ... und wird es morgen noch sein, falls der Schwindel plötzlich auffliegen und der ganzen Welt bekannt würde ... etwa durch die Publikation unwiderlegbarer Dokumente. Zum Beispiel die Ergebnisse der Befragungen der ersten Wochen, die von Pfarrer Zovko niedergeschrieben und von der kommunistischen Polizei konfisziert wurden und geheim gehalten (warum denn?) werden (L., Seite 96). In einem kommunistischen Land ist alles zu befürchten und man kann nie vorsichtig genug sein.

DIE GRÜNDE DES ERFOLGES

Von Tag zu Tag stellt sich die Frage immer dringender: Wie ist es möglich, daß die Ereignisse von Medjugorje – obwohl sie so verworren, so unheimlich, so extravagant und suspekt sind – einen so einmütigen Enthusiasmus hervorrufen?
Die im Verlauf unserer Darstellung aufgeführten Tatsachen zeigen doch, daß die Annahme einer diabolischen Intervention alles andere als ein Hirngespinnst ist. "Aber die Früchte sind gut", wenden alle Verteidiger von Medjugorje ein; allerdings ist das ihr einziges Argument (L., Seite 147/153; R.F., Seite 58; S.K., Seite 65). Einerseits ist dessen Güte nicht so überzeugend und anderseits ist folgendes zu bedenken: Falls eine Falle des Teufels vorliegt, ist gerade eine erfolgreiche Entwicklung einer ungeheuren Wallfahrtsbewegung am meisten zu fürchten, vor allem dann, wenn sie auch noch von der Kirche anerkannt würde. Der Böse und seine Helfershelfer brauchen dann den Betrug nur zu gegebener Zeit auffliegen zu lassen. Bei dieser Hypothese wären die Millionen Wallfahrer, die Beichten, die gebeteten Rosenkränze und die Kommunionen für den Erfolg des Planes sogar notwendig. Erinnern wir uns hier an die Maxime, die die selige Acarie formuliert hat: "Der Dämon versteht es ein wenig zu verlieren, um viel zu gewinnen."
Man muß sich also an den Tatsachen selbst orientieren. In dem Maß, wo ihr verworrener, skandalöser und ungewöhnlicher Charakter es vernünftigerweise verbietet anzunehmen, daß es sich da um eine echte Manifestation der Allerseligsten Jungfrau Maria handelt, bleiben nur noch die anderen Hypothesen möglich: Lüge, Verstellung, Hysterie. Sollten einige Fakten außerhalb menschlicher Fähigkeiten liegen, so darf man die Intervention des Dämons – sei es durch Infestation der Besessenheit – nicht ausschließen. Jedenfalls ist sie möglich und auch wahrscheinlich.
Was die in den Botschaften von Medjugorje enthaltenen Lehre betrifft, so ist sie sicher nicht von Gott. Dafür haben wir genügend Beweise erbracht. Unter dem Anschein marianischer Erscheinungen verstärkt sie noch die lebensgefährliche Bewegung des Glaubensabfalls, die die Kirche von innen aushöhlt. Es sei nur an die oekumenische Theologie erinnert, die dahin tendiert, die Privilegien der Muttergottes zu verwischen oder die Gleichheit der Religionen zu predigen. Oft geschieht es mit einer verderblichen List, die die intellektuelle Fähigkeit der "Seher" um vieles übersteigt und deshalb ist mit Gewißheit die Einwirkung des Geistes der Finsternis und der Lüge anzunehmen.
Wie soll man also die allgemeine Schwärmerei für diese so unheimlichen Erscheinungen erklären? Dazu muß man mehrere Antworten geben, denn in Medjugorje findet man eine Synthese nicht zusammengehörender Elemente, die dazu geeignet sind, ein breites Publikum zu verführen. Jeder glaubt dort genau das zu finden, was er sucht.

Das traditionelle Äußere

Der Erfolg von Medjugorje hat auf den ersten Blick den Anschein eines Gegenschlags zu dem skandalösen nachkonziliaren Glaubensabfall. Jawohl, eigenartigerweise rennen die Leute in Massen nach Medjugorje oder stürzen sich auf die Schriften, die davon handeln; weil sie des doktrinären Modernismus und des sozialo-kommunistischen Progressismus so vieler ihrer Bischöfe und Priester überdrüssig sind. Sie sind es müde, den Despotismus ihrer Kleriker zu ertragen, die ihnen eine Liturgie auferlegen, die weder Seele noch Schönheit hat, und die sich darum bemühen, die letzten Gruppen traditioneller Frömmigkeit: dritte Orden, Legionen Mariens usw. zum Verschwinden zu bringen. Angewidert von ihren Hirten, die mehr damit beschäftigt sind, den Sozialismus zu fördern als die dürstenden Seelen mit der wahren katholischen Lehre und dem übernatürlichen Leben zu ernähren, wenden sich die Gläubigen der nachkonziliaren Kirche vertrauensvoll dorthin, wo sie noch Zeichen einer glühenden Frömmigkeit finden und wohin zu gehen die Hierarchie ihnen sonderbarerweise erlaubt, ja sogar empfiehlt.

Der Reiz des authentischen Katholizismus

In Medjugorje gibt es folgendes: Tägliche Erscheinungen der Jungfrau Maria; das Pfarreileben mit täglicher Abendmesse. "Die Messe, lehrt die Erscheinung, ist das größte Gebet Gottes und ihr werdet dessen Größe nie begreifen" (S.K., Seite 86). Das Sakrament der Buße wird dort ordentlich praktiziert, denn die Leute drängen zu den Beichtstühlen. Seit Aug. 82 ladet die Jungfrau zur monatlichen Beichte ein, sagen die Seher (L., Seite 99). Sie empfiehlt auch den Rosenkranz (S.K., Seite 87). Seit 1983 spricht sie vom Heiligsten Herzen Jesu und vom Unbefleckten Herzen Mariens: "Alle Familien sollen sich jeden Tag dem Heiligsten Herzen Jesu weihen, verlangt sie. Ich wäre sehr glücklich, wenn sich die ganze Familie am Morgen eine halbe Stunde vereinigen würde, um zu beten". "Weiht euch dem Unbefleckten Herzen Mariens" (L., Seite 101). Späte und seltene Erwähnung, aber immerhin Erwähnung.
Kurz, in Medjugorje fehlt nichts. Nicht einmal das Ordenskleid der Franziskaner und der Schwestern der Gemeinde. In gewissen Punkten scheint die Erscheinung sogar gegen den Modernismus und den herrschenden Progressismus zu sein. Sie spricht von den Engeln und auch vom Dämon und seinen Aktionen in der Welt. Um gegen seinen Einfluß zu kämpfen "hat sie gesagt, daß man in der Familie zusammen beten müssen ... man soll einen geweihten Gegenstand im Haus haben und das Haus soll regelmäßig gesegnet werden" (R.F., Seite 68). "Tragt geweihte Zeichen. Legt davon in eure Häuser. Kommt wieder zum Gebrauch des Weihwassers zurück" (L., Seite 160). Sie warnt vor dem "Sich-gehen-lassen" des modernen Lebens: "Vor allem, meidet Fernsehprogramme (5), sie sind eine große Gefahr für eure Familien, nachdem ihr gesehen habt, könnt ihr nicht mehr beten. Vermeidet auch den Alkohol, die Zigaretten, die verschiedenen Vergnügungen" (Tequi, Seite 16).
Soviele gute und weise Ratschläge von ganz katholischem Geist machen Schule und kommen natürlich besser an, als "Pop-Liturgien" und "Gewerkschaftspredigten". Wer immer alle annehmbaren Elemente dieser von falschen Sehern übertragenen "Botschaften" herausliest und meint man könne damit eine Abhandlung katholischer Spiritualität verfassen, bleibt nicht unbeeindruckt. Zu Unrecht, denn in Medjugorje ist dieser traditionelle Katholizismus – der vielleicht von der Mehrheit der Pilger auch gelebt und von den interessierten Lesern geschätzt wird – nur eine betrügerische Fassade in der generellen Ökonomie der Erscheinungen und der Botschaften. Die gut unterrichteten Leute sehen darin etwasanderes.

DIE ERLEICHTERUNGEN IN DER KONZILIAREN RELIGION

Medjugorje ist auch Verführung zur neuen Religion der humanistischen Spiritualität, der individuellen Freiheit und der Entfaltung der Person. Die Erscheinung sagt den Sehern: "Ihr müßt ein Zeichen sein" (L., Seite 97). Na also! Ihr ganzes spirituelles Leben entwickelt sich in diesem Milieu der "konziliaren Erneuerungsbewegung" und wirbt zu ihren Gunsten. "Was bei den Sehern auffällt, schreibt Laurentin, ist ihre gesunde Freude; Zeichen der Gesundheit, die man bei all jenen findet, die sich in 'ihrer Haut wohl fühlen', wie man heute sagen würde. Das Gebet, das strenge Fasten, das sie üben, trägt zu ihrer körperlichen und seelischen Gesundheit bei. Wenn auch die Botschaft ernst und manchmal schwerwiegend ist, so ist sie doch nicht trauererfüllt" (L., Seite 146).
Selbst die Aszese zielt auf die möglichst vollkommene Selbstentfaltung hin. Das Beispiel des Fastens ist bezeichnend. Die Jungfrau von Medjugorje ist sehr anspruchsvoll: "Man muß Buße tun und alle Freitage nur trockenes Brot essen und nur Wasser trinken" (L., Seite 68). "Fastet zweimal pro Woche" (L., Seite 101). Wichtig ist aber, daß man den neuen Geist dieser strengen Aszese beachtet. Tatsächlich hat in Medjugorje das Fasten nichts zu tun mit dem Opferbringen, das die Jungfrau von Fatima so inständig verlangt hatte, um für die Beleidigungen ihres Unbefleckten Herzens und für die Bekehrung der Sünder zu sühnen. Diese kleinen Öpferchen waren recht für die hl. Theresia vom Kinde Jesu und für die Kinder von Aljustrel! Aber in der fortgeschrittenen Spiritualität von Medjugorje ist das Fasten eine persönliche Aszese, der man frei zustimmt und die die durch das charismatische Beten erworbene geistliche Entfaltung zum Ziel hat. Wir zeichnen da keine Karikatur, sondern die Definition ist exakt. Christian Ravaz erklärt, daß in Medjugorje das Fasten "keine Buße" ist, sondern eher "das vorzügliche Element der Reinigung zur Selbstfindung, durch die Mithilfe unseres ganzen Wesens und der Gebetshingabe. Und Laurentin schreibt: "Das Fasten ist die Quelle der Gewaltlosigkeit und des Friedens" (auf diesem Gebiet ist nicht Jesus, sondern Gandhi das Modell). "Man verstehe es gut, es ist Reinigung, Befriedung und die Integration der lebendigen Kräfte" (L., Seite 103/104). Da hätten wir's: Das Fasten ist also nicht ein "Opfer", nicht eine liebende Hingabe an Gott, zu seiner Ehre, zum Trost seines Herzens und für das Heil der Seelen. Das Ziel dieses Fastens wie des charismatischen Betens ist ganz ichbezogen. Ich faste, "weil mir das etwas bringt"; "eine Freude, eine Verfügbarkeit, eine totale Hingabe", präzisiert Marija (L., Seite 49).
Was nicht gesagt wird, was aber durch dieses vorgezeigte Fasten in die Augen springt (Laurentin wiederholt uns gut zehnmal, wie jedes der Seher und die Franziskaner genau fasten. In einem kürzlich im "Figaro" erschienenen Artikel läßt er uns wissen, daß er sich auch daran beteiligt) ist, daß sich die Gläubigen von Medjugorje als Super-Christen vorkommen, denen sich zu widersetzen - aus welchem Grund auch immer - sehr empörend wäre: Denn sie, die zwei oder dreimal in der Woche fasten und die wenigstens drei Stunden pro Tag beten! Bald könnten unsere Charismatiker ein gewisses Gebet verrichten: "Oh Gott, ich danke dir, daß ich nicht bin wie die anderen Menschen ... ich faste zweimal in der Woche!" (Luk. 18,11). Wahr ist, daß eine schlecht verstandene Aszese leicht zur Nahrung und Stärkung der Eigenliebe und des Pharisäertums führen kann.
Nach der Selbstentfaltung ist Freiheit das andere Schlagwort der konziliaren Spiritualität. In Medjugorje gibt die Jungfrau selbst den Ton an: "Sie gibt keine Befehle, erklärt Laurentin, die Seher nehmen ihre Wünsche sehr ernst, aber sie engagieren sich nicht blind und nicht über ihre Kräfte" (L., Seite 55). Dem Wunsch oder dem Befehl der Königin des Himmels vorbehaltlos zu gehorchen, das wäre "sich blind oder über die Kärfte engagieren"? Das soll verstehen, wer will."
Die Jungfrau, schreibt Laurentin noch, verhält sich den Sehern gegenüber nicht als besitzheischende Mutter. Sie haben sie gefragt, was sie in Zukunft tun sollen. Die Jungfrau hat geantwortet: 'Ich würde gern sehen, wenn ihr Priester oder Nonnen würdet, aber nur wenn ihr es wollt. Ihr seid frei, die Wahl liegt bei euch'. Und sie erarbeiten ihre Entscheidung in aller Freiheit mit Klarheit und Liebe und nicht überstürzt!" (Seite 136) "Sie hat uns gesagt, berichten die Seher: 'Das ist euere Sache; ich will niemand verpflichten; es ist an euch, zu entscheiden" (Lj., Seite 45).
Laurentin macht sich über "die prüde Großmutter" Mirjanas lustig (Seite 146), die kurz nach Beginn der Erscheinungen erklärte: "Wie wollt ihr, daß die Jungfrau euch erscheine, wenn ihr die Gesellschaft mit den Buben nicht meidet und wenn ihr Gefallen daran findet, mit ihnen zu schwatzen". Mirjana antwortete: "Die Jungfrau beabsichtigt nicht, aus uns heuchlerische Frömmler zu machen" (Lj., Seite 44). Pater Kraljevic bemerkt dazu: "Nach dem äußeren Aussehen ist Mirjana ein modernes Mädchen, ähnlich denen, wie man ihnen in den Straßen unserer Städte begegnet ... Die Erscheinungen ändern nicht viel an ihrem Lebensstil' (S.K., Seite 68).
Die Seher sind frei. "Sie kleiden sich nach wie vor wie die anderen". Die Mädchen wechseln oft die Frisur. Seht zum Beispiel Ivanka: Drei Fotos je einer "Ekstase", drei verschiedene Frisuren (R.F., Seite 24). "Ihr Verhalten scheint eher oberflächlich und der heutigen Jugend angepaßt zu sein", gibt Pater Kraljevic zu (Seite 69). Aber auch die anderen scheinen damit beschäftigt zu sein, ihre Toilette häufig zu wechseln, sogar Marija, "die am meisten verinnerlichte, die wegen ihrer offensichtlichen Demut schön ist." Warum dann also das auffällige und unnötige Lippenschminken? (siehe "le gros plan" von Lj., Seite 112)."Postkonziliarer Stil, Öffnung und Aktualität" (Seite 136). Nach der "lehrmäßigen Authentizität" (wir haben gesehen welche!), ist das der Beweis, den Laurentin anführt, um darzutun, daß es sehr wohl die Jungfrau Maria ist, die in Medjugorje erscheint. Die Seher sind dort nicht mehr unschuldige Kinder wie in Lourdes, Pontmain und Fatima; oder auf dem Weg der Vollkommenheit vorangekommene Ordensmitglieder, wie in Paray-le-Monial, in der Rue du Bac, oder in Tuy und Pontevedra. Nein, es handelt sich um ganz gewöhnliche Jungen und Mädchen: "Ihr Leben zeigt weder einen Anflug von besonderer Heiligkeit, noch von Ärgernis oder Skandal. Sie sind einfach, höflich und sympathisch. Sie sind ganz einfach normal' (L., Seite 50).
Das ist für alle Welt tröstlich und erlaubt jedem, ein wenig daran zu glauben: "Leben wir als Zeugen, predigte Christian Ravaz als er von Jugoslawien zurückkam, in uns allen schlummert ein Prophet (sic) laßt uns also prophezeien und ohne zu berechnen unsere Freude und Liebe verbreiten" (H.N., 1. Apr.).
Kurz, in Medjugorje wird auf der ganzen Linie und treuherzig die konziliare Theologie ins Werk gesetzt: Religionsfreiheit, Ökumenismus, humanistische Moral, beseligender Optimismus und Solipsismus (6). Man findet dort alles auf einmal, denn es ist der perfekte Kompromiß zwischen Gut und Böse, zwischen dem Wahren und dem Falschen, zwischen Gotteskult und Menschenkult, zwischen Christus und Belial (siehe 2. Kor. 6,14-16).

DIE CHARISMATISCHE VERFÜHRUNG

Es ist sogar noch mehr. In der Mißstimmung der nachkonziliaren Aera ist Medjugorje feurige erobernde Mystik, fähig, morgen die ganze Welt zu umarmen. Es ist die "charismatische Erneuerungsbewegung" der letzte Sauerstoffballon einer nach zwanzig Jahren Reformismus erstickenden Kirche. Es ist - endlich! - das "neue Pfingsten" von Johannes XXIII. vorausgesagt und durch das Konzil als bevorstehend angekündigt, das aber so lange auf sich warten ließ. Diesmal ist es endlich da, denn der Geist weht wie Sturmgebraus in Medjugorje.
Die marianischen Erscheinungen waren nur das Startzeichen, der Vorabend, in welchem der Geist auf die ganze charismatische Gemeinschaft ausgegossen wird. Mirjana sagte, nachdem die Erscheinungen für sie am 25. Dez. 81 aufgehört hatten: "gleichzeitig hat man eine erste Verstärkung der Charismen erlebt. Es ist wie wenn eine neue Generation geistlicher Gaben - aber innerlicher und diskreter - sich entwickeln würde, um die Fortsetzung vorzubereiten (...). Zwei etwa zwölfjährige Mädchen, Helena und Marijana sind mit einem der Seher ähnlichen Charisma, aber innerlicher bedacht worden" (L., Seite 134).
Es war am 15. Dez. 1982, als Helena zum erstenmal eine innere Lokution der Jungfrau hatte. "In der folgenden Woche, erzählt Pater Vlasic, hat sie den Engel gesehen, der ihr eine Woche lang erschienen ist. Er rief sie zu Buße und Gebet auf" (Tequi, Seite 23). Am 29. Dez. sah sie die Jungfrau zum erstenmal, aber innerlich mit geschlossenen Augen und mit tiefer Sammlung (Lj., Seite 134)."Wenn man sie befragt, antwortet sie manchmal im Namen Unserer Frau, bei der sie das Licht sucht: 'Warum soviel fragen, alles ist im Evangelium niedergeschrieben'. Ich fragte sie, fährt Abbé Laurentin fort: 'Was wünscht die Jungfrau? Welches ist ihre Botschaft?' Sie sammelt sich und hält ihre Hände vor ihre blauen Augen. Sie sitzt auf dem Sofa ihres bescheidenen Hauses. Sie trägt Pullover und Blue Jeans. Am Ende ihres Gebets sagt sie nur: 'Friede, damit der Heilige Geist auf die Erde kommen kann!' 'Hat man von einer Dringlichkeit dieser Botschaft gesprochen?' 'Man muß sich deswegen nicht beunruhigen. Ihr müßt verstehen, daß der Friede von uns aus kommen muß. Wir müssen den Frieden in uns selbst herbeiführen. Dann wird man uns glauben. Befrieden wir unser Herz' (L., Seite 92/93). Und Laurentin bemerkt, "daß auch sie den entspannten Stil ihrer Generation hat ... sie macht alles geschmeidig und betend, denn das Gebet ist bei ihr ein Zustand" (Seite 95)."Tretet in die Tiefen ein ..."Nachdem sie eine Gebetsgruppe vor allem für die Jungen verlangt hatte, übermittelt die Jungfrau folgende Botschaft an Helena: "Ich will, daß die Glieder der Gruppe jeden Tag mindestens drei Stunden beten (...) ich will, daß ihr zweimal in der Woche bei Wasser und Brot fastet" (P. Vlasic; Tequi, Seite 25). Mittels dem verspricht sie ihnen 'in die Tiefen des geistlichen Lebens einzutreten'. 'Laßt Uhren, Sorgen und Verpflichtungen auf der Seite. Laßt euch vom Heiligen Geist in die Tiefe führen (...)! Dann werdet ihr all eure Verpflichtungen vollkommen erfüllen, und ihr werdet mehr Zeit haben als nötig. Laßt euch vom Heiligen Geist führen' (ebenda, Seite 26). "Bleibt auf dem Weg des Gebets. Ich werde euch in die tieferen Erfahrungen einführen" (ebenda, Seite 27). "Ihr müßt viel beten, damit der Heilige Geist auf die Erde kommen kann" (ebenda, Seite 26).

Die Ströme der Generalerneuerung

Denn die Zukunft gehört nunmehr der "Charismatischen Erneuerungsbewegung" und ihren "Gebetsgruppen". Es ist dies die letzte Instruktion, die die Jungfrau von Medjugorje denen gibt, die sie fragen, was sie tun sollen: "Sie sollen Gebetsgruppen organisieren!" "In allen Pfarreien", denn "eine geistliche Erneuerung ist in der ganzen Kirche notwendig" (S.K., Seite 86). Bald wird sich die Vision der Schwester Mc Kenna realisieren: "Alle werden Ströme lebendigen Wassers sehen, die vom Sitz des charismatischen Leiters Tomislav Vlasic hervorsprudeln (R.F., Seite 38). "Durch euer Hierherkommen, erklärt man den Pilgern, seid ihr Teilhaber am 'lebendigen Wasser', das von der Muttergottes in jeden ausgetrockneten Teil der Erde ausströmt"(S.K., Seite 88). "Ich bin überzeugt davon, schreibt Pater Ljubic, daß die Jungfrau in den ausgetrockneten Karst Herzegowinas herabgestiegen ist, um dort den Strom der Generalerneuerung entspringen zu lassen" (Lj., Seite 103). Kurz, da ist eine neue Kirche am Entstehen, so zielstrebig, daß Laurentin nicht zögert, ihre Glieder - die von Medjugorje und die vom "Lion de Juda" Dr. Madres - mit dem hl. Franz von Assisi, mit Grignon von Montfort, mit dem hl. Pfarrer von Ars und mit Charles de Foucauld zu vergleichen. So ganz einfach! (Seite 126/127). Etwas Umwerfendes! Schaut in die ganz neue und luxuriöse Zeitschift "Feu et Lumière", herausgegeben von der Gemeinschaft "Lion de Juda", wo man gleichzeitig die jüdischen, katholischen und pfingstlerischen Riten praktiziert! Dank Medjugorje und Kibeho startet sie wie eine Rakete (Nos. 1+2, Okt./Nov. 83 und Mai 84)! Tatsächlich erscheint in Afrika in Rwanda "die Jungfrau" ebenfalls etwa zwanzig "Sehern". Die Botschaft ist derjenigen Medjugorjes sehr ähnlich, und man zeigt uns eine Seherin mit einem großen Kruzifix, das für den Bruder Ephraim - dem Hauptanimator des "Lion de Juda"-reserviert ist. Kurz, neue charismatische Erscheinungen, in der gleichen suspekten und unheimlichen Atmosphäre bizarrer Phänomene, die mehr der Zauberei als der kathol. Übernatur gleichen.

WERDEN WIR VON GOTT BETROGEN?

Menschlicherweise kann man für die kommenden Monate einen wahren Meinungsumsturz zugunsten Medjugorjes, Kibeho und der Charismatiker erwarten; umsomehr, als ihre Gemeinschaften offiziell von mehreren Bischöfen anerkannt und vom Papst gesegnet worden sind (Feu et Lumière, suppl. 1984).
Und Gott schweigt? Er läßt es zu? Ist es möglich, daß nach den trügerischen Verhandlungen eines Konzils, das es abgelehnt hatte, von der Unfehlbarkeit Gebrauch zu machen, um sich "der Welt zu öffnen", ist es möglich, daß nach Paul VI. und Joh.-Paul II. - "Experten in Humanität" und "Verkünder des Menschenkults" im Gegensatz zum Gotteskult - es nun die Autorität der Jungfrau Maria selbst ist, die durch trügerische Erscheinungen die desorientierten Massen der Gläubigen auf dem Weg einer verfälschten, ganz vermenschlichten und verdeckt satanischen Mystik führt? Würde Gott uns nicht betrügen, falls das einträfe? Eine entscheidende Frage, auf die wir antworten: Nein! Der dreimal heilige, gute und barmherzige Gott verführt noch betrügt niemand. Man ahnt bereits, durch welch geheimnisvolle Absicht er all dieses Übel zuläßt, um daraus bald einmal das größte Gut zu ziehen und den versprochenen Triumph der heiligsten Herzen Jesu und Mariens zu verwirklichen. Denn in Medjugorje trägt der Teufel bereits die Steine dazu bei und sein scheinbarer Sieg wird bald einmal das Totengeläute seines endgültigen Sturzes einleiten...
Es ist im Namen der konziliaren Neuerungen, daß unsere Theologen, Experten und Prälaten sich aufgeschlossen und vertrauensvoll zugunsten Medjugorjes engagieren: Wie kann eine Erscheinung nicht echt sein, wenn sie sich dermaßen für "Papst und Konzil" engagiert! Da kann man sogar heimlicherweise jubeln: Die Jungfrau Maria erschien in einem Land des Ostens und sagte kein Wort gegen den Kommunismus; sie predigt den Oekumenismus und die Religionsfreiheit ... Welch ein Gewinn! Es ist nun der Himmel selbst, der über die kontroversen Punkte entscheidet, um die Richtigkeit der neuen und kühnen Lehren des Konzils zu bestätigen. In Medjugorje hat nunmehr der Himmel grünes Licht für das aggiornamento gegeben, und die Jungfrau Maria - bis jetzt betreffs Religion traditionalistisch eingestellt, denken wir nur an die Rue du Bac, an Lourdes, an Pontmain oder Fatima - welchselt endlich die Ebene. Auf einmal kann sich Laurentin als einer ihrer ergebensten Diener ausgeben. Gewiß, am Konzil hat er sich dafür verwendet, daß die Frage nach den neuen Mariendogmen "Maria Mittlerin und Miterlöserin" nicht einmal gestellt wird. (Man lese sein signifikantes Pamphlet: "La question mariale" Seuil 1963). Jawohl, mit allen Mitteln hat er daran gearbeitet, daß man den Bitten der Jungfrau Maria von Fatima mit Verachtung begegne. Aber heute in Medjugorje schließt sich Maria schlußendlich seiner minimalistischen und ökumenischen Theologie an. Wenn das kein Sieg ist!
So ist es auch für Marcel Clément und seinesgleichen. Jubelnd stellen sie die Übereinstimmung der Worte "der Jungfrau" mit den umstrittenen Konzilstexten fest. Anderseits welche Verachtung für diejenigen, die diese Texte in Frage gestellt haben! Um dieselben total zu erledigen fehlte es nur noch, daß Papst Joh.-Paul II. während seiner Jugoslawienreise 1985 - die kommunistiche Regierung hat ihn eingeladen - mit einer Wallfahrt nach Medjugorje verbinden würde. Nach alldem, warum auch nicht? Man weiß, daß er informiert ... und eher wohlwollend gesinnt ist.
Unsere Antwort? Gut, man triumphiere lautstark! Man bleibe bei diesem Starrsinn! Wir halten fest, daß man dabei ist, zwischen den Neuerungen des Vatikanums II und den jugoslawischen Erscheinungen ein untrennbares Band zu weben. Beides ist eins; die Übereinstimmung ist perfekt. Ihr habt es gemerkt. Gut so. Wir stellen ebenfalls euer Unvermögen fest, unsere Opposition gegen die Haeresien des Konzils und der Päpste Paul VI. und Joh.-Paul II. - die in den zwei "Liber accusationis" von Abbé de Nantes klar gebrandmarkt wurden und ohne Antwort geblieben sind - wirkungsvoll zu verurteilen. Deshalb scheint es, daß man nun den Himmel zu Hilfe ruft und die Autorität der Jungfrau Maria selbst! Und ihr haltet nunmehr Erscheinungen, Wunder und Prophezeiungen als Garantien für eure neuartige Lehre. Gut so! Wir akzeptieren himmlische Schiedssprüche. Nur halten wir uns dabei ausschließlich an die von der Kirche anerkannten Erscheinungsorte, an Fatima, die sie alle zusammenfaßt und wir warten ungetrübt und in aller Ruhe auf die Stunde, wo sich die Wahrheit über Medjugorje und über Fatima offenbaren wird.
Denn eines Tages wird der Donner der Wahrheit kommen. Vor aller Augen. Unfehlbar. In den kommenden Wochen oder Monaten müssen die "Seher" die fünfunvierzig Geheimnisse bekanntgeben. Dann können wir die Prophezeiungen untersuchen. Es ist notwendig, daß man die Berichte ihrer Offenbarungen publiziere. Man wird dann deren Orthodoxie und deren Wert feststellen können. Auch warten wir auf das angekündigte kosmische Zeichen, das den "Tanz der Sonne von Fatima" zum Vergessen bringen soll. Notwendigerweise wird die Wahrheit an den Tag kommen. Sollte das zu lange dauern, könnte es gut möglich sein, daß der Hauptakteur der Ereignisse und seine Helfershelfer auf die Idee kommen, ihr ganzes Manöver selbst zu enthüllen, zum Skandal der großen Menge Leute und der weltweiten Apostasie.
Dieser Triumph aber wäre ihr Untergang. Denn würde sich Satan demaskieren, müßten die legitime Hierarchie der Kirche eingreifen, um diesen außergewöhnlichen Betrug zu beurteilen und zu verurteilen. Dann wird sie uns wieder an ihrer Seite finden, so gut wie wir uns jetzt an den mutigen Bischof von Mostar halten, in seiner klugen Opposition den charismatischen Franziskanern gegenüber, die übrigens gegen seine Befehle rebellieren. Wir müssen jetzt ebenfalls anerkannen, daß Abbé de Nantes richtig gesehen hatte, als er seit Okt. 1981, allein im Namen der Erfordernisse des Glaubens, den diabolischen Betrug von Medjugorje brandmarkte. Auch hatte er die chariasmatische Gefahr richtig erkannt; genau zur Stunde, wo in Rom Papst Paul VI. die schreckliche Verantwortung auf sich nahm, diese Bewegung zu segnen (CRC No. 93, Juni 1975, "Le Renouveau charismatique, nouvelle pentecôte).
Nein, Gott betrügt uns nicht. Er ist die Wahrheit und die Treue. Und gemäß ihrer großen Aufgabe der Gnade und des Erbarmens ist es Maria, die unbefleckte Mittlerin, die am Ende den Kopf der alten Schlange zertreten wird. "Dann werden alle Formen des Sozialismus, der Kommunismus, die Haeresien, der Atheismus, die Freimaurerei und alle ähnlichen Dummheiten die von der Sünde her stammen, fallen (hl. Maximilian Kolbe). Es wird der Vorabend der großen katholischen Wiedergeburt unter der Herrschaft der Heiligsten Herzen Jesu und Mariens sein, gemäß dem Versprechen von Fatima: "Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren; der Heilige Vater wird mir Rußland weihen, das sich bekehren wird, und dann wird der Welt eine Periode des Friedens gegeben werden."

(1) Sicher ist die Anzahl von 45 Geheimnissen übertrieben, aber sie sind ein gutes Mittel, um die Neugierde der Leute wachzuhalten. Sie bilden ein unerschöpfliches Gesprächsthema und sind geeignet, Medjugorje "en vogue" zu halten.
(2) Siehe Seite 22, wo berichtet wird, daß die Jungfrau auch in Afrika etwa zwanzig Sehern erscheint. Wahrscheinlich sind die Erscheinungen in Medjugorje die letzten auf dieser Erde und jene in Afrika die allerletzten oder umgekehrt.
(3) Es sind jetzt bereits sieben oder acht Jahre her, daß eine Erscheinung dem blinden Seher Clemente Dominguez von Palmar de Troya versprochen hatte, er werde seine durch einen Unfall verlorenen Augen "bald, sehr bald" wieder erhalten. Der arme Kerl wartet heute noch darauf. Damals war aber das Versprechen geeignet, die Anhänger "bei der Stange" zu halten.
(4) Es ist auch möglich, daß sie das nicht ganz freiwillig tun. Die Macht Satans dürfte ausreichen, um mit den Kommunisten spielend fertig zu werden, falls sie versuchen sollten, ihm sein "Geschäft" zu verderben.
(5) Hier stellt sich wirklich die Frage: Wie ist es möglich, daß Satan eine seiner erfolgreichsten Waffen angreift? Aber auch hier ist an das Prinzip zu denken, das die selige Acarie formuliert hat: "Der Dämon versteht ein wenig zu verlieren, um viel zu gewinnen" (siehe Seite 15). Tatsächlich gibt es viele traditionstreue Priester, die das Fernsehen unerbittlich verurteilen und verlangen, daß die TV-Geräte aus den Familien entfernt werden, oft aber mit geringem Erfolg. Selbst "sattelfeste" Traditionalisten, denen es nie im Traum einfallen würde, auf einen Schwindel wie z.B. die Erscheinungen von Medjugorje hineinzufallen, bringen es oft nicht fertig, sich vom Fernseher zu trennen. Es ist sehr wohl anzunehmen, daß die TV-Geräte, die wegen dieser Botschaft von Medjugorje in die Mülltonnen wandern, schnell gezählt sind. Hingegen muß man zugeben, daß diese Botschaft einen sehr guten Eindruck macht und das dürfte ihr wirklicher und einziger Zweck sein.
(6) Solipsismus = philosophische Bezeichnung für die Anschauung, daß einzig das Ich das Seiende darstellt.
(7) müßte ist gut gesagt, denn in bezug auf die "legitime Hierarchie" sollte man seine Hoffnungen vorläufig besser nicht allzu hoch ansetzen. Eingreifen müßte sie eigentlich schon lange und bei wichtigeren Dingen als es Privatoffenbarungen sind.

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