Wer an einen lebendigen Gott als Schöpfer und Herrn des Lebens glaubt und mit ihm in Einklang sein will, kann sich nicht gegen seinen Willen stellen und darf seinen Absichten nicht entgegenwirken oder gleichgültig gegenüberstehen.
Es ist das Gott zugeschriebene Wesen, daß er aus sich selbst ist, unabhängig, allmächtig, "totalitär", wie man heute zu sagen beliebt. Wer nicht mit ihm ist, ist gegen ihn.
Von daher leitet die Theologie alles Recht ab und alle Teilhabe daran. Wie die Kirche hierarchisch aufgebaut ist, so scheint es die ganze Schöpfungsordnung zu sein.
Ein solches "System" erfordert als tragendes Prinzip den Gehorsam. Ohne Norm und Gehorsam (sei es auch erzwungenem) ist das Zusammenleben der Menschen nicht denkbar. So ist es erst recht in der Kirche, daher wird von den Gläubigen williger Gehorsam geleistet, der auf Gott als der höchsten Autorität hingeordnet ist. Ungehorsam gegen Gottes Willen und Hinderung seiner Absichten bedeuten Trennung von Gott.
Was ist nun Gottes Wille, welche sind seine Absichten mit uns Menschen? Aus dem Dekalog, aus den Vaterunserbitten und aus dem Liebesgebot läßt sich leicht erkennen: Gott will von uns erkannt und geliebt sein. Mit der Offenbarung seiner Gebote erhielten wir unabänderliche Richtlinien für unsere Beziehungen zu ihm und zu den Mitmenschen.
Aus dem Heilsplan Gottes erkennen wir seine Absichten mit uns Menschen. Das ewige Wort ist Fleisch geworden zu unserem Heil, für die Rettung unserer Seelen. Welch unerhörter Preis für unsere Seligkeit! Ganz klar ergibt sich: Gott setzt alles daran, unsere Seelen zu retten.
Es geht also um die Verherrlichung Gottes und um die Rettung der Seelen. Dies ist der einfachste Nenner, das A und das 0, Gottes Wille und Plan. Alles was dem entgegensteht, muß von Gott wegführen.
Alle großen Dinge sind einfach. Einfach ist es sogar für den Geringsten unter uns, zu erkennen, was die Ehre Gottes mehrt und dem Heil der Seelen dient, oder was diesem abträglich ist. Das Gewissen sagt es uns.
Wir haben gehört, das Gewissen sei die Stimme Gottes und wir würden einst danach gerichtet werden, wie wir unserem Gewissen gefolgt seien. Die Kirche hat das Gewissen allezeit höher gewertet als den Gehorsam, wobei sogar festgehalten wurde: nicht das Austreten aus der Kirche, sondern das Verbleiben in ihr wäre Sünde, sobald jemand im Gewissen zur Überzeugung käme, dies sei nicht die wahre Kirche Christi. Auch die Regel des hl. Franziskus stellt das Gewissen über den Gehorsam.
Verherrlichung Gottes und Rettung der Seelen haben wir als Gottes Wille und Plan erkannt. Kann nun etwas von Gott (oder seiner wahren Kirche) sein, was die Verherrlichung Gottes mindert oder dem Seelenheil abträglich ist? Undenkbar! Solches kann nur vom Menschen mit seiner Fleischeslust und Hoffart oder vom Widersacher kommen.
Wenn wir uns auch nicht in allen theologischen Dingen ein rechtes Urteil zutrauen dürfen und daher Zurückhaltung üben wollen, so können wir uns doch den einfachen Entscheidungen, die jeder Verstand treffen kann und treffen muß, nicht entziehen, wo es für oder gegen Gott und sein Gebot, für oder gegen Gottes Willen und Plan geht. Solche Entscheidungen müssen getroffen werden. Das Abschieben der Qual dieser Entscheidung und womöglich der Verantwortung auf andere, auf zuständige Amtsträger, auf Vorgesetzte und Obere, die Ausrede mit dem Gehorsam, sie retten nicht. "Wenn ein Blinder einen Blinden führt, fallen beide in die Grube." Harte Worte des Evangeliums. Wir werden also zusehen müssen, daß wir nicht "im Gehorsam" einem Blinden folgen und dann mit ihm in die Grube stürzen.
Oder ist etwa die kirchliche Obrigkeit unfehlbar und kann uns keine falschen Wege führen? Darauf scheinen sich nicht wenige zu verlassen und zu glauben, so könnte man sich die heute notwendig gewordene selbstverantwortliche Prüfung und Entscheidung ersparen. Gewiß ist die Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubens- und Sittenfragen zum Dogma erhoben worden und wir wollen daran nicht zweifeln. Alles andere aber ist menschlicher Irrtumsfähigkeit unterworfen. Die Kirchengeschichte belehrt uns darüber in geradezu schauerlicher Weise. Gottes Mühlen mahlen langsam. So auch wenn er seine Kirche korrigiert. Ein Papst wurde nach seinem Tode als Irrlehrer erklärt und exkommuniziert. Ein anderer hielt es mit den Arianern, welche nicht mehr an die Gottheit Christi glaubten. Ein treu gebliebener Bischof, der hl. Athanasius, Kirchenlehrer, wurde verbannt und seine Getreuen wurden aus den Kirchen ausgesperrt. Man denke an den Fall Galilei, an die Hexenverbrennungen und Folterungen usw. Konnten die Prälaten damals irren, warum sollten sie dann nicht auch heute irren können?!
Müssen wir uns nun auch den Irrtümern im Gehorsam fügen? Prof. G. May, Ordinarius für Kirchenrecht, schreibt: "Die Aurorität hat das göttliche und menschliche Recht ... zu beachten. Verletzt sie eines von beiden, so besteht grundsätzlich keine Pflicht, ihr zu gehorchen." Thomas von Aquin: "Mitunter aber sind die Befehle der Vorgesetzten gegen Gott. Darum darf man den Vorgesetzten nicht in allem gehorchen." Der hl. Robert Bellarmin: Wie jemand dem Papst Widerstand leisten darf, wenn er einen leiblich angreift, so auch wenn er die Seelen angreift oder den Staat in Verwirrung bringt, und noch mehr, wenn er die Kirche zu zerstören sucht. Ich sage, man darf ihm Widerstand leisten, indem man seine Befehle nicht vollzieht und indem man ihn an der Durchführung seines Willens hindert." Der hl. Antonius von Florenz: "Wenn jemand dem Gebot des Oberen aus einem gerechten Grund nicht nachkommt, so kann man von ihm nicht behaupten, er lehne sich auf."
Wir können gegen eine irrige Weisung eines Oberen Vorstellungen erheben, müssen ihr aber bei ihrer Aufrechterhaltung Gehorsam leisten, wenn sie nicht gegen göttliches oder menschliches Recht verstößt. Hier können wir wieder jene einfache Unterscheidung anwenden, in der unser Gewissen nicht versagen kann. Ist das, was die Kirchenoberen von uns verlangen oder erwarten, zur größeren Ehre Gottes und zum vermehrten Heil der Seelen oder mindert es diese? Dient es dazu, die Welt zu überwinden wie Jesus sie überwand, oder zielt es auf die Gewinnung der Welt ("Augenlust, Fleischeslust und Hoffart des Lebens") ab? Es ist selbstverständlich, daß wir eine Minderung der Ehre Gottes und eine Vernachlässigung des Seelenheils "im Gehorsam" nicht mitmachen können. Diese Prüfung dürfen wir - besonders heute - nicht unterlassen, und es muß eine genaue und strenge Prüfung sein, gerade so streng und genau wie einstens Gottes Gericht mit uns sein wird. Wir werden erkennen, was wir zu tun und zu lassen haben, und wo der verlangte Gehorsam aufhören muß, weil er sonst zur Untat würde, zur Auflehnung gegen Gott.
Ein kirchliches Amt schützt weder vor Irrtum noch vor menschlichen Schwächen. Auch eine Mehrheit bürgt nicht für den richtigen Weg und die Wahrheit. Ganz England wurde im 16. Jahrhundert geschlossen in Häresie und Schisma geführt. Desgleichen die nordischen Länder in den Protestantismus. Das war ein Werk der Hirten. Heute, da Irrlehren wie ein Pilzgeflecht den Leib der Kirche durchziehen und die Medien jede Manipulation ermöglichen, ist die Gefahr des falschen Weges, den man unbemerkt geführt wird, größer denn je. Modernisten und Liberalisten haben die Macht in die Hand bekommen, und die Kirche ist nicht mehr die, die sie war. Die früheren Todfeinde der Kirche bestätigen uns, daß eine Revolution in der Kirche stattgefunden habe, eine "kopernikanische" (d.i. weltbildverändernde) Revolution.
Es ist das Gott zugeschriebene Wesen, daß er aus sich selbst ist, unabhängig, allmächtig, "totalitär", wie man heute zu sagen beliebt. Wer nicht mit ihm ist, ist gegen ihn.
Von daher leitet die Theologie alles Recht ab und alle Teilhabe daran. Wie die Kirche hierarchisch aufgebaut ist, so scheint es die ganze Schöpfungsordnung zu sein.
Ein solches "System" erfordert als tragendes Prinzip den Gehorsam. Ohne Norm und Gehorsam (sei es auch erzwungenem) ist das Zusammenleben der Menschen nicht denkbar. So ist es erst recht in der Kirche, daher wird von den Gläubigen williger Gehorsam geleistet, der auf Gott als der höchsten Autorität hingeordnet ist. Ungehorsam gegen Gottes Willen und Hinderung seiner Absichten bedeuten Trennung von Gott.
Was ist nun Gottes Wille, welche sind seine Absichten mit uns Menschen? Aus dem Dekalog, aus den Vaterunserbitten und aus dem Liebesgebot läßt sich leicht erkennen: Gott will von uns erkannt und geliebt sein. Mit der Offenbarung seiner Gebote erhielten wir unabänderliche Richtlinien für unsere Beziehungen zu ihm und zu den Mitmenschen.
Aus dem Heilsplan Gottes erkennen wir seine Absichten mit uns Menschen. Das ewige Wort ist Fleisch geworden zu unserem Heil, für die Rettung unserer Seelen. Welch unerhörter Preis für unsere Seligkeit! Ganz klar ergibt sich: Gott setzt alles daran, unsere Seelen zu retten.
Es geht also um die Verherrlichung Gottes und um die Rettung der Seelen. Dies ist der einfachste Nenner, das A und das 0, Gottes Wille und Plan. Alles was dem entgegensteht, muß von Gott wegführen.
Alle großen Dinge sind einfach. Einfach ist es sogar für den Geringsten unter uns, zu erkennen, was die Ehre Gottes mehrt und dem Heil der Seelen dient, oder was diesem abträglich ist. Das Gewissen sagt es uns.
Wir haben gehört, das Gewissen sei die Stimme Gottes und wir würden einst danach gerichtet werden, wie wir unserem Gewissen gefolgt seien. Die Kirche hat das Gewissen allezeit höher gewertet als den Gehorsam, wobei sogar festgehalten wurde: nicht das Austreten aus der Kirche, sondern das Verbleiben in ihr wäre Sünde, sobald jemand im Gewissen zur Überzeugung käme, dies sei nicht die wahre Kirche Christi. Auch die Regel des hl. Franziskus stellt das Gewissen über den Gehorsam.
Verherrlichung Gottes und Rettung der Seelen haben wir als Gottes Wille und Plan erkannt. Kann nun etwas von Gott (oder seiner wahren Kirche) sein, was die Verherrlichung Gottes mindert oder dem Seelenheil abträglich ist? Undenkbar! Solches kann nur vom Menschen mit seiner Fleischeslust und Hoffart oder vom Widersacher kommen.
Wenn wir uns auch nicht in allen theologischen Dingen ein rechtes Urteil zutrauen dürfen und daher Zurückhaltung üben wollen, so können wir uns doch den einfachen Entscheidungen, die jeder Verstand treffen kann und treffen muß, nicht entziehen, wo es für oder gegen Gott und sein Gebot, für oder gegen Gottes Willen und Plan geht. Solche Entscheidungen müssen getroffen werden. Das Abschieben der Qual dieser Entscheidung und womöglich der Verantwortung auf andere, auf zuständige Amtsträger, auf Vorgesetzte und Obere, die Ausrede mit dem Gehorsam, sie retten nicht. "Wenn ein Blinder einen Blinden führt, fallen beide in die Grube." Harte Worte des Evangeliums. Wir werden also zusehen müssen, daß wir nicht "im Gehorsam" einem Blinden folgen und dann mit ihm in die Grube stürzen.
Oder ist etwa die kirchliche Obrigkeit unfehlbar und kann uns keine falschen Wege führen? Darauf scheinen sich nicht wenige zu verlassen und zu glauben, so könnte man sich die heute notwendig gewordene selbstverantwortliche Prüfung und Entscheidung ersparen. Gewiß ist die Unfehlbarkeit des Papstes in Glaubens- und Sittenfragen zum Dogma erhoben worden und wir wollen daran nicht zweifeln. Alles andere aber ist menschlicher Irrtumsfähigkeit unterworfen. Die Kirchengeschichte belehrt uns darüber in geradezu schauerlicher Weise. Gottes Mühlen mahlen langsam. So auch wenn er seine Kirche korrigiert. Ein Papst wurde nach seinem Tode als Irrlehrer erklärt und exkommuniziert. Ein anderer hielt es mit den Arianern, welche nicht mehr an die Gottheit Christi glaubten. Ein treu gebliebener Bischof, der hl. Athanasius, Kirchenlehrer, wurde verbannt und seine Getreuen wurden aus den Kirchen ausgesperrt. Man denke an den Fall Galilei, an die Hexenverbrennungen und Folterungen usw. Konnten die Prälaten damals irren, warum sollten sie dann nicht auch heute irren können?!
Müssen wir uns nun auch den Irrtümern im Gehorsam fügen? Prof. G. May, Ordinarius für Kirchenrecht, schreibt: "Die Aurorität hat das göttliche und menschliche Recht ... zu beachten. Verletzt sie eines von beiden, so besteht grundsätzlich keine Pflicht, ihr zu gehorchen." Thomas von Aquin: "Mitunter aber sind die Befehle der Vorgesetzten gegen Gott. Darum darf man den Vorgesetzten nicht in allem gehorchen." Der hl. Robert Bellarmin: Wie jemand dem Papst Widerstand leisten darf, wenn er einen leiblich angreift, so auch wenn er die Seelen angreift oder den Staat in Verwirrung bringt, und noch mehr, wenn er die Kirche zu zerstören sucht. Ich sage, man darf ihm Widerstand leisten, indem man seine Befehle nicht vollzieht und indem man ihn an der Durchführung seines Willens hindert." Der hl. Antonius von Florenz: "Wenn jemand dem Gebot des Oberen aus einem gerechten Grund nicht nachkommt, so kann man von ihm nicht behaupten, er lehne sich auf."
Wir können gegen eine irrige Weisung eines Oberen Vorstellungen erheben, müssen ihr aber bei ihrer Aufrechterhaltung Gehorsam leisten, wenn sie nicht gegen göttliches oder menschliches Recht verstößt. Hier können wir wieder jene einfache Unterscheidung anwenden, in der unser Gewissen nicht versagen kann. Ist das, was die Kirchenoberen von uns verlangen oder erwarten, zur größeren Ehre Gottes und zum vermehrten Heil der Seelen oder mindert es diese? Dient es dazu, die Welt zu überwinden wie Jesus sie überwand, oder zielt es auf die Gewinnung der Welt ("Augenlust, Fleischeslust und Hoffart des Lebens") ab? Es ist selbstverständlich, daß wir eine Minderung der Ehre Gottes und eine Vernachlässigung des Seelenheils "im Gehorsam" nicht mitmachen können. Diese Prüfung dürfen wir - besonders heute - nicht unterlassen, und es muß eine genaue und strenge Prüfung sein, gerade so streng und genau wie einstens Gottes Gericht mit uns sein wird. Wir werden erkennen, was wir zu tun und zu lassen haben, und wo der verlangte Gehorsam aufhören muß, weil er sonst zur Untat würde, zur Auflehnung gegen Gott.
Ein kirchliches Amt schützt weder vor Irrtum noch vor menschlichen Schwächen. Auch eine Mehrheit bürgt nicht für den richtigen Weg und die Wahrheit. Ganz England wurde im 16. Jahrhundert geschlossen in Häresie und Schisma geführt. Desgleichen die nordischen Länder in den Protestantismus. Das war ein Werk der Hirten. Heute, da Irrlehren wie ein Pilzgeflecht den Leib der Kirche durchziehen und die Medien jede Manipulation ermöglichen, ist die Gefahr des falschen Weges, den man unbemerkt geführt wird, größer denn je. Modernisten und Liberalisten haben die Macht in die Hand bekommen, und die Kirche ist nicht mehr die, die sie war. Die früheren Todfeinde der Kirche bestätigen uns, daß eine Revolution in der Kirche stattgefunden habe, eine "kopernikanische" (d.i. weltbildverändernde) Revolution.
Bischof Graber in 'Athanasius'
Aus: «DAS ZEICHEN MARIENS», 21./22. Jahrgang, Nr. 10, Februar A.D. 1989, Seiten 7096 und 7107
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