Dienstag, Juni 19, 2007

Der Gott-Mensch Jesus Christus - (2)

Verderblicher denn alle Genannten wirkte die charkterlose Irrlehre des ruhmsüchtigen Priesters Arius von Alexandrien (gestorben 336), der an Tücke und Spott, an Gewalttätigkeit und Erfolg die bisherigen Ketzer zu überflügeln suchte. Es gab eine Zeit, wo Gottes Sohn nicht war; denn der Sohn müsse doch notwendigerweise jünger und geringer sein als der Vater, lehrte der Unselige, denn sonst wäre er der Sohn nicht. Arius leugnete demnach, daß der Sohn wahrer Gott und gleichen Wesens mit dem Vater sei, und was die Verfolgungen dreier Jahrhunderte nicht vermocht hatten - den Glauben an die Gottheit Christi zu erschüttern - das vermochten der Priester Arius und seine Partei: die ganze Christenheit teilte sich und ward verwirrt duch mehr denn vier Jahrhunderte. Die Ursache, weswegen der Irrtum des Arius so großen Anhang fand, lag unter anderem darin, daß man, eigene Einsicht überschätzend, göttliche Geheimnisse mit menschlichem Geiste wähnte begreifen und durchschauen zu müssen: ein Irrtum, ein Vernunftdünkel, der bis auf die Neuzeit immer wieder der Vater neuer Irrlehren geworden. Der Charakter des Arianismus war Trennung der Welt von Gott. Gott könne an sich nicht in unmittelbarer Berührung mit dem Endlichen stehen, Er sei zu erhaben und es zieme sich auch für Seine Würde nicht; dies war der oberste Grundsatz des Arianismus. Daher war ihm der Sohn Gottes nur ein Zwischenwesen zwischen Gott und der Welt, so daß dieser arianische Christus mit dem Demiurgos der Gnostiker große Ähnlichkeit aufwies. Er war geboren nicht aus dem Wesen des Vaters; in der Zeit, nicht von Ewigkeit; nicht wahrer Gott vom wahren Gott, sondern aus dem Nichts. Der Heilige Geist wird später von den Arianern noch niedriger gestelllt, da ihn ja der Sohn gesandt hat. Trotzdem beteten sie den Vater an durch den Sohn im Heiligen Geiste, so daß eine Vielgötterei entstand und die ganze Grundlage des Christentums von ihnen zerstört wurde.
Der hochgelehrte Apollinaris, Bischof von Laodicea und Magister des hl. Hieronymus, verkündigte nach geradezu apostolischer Verteidigung der Wahrheit die unglaublichsten Irrtümer. Der Sohn Gottes habe seinen Körper, ohne die vernünftige Seele, vom Himmel mitgebracht; die Seele wäre von der Gottheit ersetzt worden; folglich habe Christus auch der Gottheit nach gelitten. Groß ist der Heilige Geist, größer der Sohn, am größten der Vater.
Die antiochenische Diakon Aëtius leugnete die Gottheit des Sohnes und des Heiligen Geistes, die Existenz eines Reinigungsortes, sowie den Unterschied zwischen Papst, Bischof und Priester und behauptete, der Mensch müsse so notwendig sündigen wie Atem schöpfen.
Der Bischof Eunomius von Cyzicus (gestorben 396) lehrte, Christus heiße nur bildlich Gott, etwa wie man einen gemalten Menschen "einen Menschen" nennt, und sei nicht seinem Wesen nach, sondern gewissen Seelenkräften nach Mensch geworden; der Bischof Theodor von Mopsuestia hingegen wollte nur eine moralische, äußerliche Vereinigung des "Wortes" mit der menschlichen Natur zugeben, etwas anderes sei das "Wort" oder der "Logos", etwas anderes Christus; dieser letztere, allen menschlichen Leidenschaften unterworfen, wäre täglich heiliger geworden, habe die Taufe im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes empfangen und bei dieser Gelegenheit Gottes Gnadenfülle und Sohnschaft überkommen. Thomas' Worte: Mein Herr und mein Gott! seien kein Bekenntnis der Gottheit Jesu Christi, nur ein Ausruf der Verwunderung (etwa wie das altbayerische "O mein lieber Herrgott!) gewesen, und Christus habe, wie vor ihm Plato und nach ihm Manes oder Marcion, seine Glaubenslehren - die eine von da, die andere von dorther genommen und zu einem Glaubenssystem - dem christlichen - verbunden.
Der Patriarch Nestorius von Konstantinopel (gestorben 440), unwissend und gewalttätig, behauptete nach Theodors Vorgang in hochtrabendster Weise, Jesus Christus sei eigentlich ein bloßer Mensch, der mit dem Logos verbunden und weit mehr als alle Heiligen und Propheten mit dem Geiste und der Kraft Gottes erfüllt war. Gott der Logos und Jesus von Nazareth seien verschiedene Personen, in denen jedoch die eine Person mit der andern so vergesellschaftet sei, daß ihre Vereinigung noch enger ist als die Verbindung des Menschen mit dem Gewande, in das er sich hüllt, oder des Tempels mit der ihn bewohnenden Gottheit. Wegen der Beziehungen, in welchen der Sohn Mariens zu Gottheit stehe, indem er an ihren Vorzügen und Ehren teilnehme und aller Anbetung würdig sei, werde er Gott genannt. Mit dem von Maria der Jungfrau geborenen Menschen Jesus habe sich das ewige Wort bloß vereinigt; Maria sei daher nicht Gottesgebärerin oder Mutter Gottes, sondern nur Christusgebärerin, denn der Name "Christus" bezeichne nicht einen Gottmenschen, sondern bloß einen mit Gott verbundenen Menschen, einen "Gottesträger", nämlich der Sohn Mariens.
Der bejahrte Archimandrit (Abt) Eutyches zu Konstantinopel (gestorben um 460) verstieg sich in seinem blinden Eifern gegen Nestorius zu dem nicht minder ketzerischen Satze, daß in Christus, wie nur eine Person, so auch nur eine Natur, die göttliche, sei, welche die menschliche verschlungen habe. Seine Anhänger nannte man Monophysiten.
Die Monotheleten (seit 612) gaben zwar die zwei Naturen in Christus zu, leugneten aber den menschlichen Willen, der im göttlichen aufgegangen sei.
Die letzte der Ketzereien endlich, die sich direkt gegen die allheilige Person Jesu wandten, im Grund genommen eine Abart und Nachwucherung des Nestorianismus, war der gegen Ende des achten Jahrhunderts in Spanien entstandene, schon von Bonosus gelehrte sogenannte Adoptianismus, d.h. die von den Bischöfen Elipandus aus Toledo und Felix von Urgel ausgeheckte Lehre, daß Christus nicht wahrhaft Einer und von Natur der Sohn Gottes sei, sondern daß er seiner hl. Menschheit nach von Gott bei seiner Taufe im Jordan als Adoptivsohn angenommen worden.
Aber auch Mohammed (gestorben 632), der "Prophet Allahs", der die Dreifaltigkeit, die Gottheit und die Gottessohnschaft, den Tod und demnach auch die Auferstehung Jesu Christi, nicht aber Seine Himmelfahrt leugnete; - die vom griechischen Kaiser Leo dem Isaurier veranlaßte, von Konstantin V. (Kopronymos) und Leo III. gewaltsam ausgebreitete Bilderstürmerei (726-787), bei welcher nicht nur die Bilder der Heiligen, sondern auch die des göttlichen Heilandes beschimpft, verunehrt, vernichtet wurden, bis das Konzil von Nicaea 787 dem sinnlosen, tyrannischen Unfuge ein Ende machte; - das vom listigen Eindringlinge auf den Byzanzer Patriarchenstuhl, Photius (gestorben 891), um das Jahr 863 in anmaßender Weise begonnnene, vom Patriarchen Michael Caerularius im Jahre 1053 vollendete, bis heute andauernde griechisch-russische Schisma, welches hartnäckig leugnet, daß der Heilige Geist von Ewigkeit von dem Vater und dem Sohne (Filioque) ausgeht, also wie in der Kirche, so in der allerheiligsten Dreifaltigkeit eine Trennung hervorrief; - der deutsche Benediktiner Gottschalk, welcher den Heiland nur für die Auserwählten, nicht aber für die ganze Welt leiden und sterben läßt; - die Bogumilen in Bulgarien, nach deren Meinung der Erzengel Michael Mensch geworden, und die katholische Taufe nicht Christi sondern des Johannis Taufe war; - Tanchelin von Antwerpen (gestorben 1130), der das allerheiligste Sakrament des Altars für unnütz erklärte; - die Waldenser und Albigenser, welche einen bösen und einen guten Gott lehrten, einen Christus, welcher als Gott nicht gelitten, als Mensch nicht erlöst habe; - Petrus Johannes (Ende des 12. Jahrhunderts), der den gekreuzigten Heiland beim Lanzenstiche des Soldaten noch leben ließ; - Berthold von Rohrbach (gestorben 1356), der zu Würzburg lästerte, daß Christus im Kreuze vor Schmerz verzweifelt sei; - der plumpe Pfarrer Wiklef (gest. 1387), der des Herrn Gegenwart im Allerheiligsten leugnete und ein Revolutionschristentum einzuführen versuchte; - Cecco von Ascoli (gestorben 1394), ein Astrologe, welcher behauptete, Christi ärmliche Geburt und schimpflicher Tod sei durch den Einfluß der Gestirne erfolgt; - Johannes Hus (gestorben 1416), der da lehrte, die zwei Naturen, die Gottheit und die Menschheit, seien ein Christus; Petrus sei nicht das Haupt der Kirche, noch der Papst; die Kirche Christi bestehe nur aus den Auserwählten; - Hermann Ruyswick (gest. 1512), der den lieben Heiland zum "Verführer der einfältigen Menschen" stempelte und die Hölle leugnete; - die ganze unglückselige Schar der religiösen Umsturzmänner ("Reformatoren") des sechzehnten Jahrhunderts: der ungestüme Martin Luther (gestorben 1546), der u.a. jeden Getauften zum "Priester" stempelte, Petri Primat leugnete, Jesu beständiges Weilen im Allerheiligsten bestritt, und fünf Sakramente verwarf; - der finstere Johann Calvin (gestorben 1564), nach dessen Lehre Christus, der nur für die Auserwählten, nicht für alle Menschen gestorben sei, am Kreuze der Verzweiflung anheimgefallen; - der Hetzpfarrer Ulrich Zwingli (gestorben 1531), welchem jeder Prediger ein "Priester", das Abendmahl ein "Symbol", die Macht des Papstes, der Bischöfe und Priester aber ein "Unsinn" war; - der "Schwarmgeist" Andreas Karlstadt (gestorben 1541), der das Abendmahl nur als "Erinnerung an Christi Tod" gelten lassen wollte und beantragte, die christliche Justiz sei nach dem mosaischen Gesetze zu handhaben; - der im Wahren wie im Falschen wankende Philipp Melanchthon (gestorben 1560); - Johann Oekolampadius (gestorben 1531), der das Abendmahl nur als "Figur des Leibes Christi" betrachtete; - der bestechende Martin Bucer (gestorben 1551), der da lehrte, Christus sei nur während des Genießens des Abendmahles in demselben gegenwärtig und werde nur infolge des schauenden Glaubens empfangen, auch gebe es keine unfehlbare Kirche auf Erden; - der Schmiedsohn, Schimpfer und Trinker Andreas Osiander (gestorben 1552), der uns von Christus - nur insofern er Gott war - erlöst werden läßt, und sein gleichwertiger Gegner Franz Stankarus (gest. 1590?), der da lehrte, Christus sei unser Mittler einzig seiner Menschheit nach; - Andreas Musculus (gestorben 1568?), der Christi göttliche Natur unbegreiflicherweise zugleich mit der menschlichen am Kreuze sterben läßt; - der Schwabe Johann Brentius, dessen Ansicht gemäß Christi Leib überall, also auch im Brote vor der Verwandlung zugegen ist; - der gottlose Kalabrese Valentin Gentilis (gestorben 1556) und der Atheist Michael Servet (gestorben 1553), die ohnmächtigen Bekämpfer der allerheiligsten Dreifaltigkeit; - der tolle Jakob Schmidlin (gestorben 1591), der sich einbildete, der Heiland wäre in die Hölle der Verdammten hinuntergestiegen, um daselbst Qual zu leiden; - der feine und tüchtige Theodor von Beza (gestorben 1605), der unter des Erlösers "Abstieg zur Hölle" das "Ruhen im Grabe" verstand; - die gutmütigen Mennoniten (Simon Menno, gestorben 1559), deren Glauben nach Christus nicht in Wahrheit von Maria geboren, folglich nicht wirklicher Mensch wie wir alle, war sondern bloß das "wahre Licht"; - der dünkelhafte Professor Johannes Piscator (gestorben 1615?), der den gottlosen Satz aufstellte, Christus - als Sohn Adams und Abrahams dem Gesetze verbunden - habe bis zu seinem Leiden nur für sich selbst Gerechtigkeit geübt; - der schwärmerische Schuhmacher und Quäckerstifter Georg Fox (gest. 1691), dessen Lehre nach alle Christen, auch die Frauen, Priester sind, Gott sich jedem ihn suchenden Menschen - als "innerer Christus" als "Licht und Wort" - offenbart und alle Sakramente unnütz sind; - der "Antichrist" Faustus Socinus (gestorben 1604), der die Irrtümer des Cerinthus, Arius und Phothinus wieder hervorholte, indem er Christus zum einfachen Menschen herabwürdigte, der nur "Gottes Wort" hieß, weil er Gottes Wort verkündigt habe, so daß es von ihm heißt: Tota licet Babylon destruxit tecta Lutherus, Calvinus muros, sed fundamenta Socinus; - der Jansenisten (seit 1642), welche Christi allumfassendes Erlöseramt nur auf die "Vorherbestimmten" beschränken; diese ganze große Schar von Katholikenfeinden, die den Acker Gottes mit teuflischem Unkraut übersäten, nachdem sie mit Gewalt dazu in den Nationen die tiefsten Furchen gezogen; - die französische Philosophenschule des siebzehnten Jahrhunderts, Alembert, Diderot, Voltaire usw., welche alle Grundwahrheiten des Christentums lächerlich machten, vom Spotte zum Unglauben und von diesem zur gänzlichen Gottesleugnung übergingen und die "Entthronung Gottes" und die Erhebung der "Vernunft" auf den Altar von Notre-Dame und der "modernen Religion" einleiteten; - die Saint-Simonisten, denen zufolge "das Christentum, die Religion der Betrübten", und mit ihm der Katholizismus seine Sendung vollbracht habe und das ewige Evangelium der Glückseligkeit des Fleisches auf Erden seinen Anfang zu nehmen habe; - endlich die Unzahl der Geisteserben eines Kant, Schelling, Fichte, Hegel, Paulus, Strauß, Schenkel, Ronge, Bauer, Feuerbach, Ruge und die "Heiligen der letzten Tage", die Mormonen: - sie alle haben sich der Gotteslästerung, der Majestätsbeleidigung Jesu Christi, des Aufruhrs gegen den himmlischen König der Wahrheit und Liebe, der infamsten Mißhandlung des in unserer Natur auf Erden erschienenen "Wortes Gottes" und seines "Wortes" schuldig gemacht; allen diesen Ungläubigen ist er, "der Stein, den die Bauleute verworfen haben und der dennoch zum Eckstein wurde, ein Stein des Anstoßes und ein Fels des Ärgernisses geworden" (1. Petr. 2,7 f.) alle sie hat der Apostel Judas gebrandmarkt als "Wolken ohne Wasser, die von den Winden umhergetrieben werden; Bäume des Herbstes, unfruchtbar; zweimal erstorben, ausgewurzelt; wilde Wellen des Meeres, die ihre eigene Schande ausschäumen; Irrsterne, welchen der Finsternis ewiges Dunkel aufbehalten ist." (Jud. 12 f.)

Fortsetzung (3)

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