In der allerneusten Zeit wird der nimmerruhende Kampf gegen Christi Gottheit nach anderem als noch erfolgssicherer hingestelltem System weitergeführt und geben sich selbst für katholisch geltende Theologen und Gelehrte zu Waffenträgern dieser "Ritter des Geistes von unten" und zu vielleicht halbbewußten Handlangern beim herzkränkenden Zerstören und Verunehren des Allerheiligsten des Neuen Bundes her, immer bereit, herabzuwürdigen, statt zu erheben, was an Christus groß und glorreich ist: die Verehrung, wie sie ihm seine unfehlbare Kirche erweist, die Sakramente, die er eingesetzt, die Hirten, denen er den Stab in die Hand gegeben, kurz seine Lehre, sein Evangelium, alles, was er zu glauben und zu tun geboten hat. Nachdem er schon zuvor vieles gelitten, wird er von diesem Geschlechte noch ganz verworfen werden? Da stellt einer die Frage: Hatte Christus von Anfang an das Bewußtsein seiner Messiaswürde? Ein anderer: Konnte Jesus irren? Ein dritter bietet das Buch herum: Der vorchristliche Jesus. Und ein "allverehrter Gottesgelehrter", dessen sich Gott erbarmt haben möge, schrieb: "Selbst die Kirche scheint die eigentliche Bedeutung Jesu mehr in das zu legen, was er erlitten, als was er gelehrt hat." Die Gotteswissenschaft wird von ihren respektlosen Händen zur pseudoreligiösen, kritischen Philosophie und die Vernunft knechtet den Glauben und Pius X. erhebt seine Stimme wie Johannes: Non licet! Es ist nicht erlaubt! und brandmarkt die "Modernisten", "die uns alles anders, alles gegen die Gewohnheit und anders, als wir es überkommen haben, auftischen" (St. Bernh. Ep. 189.) und uns einen Christus drechseln, von dem unsere Väter nichts gewußt haben und die Kirche nichts wissen will. Die Früheren lästerten, was sie nicht kannten (2. Petr. 2,12.), der Modernismus lästert, was er nicht liebt, und braut aus den Strünken und Wurzeln der ausgerissenen Giftpflanzen der vergangenen Zeiten ein berauschendes Getränk zusammen, das Christus nicht segnet und seine Abendmahlsgäste verabscheuen, im "goldenen Becher des Greuels". (Offenb. 17,4.)
"Das sind nun die", spricht der Apostel (3. Jud. 19 f.), "welche sich selbst trennen und Spaltungen verursachen, sinnlich sind und den Geist nicht haben. Ihr aber, Geliebteste, bauet euch fest auf euern allerheiligsten Glauben!", auf den Glauben der Apostel und Märtyrer, der Kirchenväter und Konzilien, auf den Glauben der Vergangneheit, den Glauben der Kirche in der Jetztzeit, auf den Glauben, welcher die Welt überwindet, bis sie untergeht; auf den Glauben, "daß Jesus der Sohn Gottes ist und daß er gekommen ist, und uns den Sinn gegeben hat, den wahren Gott zu erkenenn und mit seinem wahren Sohne vereinigt zu sein. Dieser ist der wahre Gott und das ewige Leben." (1. Joh. 5,20.)
Was ist uns nun Christus Jesus, von dem die Wahrheit zu bezeugen Johannes Baptista gesandt worden ist? "Lasset uns aufblicken zu dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der solchen Widerspruch (auf der ganzen Welt und zu allen Zeiten, wie wir gehört haben) gegen sich erduldet hat (Heb. 1,2 f.)!"
Durch die unendliche Barmherzigkeit Gottes war unserer Erde die unaussprechliche Gnade zugedacht, daß die zweite göttliche Person - wahrer Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit mit dem Vater und dem Geiste - die gebrechliche menschliche Hülle annehme, daher zugleich wahrer Mensch, wahrer Bürger unserer Erde werden sollte. "Dieses Ebenbild Gottes des Unsichtbaren" - denn der Vater ist den leiblichen Augen nie erschienen - "der Erstgeborene vor allen Geschöpfen" "hielt es, da er in Gottes Gestalt war, für keinen Raub, Gott gleich zu sein, entäußerte sich selbst, nahm Knechtsgestalt an, den Menschen gleich, und ward im Äußern wie ein Mensch erfunden (Kol. 1,15; Phil. 2,6.)."
Die Frage: "Was glaubt ihr von Christus? Wessen Sohn ist er (Matth. 22,42.)?" ist demnach für uns, ja ist überhaupt die wichtigste, die es gibt. Denn, lehrt die hl. Kirche (Athanasianisches Glaubensbekenntnis), "zum ewigen Heile ist der rechte Glaube an die Menschwerdung Jesu Christi notwendig. Dieser aber besteht darin, daß wir glauben und bekennen, daß Unser Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes, Gott und Mensch ist. Als Gott ist Er aus dem Wesen des Vaters von Ewigkeit gezeugt, und als Mensch ist Er aus dem Wesen der Mutter in der Zeit geboren. - Vollkommen als Gott und vollkommen als Mensch, aus einer vernünftigen Seele und einem menschlichen Körper bestehend, dem Vater gleich der Gottheit nach, geringer als der Vater der Menschheit nach. - Oblgleich Er aber Gott und Mensch ist, so sind doch nicht zwei, sondern es ist Ein Christus; Einer aber nicht durch Verwandlung der Gottheit in die Menschheit, sondern durch Aufnahme der Menschheit zu Gott; Einer überhaupt nicht durch Vermischung des Wesens, sondern durch die Einheit der Person. Denn gleichwie die vernünftige Seele und der Leib Ein Mensch sind, so ist auch Gott und Mensch Ein Christus. Derselbe hat gelitten für unser Heil, ist abgestiegen zu der Hölle, am dritten Tage wieder auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel, sitzet zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters, von dannen Er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten. Bei Seiner Wiederkunft werden alle Menschen auferstehen müssen mit ihren Leibern, Rechenschaft abzulegen von ihren Werken. Und die Gutes getan haben, gehen ins ewigeLeben, die aber Schlechtes, ins ewige Feuer. Das ist der katholische Glaube: wer diesen nicht treu und fest geglaubt hat, kann nicht selig werden."
Die Wahrheit, daß Unser Herr Jesus von Nazareth der eingeborene Sohn Gottes ist, die zweite Person der allerheiligsten Dreifaltigkeit, wahrer Gott von Ewigkeit aus dem Wesen des Vaters, ist durch die Weissagungen der Propheten, die Erklärungen des himmlischen Vaters, das Zeugnis Jesu selbst und seines Vorläufers Johannes, die Lehre der Apostel und endlich durch den beständigen Glauben der heiligen Kirche unwiderleglich dargetan und bewiesen.
In den Weissagungen wird der Erlöser als der Sohn Gottes, als mit göttlicher Macht und Würde ausgerüstet, verkündet und ausdrücklich Gott genannt. Da nun Jesus der verheißene Erlöser ist, so ist er auch Gottes Sohn und wahrer Gott: "Gott selber kommt - ruft Isaias - und erlöst euch (Is. 35,4.)."
Der himmlische Vater hat Jesus bei dessen Taufe im Jordan für seinen Sohn erklärt: "Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe." Ebenso bei der Verklärung Christi auf Tabor mit dem Zusatze: "diesen sollt ihr hören." Und als einst der Heiland betete: "Vater, verherrliche deinen Namen", da kam eine Stimme vom Himmel: "Ich habe verherrlicht und werde ferner verherrlichen (Matth. 3,17; 17,5; Joh. 12,28)."
"Johannes gab Zeugnis von ihm, rief und sprach: Dieser war es, von dem ich gesagt habe: Der nach mir kommen wird, ist vor mir gewesen; denn er war eher als ich. Ich kannte ihn nicht; aber der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, sprach zu mir: Über welchen du sehen wirst den Geist herabsteigen und auf ihm bleiben, dieser ist's, der mit dem Heiligen Geiste tauft. Und ich habe es gesehen und bezeugt, daß dieser der Sohn Gottes ist... Wer vom Himmel kommt, ist über alle. ... Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben. Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben (Joh. 1;3.)", denn er ist das Leben (Joh. 14,6.).
Jesus hat von sich selbst ausdrücklich bezeugt, daß er Gottes eingeborener Sohn sei (Joh.10,36.), die göttliche Natur und göttliche Eigenschaften besitze (Joh. 5,26; 8,58; 10,30. 38; Matth. 11,27; 28,18.) und göttliche Werke verrichte, und daß ihm göttliche Anbetung gebühre (Joh. 5,22; 17,3; 14,1.) Demgemäß hat er auch das Bekenntnis anderer über seine Gottheit angenommen. Zum Blindgeborenen sprach er nach dessen Heilung: "Glaubst du an den Sohn Gottes?" Der sagte: "Wer ist es, Herr, damit ich an ihn glaube?" Jesus antwortete: "Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist es." Der aber sprach: "Herr, ich glaube!" Und er fiel nieder und betete ihn an, und der Herr hat es nicht gehindert (Joh. 9,35-38). Zum Weibe am Jakobsbrunnen spricht er: "Ich bin der Messias!" und die Samariter gestehen: "Wir haben ihn jetzt gehört und wissen, daß dieser wahrhaftig ist der Heiland der Welt (Joh. 4,26. 42.)." Den Juden sagt er selber: "Ich bin der Sohn Gottes; tue ich die Werke meines Vaters nicht, dann möget ihr mir nicht glauben. Wahrlich, wahrlich sage ich euch, ehedenn Abraham ward, bin ich. Ihr habt zu Johannes gesandt, und er hat der Wahrheit Zeugnis gegeben; und ich weiß, daß das Zeugnis wahr ist, welches er von mir ablegt. Den Vater kennt niemand als der Sohn; alles was der Vater tut, tut auf gleiche Weise auch der Sohn. Ich und der Vater sind eins (Joh. 10,30. 36 f; 8,58; 5,33; 5,17 f.)." Und den Aposteln: "Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden, damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Das ist aber das ewige Leben, daß sie Dich, den allein wahren Gott erkennen und Den Du gesandt hast, Jesus Christus (Matth. 28,18; Joh. 5,22; 17,3.)."
Und Jesu Aussprüche verhallten nicht klanglos; von seinen Jüngern sowohl wie von seinen Feinden wurden sie in dem von ihm gewünschten Sinne verstanden und aufgefaßt. "Wofür halten die Leute den Menschensohn?" fragte Jesus in der Gegend der Stadt Caesarea Philippi seine Jünger (Matth. 16,13 f.). Und sie sprachen: Einige für Johannes den Täufer, andere für Elisas, andere für Jeremias, oder einen aus den Propheten. Und Jesus sprach zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes. Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du Simon, Sohn des Jonas; denn Fleisch und Blut hat dir das nicht geoffenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist." "Und der Hoheprieser sprach zu ihm: Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, daß du uns sagst, ob du Christus, der Sohn Gottes, bist. Jesus sprach zu ihm: Du hast es gesagt! Ich sage euch aber: Von nun an werdet ihr den Menschensohn zur Rechten der Kraft Gottes sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen (Matth. 26,63 f.)."
Dieses Zeugnis von sich selbst hat Jesus durch sein Leben, durch seine Lehre, durch seinen Kreuzestod, durch Weissagungen und Wunder, besonders aber durch seine glorreiche Auferstehung als wahr bekräftigt, denn er ist für die Wahrheit seines Bekenntnisses, daß "er Christus, der Sohn Gottes" sei, in den Tod gegangen und hat diese Wahrheit durch seine glorreiche Auferstehung besiegelt, wie die Apostel einstimmig lehren und die Kirche zu allen Zeiten festgehalten und standhaft und feierlich bekannt hat. Dieser Glaube hat ungeachtet aller Hindernisse den Sieg errungen und ist der Glaube der gebildeten Völker der Welt geworden. "Das ist der Sieg, der die Welt überwindet, unser Glaube, daß Jesus der Sohn Gottes ist." Gleichzeitig mit dem Siege des Christentums aber hat die Religion, welche in der Ordnung des alten Bundes beharrt und den Messias noch erwartet, dessen Vorläufer Johannes gewesen, alle Kennzeichen ihrer ferneren Geltung verloren. Diesen Glauben hat die Kiche gegen alle Irrlehrer verteidigt vom ersten bis zum zwanzigsten Jahrhundert; derselbe ist in den Werken und Schriften der hl. Väter niedergelegt, ist stets als Grundfeste unserer hl. Religion betrachtet und durch den Tod unzähliger Märtyrer besiegelt worden. Der größte Schatz, die Lebensquelle der Kirche, ist eben der Glaube an "Christus, der da ist über alles, Gott, hochgelobt in Ewigkeit." (Röm. 9,5.)
Fortsetzung (4)
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